„Dieses
Buch sind eigentlich zwei Bücher: eine Biografie und eine
Bilder-Retrospektive über eine Schauspielerin, deren grösste
Liebesaffäre jene mit der Kamera war“, meinte Norman Mailer in
seiner Biografie "Marilyn",
1973. Der Kölner Taschen Verlag hat ihn beim Wort genommen und nun seinen Originaltext mit
Bert Sterns Fotografien aus dem Last
Sitting herausgebracht.
Bert
Stern wurde in Brooklyn, New York, geboren, brachte sich das
Fotografieren selbst bei und war in den 1960er-Jahren ein sehr
erfolgreicher Mode- und Werbefotograf. Unter dem Titel "Vier
Tage im Juni 1962" beschreibt er, wie die Fotos in diesem Band
entstanden. Und fügt hinzu: "Marilyn konnte nicht wissen, welchen Einfluss diese
Fotos auf mein weiteres Leben hatten. Sie ist vor fünfzig Jahren in
mein Leben getreten, und ich muss zugeben: Sie ist immer noch da."
Sieht man sich Sterns Aufnahmen an, glaubt man zu verstehen, warum –
die Kamera mag Marilyn nicht nur, sie liebt sie geradezu. "Sie ist
einfach lebendiger auf der Leinwand als die anderen. Sie besitzt mehr
Energie, mehr Humor, sie ist mehr an die Rolle und an das Spiel
hingegeben als die anderen – sie spielt die Rollen, lässt einen
teilhaben an dem Glück, das sie darstellt, und das ist schliesslich
unabdingbar für jede billige Unterhaltung", schreibt Norman
Mailer.
Sterns
Marilyn-Fotos sind Inszenierungen und aus sich selbst verständlich,
sie brauchen weder Bildlegenden noch erklärende Texte. Trotzdem
verändert sich unsere Sichtweise, wenn wir wissen, dass sechs Wochen
nach diesen Aufnahmen, Marilyn Monroe nicht mehr lebte. Unsere
Sichtweise verändert sich aber auch, wenn wir uns auf den grandiosen
Marilyn-Text von Norman Mailer einlassen: "Sein heimlicher
Ehrgeiz war gewesen, Marilyn zu stehlen; in seiner Eitelkeit glaubte
er, niemand könne das Beste in ihr so gut zum Vorschein bringen wie
er – eine Einbildung,
die er mit vielleicht fünfzig Millionen anderer Männer teilte ...".
Nur können diese vermutlich keine so gute Geschichte erzählen wie
Mailer es vermag. "Er könnte eine Geschichte erzählen, die
vielleicht lebensechter war als etwas bloss Erfundenes, denn er
vermochte sich ja oft sehr gut in einen verschlossenen, stillen
Menschen einzufühlen und würde, ausgestattet mit
schriftstellerischer Freiheit, die verborgenen Impulse im Leben
einiger seiner tatsächlich existierenden Figuren erkunden."
Seine
Leser sind froh, dass er es getan hat. Und auch darum, dass man in
diesem tollen Buch eine so schöne Aufforderung findet wie diese von
Marilyn: "Als ich ein kleines Mädchen war, hat mir nie jemand
gesagt, ich sei hübsch. Man sollte allen kleinen Mädchen sagen,
dass sie hübsch sind, auch wenn es nicht stimmt".
Norman
Mailer / Bert Stern
Marilyn
Monroe
Taschen
Verlag, Köln 2012
www.taschen.de
No comments:
Post a Comment