Wednesday, 15 May 2013

Atlas der Vorurteile

"Mapping Stereotypes" heisst dieses Buch auf Englisch und das beschreibt akkurat, was Yanko Tsvetkov hier vorlegt: Länderkarten von vielen Gegenden der Welt, auf denen wir unsere Vorurteile wiederfinden. Dabei erfahren wir nicht nur einiges über unsere eigenen, sondern auch über die der anderen. Das ist nicht immer überraschend (das sind Stereotypen ja per definitionem nicht) – so wird etwa die Schweiz meist mit Bank, Geld, Schokolade oder Heidi gleichgesetzt –, doch es brachte mich immer mal wieder zum Schmunzeln.

Welches südamerikanische Land nehmen die USA als voll von Drama-Queens wahr? Welches europäische Land ist in den Augen der Briten charakterisiert durch gebräunte Männer mit grauen Haaren? Und wo wähnen sich die Deutschen in einer Gegend mit billigen Hotels? Die Antworten darauf, und auf vieles andere mehr, finden sich in Yanko Tsvetkovs amüsanten Atlas der Vorurteile.

Der Atlas der Vorurteile ist jedoch kein Weltatlas. Etwas schade ist, dass wir zwar die Welt aus der Sicht der alten Chinesen kennenlernen, jedoch fast gar nichts über die heutige asiatische Sicht Europas und Nordamerikas erfahren, und so ziemlich überhaupt gar nichts über die afrikanische Wahrnehmung der Welt. Dafür präsentiert uns der Autor und Illustrator Tsvetkov "Europas Mürrische Oma" und "Europas Grosser Weiberheld".

Übrigens: dass einem Bulgaren bei Island automatisch Björk in den Sinn kommt, sagt vermutlich mehr über den gebürtigen Bulgaren Yanko Tsvetkov aus, als über Island. Schliesslich ist ja so recht eigentlich das Wesen des Stereotyps, dass es mehr über den aussagt, der es verwendet, als über die, welche es zu beschreiben vorgibt.

Yanko Tsvetkov
Atlas der Vorurteile
Knesebeck Verlag, München 2013

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