Sunday, 6 April 2025

Geld. 100 Seiten

Wie kommt es eigentlich, dass Geld eine solche Macht über uns hat? Uwe Springfeld ist der Frage nachgegangen und auf ganz unterschiedliche Erklärungen gestossen. Und wie das bei Erklärungen eben so ist, man wird sich für die entscheiden, die einem am ehesten zusagt. Warum einem diese und nicht eine andere zusagt, ist dann auch wiederum eine Sache des Rätselns, das allerdings mehr über den Rätselnden aussagt, als über den Gegenstand des Rätselns.

Auf einen Satz wie "Geld ist ein universeller Wertmassstab." können sich vermutlich so ziemlich alle einigen. Was als Geld verwendet wird, ist übrigens egal; entscheidend ist nur die Autorität hinter dem Geld. Diese muss eindeutig sein, heutzutage ist es der Staat.

Uwe Springfeld, geboren 1956, berichtet seit über 30 Jahren aus der Wirtschaft und den Naturwissenschaften, und besitzt die Gabe, farbig und nachvollziehbar zu schreiben, wobei er gelegentlich auch übers Ziel hinaus schiesst, etwa wenn er bon mot-artig vereinfacht. "Bei einer Verabredung gilt das Faustrecht, das Recht des Stärkeren. Bei einem Vertrag greift das Zivilrecht." Nun ja, auch im Zivilrecht gilt das Recht des Stärkeren, nämlich das des stärkeren Arguments.

Nichtsdestotrotz: Was dieses Werk auszeichnet, ist (neben der Aufklärung) sein überaus sympathischer Ton: "Meine Finanzmaklerin (einen Kopf kleiner als ich, dieselbe Gewichtsklasse, aber intelligenter) wusste eine Antwort ...".

Uwe Springfeld erklärt nicht nur das Geld, sondern auch alles Wissenswerte drumherum, zum Beispiel, was Zentralbanken sind, oder weshalb eigentlich der Dollar zur Referenzwährung der Welt wurde, oder wie es kommt, dass die Weltbank Entwicklungshilfe betreibt.

Wie bei Sachbüchern üblich, gibt es auch bei Geld. 100 Seiten den Blick zurück in die Geschichte und damit auf die grossen Finanzkrisen, auch die der neueren Zeit (Lehmann-Pleite, isländische Finanzkrise). Dazu kommen die verschiedenen Geldtheorien und was dahinter steckt.

 Sehr illustrativ ist, wie er den Kauf einer Wohnung in Marseille schildert. Immer mal wieder gehen seine Assoziationen mit ihm gedanklich spazieren, wie er notiert (eine wunderbare Formulierung!), was beim Thema Wirtschaftskreislauf auch dazu führt, dass er einen klugen Kopf mit den Worten zitiert: "Vergleiche sind wie Stanzen. Sie schlagen aus einer komplexen Wirklichkeit einfache Formen heraus. Dabei wird alles abgeschnitten und vergessen, was nicht in die Form hineinpasst."

Auch über Kryptogeld lässt der Autor sich kurz aus und so lerne ich zu meinem nicht geringen Erstaunen, dass der Bitcoin in Brasilien als offizielles Zahlungsmittel anerkannt sei. Und auch über den Geldwert des menschlichen Lebens erfahre ich einiges.

Man kenne ja die Namen der reichsten Menschen der Welt, schreibt er einmal, und spekuliert dann darüber, was Elon Musk mit seinem Vermögen alles anstellen könnte. Die Wirklichkeit, wie wir alle gerade erfahren, übersteigt unsere Fantasie bei weitem.

Uwe Springfeld
Geld. 100 Seiten
Reclam, Ditzingen 2025

 

Wednesday, 2 April 2025