Wednesday, 30 July 2025

"My" Japan (7)



Taken wiith my mobile phone in April / May 2019.

Sunday, 27 July 2025

Natural Patterns





Santa Cruz do Sul, Rio Grande do Sul, Brazil
January/February 2025
 

Wednesday, 23 July 2025

Kritisches Denken einfach erklärt

Schon lange beschäftigt mich die Frage, wie viel an unserem Denken eigentlich bewusst ist. Beobachtet habe ich, dass ich so recht eigentlich immer auf Autopilot unterwegs bin. In Kritisches Denken einfach erklärt finde ich diese Beobachtung ausgeführt. "Die vermeintlich bewussten Entscheidungen stehen eventuell am Ende von unbewussten Prozessen, welche bereits das Verhalten bestimmen. Fest steht, dass wir uns selten bewusst entscheiden und selbst dann unbewusste Prozesse eine entscheidende Rolle spielen." Das "eventuell" sei den Autoren nachgesehen, es entspricht den akademischen Gepflogenheiten, ist jedoch für alle, die keine akademischen Rücksichten nehmen müssen, überflüssig.

Wer sich mit dem Denken auseinandersetzt, kommt ums Hirn nicht herum, Dieses funktioniert antizipatorisch und orientiert sich an der Nützlichkeit; eine realistische Abbildung der Welt liefert es hingegen nicht, wie die Autoren an zahlreichen Beispielen aufzeigen. Unsere Wahrnehmung von der Welt ist beschränkt; es wäre schön, wenn dies nicht nur Forschern klar wäre.

Doch auch unser Denken ist beschränkt d.h. vom Unbewussten nicht nur geprägt, sondern geleitet, Gezeigt wird das an kognitiven Heuristiken oder, etwas weniger prätentiös, Faustregeln oder mentalen Abkürzungen, die wir entweder verinnerlicht haben oder die uns mitgegeben worden sind. Dazu gehören etwa Bestätigungsfehler d.h. wir ziehen in der Regel Meinungen vor, die unsere Ansichten bestätigen, oder unsere Gratismentalität.

Diese Abkürzungen haben zwar das Potential, uns in die Irre zu führen, doch das ist nicht immer der Fall. "So unerfreulich es auch sein mag, dass wir oft weniger gründlich nachdenken, als wir glauben, so hilfreich ist es im Alltag. Jedem Verhalten im Alltag könnte eine lange innere Diskussion zugrunde liegen. Soll ich mir nun einen Tee machen? Habe ich Durst? Wie viel Wasser werde ich verbrauchen und wie viel Energie? (...) Wir können nicht alles durchdenken und wenn wir im Alltag nicht ewig lange vor einem Regal stehen wollen, müssen wir von Abkürzungen Gebrauch machen."

Neben den mentalen Abkürzungen kann auch unsere Fähigkeit, allüberall Zusammenhänge auszumachen, uns gelegentlich den Blick verstellen, was auch daran liegt, dass unser Hirn schlecht mit Zufällen umgehen kann, weshalb es denn auch ständig auf der Suche nach Regelmässigkeiten ist, und dabei oft das Bauchgefühl verklärt oder etwa den Sternzeichen eine Bedeutung gegeben werden, die eher mit unseren Hoffnungen und Träumen, als mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Dass alles seinen Grund habe, glauben viele, die noch nie viel nachgedacht haben, denn "nur weil etwas nach etwas anderem geschieht, bedeutet es nicht, dass es auch die Ursache dafür ist." So nützlich es ist, nach Ursachen zu suchen, auch wenn man sie nicht immer findet, letztlich ist das Ursache-Wirkung-Denken nichts anderes als unsere gewohnte Art zu denken, die zu meiner Verblüffung auch auf das Unbewusste angewendet wird, über das wir doch (das Unbewusste ist per definitionem unbewusst) gar nichts wissen können

Kritisches Denken einfach erklärt nimmt sich so ziemlich aller gängigen Faktoren an, von denen unser Denken beeinflusst ist. Vom Unterschied von Kausalität und Korrelation zu unserer Tendenz, das zu mögen, was wir kennen, von unserer Autoritätsgläubigkeit zu all dem, was wir nicht wissen (können); von den Halbexperten zu den Fake News, ein Begriff, der, so die Autoren, von Donald Trump vorangetrieben worden sei. Das ist sicher richtig, nur versteht Donald Trump darunter keine Falschnachrichten, sondern alle Nachrichten, die nicht sein Loblied singen.

Kritisch denken zu können ist wesentlich eine Frage des Bewusstseins, es setzt unter anderem voraus, sich klar über des Menschen grösste Schwäche (oder sein grösstes Talent) zu sein: Die Fähigkeit zum Selbstbetrug. Auch das Wissen darüber, dass man es gerne bequem hat, kann helfen, zu erkennen, ob man zum Beispiel von seinen Sehnsüchten oder von einem Algorithmus verführt wird.

Auch ethische Überlegungen sollten beim kritischen Denken mit einbezogen werde, so die Autoren. "Auch in der Ethik gibt es gute und weniger gute Begründungen, und zu erkennen, was eine ethisch betrachtet gute und was keine gute Begründung ist, kann auch als ein Teilaspekt, des kritischen Denkens gesehen werden." Dabei liesse sich auch darüber nachdenken, wie es eigentlich kommt, dass wir Argumenten (es sind bloss Argumente!) eine derartige Macht verleihen, dass sie etwa Gerichtsfälle zu entscheiden vermögen.

Kritisches Denken einfach erklärt ist sowohl informativ als auch anregend und hilft, den menschlichen Verstand besser zu verstehen. Von der Wissenschaft können wir dabei das Prüfen lernen. "Sobald wir etwas behaupten, wäre es gut, wenn die Behauptung auch prüfbar ist." 

Fazit: Ein akademisches Buch von praktischer Relevanz (eine Rarität also!), das sehr schön aufzeigt, wie und weshalb genaues Hinschauen und Nachdenken hilfreich sind.

Andreas Blessing, Philipp Barth
Kritisches Denken einfach erklärt
transcript Verlag, Bielefeld 2025

Sunday, 20 July 2025

Am Fliessband

First Things First: Bücher geht man voreingenommen an, in den meisten Fällen positiv. Im Falle des vorliegenden Romans ist es die Gelb/Rot/Schwarz-Ausstattung, die für mich den ursprünglichen März-Verlag ausmachte, von dem ich einst Fan gewesen bin, speziell wegen Christian Schultz-Gersteins Doppelkopf und Ernst Herhaus' & Jörg Schröders Siegfried.

Es sei gleich vorweggenommen: Am Fliessband ist ein wirklich toller Roman. Einerseits, weil Upton Sinclair schreiben kann, und andererseits, weil dieser Roman exzellent gegliedert ist, die kurzen Kapitel machen das Lesen zu einer wahren Freude.

Geschildert werden die Anfänge des eigenwilligen Tüftlers Henry Ford, der sich von niemandem dreinreden liess, einen ungebildeten Verstand besass, der weniger aus Fragen, denn aus Überzeugungen bestand. Nichtsdestotrotz war er ein komplexer Mensch, wenn er auch nichts davon wusste – es zeigte sich in seinem Handeln.

Parallel zu Fords Aufstieg wird auch der Aufstieg des aus einfachen Verhältnissen stammenden Abner Shutt geschildert. Aufrichtig und bescheiden, ein Arbeiter, der zupackt, sich mit der Ford Motor Company identifiziert. Wie Henry Ford ist auch Abner Shutt kein Denker, beide funktionieren auf der Basis von recht simplen Überzeugungen.

Henry Ford war Pazifist, dann begann er die Massenproduktion von U-Boot-Zerstörern. Der 'Rasierklingen-König' Gillette, eine sensiblen Seele, versuchte Ford den Irrsinn des Wettbewerbssystems begreiflich zu machen, doch er stiess auf taube Ohren.

Es ist erstaunlich, dass man mit Sturheit so weit (wirtschaftlich gesehen) kommen kann. Daraus lässt sich unschwer schliessen, dass den Gescheiteren und Sensibleren nur im Ausnahmefall eine Karriere offensteht. Und dass Anständigkeit, wie Abner Shutt erfahren musste, dabei ein Hindernis ist.

Am Fliessband sei "nicht zuletzt ein noch heute aktuelles Psychogramm einflussreicher Soziopathen", so der Verlag. Das trifft es gut; ich fühlte mich gelegentlich an den Hobby-Golfer aus Queens erinnert. "Er räumte gehörig auf. Wer nicht ganz und gar zu ihm stand, flog raus." Oder: "... Henry tat so, als wüsste er nichts von diesen Dingen, die auf seinen ausdrücklichen Befehl geschahen. Er versprach eine Untersuchung, unternahm aber nichts."

Darüber hinaus ist Am Fliessband auch ein erhellendes Stück Sozialgeschichte. "Sie lebten in einer Hierarchie, in der gesellschaftlicher Rang sich nach dem Einkommen richtet." Und so recht eigentlich ist es dieses Einkommen respektive das Geld, das wir zum Gott unseres Trachtens gemacht haben, und das uns gefangen hält, nicht nur die Armen, auch die Reichen, wie Upton Sinclair am Beispiel des Milliardärs Henry Ford eindrücklich vorführt.

"Er hatte mit so wunderbaren Idealen begonnen, mit so viel Grossmut im Herzen, mit so vielen Entschlüssen, die erwarten liessen, sein Leben werde ein gutes sein. Nun war er Milliardär, und sein Geld hielt ihn gefangen wie das Spinnennetz die Fliege. der mächtigste Mann der Welt zappelte hilflos in der Faust seiner Dollarmilliarde." Das klassische Frankenstein-Syndrom: Der Mensch erschafft sich eine Welt nach seinen Wünschen und wird dann ihr Gefangener.

Im Falle von Henry Ford zeigte sich das auch darin, dass während der Weltwirtschaftskrise auf demonstrierende Arbeiter geschossen wurde, die Löhne mussten runter, es gab Arbeits- und Obdachlose zuhauf. Doch auch Widerstand regte sich, Gewerkschaften bildeten sich, auch ein Sohn von Abner Shutt schliesst sich ihnen an.

Am Fliessband lebt nicht nur vom Erzähltalent des Autors, sondern auch von dessen zutiefst menschlicher Anteilnahme sowie seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe, die auch klar erkennt, dass Geld definitiv den Charakter verdirbt. Dass aus dem idealistisch gestarteten Henry Ford ein Antisemit, Verschwörungstheoretiker und Ku-Klux-Klan-Sympathisant hat werden können, lässt sich nur mit seinem Erfolg und dem damit einhergehenden Reichtum erklären.

Ein Klassiker, also zeitlos.

Upton Sinclair
Am Fliessband
März Verlag, Berlin 2025

Wednesday, 16 July 2025

Ruinen der Wahrheit

Ich erwarte mir viel von diesem Buch, bin dann aber ziemlich ernüchtert, als ich lese, bei den Wahrheitsquellen, die seit Beginn der Neuzeit zu den Fundamenten unserer Demokratie geworden seien, handle es sich um die objektive Wissenschaft, die unabhängige Justiz und die freie Presse. Mit Verlaub, doch das ist schlicht Blödsinn. Die unabhängige Justiz (Richter werden von politischen Parteien gewählt) und die freie Presse (die Presse berichtet im Interesse ihrer Eigentümer) hat es noch nie gegeben, und um die objektive Wissenschaft wird unablässig gerungen.

Aufschlussreich ist hingegen, was der Autor über die von Platon begründete Wahrheitsvorstellung ausführt: Die Wahrheit ist nicht im Hier und Jetzt zu finden, sie wird dem Menschen ausserhalb des Hier und Jetzt gegeben. Gemäss Richard Rorty hatte dies auch mit dem harten Leben von damals zu tun (eine Verbesserung dieses Lebens lag jenseits aller Vorstellung). "Die Vorstellung, dass die irdische Wirklichkeit nur 'Schein' ist, enthielt Hoffnung und Trost (...) Die Funktion der Wahrheit bestand entsprechend darin, so Rorty, 'sie aus dem Elend zu erheben und in eine bessere Welt zu befördern.'"

Rob Wijnberg erzählt seine kurze Geschichte der Zeit als Geschichte der Emanzipation des Menschen. War dieser von 400 v.Chr. bis 1600 n.Chr. passiv und untertänig, so wurde aus ihm von 1600 bis 1950 ein Träger von Rechten, der sich als Beherrscher der natürlichen Ordnung wähnte. Möglich wurde das nicht im luftleeren Raum, sondern es ging einher mit der Verbrennungsökonomie (Öl und Gas), die sowohl Fortschritt als auch Zerstörung (Konzentrationslager) möglich machten.

Der nächste Schritt wurde dann wesentlich von Nietzsche ("Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen.") eingeleitet. Mit anderen Worten: Die Wahrheit wird weder gegeben, noch gefunden, sondern gemacht. "Die Wahrheit ist kein Spiegelbild, sondern eine Projektion des Menschen."

1947, zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde auf dem Mont Pèlerin die Ideologie des freien Marktes eingeläutet, deren Folge die Ökonomisierung der Gesellschaft war. Die Wahrheit wurde zu einem Produkt. "Die Welt ein Laden, der Mensch ein Kunde", so Rob Wijnberg. "In der heutigen postmodernen Konsumgesellschaft ist Wahrheit nicht gegeben, sie wird nicht gefunden oder gemacht, sie wird konsumiert."

Unsere Sicht der Welt (und damit auch unsere Sicht der Wahrheit) ist wesentlich ökonomisch geprägt. Es sind die gesellschaftlichen Bedingungen (unsere Lebensbedingungen), die unserer Wahrnehmung prägen. So regieren die Gesetze des Marktes nicht nur die Welt der Waren, sondern auch die Politik. Anders gesagt: Was obenaus schwingt, ist das, was sich am besten verkauft. Ob im Supermarkt oder im Parlament. 

Bedürfnisbefriedigung, weist Rob Wijnberg nach, rangiert zuoberst auf der Wertskala, die uns leitet. Es erstaunt daher nicht, dass in einer Warenwelt auch die Wahrheit zur Ware wird, die genauso konsumiert wird wie andere Waren auch.

Zu den eindrücklichsten Kapiteln gehört Die Mediatisierung der Wahrheit, worin der Autor auch aufzeigt, dass die Nachrichten so recht eigentlich ständig unsere Fiktionen (Wirtschaft, Landesgrenzen, digitale Währungen, Innovation etc. sind alles Fiktionen) bekräftigen, damit wir sie auch ja für real halten. Auch dass wir einem steten Strom von Informationen aus Weltgegenden, die fernab liegen, ausgesetzt sind, trägt nicht unbedingt zu unserem Wohlbefinden bei. Im Gegenteil, wir werden misstrauisch. "Versuchen Sie nur einmal, die Nachrichten zu verfolgen, ohne zu dem Schluss zu gelangen, dass wir von Schurken oder Dummköpfen regiert werden."

Wir sollten uns lösen von den uns aufgedrückten Vorstellungen, die wir von uns und der Welt haben, und stattdessen genau hinsehen. Alsdann werden wir erkennen, dass der Erfolg der Spezies Mensch in der Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Fürsorge gründet. Rob Wijnberg bezeichnet "Wahrheit als Gewebe" und weist an vielen Beispielen nach, dass und wie wir aufeinander angewiesen sind. "Wahrheit ist das, was wir teilen."

Fazit: Ein origineller und hilfreicher Blick auf die Wahrheit: Wie sie sich nicht zuletzt aufgrund ökonomischer Bedingungen gewandelt hat und wie wir sie heute definieren müssen.

Rob Wijnberg
Ruinen der Wahrheit
Eine kurze Geschichte unserer Zeit
C.H. Beck, München 2025

Sunday, 13 July 2025

Sanug in Thailand

 On the flight from Doha to Bangkok I get to sit near the emergency exit with lots of legroom. The seat next to me is vacant, the aisle seat taken by a gentleman from Kuwait who happens to be a former captain and is now into import/export. Of what, I ask, orchids? turbines? Anything, he says. As soon as we reach our cruising altitude, an Asian man sits down on the middle seat. The captain complains to the air hostess who tells the Asian man to vacate the seat. A few minutes later, an Englishman asks whether the seat is free whereupon the captain tells him that it is not. The Englishman gets furious, the Maître de Cabine appears and after some arguments by the captain (he regularly flies with this airline, he pays a higher fare than the regular customer), the seat remains vacant. I'm impressed by his negotiating skills and let him know that I foresee a future career as a diplomat ...

After landing at Suvarnabhumi Airport, I take the train to Phaya Thai and then the Skytrain to Soi Nana from where it is a fifteen minute walk to my hotel on Petchburi Road. The sky is grey and it drizzles and where my hotel once was I see a construction pit. I feel slightly shocked and decide to go to a place nearby where, many years ago, I very often stayed ... and there is another construction pit! It seems definitely not a good idea to re-visit old neighbourhoods.

Starting in 1988, I spent on and off around four and a half years inThailand, mostly in Bangkok. I loved it, I then felt that there is no better place. My notes from that time might explain it …

Ever sat in a taxi, the traffic light was green, and then red, and then green again but there wasn't any movement to be seen or felt for quite some time (and I do not mean minutes)? That is rush hour in Bangkok, Thailand, in 2009, although it didn't feel much different in 1989 (around that time, a Thai politician suggested to keep all traffic lights in the city permanently on green) when a taxi driver, who had picked me up at the airport, on approaching Sukhumvit Road said: welcome to Bangkok parking. Now memories come back and among these a joke I had once heard: Want a lift? shouted a car driver to a friend he had spotted on the sidewalk. No, thanks, but I'm in a hurry, the friend replied.

In Chiang Mai, I saw a billboard that said: "Fruit Juice, 100 percent artificial, guaranteed no natural ingredients added."

"Are they handmade?" I asked the street vendor who had traditional garments on display. "No, no, machine, very better", she replied. It took me a while to understand what she meant: that the machine had made her work easier.

There was no taxi at the airport in Pitsanoluk. "How can I get to town?" I asked the young lady at the information booth. "My master will drive you", she said. The master turned out to be the director of the airport. "And how do you plan to go to Mae Hong Son?" he inquired. "I guess by bus" I said. "Bus no good" he replied. "You should do it like the Thais do it". "Aha, and how do they do it?" "Take it easy, fly." I flew.

Prachuap Khiri Khan. I explored this small town and the beaches on the back of a motorbyke. "Here eat drink", my driver said while pointing to a restaurant. "Here sing a song" - that was a disco. After a while, I felt I should also make a contribution. "Look at this beautiful bird", I shouted. "Bird", he shouted back. Thais have quite a remarkable ability to state the obvious.

In Bangkok, I bought a wallet. It was a Gucci imitation, plastic, and very cheap. A week later it broke apart. When I passed by the same shop, I decided to stop for a chat. "Look at this", I said to the salesgirls. "This wallet I bought here only a week ago and already it falls apart." "How much you pay?" the girls asked. "60 Baht", I smiled. They smiled back: "60 Baht one week, 80 Baht two weeks."

During a Thai class, somebody mentioned corruption. Our teacher, a pretty young lady and a gifted entertainer, the most important qualification for teaching in Thailand, said: „Corruption? We don't have that here.“ And then, with a big smile, added: „Well, come to think of it, that is our system.“ When asked how one should respond to taxi drivers who shouted at every corner: 
taxi, taxi, where you go?, she replied: „Well, you simply ignore them. If that doesn't help, you could still say pai rong pak because no taxi driver wishes to go there.“ „And, what does that mean?“ „I'm going to the police station“, she smiled. "I understand", she said on another occasion, "that in America they have a saying that goes 'Good God its Friday'. It seems to mean that work is no fun, and that only the weekend can be enjoyed. In Thailand", she smiled, "we don't know such a saying. In Thailand, we enjoy every day."

One day, 
The Nation, an English-language newspaper from Bangkok, asked Thai women married to Americans what they thought their fellow Thai who were about to marry American men needed, above all, to know: "As amazing as this may sound but to Americans it is more important to get things done than to look good at work", they said.

***

While boarding the plane to Phuket, a short, and rather stocky pilot, who looks about 23, is running alongside the embarking passengers towards the plane entrance ... he is my first sweating, out-of-breath pilot; I've always imagined them tall, somewhat superior, and fully in control.

Phuket Town seems to be a paradise for dentists. Dent Center reads a sign, Dental Home Clinic another, and then there's also the Dental Master.

The tourists that I meet are from South Africa, Zimbabwe, Poland, and the North of Thailand. The Russians of recent years seem to have been gone. The young man who shows me around one of the hotels that I'm checking out says that there are lots of Chinese guests. Loud? I ask for I had seen them storming the buffet at another hotel not so long ago. Yes, he smiles, but they are on the first and the second floor, you would be on the third.

Where do you get off? the Thai woman next to me on the bus wants to know from the woman sitting opposite. I'm not Thai, I'm from the Philippines, she says in Thai (which is about as good as mine - virtually non-existent, that is) and I feel reminded of this: Two young women, one Irish, very white, red hair, fluent in Thai (she grew up in Bangkok), the other a Filipina from Manila, indistinguishable from a Thai, fluent in English but speaks no Thai at all, get into a taxi. The taxi driver addresses the Filipina (he thinks she is Thai) in Thai and gets angry when she responds in English. The Irish girl tries to explain (in Thai) but is cut off by the taxi driver who does not want to be lectured by a Farang. And, above all, he surely does not accept such an arrogant fellow Thai who refuses to speak their common language with him ...

***

In a hotel in the North, I asked the young receptionist whether they offered a discount. Yes, she said. And who gets it? Everybody who asks, she smiled. Since then I always ask. In Lat Krabang, I'm asked back: How much you want to pay? Well, I'm happy with the best rate you can give me, I reply. And get an excellent one ...

Sign here, and here, and here. I'm astonished by the amount of paperwork that is required in order to change a one hundred-dollar bill. You seem to like my signature, I smile to the bank clerk. Not me, she smiles back, the bank!

There is a lightness of being in Thailand that I do not experience elsewhere. I guess this has partly do to with what in Thailand is known as Sanug which stands for fun, joy, something pleasent, it is a cheerful, positive, life-affirming attitude. Anything can be sanug, be it a walk in the rain or enjoying a good meal; if something isn't sanug, a Thai wouldn't even touch it with a stick ...

Wednesday, 9 July 2025

Japanese Skies

Toyohashi

Toyohashi

Koga

Koga

Toyohashi

These pics were taken with my cell phone in April / May 2019

Sunday, 6 July 2025

Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau

Mein liebster Satz von Clarice Lispector ist Liberdade é pouco. O que eu desejo ainda não tem nome. Wo ich ihn her habe, weiss ich nicht mehr, doch er prägt mein Bild dieser 1920 als Tochter jüdischer Eltern in der Ukraine geborenen und im ärmlichen Nordosten Brasiliens aufgewachsenen Frau, die Jura studierte, als Lehrerin und Journalistin arbeitete und als Diplomatengattin nicht gerade glücklich auch in Bern lebte. Ein Freigeist war sie und auch ein komplizierter Mensch. „Von Krankheit und Tablettenkonsum gezeichnet, starb Lispector 1977 mit nur 56 Jahren in Rio de Janeiro“, heisst es im Klappentext, ganz so, als ob Tablettenkonsum keine Krankheit wäre.

Auf sie gestossen bin ich in Brasilien, wo ich mich regelmässig einige Monate im Jahr aufhalte und das ich, um es mit Stefan Zweig zu sagen, für „Ein Land der Zukunft“ halte, weil da vieles, jedenfalls in meiner Wahrnehmung, nicht vom Gewicht der Geschichte erdrückt wird, sondern neu entstehen kann. So kommt mir auch das Schreiben von Clarice Lispector vor: Ich habe solche Texte bisher nicht gelesen, solche Gedanken bisher nicht so ausgedrückt getroffen; das ist neu, ungewohnt und bereichernd für mich; diese Frau versteht es, intelligent zu fühlen.
Der Titel, Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau, könnte besser kaum vermitteln, was ich als wesentliche Aspekte des Wesens (und nicht etwa nur des Schreibens) dieser Autorin empfinde. Diese Ausgabe in zwei Bänden versammelt alle Erzählungen Clarice Lispectors.

Die erste, die sich übrigens wie ein Krimi liest, handelt von einem trunkenen Tagtraum, in dem die von ihrem Mann verlassene Frau letztendlich über ihren Mann triumphiert. Auch in der zweiten – mit dem Titel ‚Obsession‘ – ist die Hauptperson eine Frau, die in sehr eigenen Sphären unterwegs ist. „Ein dichter Schleier trennte mich von der Welt und, ohne dass ich es gewusst hätte, entfernte mich ein Abgrund von mir selbst.“ Sie lernt Daniel kennen, der vor allem um sich selbst kreist und sich krank fühlt, „fern von allen anderen, fern auch von dem idealen Menschen, der ein gelassenes und tierhaftes Wesen sein sollte, ein Wesen von leichter, behaglicher Intelligenz. Diesem Menschen, zu dem er sich niemals aufschwingen würde, den er unweigerlich verachtete, mit dem Hochmut derer, die leiden.“

Die Hellsichtigkeit, die aus diesen Sätzen spricht, macht mich staunen. Umso mehr, als sie aus jungen Jahren, aus der Zeit des Jurastudiums der Autorin stammen. Von Daniel lernt die Protagonistin auch: „ein Tag ohne Tränen ist ein Tag, an dem das Herz verhärtet ist, nicht etwa einer, an dem das Herz glücklich wäre … da das Geheimnis des Lebens Leiden ist. Diese Wahrheit liegt in allen Dingen.“ Und diese Wahrheit liess sie plötzlich erwachen. „Jetzt wurde ich neu geboren.“

Es versteht sich, so einfach ist es dann doch nicht, wenn man in einer Obsession gefangen ist. Sie schreibt ihm, ohne Antwort zu bekommen. Sie erforscht sich aufmerksam: „Mit vagen Worten bezeichnete ich die Qual, als könnte ich sie dadurch von mir fernhalten.“ Immer wieder erlebt sie grössere Einsichten, doch diese helfen, wenn überhaupt, erst viel später. Eindrücklicher habe ich selten über Abhängigkeit und Leiden gelesen.

Clever und witzig, schreibt diese Frau. In „Ich und Jimmy“ charakterisiert sie die Mutter der Protagonistin, die vor der Heirat freiheitlich denkend und eine Rakete gewesen war, was ihr die Ehe und ihr Mann jedoch austrieben. „Sie hat schon noch eigene Ideen, aber die lassen sich schnell zusammenfassen: Eine Frau soll stets ihrem Mann folgen, so wie die Nebensache der Hauptsache folgt (der Vergleich ist von mir, Ergebnis der Vorlesungen meines Jurastudiums).“

Eine wohltuende Leichtigkeit durchzieht dieses Schreiben, bei dem es immer wieder Sätze und Gedanken gibt, die mich staunen machen, auch weil sie Wahrheiten aussprechen, die mir überhaupt nicht bewusst gewesen sind. Etwa in „Geschichte, die abbricht“, in der die junge Frau an einem Sommertag die Fenster sperrangelweit aufreisst und ihr ist, als käme der Garten ins Zimmer herein, sie die Natur in jeder Faser spürt und dann notiert: „Ich wandte mich wieder nach drinnen, berührt von der Ruhe des Moments.“ Genial, dieses „die Ruhe des Moments“ – eine mich beglückende Erkenntnis.

Zu meinen Favoriten gehört „Eine Henne“, eine Geschichte, die mich nicht nur lachen machte, sondern geradezu Lebensfreude in mir entfachte, so originell und witzig, so fantasievoll und nüchtern, so empathisch und fantastisch ist sie – und so beginnt: „Sie war ein Sonntagshuhn. Noch am Leben, weil es erst neun Uhr morgens war.“ Doch dann fliegt sie davon. „Der Hausherr, eingedenk der zweifachen Notwendigkeit, hin und wieder Sport zu treiben und heute zu Mittag zu speisen, schlüpfte strahlend in Badeshorts und schickte sich an, dem Weg der Henne zu folgen.“ Wie’s ausgeht, soll hier natürlich nicht verraten werden …

Es sind vor allem einzelne Sätze und Halb-Sätze, die mich packen und innehalten lassen. Etwa dieser: „… neigte sich doch dazu, sich über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die sinnlos waren, wenn auch unterhaltsam.“ Dann aber auch Szenen wie diese hier: Sie will einen schwierigen, distanzierten Mann für sich gewinnen und fragt: „Wo sollte man ansetzen, wenn er sich kannte?“, doch dann hat sie eine Idee: „Aufgeregt setzte ich mich im Bett auf, und mir schoss durch den Kopf: ‚Das kam zu schnell, um gut zu sein; sei nicht gleich so begeistert; leg dich hin, mach die Augen zu und warte, dass Ruhe einkehrt.‘ Stattdessen stand ich auf und begann barfuss, um Mira nicht zu wecken, im Zimmer auf und ab zu gehen, wie ein Geschäftsmann, der auf Nachrichten von der Börse wartet. Doch ich hatte immer stärker das Gefühl, die Lösung gefunden zu haben.“ Wunderbar kindlich, berührend naiv und sehr, sehr smart – eine Kombination, die ich schlicht genial finde.



Clarice Lispector
Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau
Sämtliche Erzählungen I
Penguin Verlag, München 2019

Wednesday, 2 July 2025

On socially inclined photographers

In times when (some) photographers hold celebrity status, it is useful to be reminded that a good photograph does not solely depend on the photographer’s ability to choose the right subject, location and light, but also on the chemistry and the collaboration, between photographer and subject (…) Despite my deep sympathy for socially inclined photographers, when the people portrayed feel ashamed of their portraits, there clearly is something wrong with this kind of photography.”

Hans Durrer