Sunday 23 October 2011

Bilder-Propaganda

Am 21. Juli 2010 erfuhren die Nachrichtenkonsumenten weltweit, dass das Foto, das am Wochenende zuvor auf der Website von BP zu sehen war und zeigte, wie Mitarbeiter in Houston, die auf zehn gigantische Videoschirme mit Bildern von den Ereignissen unter Wasser blicken, gefälscht war. Zwei der Bildschirme seien in Wirklichkeit leer gewesen, erkärte BP-Sprecher Scott Dean und führte aus, ein Fotograf des Konzerns habe das Bild mit Hilfe von Photoshop verändert. In der Folge wurde auch das Original veröffentlicht. BP-Sprecher Dean sagte, der Fotograf habe nur seine Photoshop-Kenntnisse unter Beweis stellen wollen. Die Mitarbeiter seien angewiesen worden, das Bildbearbeitungsprogramm nur für Veränderungen wie Farbkorrekturen oder das Erstellen von Ausschnitten zu verwenden.

Kurz darauf berichtete die Washington Post von weiteren manipulierten Bildern auf der Website des Konzerns. Wiederum war es ein Blogger, der die Fälschung entdeckt und veröffentlicht hatte: Ein Foto auf der Webpage von BP zeigt das Cockpit eines Hubschraubers. Der Blick durch das Fenster zeigt Einsatzschiffe auf dem Meer, die, so muss man anehmen, mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind. Das Foto vermittelt den Eindruck, dass sich der Helikopter in der Luft befindet, doch das tut er nicht: Die Farbabstufungen wirken unrealistisch, zudem hat der Blogger in einer Ecke des Fotos einen Teil eines Kontrollturms ausgemacht und daraus gefolgert, dass sich der Hubschrauber bei der Aufnahme gar nicht in der Luft, sondern am Boden befand. Und genau so war es auch, wie BP schließlich zugab.

Spiegel online bezeichnete diese Manipulationen als "PR-Panne", die Wiener Kronen Zeitung sprach vom einem "PR-Debakel" und man darf annehmen, dass wohl die meisten Betrachter dieser Fälschungen diese Einschätzung teilen. Doch eine solche Sichtweise ist irreführend, ja sie ist falsch, denn Bild-Fälschungen sind, im Kontext dieser Ölkatastrophe, zuallererst Lügen und die Leute bei BP, die dafür verantwortlich sind, sind keine PR-Leute, sondern zynische Lügner. Aber ist das nicht sowieso das Gleiche?

Nun, die Wahrheit ist bekanntlich ein weites Feld. Angesichts der Tatsache, dass wir alle wissen, dass mit Fotos gelogen werden kann und häufig auch wird, ist es jedoch einigermaßen erstaunlich, dass wir Fotos überhaupt trauen. Und zwar so lange, bis jemand kommt und uns beweist, dass wir uns getäuscht haben.

Für den ganzen Text, siehe hier

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