Yang Liu: Heute trifft Gestern

Die Verknappung aufs Wesentliche, Typische, Charakteristische ist eine Kunst. Yang Liu, die 1976 geborene deutsche Designerin chinesischer Herkunft, beherrscht sie.

Kompliziert sein kann jeder. Wer argumentiert, dass alles nicht ganz so einfach ist, hat natürlich häufig recht, doch noch häufiger fehlt ihm (oder ihr) schlicht der Durchblick.

Einfach zu sein braucht Mut, ein scharfes Auge sowie Humor. Ohne Talent zum Witz ist man auf diesem Feld fehl am Platz. Yang Liu hat sehr viel Witz.

Frühstück / Frühstück 

Hingucken, genaues Hingucken, ist die Voraussetzung fürs richtige Sehen. "I see", sagt der Anglo, wenn er etwas verstanden und sich nicht nur angesehen hat. Richtiges Sehen bedeutet, gedanklich und imaginativ Verbindungen herzustellen, Zusammenhänge sichtbar machen, die denen, die zu stark fokussieren, entgehen.

Freundeskreis / Netzwerk

Während meiner Studienzeiten habe ich auch Professoren erlebt, die mir Eindruck gemacht haben. An einen von diesen, einen Jura-Professor, erinnerte ich mich, als ich Yang Lius smarte Vereinfachungen genoss. Wer sich nicht klar ausdrücken könne, habe nicht klar gedacht, hatte der Jurist gemeint.

Damit brachte er sprachlich auf den Punkt, was Yang Liu zeichnerisch (und mit höchst treffenden Bildlegenden) auf den Punkt bringt. Sie hat zuerst klar gedacht und dies dann klar illustriert.

Steuerhinterziehung / Tochtergesellschaft

Dass heutzutage die Technik unser Leben bestimmt, wissen wir alle. Dass das Vor - und Nachteile hat, wissen wir auch. Darüber zu lesen ist das Eine, darüber Nachzudenken das Andere. Und noch einmal etwas ganz Anderes ist, uns die durch die Technik hervorgerufenen Veränderungen vor Augen zu führen.

Ganz besonders clever, gekonnt und zum Schmunzeln einladend tut dies Yang Liu. 

Yang Liu

Heute trifft Gestern

Taschen, Köln 2016