Wozu nun aber die Namen noch erforschen und deuten, wird sich manch einer fragen, wenn doch das Wissen um die Namenbedeutung im täglichen Gebrauch schon nicht unabdingbar und sprach-und kulturgeschichtliches Hintergrundwissen erst recht entbehrlich ist? Und wenn doch die Nutzung der Namen als Wegweiser eigentlich genügt, um mit einer Gegend räumlich vertraut zu werden? Könnte man es nicht dabei bewenden lassen, die Namen einfach nur zu gebrauchen, vielleicht für spätere Generationen zu sammeln und ihren räumlichen Geltungsbereichen zuzuordnen? Muss man sich auch noch um ihre Herkunft und Geschichte kümmern?
Man muss! Denn Orts- und Flurnamen sind eben nicht bloss Gebrauchsartikel und Vehikel zur Orientierung und Verständigung. Weil sie, dem unablässigen Sprachwandel entrückt, zu Gebilden mit eigenen Regeln geworden sind (im Unterschied zu den wechselnden "Moden" unterworfenen Wörtern), sind sie befähigt, die Zeiten zu überdauern. Nicht nur formal weisen sie auf frühere Sprachstände zurück, auch inhaltlich führen sie einen mit kulturgeschichtlichen Informationen prallgefüllten Rucksack mit sich, der, so uns die Namensbedeutung gleichgültig wäre, sträflicherweise unausgepackt bliebe. Und erst fachkundige Auswertung erschliesst uns diese historischen und sprachlichen Inhalte und die Doppelfunktion der Namen in vollem Umfang.
Peter Masüger: Die Ortsnamen von Sennwald, Verlag Werdenberger Namenbuch, Buchs 2005
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