Wednesday, 4 December 2013

Jan Windszus: Lissabon

"Jan Windszus' Bilder beeindrucken ... vor allem durch Sinnlichkeit. Man erkennt nicht in erster Linie, sondern empfindet", schreibt Nikolaus Gelpke im Vorwort. Das trifft es genau, jedenfalls war das auch meine Empfindung, obwohl, möchte man sogleich fragend hinzufügen: Ist das beim Betrachten von Fotografien nicht immer so? Kommt zuerst nicht immer die Empfindung? Sicher, doch eben nicht so direkt und sinnlich und intensiv wie bei diesen Lissabon-Bildern von Jan Windszus.
Copyright @ Jan Windszus 2013

Es hat seinen ganz besonderen Reiz, Bilder von einer Stadt zu betrachten, die man aus eigener Anschauung kennt, sich Szenen zeigen lassen, die man so nie gesehen hat und die einem doch eigenartig vertraut vorkommen, jedenfalls einige davon. Obwohl: sinnlich habe ich die Stadt nicht in Erinnerung, doch sinnlich wird sie mir hier gezeigt. Und genau deshalb spricht mich dieses Buch an: weil es mir ein Lissabon zeigt, das ich so nicht kenne. Und von dem ich mir vorstelle, dass ich es beim nächsten Besuch so suchen werde.
Copyright @ Jan Windszus 2013

Während ich Jan Windszus' Fotografien, die auf mich wie gemalt, ja wie Edward Hopper-Gemälde wirken, betrachte, läuft in meinem Kopf ein Film ab. Ich frage mich, was wohl als nächstes kommt, was die Folgebilder mir zeigen würden/könnten. Anders gesagt: ich nehme viele Aufnahmen in diesem Band als Standbilder eines Films war. Vermutlich, weil ich sie als gestellt, als unwirklich empfinde. Und als Sehnsucht ausstrahlend.
Copyright @ Jan Windszus 2013

Ich stelle mir vor, dass Jan Windszus Bilder einer melancholischen Stadt im Kopf hatte, als er diese Aufnahmen machte. Denn schliesslich sieht man, was man sich entschieden hat zu sehen, was man sehen will. Und wir, die Betrachter, kriegen zu sehen, was Fotograf und Verlag beschlossen haben, uns vorzulegen. Ich habe mich gerne auf diese fotografierten Stimmungen eingelassen.

PS: Neben dem bereits erwähnten Vorwort des Herausgebers Nikolaus Gelpke ist diesem schön gemachten Band auch ein gut geschriebener und kenntnisreicher Text von Karl Spurzem beigegeben, der allerdings keinerlei Bezug auf Jan Windszus' Fotografien nimmt.

Jan Windszus
Lissabon
 Mare Verlag, Hamburg 2013

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