"Er wusste es, er wusste es … man stirbt an Lebensschwäche, lange bevor man an Altersschwäche stirbt, ja, noch war er Kohner, aber das ist er jeden Tag weniger. Das Gefühl des Alleinseins hatte ihn erreicht. Selbst die Freunde zogen sich von ihm zurück, seit er ihnen predigte, was er als Quintessenz seines Lebens empfand - dass sie nichts Besonderes sind und Probleme haben wie alle anderen Menschen auch … dass sie dieselben Fehler bis an ihr Lebensende wiederholen werden … dass alles im Leben Zufall ist und alles, das heisst alles … dass sie eines Tages entdecken werden, nicht derjenige zu sein, für den sie sich halten … dass sie alles im Leben tun, nur um nicht allein zu sein … dass sie bald jeden Tag wünschen werden, der Tag wäre schon vorbei … dass kein Mensch der Herr seines Schicksals ist … dass niemand ihnen sagen kann, wie sie leben sollen … dass das grösste Glück darin besteht, an nichts, an gar nichts zu denken."
Rainer Fabian: Das Rauschen der Welt, 2003
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