Wednesday 30 December 2015

Sri Lanka - Jahre danach

Am 26. Dezember 2004 löste ein gewaltiges Erdbeben im Indischen Ozean eine Kaskade von Flutwellen aus. Dieser Tsunami traf auch auf die Küsten Sri Lankas. Die Stiftung Tamils-Aid (STA) beschloss sich direkt für die Opfer einzusetzen. "Das Buch von Judith Wirz vermittelt einen Blick auf die bestehenden STA-Hilfsprojekte und soll motivieren, den Bestand und den Ausbau dieser sinnvollen Werke auch in Zukunft zu unterstützen", schreibt Projektorganisator Adrian Wirz im Vorwort.

Ich will hier nicht auf die Arbeit der Stiftung eingehen, ich will hier die Eindrücke schildern, die die Beschäftigung mit den Fotos und dem Text von Judith Wirz bei mir auslösten.

Sri Lanka ist mir nicht ganz unbekannt, ich war zweimal, das erste Mal vor etwa 25 Jahren, das zweite Mal vor gut einem Jahr, als Tourist auf der Insel, hauptsächlich im Süden, aber auch im Hochland von Kandy.
Mir ist nie so recht klar, weshalb mich gewisse Bilder ansprechen und andere nicht. Die Gründe, die ich mir im Nachhinein zurecht lege, überzeugen mich nicht immer. Möglich, dass mich am obigen Bild der Gegensatz der ganz unterschiedlich bekleideten Frauen faszinierte, wahrscheinlicher scheint mir jedoch, dass mir ganz einfach Wellen und Licht gefallen haben, die Weite und Ruhe, die ich häufig am Meer empfinde.

Die hier gezeigten Bilder sind nicht typisch für diesen Band, es sind die, die mir beim ersten Durchblättern hängengeblieben sind, wohl auch, weil es sich bei den beiden Meeresaufnahmen im Buch um grossformatige Fotos handelt.

Und da sich diese Aufnahmen in einem Fotoband über Hilfsprojekte in Sri Lanka findet, gehen meine Gedanken auch zum Tsunami im Jahre 2004, als dieses Meer alles andere als ruhig war, ganz heftige Wellen aufs Land trafen und Tod und Verwüstungen zurückliessen. Und wie immer sind es fast mehr die Informationen, die ich zum Bild bringe, als die Bilder selber, die dann wiederum andere Bilder in meinem Kopf auslösen
"Es ist heiss und feucht! Ich bin in Sri Lanka, Colombo Flughafen, gelandet. Es ist März, Ankunftszeit 05.00 Uhr", so beginnt Judith Wirz ihren Reisebericht. Und so schildert sie die Fahrweise auf der Insel. "Nur nicht anhalten! Es wird auch an engen Stellen, sogar vor unübersichtlichen Kurven überholt, immer begleitet von Hupen. Der, der überholt, hupt, der Überholte hupt und der, welcher entgegenkommt, hupt auch und weicht irgendwie aus. Schlimmstenfalls bremst der Überholte und wenn es kein Ausweichen gibt, steht einfach der Verkehr still. Aber sie schaffen es, aneinander vorbei zu kommen. Und immer ruhig, nie würde einer die Fahrweise des anderen kritisieren."

Viele Bilder zeigen Alltagsszenen  einen Busstop, Mittagessen in einer Bar, einen Bahnhof, einen fahrenden Zug, Männer beim Fischfang, Tuk Tuks, Verkaufsstände etc. – und sie gewinnen durch den gänzlich unprätentiösen, sachlich und nüchtern beschreibenden Text, weil dieser ihnen eine Dimension hinzufügt, die Bildern naturgemäss fehlt. Geräusche etwa. "Um 23.00 Uhr wird es ruhiger. In meinem Zimmer hat es zuwenig Licht zum Lesen. Ein riesiger Laster dröhnt vorbei. Der Benzingestank dringt durch die Öffnung im Badezimmer. Um 01.30 Uhr ein lautes Scheppern aus der Küche, Essen wird in Blechpfannen hin- und hergeklopft. Dann endlich Stille."
Die mir liebsten Aufnahmen sind die Porträts. Eine junge Frau an der Nähmaschine, ein Mädchen beim Schreiben, der Leiter eines Kinderheims in seinem Büro, ein vielleicht fünfjähriges Mädchen beim Tanzen, ein lachender junger Mann mit Elektrokabeln. Oder eben das obige Bild, das mich automatisch zum Strahlen bringt.

Judith Wirz
Sri Lanka   Jahre danach

Wednesday 23 December 2015

René Burri: Mouvement

Als der Magnum-Fotograf René Burri sich vor einigen Jahren als Patient im Zürcher Universitätsspital aufhielt, wurde er unter anderem auch von meiner Schwägerin Nadja, die damals dort als Krankenschwester arbeitete, betreut. Eines Tages fragte sie ihn, ob er mich kenne, da ich ja regelmässig über Fotografie publiziere. Ich war ihm nicht bekannt, doch er schenkte Nadja eines seiner Bücher, mit Widmung, als er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Ich erzähle das, weil ich deutlich machen will, dass mein Burri-Bezug sich nicht nur auf Fotos beschränkt ...

Meine lange Zeit liebsten Burri-Bilder waren die brasilianischen und das hat natürlich auch ganz viel damit zu tun, dass mich Brasilien und die Brasilianer ungemein faszinieren. Ich war schon einige Male dort, habe sowohl den Nordosten als auch den Süden ausgiebig bereist und bin gerade eben wieder auf dem Sprung nach Santa Cruz do Sul, einer Stadt  mit etwa 120'000 Einwohnern, zwei Stunden von Porto Alegre, im Landesinneren, gelegen, wo ich einmal während eineinhalb Jahren Englisch unterrichtet habe.

In den beiden vorliegenden, edel gestalteten Bänden, einer mit schwarz/weiss, der andere mit farbigen Aufnahmen, entdecke ich viele, mich sehr ansprechende und bis anhin unbekannte Burri-Fotos, die beeindruckend vorführen, dass Fotografie Kunst sein kann (und das ist sie für mich selten). Woran das liegt, kann ich nicht wirklich erklären, doch Verstehen sei ein Gefühl, habe ich einmal bei Robert Adams gelesen (In "Beauty in Photography") und dieses sagt mir, dass ich es bei vielen dieser Aufnahmen mit qualitativ Hochstehendem zu tun habe.

Der schwarz/weiss-Band von Mouvement wird von zwei Vorworten eingeleitet. Das eine stammt vom Kurator und Kritiker Hans Ulrich Obrist, ist mit "Fotografie ist Zugang zum Leben" überschrieben, wenig inspirierend und voller ziemlich leerer Behauptungen wie: "In all seinen Fotografien verleiht er den Architekturen ein Moment der Lebendigkeit. Und dennoch sind seine Architektur- und Künstlerporträts immer eine Hommage an das Werk und den Geist ...". Das zweite Vorwort, vom Verleger, Künstler und Autor Philipp Keel, ist wesentlich ansprechender: es berichtet von ganz unterschiedlichen persönlichen Begegnungen mit dem schwierigen und sehr widersprüchlichen Menschen René Burri.

Dem farbigen Band ist ein Vorwort von Hans-Michael Koetzle, der mehrere Bücher mit dem Fotografen konzipiert hat, beigegeben. Man erfährt da unter anderem, dass Burri die Schweiz zu eng war. "Die Kamera, so glaubte ich, sei meine Chance, mich aus den Schweizer Bergen herauszuwuchten." Und wie er nach dem Abschluss der Fotoklasse an der Zürcher Kunstgewerbeschule ("wo wir nur Kaffeetassen im Licht fotografiert hatten") völlig unvorbereitet auf den Fotojournalismus war und sich den Weg in diesen hinein mühsam erarbeiten musste.
René Burri, Brasilia, 1977 @ Fondation René Burri/Magnum Photos
Mit freundlicher Genehmigung Diogenes Verlag AG, Zürich

Als Burris Stärke bezeichnet Koetzle, "dem Augenblick eine klar gegliederte, gleichwohl komplexe, an Bezügen reiche Bildaussage abzuringen. Burris Bilder sind gedachte, gestaltete Bilder von klarer, strenger Form, was mit 'Formalismus' nichts zu tun hat. Eher schon mit dem Willen, die Welt über sehr persönliche, dabei überlegt gebaute Bilder zu erklären."

Was ums Himmels Willen sind bloss gedachte Bilder? Und: Will der Fotograf uns wirklich mittels Bildern die Welt erklären? Können Bilder das überhaupt leisten? Ist es nicht eher umgekehrt, dass nämlich die Bilder erklärt gehören?

Nichtdestotrotz, Hans-Michael Koetzles Text ist höchst informativ und liest sich spannend. Am schwächsten ist er (jedenfalls für mich), wo er andere zitiert. Jan Thorn Prikker etwa, der einmal Burris Fotografieren so beschrieben hat: "Er legt seine Bilder so an, dass sie mehr zeigen, als sie enthalten. Er lädt sie auf eine geheimnisvolle Weise mit Sinn auf, der sich aus einem dokumentarischen Kern heraus entwickelt. Dabei gehen die Zeichen nie in blosser Ästhetik auf, obwohl alle seine Aufnahmen in hohem Masse auch schöne Bilder sind." Für mich ist das sinnfreies Geschwafel.
René Burri, Buenos Aires, 1960 @ Fondation René Burri/Magnum Photos
Mit freundlicher Genehmigung Diogenes Verlag AG, Zürich

Zugegeben, es ist nicht einfach, über Fotos zu schreiben. Und so recht eigentlich würde man es besser lassen und gescheiter möglichst viele Informationen zum Entstehen der Bilder beisteuern. Und wenn man das nicht kann, ist immer noch besser, man beschreibt, was die Bilder in einem auslösen anstatt dem Fotografen zu erklären, was er gemacht/gemeint hat. Und überhaupt: Viel Zeit zum Nachdenken ist da häufig nicht. Vor allem bei der Reportagefotografie muss es meist schnell gehen. In Burris Worten: "Bilder sind wie Taxis zur Hauptverkehrszeit – wenn man nicht schnell genug ist, bekommt sie immer ein anderer."

Was also löst das Brasilia-Foto in mir aus? Zuallererst: Staunen über die Komposition, über Burris Händchen fürs Einrahmen, sein "gutes Auge". Dann der Gedanke, wie fast immer bei Brasilia-Bildern: Wie dominant diese Architektur ist, immer wirkt der Mensch verloren in ihr. Und schliesslich: Die beiden geschwungenen Linien sind mir zu prominent, wirken auf mich zu schwer (jedenfalls auf dem jpg auf dieser Seite, im Band selber kommen sie weniger schwer rüber, weil das Foto viel grösser ist). Da hätte ich gerne die Kontaktabzüge gesehen und mich vermutlich für eine andere Version entschieden.

Und das Buenos Aires-Bild? Ich kenne diesen Platz, war einmal vor Ort. Sofort wandern meine Gedanken zu der Zeit, als ich mich ein paar Wochen in dieser für mich schönsten Stadt der Welt aufgehalten habe: Bilder im Kopf lösen sich in schneller Folge ab, zwei bleiben hängen: Der Friedhof La Recoleta im Regen. Und auf dem Weg dorthin: eine junge, sehr schöne und sehr verloren wirkende Frau auf der Treppe eines Hauses sitzend und mit leerem (Drogen)-Blick auf die Strasse starrend.

Für mich sind Fotos vor allem Trigger. Warum sie auslösen, was sie auslösen, wer will das schon wissen? Ich jedenfalls bin kein Anhänger des Ursache-Wirkung-Erklärungsmodells für Vorgänge im Unbewussten. Eine berühmte Aufnahme von Cartier-Bresson zeigt ein Picknick am Ufer der Marne. In Mouvement gibt es auf Seite 29 des schwarz/weiss-Bandes ein Foto, das Kinder beim Hinaufklettern einer Rampe zeigt und mich innerlich jubeln macht. Ich kann nur raten, weshalb mich dieses Bild an Cartier-Bressons-Marne-Aufnahme erinnert: Liegt es vielleicht daran, dass beide Fotos Lebensfreude ausdrücken? 

Mouvement ist eines dieser raren Foto-Dokumente, bei dem ich intuitiv weiss, dass ich die Aufnahmen eines begnadeten Gestalters betrachte.

René Burri
Mouvement
Diogenes / Steidl

Wednesday 16 December 2015

Steve McCurry: Indien

Steve McCurrys Markenzeichen sind die Farben. Wie kriegt er die nur hin? Nachbehandlung, das ist doch ziemlich eindeutig, denke ich mir. Oder etwa doch nicht? Als ich einmal bei der Besprechung von Bangkok-Bildern eines deutschen Fotografen diese als übertrieben mit Photoshop bearbeitet bezeichnet hatte, liess mich der Fotograf wissen, ich würde mich irren, es handle sich um das Resultat langer Belichtungszeiten (es waren Nachtaufnahmen).

Auf Google erfuhr ich, dass McCurry jeweils tausende von Bildern schiesst und diese dann an seine Mitarbeiter weitergibt. Und dass er Film mit hoher Farbsättigung benutzt. Er scheine nicht viel von Nachbearbeitung zu verstehen, schrieb ein Teilnehmer eines McCurry-Kurses. Vielleicht sind ja seine Mitarbeiter für die Nachbearbeitung zuständig.  

Wie auch immer: in Indien sind die Farben sehr intensiv, in McCurrys Fotos ebenso. Eine idealere Kombination ist kaum zu finden.
"Rennender Junge" lautet die Bildlegende. Flieht er etwa vor der Kamera?
Hilfreicher wäre gewesen, die Hände an der Wand zu erläutern

Doch ich will McCurry nicht auf die Farben reduzieren, denn er hat auch ein wirklich aussergewöhnliches Auge für spezielle Szenen, die zu immer weiteren Bildern im Kopf führen und unsere visuelle Imagination nicht nur zum Laufen bringen, sondern ihr die Richtung vorgeben. Wohin rennt der Junge im obigen Bild? Was erwartet ihn dort? Und warum rennt er überhaupt?

Die Einleitung zum vorliegenden Indien-Band stammt von William Dalrymple, der unter anderem anhand der im Süden Neu Delhis liegenden Fünf-Millionen-Stadt Gurgaon die ungeheuren Diskrepanzen und Widersprüchlichkeiten Indiens beschreibt. Und dabei auch eine im Jahre 2011 in der New York Times veröffentlichte Langzeitstudie zitiert, die Gurgaon als "totales Chaos und Wirtschaftsmotor zugleich und damit im Kleinen ein Abbild des typisch indischen Nebeneinanders von Dynamik und Misswirtschaft" charakterisiert. Genau so hatte ich die Stadt vor einigen Jahren auch selber erlebt.
Riesige Menschenmassen versammeln sich um Kumbh-Mela-Fest 
auf provisorischen Pontonbrücken über den Ganges.

Das obige Bild kommt für einmal mit einer wirklich guten Legende, weil sie nicht einfach beschreibt, was man sieht, sondern es einem erklärt. Im Gegensatz etwa zu "Mann mit orangefarbenem Turban" und ähnlich einfallslosen (und leider für Fotobücher typischen) Bildlegenden.

Indien ist ein Land von Gegensätzen. U.R. Ananthamuthy meinte einmal, der indische Autor habe gegenüber seinen westlichen Kollegen den Vorteil, dass er gleichzeitig im 12. und im 21. Jahrhundert und allen Jahrhunderten dazwischen lebe.

Steve McCurry hat diese Unterschiede höchst überzeugend dokumentiert. William Dalrymple bemerkt treffend: "Die von McCurry meisterhaft eingefangenen, skurril-witzigen Gegensätze sind letzten Ende gar nicht so surreal. Es gibt nichts Abstruses, keine Pelztassen, keine schmelzenden Uhren. Dennoch scheinen die Fotos eine fast irreale Welt abzubilden."

Steve McCurry
Indien
Prestel; München - London - New York 2015.

Wednesday 9 December 2015

Über Yoga. Die Architektur des Friedens

Meine eigene Erfahrung mit Yoga beschränkt sich auf die halbherzige Teilnahme an einem Kurs vor fünfzehn Jahren im walisischen Cardiff. Ich erinnere mich nur an ein paar Verrenkungen und dass mich das Ganze eher an Gymnastik, denn an Spirituelles gemahnte.

Von einem "Pfad der Vereinigung", wie die Einleitung zu Michael O'Neills Über Yoga - Die Architektur des Friedens überschrieben ist, merkte ich damals nichts. Laut Swami Chidanand Saraswatiji, von dem diese Einleitung stammt, geht es im Yoga ums "Einswerden von Atem und Körper, von Geist und Muskeln, von Körper, Seele und Geist, und letztlich von Schöpfung und Schöpfer." 

Er empfiehlt, sich den prächtigen Fotos in diesem Band mit folgender Einstellung zu nähern: 
 "Wenn wir uns ins Betrachten dieses Buches mit derselben Andacht vertiefen, mit der wir das Tor eines Tempels oder einer Kathedrale öffnen, und mit unseren drei Augen sehen – mit den beiden physischen und mit unserem inneren Auge – werden wir nicht nur faszinierend schöne Bilder sehen, sondern auch wahres Yoga."
Himmel und Erde begegnen sich
Ladakh, 1. März 2010

Das obige Bild wird von diesem Text begleitet:
"Für mich liegt hier im tibetischen 
Hochland, zwischen Himmel und Erde, in dieser 
spirituellen Lage, die Glückseligkeit. Die höchste
 Form der Meditation in der grössten Höhe
 bot das perfekte Motiv, um die Loslösung des 
Geistes während der Meditation im Bild zu 
erklären. Es ist der Ort, an dem das Fassliche 
aufhört zu sein und reinem Bewusstsein weicht.
Wie Swami Chidanand so treffend sagte: 
'Grössere Höhe, höhere Gesinnung und höhere 
Dankbarkeit.' Als endliche Formen gelangen 
wir so nahe ans Unendliche."
Ehrwürdige Wurzeln, Uddiyana 
(Reinigung durch das Hochziehen der Bauchdeckel)
Swami Yogananda, Rishikesh, 9. März 2009

Schwebender Lotus, Kalaripayattu-Kämpfer, Yogaschlaf sind ein paar beliebig ausgewählte Bezeichnungen hinter denen sich artistische Meisterleistungen verbergen, doch beim Yoga, geht es nicht um Spektakuläres, sondern um den Wesenskern des Seins. Warum dies mit Fotografien, die höchst aussergewöhnliche Körperhaltungen zelebrieren, illustriert wird, entzieht sich mir. Andrerseits machen solche Aufnahmen aber eben auch den Kontrast zu den wenig spektakulären Porträts von im Sitzen Meditierenden, die durch ihre Ausstrahlung beeindrucken, sichtbarer. Mein Lieblingsbild zeigt den Dalai Lama, versunken im Augenblick.

"Seit seinen frühesten Anfängen vor 5000 Jahren galt Yoga nicht als Kunst oder Übung oder Religion, sondern als Wissenschaft, als Vidya, da es von Anbeginn mit strenger Untersuchung und Erprobung verbunden war. Wer die Wissenschaft des Yoga praktiziert, kann zu einer direkten Erfahrung, einer direkten Wahrnehmung seiner selbst gelangen, die jeder Überprüfung standhält", schreibt Eddie Stern, den Michael O'Neill in der "Haltung des Weisen Bhagiratha" im Schneetreiben der Crosby Street in New York City abgelichtet hat.
Natarajasana (Haltung des Tänzers) 
Shiva Rea, El Mirage Lake, Kalifornien, 25. Oktober 2006

Den besten Grund, Yoga zu praktizieren, liefert der Fotograf Michael O'Neill gleich selber. Nach einer Operation war sein rechter Arm gelähmt. Anstatt sich damit abzufinden, begann er zu meditieren – "ich lernte, ganz für mich alleine dazusitzen und die Angst zu beschwichtigen." Zudem arbeitete er mit einem Hydrotherapeuten und einem Meditationslehrer. "Gegen Ende des ersten Jahres hatten sich genau die Nerven, die die Mediziner für abgestorben erklärt hatten, fast vollständig regeneriert, und mein Arm war wieder einsatzfähig. Yoga und Meditation waren für mein Leben unabdingbar geworden."

Für Michael O'Neill gibt es zwischen Yoga und Fotografie Gemeinsamkeiten. "Beides verlangt Unvoreingenommenheit, um sehen zu können, was wirklich da ist. Beides erfordert Geduld und belohnt Übung. Beides ist insofern Meditation, als man davon voll und ganz in Anspruch genommen wird. Wenn man sich in diesem Moment, in diesem Fluss befindet, existiert nichts anderes mehr. Das bewahrheitet sich ganz besonders in der Dunkelkammer – in der mutterleibsartigen Umgebung und dem leisen, beständigen Rauschen des Wassers liegt ein Fluss, eine Alchimie. Die eigene Schöpfung wird durch eine Flüssigkeit auf Papier zum Leben erweckt. Es ist Zauberei. Man taucht mit den Händen in die transformierende Flüssigkeit ein, wie man mit seinem Körper ins transformierende Wasser des Ganges, der Mutter des Lebens, eintaucht ...".

Michael O'Neill
Über Yoga. Die Architektur des Friedens
Taschen, Köln 2015

Wednesday 2 December 2015

Hiroshi Sugimoto's Seascapes

North Pacific Ocean, Ohkurosaki, 2013

When it comes to photo books one always has the choice. One can start with the pictures or with the introduction to the pictures. I have no idea why I do sometimes prefer the pictures to the intro or vice versa. In the case of Seascapes by Hiroshi Sugimoto I started with the pics.  

What we are shown is a series of seascapes. At first glance, the pictures didn't differ much from one another yet the more time I spent with them the more differences I began to see. Sometimes, the line between ocean and sky completely disappears.
Sea of Japan, Oki, 1987

The pics radiate a fascinating tranquility, they do have a calming effect on me. And, to read what Hiroshi Sugimoto penned on this website („Water and air. So very commonplace are these substances, they hardly attract attention – and yet they vouchsafe our very existence.“), fills me with a sense of being exposed to the essence of our existence.

For more, see my full review on http://www.fstopmagazine.com