Wednesday, 10 December 2025

Schwarzlicht

In jüngeren Jahren, als ich mir von Büchern sinngebende Einsichten versprach, pflegte ich mir wichtige Sätze anzustreichen – und da ich fast alles wichtig fand, nahmen die Unterstreichungen gelegentlich ganze Seiten ein. Daran musste ich denken, als ich María Gainzas Schwarzlicht zur Hand nahm, denn bereits die ersten Seiten begeisterten mich derart, dass ich drauf und dran war, praktisch jeden einzelnen Satz zu unterstreichen.

Hier einige ganz willkürlich ausgewählte Beispiele:

„Sie trug eine zitronengelbe Bluse und ein zerknittertes stahlgraues Kostüm. Sie machte einen gewöhnlichen, ja geradezu etwas lächerlichen Eindruck, doch ihr Äusseres war, wie ich nach einiger Zeit feststellen sollte, ihrer Geisteshaltung genau entgegengesetzt.“ Soviel zu all den Trotteln, die vom ersten Eindruck auf eine Person schliessen.

„Auch wenn sie selten davon sprach, schien sie einer älteren Zivilisation zu entstammen, die es nicht nötig hatte, alles in Worte zu fassen.“ Wie wohltuend, denkt es so in mir.

„Ich war jung, wusste wenig, und was ich wusste, verstand ich kaum, dafür jedoch weckte nahezu alles rasendes Interesse bei mir.“ Treffender kann ich meine eigene Jugend nicht beschreiben!

Die Kunstkritikerin María, die in der Welt der Kunst eine Zeitlang „ein gewisses Prestige erlangt hatte, das sich der Illusion verdankte, eine empfindsame Prosa sei Ausdruck einer ehrbaren Gesinnung, am Stil erkenne man den Charakter“, ist eigentlich nicht darauf aus, sich zu etablieren, als sie bei der Taxierungsabteilung des Banco Ciudad eine neue Stelle antritt.

Ihre Chefin, Enriqueta Macedo, führt sie in die Welt der gefälschten Kunstwerke ein. Enriqueta hatte die Fälschungen der Bande der melancholischen Fälscher („Ihre Mitglieder, die davon lebten, dass sie die Reichen übers Ohr hauten, fühlten sich wie durch ein brüderliches Band verbunden.“), ansässig in Buenos Aires, im Stadtteil Belgrano, während vierzig Jahren für echt erklärt. Im Namen der Kunst und nicht etwa des Geldes wegen. „Falsch waren ihrer Ansicht nach bloss Werke von zweifelhafter Qualität.“

Es geht in diesem glänzend geschriebenen Roman nicht nur um die darstellende Kunst („Ein Sammler kauft keine Kunst, er kauft die gesellschaftliche Bestätigung seiner Investition.“), sondern auch, und vor allem, um die Lebenskunst. „Obwohl es vordergründig immer um Malerei ging, schienen ihre Ratschläge sich in Wirklichkeit auf die Kunst des Lebens zu beziehen.“

Als Enriqueta stirbt, wird María Kunstkritikerin bei einer Zeitung. Als sie den Job verliert, macht sie sich auf die Suche nach der legendären Kunstfälscherin Negra. „… frage ich mich manchmal, ob das Fälschen nicht das einzig wirklich grosse Kunstwerk des 20. Jahrhundert darstellt.“

Schwarzlicht ist ausgesprochen reich an Lebensweisheiten, zu denen auch gehört: „Wie die Grossmutter einer Freundin immer sagte: ‚Nur weil dir schon mal was Schlimmes passiert ist, heisst das nicht, dass dir danach nichts Schlimmes mehr passieren kann.’“ Ob die Erkenntnisse, die etwa Proust („Jeder Mensch kann auf sieben genaue Kopien seiner selbst zählen.“) und anderen bekannten Autoren zugeschrieben werden, erfunden sind oder nicht, ist bei einem Werk, das sich der Fälschung widmet, schwer abzuschätzen – ich jedenfalls habe mich entschieden, sie als wahr zu betrachten.

Immer mal wieder muss/darf ich Tränen lachen. „Ohne sie war ich wie eine Kuh ohne Weide …“. Fühle ich mich nachdenklich gestimmt. „Vielleicht gibt es tatsächlich so etwas wie ‚die glücklichste Zeit des Lebens‘, eine Feststellung, die einen ganz schön traurig machen kann.“ Weiss ich mich mit Wesentlichem konfrontiert. „Doch wie Bach, der darum bat, ihn niemals bewaffnet ausser Haus gehen zu lassen – er fürchtete, ihn könne plötzlich Mordlust befallen – , hielt ich mich von allen Verlockungen fern.“

Schwarzlicht ist gescheit, witzig und lebensklug. Und überdies vielfältig lehrreich. Eine Perle!

María Gainza
Schwarzlicht
Roman
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2023

Sunday, 7 December 2025

Shutdown

Corona hat mich aufgeweckt und wieder neugierig gemacht. Diesmal auf Wissenschaft, für die ich mich nie gross interessiert habe. Zur Zeit jedoch finde ich all das, was mich einst begeisterte, von den Medien zur Fotografie zur Linguistik und zum Interkulturellen, ziemlich fade, Medizin und Biologie hingegen total spannend.

Für Leute wie mich, die bislang nie darüber nachgedacht haben, was eigentlich ein Virus ist – klar, von einer Viruserkrankung und einem Computer-Virus hatte ich schon gehört – , ist „Shutdown“ ein überaus nützliches Aufklärungsbuch, an dem eigentlich nur irritiert, dass es mit dem Doktortitel der Autorin hausieren geht, was für mich in aller Regel eher ein Indiz mangelnder Kompetenz ist (in diesem Falle scheint das nicht so, der Text überzeugt).

Die Autorin studierte Biologie und forschte mit Viren. Und sie versteht es, das ungeheuer breite Thema Pandemie leserfreundlich darzustellen. Das zeigt sich bereits im Prolog, der den grösseren Zusammenhang klarmacht, in dem unsere gegenwärtige Situation gesehen werden muss. „Der Mensch befeuert nicht nur den Klimawandel, sondern zerstört Natur und Umwelt in einer Dimension, die kein Ökosystem mehr verkraften kann. Viren, die bislang in einer harmonischen Symbiose mit ihrem tierischen Wirt zusammenleben, geraten unter Druck und suchen sich einen neuen Lebensraum oder zerstören den Angreifer: die Menschheit.“

À propos Zusammenhang: Dieses Buch macht mir auch bewusst, wie fahrlässig ich in den letzten Jahren auf dieser Welt (Afrika, Asien und Südamerika) unterwegs gewesen bin. Von der fehlenden Malaria Prophilaxe bis zum sorglosen Verzehr von was auch immer, ungeachtet der Faustregel „Cook it, boil it, peel it or forget it“, die ich vor Jahren noch befolgt habe, jedoch schon lange nicht mehr praktiziere. Auch in dieser Hinsicht ist „Shutdown“ ein Weckruf.

Bis vor Kurzem wusste ich nicht, dass in und auf unserem Körper Billionen von Bakterien (Lebewesen) und noch viel mehr Viren (keine Lebewesen, sie können sich nicht selbständig ernähren und vermehren) leben. Zusammen bilden sie unsere körpereigene Mikrobenarmee, der es jedoch nicht immer gelingt, Eindringlinge unschädlich zu machen.

Doch nicht nur die Zoonose ist eine weitgehend unterschätze Gefahr, auch das Wettrüsten im Bereich der biologischen Waffen wird von der breiteren Bevölkerung kaum zur Kenntnis genommen. „Laut Sunday Times gab es bereits um die Jahrtausendwende weltweit 450 Laboratorien, die mit biowaffenfähigen Krankheitserregern herumexperimentieren und zum Teil auch handeln.“ Gemäss gegenwärtigem Wissensstand stammt Covid-19 nicht aus dem Labor, die Wahrscheinlichkeit, dass das nächste Virus von dort kommt, ist jedoch viel grösser als ich gedacht hätte, was auch daran liegt, dass ich bislang nicht wirklich darüber nachgedacht habe.

Neben den biologischen Infos liefert „Shutdown“ auch viel nützliches Politwissen. Wir waren nämlich auch deswegen nicht auf Corona vorbereitet, weil Grundlagenforschung schon lange ein kümmerliches Dasein geführt hat, da sie nicht in unsere Zeit, die dem schnellen Geld verpflichtet ist, passt. „Ein breites Grundlagenwissen über Corona-Viren hätte eine Pandemie vielleicht verhindern können.“ Die Aktivitäten der Gates-Foundation sieht Ina Knobloch kritisch. „Zumindest Bill Gates und seine Stiftung scheinen immer gut vorbereitet zu sein. Zahlreiche Firmen, an denen er zum grossen Teil beteiligt ist, haben ein Rat-Race um Impfstoffe gegen das neue Corona-Virus begonnen – und die Aktien schiessen nach oben, während die meisten anderen Kurse sich im freien Fall befinden.“

Dass Ina Knobloch sich immer auch persönlich einbringt (im Gegensatz zu diesen Journalismus-Primadonnen, die vorgeben, der Objektivität verpflichtet zu sein und dabei ausser Acht lassen, dass sich persönlich zu zeigen, zu einer wahrhaft objektiven Darstellung dazugehört), gefällt mir ganz besonders an diesem Buch. Man lese etwa ihre Erfahrungen mit der Vampirfledermaus

Keine einzige Regierung, mit Ausnahme von Taiwan, Hong Kong und Südkorea (so mein Wissensstand), hat angemessen auf Corona reagiert. Die Politik tat, was sie immer tut – sie praktiziert das Durchwursteln. Politiker täten gut daran, von der Wissenschaft zu lernen: Genau Hinschauen, Fehler unverzüglich korrigieren, weiter forschen, besser werden. Das bleibt natürlich eine Illusion, denn die Politik orientiert sich nicht an der Wirklichkeit, sie bildet sich ein, diese gemäss den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen gestalten zu können. Sie wären gut beraten, sich bei Charles Darwin kundig zu machen, der hat nämlich gelehrt, dass nicht die Gescheitesten und auch nicht die Cleversten überleben, sondern die, welche sich am besten anzupassen wissen. An die Natur, nicht an die eigenen Vorstellungen!

So recht eigentlich müsste es doch mittlerweile allen klar sein, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. Man denke an die verheerenden Waldbrände in Kalifornien, Australien und Amazonien. An die sintflutartigen Regenfälle in Indonesien, Ostafrika und Brasilien. An das Massensterben im Tierreich – erinnert man sich noch an die 40 000 toten Krabben, die an die Küste von Grossbritannien gespült wurden, an die 2 Millionen tote Fische, die an der Ostküste der USA angeschwemmt wurden? Ina Knobloch weist noch auf etliche weitere Fälle aus den letzten Jahren hin und mir wird bewusst, dass man all dies nicht vergessen darf und handeln muss, bevor es zu spät ist.

Fazit: Engagiert, lehrreich und aufrüttelnd.

Dr. Ina Knobloch
Shutdown
Von der Corona-Krise zur Jahrhundert-Pandemie
Droemer, München 2020

Wednesday, 3 December 2025

Auf verlorenem Posten

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"Ich wandle in der Finsternis.
Doch mich leitet der Duft des Ginsters"
So beginnt Nicolás Gómez Dávilas "Auf verlorenem Posten". Und ich bin begeistert. Es sollte nicht die einzige Erkenntnis in diesem Band voller Erkenntnisse bleiben, die mich für das eigenständige Denken des Autors einnimmt. Einige davon will ich hier vorstellen:

"Wer sich mit widersprüchlichen Evidenzen nicht abfindet, wird sich letztlich in schlüssige Täuschungen verrennen."

"Bereits die schonendste Wahrheit erscheint dem modernen Menschen eine Zumutung."

"Ich glaube mehr an das Lächeln als an den Zorn Gottes."

"Nicht die Botschaft eines Buches, sondern sein Klima ist es, das uns einlädt, in ihm zu hausen."

"Der wahre Künstler arbeitet mit der Mentalität eines Handwerkers."

"Die Originalität ist nicht etwas, wonach man sucht, sondern etwas, das man findet."

Ich habe diese Einsichten/Erkenntnisse ganz willkürlich ausgewählt, hätte mich genauso gut auch für andere entscheiden können, die 250 Druckseiten geben Anregung zu ungemein Vielem. Gefragt habe ich mich nur, wie man ein solches Buch (das ausschliesslich aus Fragmenten wie den oben erwähnten besteht) eigentlich lesen soll beziehungsweise kann. Der Aufsatz von Francisco Pizano de Brigard ("Die Schlüssel des Nicolás Gómez Dávila"), der am Ende des Buches zu finden ist, versucht Auskunft zu geben: Dávilas Scholien oder Glossen seien so kurz in der Form wie in der Aussage, erfahre ich da, und so recht eigentlich nur ganz zu verstehen, wenn man ihren Ursprung in den griechischen und lateinischen Klassikern vor dem geistigen Auge habe. "Für Don Nicolás, wie es für jeden denkenden Menschen immer der Fall war, bleibt in diesem Diskurs das Echo der Vergangenheit immer spürbar. Dies bedeutet, dass kein Problem wirklich neu, keine Frage ohne Präzedenzfall ist und keine Erfahrung uns völlig überraschen kann."

Nun ja, ich bin weder mit den griechischen noch mit den lateinischen Klassikern vertraut, halte die Vorstellung, dass das Lesen dieser im Original einen zu einem kultivierten Menschen mache, für elitären Schwachsinn und stimme trotzdem zu, "dass kein Problem wirklich neu, keine Frage ohne Präzedenzfall ist und keine Erfahrung uns völlig überraschen kann."

Man kann ein Buch aus ganz verschiedenen Gründen schätzen. Weil es spannend zu lesen ist, weil es einen unterhält, weil es interessant ist, es einem zu neuen Einsichten verhilft. Sind diese Einsichten nicht nur interessant, sondern auch noch hilfreich - und viele der Einsichten in diesem Werk von Nicolás Gómez Dávila sind es - dann ist mir ein Buch lieb und teuer. Hier einige weitere Beispiele:

"Wer weiss, dass ihm das Leben nichts schuldig ist, nimmt eine korrekte Haltung gegenüber den Dingen ein."

"Zu hören, wie auf dumme Weise kritisiert wird, was wir verachten, regt uns dazu an, es zu verteidigen."

"Das wissenschaftliche Denken klärt die Intelligenz, doch es wäscht sie dabei aus."

"Die Einsamkeit ist heutzutage etwas derart Beängstigendes, dass alle die Hitze des Konflikts vorziehen."

Nicolás Gómez Dávila
AUF VERLORENEM POSTEN
Neue Scholien zu einem inbegriffenen Text
Karolinger, Wien 1992

Sunday, 30 November 2025

In einem Käfig voller Lügen

 “… mad at the Chinese for lying so much.”
(Maxine Hong Kingston. The Woman Warrior).

Im Bus nach Quanzhou haben Chris und Johanne gesehen wie der Billetkontrolleur von drei jungen Männern durchs Feld gejagt und schliesslich blutig geschlagen wurde.

Im Winter hat sich ein Mann aufs Universitätsgelände geflüchtet, wo er von einem aufgebrachten Mob fast gelyncht worden ist. Er hatte ein Motorrad gestohlen.

Im Nebengebäude ist im letzten Semester eine chinesische Lehrerin von ihrem früheren Freund mit dem Messer angegriffen und verletzt worden.

Vor ein paar Tagen musste Lynn ins Spital nach Quanzhou eingeliefert werden. Er war ein paar Mal bewusstlos zusammengebrochen, hatte hohes Fieber, sein Hals war angeschwollen und ganz rot, er konnte nicht mehr essen.

Chris hatte am selben Tag mit Lynn zu Mittag gegessen. Dabei äusserte Lynn, er habe Angst, er hoffe, er komme hier gesund raus. Die tun dir nichts, hatte ihn Chris beruhigt. Fünf Stunden später traten die ersten Symptome auf.

Möglicherweise eine Vergiftung, sagt Chris.

Lynn glaubt, die Administration habe es auf ihn abgesehen, wolle ihm zurückzahlen, dass er sich hier nicht konform verhalten habe. Er sei übers Wochenende nicht hier gewesen, es hätte jemand also ohne weiteres in sein Appartement rein und da was ins Trinkwasser geben können.

Da Lynn schon mal einen Schüler in die Ecke stehen und nicht wenige durchfallen lässt, vermute ich eher einen Racheakt eines Schülers.

Weder Chris und Johanne, weder Lynn noch ich selber kennen den offiziellen Befund des Spitals, wir halten uns damit auch gar nicht auf. Wir zählen nicht darauf, dass uns hier jemand die Wahrheit sagt.

Zusammen mit anderen Ausländern – insgesamt 26 aus verschiedenen Ländern – unterrichten wir an einer Schule, die sich Universität nennt, jedoch eine solche nur dem Namen nach ist, in der Nähe von Quanzhou, einer 7-Millionen-Stadt in der Provinz Fukkien, in Chinas Süden.

Das Gelände ist mit Toren und Wachen gesichert, die Beziehungen zwischen der Polizei und der Universität, sagt der Vice President, exzellent. So gut, dass unsere hier ausgestellten Arbeitsvisa mit einem falschen Ablaufdatum versehen sind – ein allfälliges Abhauen soll uns teuer zu stehen kommen.

Wir stehen unter dauernder Beobachtung, werden bewacht. Um die vierzig Polizisten in Zivil sollen auf dem Gelände aktiv sein, vielleicht sind es aber auch bis zu hundertzwanzig. Nach ein paar Wochen beginnt man jedem Gerücht zu trauen.

Unterhalte ich mich auf der Strasse mit einem der anderen ausländischen Lehrer, kommt es oft vor, dass ein Chinese sich unserem Schritt anpasst und neben uns her geht. Wir wissen, dass sie unser Gespräch belauschen. Mit Kollegen, die Französisch sprechen, wechsle ich dann die Sprache.

Wer die Frau wohl ist? wundert sich Nisha, die Information Management Systems unterrichtet, als wir sehen, wie sich Sunny, die jeden Montag bei mir putzt, auf ihr Motorrad setzt. Für eine Putzfrau ist die viel zu gut gekleidet, fügt Nisha hinzu.

In jeder Klasse gibt es Schüler, deren Aufgabe es ist, dem Vice President über das Tun und Lassen des Lehrers zu berichten. Natürlich sind wir Lehrer davon nicht in Kenntnis gesetzt worden, wir erfahren davon von Lehrern, die schon im letzten Semester hier waren.

Die Studenten haben es alle, mangelnder Leistungen wegen, nicht in eine reguläre Universität geschafft. Die Studiengebühren sind hoch, damit werden die Diplome bezahlt.

In einer Kultur, wo der Schein alles gilt, wird dieser eben gekauft. Als der sehr reiche Eigentümer der Schule mit dem sehr einflussreichen Mann, der für die Vergabe der Einstufungen zuständig ist, zusammensass und um die Bezeichnung ‘Universität’ nachsuchte, meinte der einflussreiche Mann wegwerfend: “Es ist doch nur eine Name.” So will es die Legende.

Den musst du unbedingt kennen lernen, sagt Ben, ein Lehrer-Kollege, nach eigenen Angaben 54 (einige halten ihn für wesentlich älter) Jahre alt, ein Anbiederer und Gerüchteverbreiter. Der Junge, den ich unbedingt kennenlernen soll, ist der Präsident der Student Association. Ich wüsste nicht, weshalb ich den kennenlernen sollte und gebe mich entsprechend unkooperativ, ich weiss hingegen, weshalb es für Ben wichtig ist, mit dem Jungen ein gutes Verhältnis zu haben – die Student Association führt Dossiers über die einzelnen Lehrer und da Ben mit Studentinnen rummacht (dies ist verboten), ist er erpressbar und davon wird Gebrauch gemacht.

Von zwei meiner ausländischen Lehrerkollegen weiss ich, dass sie mit der Vorstellung im Kopf rumlaufen, sie könnten von einer Gruppe Studenten zusammengeschlagen werde.

Die Studenten sind auch wirklich einmal gewalttätig geworden. Vor zwei Jahren haben sie gegen die stinkenden und engen Studentenunterkünfte protestiert. Sie haben Scheiben eingeschlagen und andere Einrichtungen zerstört.

Der Eigentümer dieser Anstalt (alles in mir weigert sich, das Wort Universität in den Mund zu nehmen) rief die Bereitschaftspolizei. Der Aufstand wurde niedergeschlagen.

Viele der Studenten – sollte die Bezeichnung ‘Student’ Neugier und Lernwillen suggerieren, so sind die meisten der Jugendlichen hier keine Studenten – tun mir manchmal auch leid. Einige sagen ganz offen, dies sei die Hölle hier.

Chris hat einmal in seiner Klasse eine anonyme Umfrage gemacht: von vierzig Schülern sagten gerade einmal drei, ihnen gefiele es hier.

Ob ich auch hierhergekommen sei, weil sie mich reingelegt hätten? fragt mich eine Schülerin. Ja, antworte ich, doch ich sei auch selber blöd genug gewesen, um darauf reinzufallen. Ich hätte eben, aus Eitelkeit, gerne an einer Universität Kommunikation unterrichtet und deshalb, als die Zusage gekommen sei, alle Warnlichter ignoriert, weil ich sie habe ignorieren wollen.

Die Schülerin lacht und sagt, sie fühlten sich alle hereingelegt. Sie hätten alle gedacht, sie kämen an eine Universität, nicht in eine Art Erziehungsanstalt.

George hat genug, er will weg. Er ist bereits seit zwei Jahren hier (es ist rar, dass jemand seinen Jahresvertrag verlängert), bis vor kurzem hat es ihm gefallen. Doch dann sind plötzlich Angestellte des Academic Affairs’ Office in seinem Unterricht aufgetaucht und haben die Anwesenheitslisten überprüft. Aus einer Laune raus, weil sie nichts Besseres zu tun hatten, wie George meint.

Natürlich irrt er sich, hier tut niemand was aus einer Laune raus, hier hat jeder Vorgang System. Er verstehe eben nicht, hätten ihm seine Studenten gesagt, erzählt George. Sie hätten recht, er verstehe in der Tat nicht. Und was überhaupt?

Er muss irgendeine dieser unsichtbaren Grenzen überschritten haben, jetzt muss er dafür zahlen, wird er schikaniert. Man munkelt, er treibe es mit Studenten. Vielleicht hat sich einer von ihnen beschwert.

Bei Stuart ist an der Wand über dem Schreibtisch der Schulkalender festgemacht, er hat darauf die Tage durchgestrichen, die er bereits hier ist. Ich mache dasselbe auf meinem Kalender. Diese Praxis kenne ich sonst nur aus der Zeit als ich Schüler war und aus Filmen über das Leben im Gefängnis.

Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, mich ganz gut im Griff zu haben. Doch als ich vorgestern Yonalkis in Havanna anrief, habe ich ganz unvermutet – ich hatte mir doch so vorgenommen, mich zusammen zu nehmen – von Gefängnis, und Albtraum, und überall sei Polizei, gesprochen und dabei brach mir fast die Stimme. Ich hab’s zuerst gar nicht gemerkt, habe nur bemerkt, dass ich wild drauflos redete, bis Yonalkis sagte, ich hör’s an deiner Stimme. Und dann fügte sie noch hinzu, sie habe immer ein schlechtes Gefühl gehabt, habe mir das auch damals, in Bellinzona noch, gesagt. Ich erwidere, ja, ja, doch ich erinnere mich nicht, nur, dass sie jetzt schon zum zweiten Mal darauf hinweist und ich mir vornehme, in Zukunft mehr auf meine Frau zu hören..

Jeweils am Samstag fahre ich mit Mister Tu, einem chinesischen Englischlehrer, auf dem Motorrrad durch die Gegend. Wir fahren jedes Mal woanders hin. Einige der Orte, die wir besuchen, kennt auch Mister Tu, der aus der Gegend stammt, nicht. Wir fühlen uns in der Zeit zurückversetzt und staunen ob der manchmal ganz eigenartigen Architektur (ich erinnere speziell einen Ort, in dem ganz viele, ganz schlanke und hohe Gebäude zu sehen waren, obwohl da eigentlich viel Platz war) und den zum Teil sehr primitiven Verhältnissen. Doch auch die Dorfbewohner staunen; die Kinder rennen heran, um den Fremdling zu sehen.

Wir reden viel auf diesen mehrstündigen Fahrten, die uns bis zu vierzig, fünfzig Kilometer weit in die Berge und Hügel der Umgebung führen. Jetzt, wo das Ende meines Aufenthaltes naht, will Mister Tu wissen, was mir zuallererst durch den Kopf gehe, wenn ich an China denke und gibt sich gleich selber die Antwort. Das Lügen und Betrügen? Ich will höflich sein, will es aber auch nicht, denn mir ist die Energie, mich dauernd zu verstellen und nett sein zu müssen, abhanden gekommen. Natürlich, fange ich an, werde in allen Kulturen gelogen und betrogen, doch das Ausmass hier sei mir neu gewesen. Doch das alles überlagernde Gefühl sei die fast vollkommene Absenz von Spass und Freude, sei dieser ständige Kampf und Krampf, diese Verbissenheit mit der, zum Beispiel im Verkehr, um jeden Millimeter gekämpft werde.

Selbstverständlich sage ich dann auch noch ein paar nette Sachen, denn dass es in diesem Lande Bewundernswertes gibt, versteht sich von selbst. Die zum Bersten vollbepackten Lastwagen und Motorräder, zum Beispiel, die einen Sinn für Ausgewogenheit und Balance verraten, der einen staunen lässt.

Doch ich mag nicht ausgewogen sein.

Ich habe genug davon, dem Regime der Heuchelei zu gehorchen. Genug davon, keine Gefühle zu zeigen. Genug davon, freudlos dahin zu leben und darauf zu warten, dass endlich Schulschluss ist.

In den letzten Schulwochen geben sich die Schüler, die während des ganzen Semesters gelangweilt, aufsässig und störrisch gewesen sind, dermassen freundlich, nett und zuvorkommend, dass schon fast beleidigend offensichtlich ist, dass sie auf Anweisung von oben handeln. Die Schlussprüfungen finden bald statt und ich soll milde gestimmt werden. Auch steht meine Abreise kurz bevor und da sollen allfällige Wogen zuvor noch geglättet werden.

Ich bin schon zu lange hier, als dass ich darauf noch hereinfallen würde. Doch ich habe auch zu viel Angst, um das Spiel nicht mitzuspielen.


Wednesday, 26 November 2025

Hannah Arendt: Ein Leben

"Willi Winkler ist ein phantastischer Erzähler", wird Claudius Seidl auf dem Schutzumschlag zitiert. Und so sehr ich Kollegenlob gegenüber skeptisch bin: Recht hat er. Dieses Werk ist ein packender Lesegenuss erster Güte.

Eine menschenwürdige Existenz, so Hannah Arendt im Jahre 1946 (sie befand sich damals in einem fremden Land, dessen Sprache ihr neu war, und musste völlig neu anfangen), sei nur am Rande der Gesellschaft möglich, "wobei man dann eben mit mehr oder weniger Humor riskiert, von ihr gesteinigt oder zum Hungertode verurteilt zu werden." Angesichts ihres späteren Lebens, dem es an Anerkennung nun wirklich nicht gemangelt hat, wirkt das reichlich melodramatisch und zeugt von eitler Selbstbezogenheit, die im Laufe ihres Lebens nicht weniger werden wird.

Hannah Arendt: Ein Leben ist ein ungeheuer dichter Text und derart differenziert, dass es einen gelegentlich fast erschlägt. Diese gewaltige Fleissarbeit überzeugt nicht zuletzt dadurch, dass sie Widersprüchlichkeiten nicht aufzulösen versucht, sondern abbildet, und dabei auch Stellung bezieht. Ein einfacher, klar zu fassender Charakter war Hannah Arendt eindeutig nicht.

Überaus spannend und aufschlussreich ist, was man alles über die vielfältigen geschichtlichen Vorkommnisse sowie Personen wie Heidegger, Jaspers, Brecht, Ingeborg Bachmann, Hans Magnis Enzensberger oder Golo Mann erfährt. Nur wenigen dieser sogenannten Geistesgrössen fühlte ich mich zugetan, allzu oft dachte es so in mir: viel Hirn, wenig Verstand. Und Herz schon gar nicht. Stattdessen derart von der eigenen Wichtigkeit überzeugt, dass es einen richtiggehend graust.

Sie flieht vor den Nazis nach Paris, trennt sich von ihrem Mann, lernt Heinrich Blücher kennen, der in Berlin nur gerade ein paar Strassen weiter gewohnt hatte. Sie könnten von ihrer Herkunft her unterschiedlicher nicht sein, heiraten. "So unnachgiebig sie sonst ihre Positionen verteidigt, bei diesem Mann ist sie nachgiebig." Auch bei Brechts Loyalität zu Stalin, die sie lediglich als "Sündenfall" beurteilte, war das so. Heidegger vergab sie offenbar so ziemlich alles. Ihre private Moral war sehr  flexibel.

Kein Leben geschieht in einem luftleeren Raum, weshalb in dieser Biografie denn auch viel Kontext zu finden ist, der einer recht überschaubaren akademischen Welt eine Bedeutung verleiht, über die sich der Laie gelegentlich wundern mag. Immer mal wieder kann man zudem lesen, dass viele der alten Nazis auch nach 1945 einflussreiche Posten besetzten. Auch im Verlagswesen.

Es ist eine überaus lehrreiche Lektüre, die Willi Winkler hier vorlegt, da man fast genauso viel über Hannah Arendts Zeitgenossen erfährt wie über sie selber. Befremdend ist jedoch, was für eine Wichtigkeit etwa Vorträgen, Vorlesungen, Aufsätzen, Büchern und Meinungen zugeschrieben wird. Was kümmert mich Walter Benjamins Einschätzung, die Lektüre der Gedichte Rilkes sei 'Entartung' und Teil einer 'Schule asozialen Verhaltens'? Oder andersrum: Wie kann man jemanden, der solchen Schwachsinn von sich gibt, eigentlich ernst nehmen? Derselbe Benjamin war übrigens lange "Brechts Verharmlosungen der Moskauer Prozesse und ihren brutalen Säuberungen wehrlos erlegen."

Hannah Arendt: Ein Leben ist reich an Details, die sich mir, jedenfalls einige von ihnen, ins Hirn eingegraben haben, so etwa Louis-Ferdinand Célines Pamphlet Bagatelles pour un massacre, in dem er "die Massakrierung aller Juden" vorschlug. Oder dass es auch 1940 eine Bewegung "America First!" gab, die sich dem Zustrom europäischer Flüchtlinge widersetzte. Oder dieser Satz aus Norman Mailers Brief an Kennedy in der "Village Voice" nach der gescheiterten Kuba-Invasion: "Sie dringen in ein Land ein, ohne seine Musik zu kennen."

Nach dem Krieg besucht Arendt auch Heidegger, ihren ehemaligen Professor und verheirateten Liebhaber, "der sich nicht zum kleinsten Schuldbekenntnis wegen seiner Unterstützung der Nazis herbeilassen will." Auch Frau Heidegger, eine Antisemitin sondergleichen, wird sie bei einem gemeinsamen Frühstück kennenlernen. "Bei alldem hat Hannah Arendt erstaunlicherweise nicht den Verstand verloren", kommentiert Willi Winkler. Ganz so, als ob bei der ganzen Heidegger-Geschichte viel Verstand im Spiel gewesen wäre.

Anlässlich einer Tagung in Mailand über "Die Zukunft der Freiheit", an der "erlauchte Namen" zugegen sind, empört sie sich über den Luxus. "Alle vollkommen und auf das primitivste korrumpiert." Konsequenzen zieht sie (wieder einmal) nicht. "Auch wenn sie sich in Mailand gerade über die kongressfinanzierten Spesenritter und -ritterinnen echauffiert hat, gehört sie doch selber dazu." 

Prominent kommt auch "Eichmann in Jerusalem" zur Sprache. Arendt fühlt sich nicht wohl in Israel, erlebt vor Ort, was die Israelis an den Nazis kritisieren und teilweise auch selber praktizieren. Willi Winkler beurteilt ihre Haltung, mit der sie auch in den Gerichtssaal gehe, als "Mischung aus amerikanischem Snobismus und deutschem Dünkel." Das trifft zweifellos zu, doch ihre Vorbehalte gegen den staatsgewordenen Zionismus sind, angesichts der jüngeren Ereignisse in Gaza und im Westjordanland, fast schon hellseherisch.

Wie der Autor Arendts Berichterstattung über diesen Prozess sowie die Geschehnisse drumherum kommentiert, ist erhellend. "Ein Schauspiel nur", lautet ein Zwischentitel; aufgefallen ist das wenigen. Die Resonanz auf "Eichmann in Jerusalem" war hingegen gross und sehr kontrovers, entlang der bereits über Arendt gemachten Meinungen. Gelegentlich überkam mich der Gedanke, Hannah Arendt: Eine Leben sei möglicherweise die einzig ernsthafte Auseinandersetzung mit ihrer Person und ihren Ideen.

So sehr dies eine überzeugende Biografie ist, es geht weit darüber hinaus, da es auch viele Aspekte der Weltgeschichte nachvollziehbar macht, wie etwa die Kommunistenhatz in den USA oder die Ermordung von J.F. Kennedy. An den besorgten Jaspers schrieb sie damals: "Es ist, als sei dem Land plötzlich die Maske vom Gesicht gerissen." Das erfahren wir derzeit gerade wieder von Neuem. Genauso wie die Spaltung des Landes, die es auch zur Zeit des Vietnamkrieges gab.

Es sind die vielen Infos, die viel mehr als Anekdoten und überaus aufschlussreich sind, die dieses Werk wesentlich auszeichnen. So bezeichnete der neidische Nabokov Pasternaks Doktor Schiwago als "einen Schundroman und die Veröffentlichungsgeschichte für ein Werk der russischen Propaganda mit dem Ziel, Devisen zu vereinnahmen." Und Saul Bellow charakterisierte Hannah Arendts Salon am Riverside Drive mit: "Für ihre amerikanischen Freunde war es aussichtslos, in ihren erhabenen Bereich aufgenommen zu werden. Wir waren nett, aber um ernst genommen zu werden, nicht gebildet genug."

Hannah Arendt: Ein Leben klärt nicht nur vielfältig auf, sondern unterhält auch und hat mich oft lachen gemacht. Zudem: In den sogenannt gebildeten Kreisen scheint Neid und Überheblichkeit in einem Übermass vertreten. Zur Frage der Übersetzung von "Eichmann in Jerusalem" ins Deutsche, meinte Arendt: "Heinrich Böll kommt vielleicht in Frage, keinesfalls aber Grass." Die "Blechtrommel" befand sie "für eher epigonal."  

Nicht zuletzt ist Hannah Arendt: Ein Leben ein Buch darüber, wie man mit der Vergangenheit umgeht. Dass die meisten versuchen, ihr Verhalten schönzureden, ist wohlbekannt; es detailliert vorgeführt zu kriegen noch einmal etwas anderes. Hannah Arendt gehörte in ihren öffentlichen Verlautbarungen nicht zu diesen meisten. "Macht beginnt immer dort, wo die Öffentlichkeit aufhört."

Dass und wie es der Autor geschafft hat, aus dieser Informationsfülle ein nicht nur ausgesprochen lesbares, sondern ein wirklich spannendes und unterhaltsames Buch zu machen, ist eine Meisterleistung, auch wenn er sich gelegentlich wiederholt, was bei dieser Informationsfülle kaum zu vermeiden ist – und auch gar nicht stört, da es so vielleicht eher im Gedächtnis bleibt.

Willi Winkler
Hannah Arendt
Ein Leben
Rowohlt, Hamburg 2025

Sunday, 23 November 2025

Moskauer Erinnerungen

Dass unsere Zeit auch dadurch gekennzeichnet ist, dass wir in Informationen ersaufen, ist zwar ein Gemeinplatz, doch staune ich immer mal wieder, wovon ich überhaupt nicht Kenntnis genommen habe. Etwa davon, dass Memorial International, eine russische Menschenrechtsorganisation, im Dezember 2022 den Friedensnobelpreis erhalten hat (sie war damals bereits liquidiert worden). Irina Scherbakowa gehörte zu den 28 Board Members. 

"Seit dem 24. Februar 2022, als der grosse Krieg begann und ich Russland verlassen musste, habe ich mich oft gefragt: Waren wir naiv, daran zu glauben? Hätten wir als Historiker nicht erkennen müssen, welche Konsequenzen es haben kann, wenn man nur vorübergehend Lehren aus der Vergangenheit zieht, wenn sie nicht fest verankert sind, sondern nur allzu leicht revidiert werden können, zugunsten eines revisionistischen Imperialismus, eines neu erstarkten Nationalismus?"

Die Vorstellung, dass wir aus der Geschichte lernen können, ist mir im Laufe meines Lebens fremd geworden. Heutzutage halte ich es mit Hegel, der da meinte: "Das Einzige, was wir aus der Geschichte lernen, ist, dass wir nichts aus der Geschichte lernen." Dass das Historiker anders sehen (Irina Scherbakowa ist Historikerin), versteht sich. 

"Wenn ich heute daran denke, mit welchen Hoffnungen Memorial 1989 gestartet war, welche Hoffnungen in Ost und West zu dieser Zeit gehegt haben, frage ich mich immer wieder: Wie konnte es bloss dazu kommen, dass aus diesen grossen Hoffnungen verlorene Illusionen wurden?" 

In den 1990er-Jahren gab es nicht nur die Perestroika, sondern auch Flüchtlinge sowie Kriminelle, die aus den kaukasischen Republiken nach Moskau kamen, sich dort je nach Zugehörigkeit zu Banden zusammenschlossen und "die verschiedene Lebensbereiche unter ihre Kontrolle brachten: Die einen nahmen sich der Märkte an, die anderen der Banken, die Dritten der Hotelbranche." Dann gab es auch noch die, die Wohnungen plünderten; auch Irina Scherbakowas Familie sollte Opfer der alltäglichen Gewalt werden.

Eindrücklich schildert die Autorin, wie die Legalisierung der Privatwirtschaft, die organisierte Kriminalität zum Erblühen brachte. Die Miliz wird nicht mehr zu Hilfe gerufen, vielmehr meidet man sie so gut man kann. Immer wieder kommt die Gewalt zur Sprache. Bekanntlich wird diese auch in Filmen über amerikanische Gangstersagen verherrlicht. "Der grosse Unterschied besteht darin, dass der Kodex und die Moralvorstellungen der 'Diebe im Gesetz' in Russland nach und nach zur Normalität wurden." Nur eben: Ähnliches ist mittlerweile auch in den USA zu beobachten.

Und auch dies hat mich an die USA erinnert, obwohl die Rede von der sowjetischen Vergangenheit ist (und es natürlich grosse Unterschiede gegeben hat; leere Regale und kilometerlange Schlangen gab es meines Wissens in den USA nicht, die rosarote Brille hingegen schon): "In meiner Vorstellung dachte ich, dieser Zeit könne wohl niemand nachtrauern, allein schon weil sich alle noch lebhaft an die leeren Regale, die kilometerlangen Schlangen und die desaströse Wirtschaftslage erinnern konnten. Tatsächlich aber begannen viele bereits ab Mitte der Neunziger, wenn nicht die Stalinzeit, so doch zumindest die Ära Breschnew durch die rosarote Brille zu betrachten ...". Daraus könnte man schliessen, dass der Mensch halt eben blöd bzw. ignorant ist. Die zweite Wahl von D.T. zum amerikanischen Präsidenten unterstreicht das genauso; das Chaos seiner ersten Amtszeit hatte die meisten Amerikaner offenbar nichts gelehrt.

Und dann, Irina Scherbakowa traute ihren Augen nicht, kehrten die Lenin-Statuen zurück. Auch ich selber traue meinen Augen ob des Geschehens auf dem Planeten Erde häufig nicht, doch gleichzeitig wundere ich mich auch, wie oft viele "Studierte" (zu denen ich selber gehöre) in den letzten Jahren mit ihren Einschätzungen danebenlagen. Beileibe nicht alle; gut informierte, nüchtern denkende Beobachter hatte die Invasion der Ukraine nicht überrascht.

Der Schlüssel würde noch passen ist die Autobiografie der 1949 in Moskau geborenen Irina Scherbakowa, die damit auch eine russische/sowjetische Zeit schildert, die einem im Westen aufgewachsenen Menschen ferner und fremder nicht sein könnte. Das ist einer der Gründe, weshalb die Lektüre lohnt; ein anderer ist die reflektierte Auseinandersetzung der Autorin mit dieser Zeit. 

Am Rande: Zu meinen liebsten Schilderungen gehört der erste Flug der damals 18Jährigen in einer Iljuschin-14 von Moskau auf die Krim. "Ich fand den dreistündigen Flug wahnsinnig aufregend, vor allem wegen der starken Turbulenzen. Jedes Luftloch löste eine Begeisterung bei mir aus, die meine Mutter nicht teilte. Sie krallte sich kreidebleich an den Armlehnen fest ....".. 

Nicht nur von der Familie berichtet die Autorin, sondern auch von Freunden, und speziell von Tanja, "von Natur aus Sozialrevolutionärin, eine echte Demokratin, viel mehr als ich." Sie litt stark unter der sozialen Ungleichheit und der ungerechten Behandlung. "Ich weiss nicht, wie ich die Schwermut beschreiben soll, die Tanja Anfang der 2000er-Jahre in Wellen einholte, besonders in ihrem letzten Jahr." Diese Hommage an ihre Freundin, die Dichterin, hat mich am stärksten berührt in diesen gut geschriebenen Erinnerungen, nicht zuletzt, weil sie einem bewusst macht, wie stumpf die meisten Menschen sein müssen, dass sie die ganze Primitivität, ja, die Barbarei, die in den letzten Jahren ungefiltert an die Oberfläche gespült worden ist, ertragen können.

Irina Scherbakowa
Der Schlüssel würde noch passen
Moskauer Erinnerungen
Droemer, München 2025

Wednesday, 19 November 2025

Die Zähmung des Menschen

Die Frage, ob der Mensch von Natur aus gut (Jean-Jacques Rousseau) oder schlecht (Thomas Hobbes) sei, ist nicht zuletzt auf unser Bemühen um Vereinfachung zurückzuführen und hat wesentlich mit unserem Entweder/Oder-Denken zu tun.

Richard Wrangham, geboren 1948, Professor für biologische Anthropologie an der Harvard University, findet die Frage falsch. „Statt zu versuchen, Beweise für eine der beiden Seiten zu finden, sollten wir uns fragen, ob diese Diskussion überhaupt sinnvoll ist. Säuglinge weisen uns in eine ganz andere Richtung. Die Rousseau’sche Sichtweise ist genauso richtig wie die Hobbes’sche.“ Wir sind unserem Wesen nach sowohl gut als schlecht, welche der beiden Seiten die Oberhand gewinnt, hängt von den Umständen ab.

So recht eigentlich sagt das einem ja auch der gesunde Menschenverstand, doch dieser ist leider nicht besonders verbreitet. Stattdessen lassen wir uns im Übermass von unseren Emotionen leiten und die sind häufig wenig dienlich. Anders gesagt: Die Tatsache, dass in gewissen Situationen Panikgefühle aufkommen, bedeutet nicht, dass man diesen unverzüglich nachgeben soll. Und überhaupt: Wozu mangelnde Impulskontrolle führen kann, zeigt uns das Trump-Desaster in den USA täglich. Gescheiter ist, genau hinzugucken. Und Fragen zu stellen. Und sich die nötige Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Und genau dies hat Richard Wrangham getan.

So stellte er unter anderem fest, dass nicht miteinander verwandte Arten sich in vieler Hinsicht verblüffend ähneln. Auch beschäftigte er sich mit der These, dass wir Menschen eine domestizierte Art seien. „Wenn wir eine domestizierte Art sind, wie sind wir dann dazu geworden? Wer sollte uns denn domestiziert haben?“ Selbstdomestizierung, lautet die Antwort und wie die vonstatten gegangen ist, führt der Autor anhand ganz vieler faszinierender Geschichten überzeugend aus.

Frieden innerhalb der Gruppe und Gewalt gegenüber Fremden, gemäss diesem Muster scheinen wir Menschen zu funktionieren. Überall auf der Welt verhalten sich Soldaten im Krieg anders als zuhause. Doch natürlich ist es nicht so simpel – zuhause anständig, im Krieg pervers – und Richard Wrangham erklärt wieso. Dabei befasst er sich auch mit häuslicher und sexueller Gewalt in Friedenszeiten. Zudem unterscheidet er zwischen aktiver und reaktiver Aggression – letztere beurteilen die Menschen milder, aus ihr erwächst letztlich die soziale Toleranz. Die aktive Form der Aggression ist es, die uns als Menschen so tödlich macht.

Wie es Universitätsprofessoren geziemt, hat sich auch Richard Wrangham durch beträchtliche Mengen von Studien und Literatur gearbeitet – Die Zähmung des Menschen ist nicht zuletzt eine eindrückliche Fleissarbeit, eine gut geschriebene notabene. Das Themenspektrum ist ausgesprochen breit und geht weit über die Anthropologie hinaus. Wer sich über Sätze wie: „Die Sprache scheint eine notwendige Voraussetzung zur vorsätzlichen Tötung eines Individuums zu sein“ wundert, wird an den Ausführungen in diesem Werk seine helle Freude haben.

Dieses Buch ist nicht zuletzt eine Einladung, sich an Forschungsdaten zu orientieren. Und sich mit der These auseinanderzusetzen, „dass unsere Vorfahren unbeabsichtigt einen friedlicheren Menschen hervorbrachten, indem sie die aggressivsten Männer töteten.“ Nein, der Autor ist kein Verfechter der Todesstrafe, er ist vielmehr entschieden dagegen. Schliesslich haben sich die Zeiten (und damit die Bedingungen) wesentlich geändert.

Richard Wrangham kommt zum Schluss, dass wir über eine schwach ausgeprägte Neigung zu reaktiver Aggression und eine stark ausgeprägte Tendenz zu aktiver Aggression haben. Und jetzt, was machen wir damit? Nicht die weithin geteilte, jedoch unreflektierte Überzeugung nachzubeten, Kooperation sei immer gut, sondern das Ziel verfolgen „unsere Fähigkeit zu organisierter Gewalt einzudämmen.“

Fazit: Ein Buch voller origineller Denkanstösse, das die menschliche Aggression schärfer und vielfältiger zeigt, als es bis anhin der Fall gewesen ist.

Richard Wrangham

Die Zähmung des Menschen.
Warum Gewalt uns friedlicher gemacht hat. Eine neue Geschichte der Menschwerdung
DVA, München 2019

Sunday, 16 November 2025

Alle Scheinwerfer auf mich!

Ohne die von den Medien jeden Tag von neuem bereitgestellte Plattform, auf der sich dieser egomanische Hohlkopf sondergleichen (zugegeben, mit ganz vielen anderen, die auch ganz, ganz viel Aufmerksamkeit brauchen) austoben darf, weil das nicht nur ihm, sondern auch ihnen die Aufmerksamkeit beschert, nach der sie gieren, gäbe es keinen D. T. 

Ich ertrage es nicht mehr, dass man mir unter dem Hinweis auf Aufklärung täglich die Inkarnation der Primitivität und Geistlosigkeit vorführt, um selber Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich habe mich ausgeklinkt, mag mir den täglichen Irrsinn nicht mehr antun, denn die Versuche einen Irren bzw. eine irre Welt rational zu erklären, sind genauso irre (inklusive der nachgereichten Rationalisierungen). Warum also lese ich dieses Buch? Weil ich mir davon Aufklärung über unser von den Medien geprägtes Dasein erhoffe – und die kriege ich auch, wenn auch ausschliesslich über die nordamerikanischen Medien.

Im Kapitalismus gibt es keine Demokratie, hat Horst Herold, der einstige Leiter des BKA, gesagt, denn da herrscht das Geld und nicht das Volk. Und um Geld zu verdienen, braucht man Aufmerksamkeit. Das ist der gemeinsame Nenner, der D.T. und die Medien antreibt.

Das Fernsehen "stellte das Bild über das Wort und damit die Erscheinung über das Wesen", so James Poniewozik. "Das Fernsehen aber sprach eher in Bildern als in Worten und appellierte daher stärker an die Emotionen als an den Verstand." Treffender hat es die New Yorker Fotografin Lisa Kahane gesagt: "Image outlives fact." Dazu kommt, dass sich allzu viele mit dem Image von D.T., der behauptet, er könne tun, was auch immer er wolle, bestens identifizieren können.

Es gehört zu den Kennzeichen des nordamerikanischen Qualitätsjournalismus, das er auch immer eine Fleissarbeit ist (für diejenigen, die mit der Fernsehlandschaft der USA nicht besonders vertraut sind, ist dieses Buch streckenweise wenig ergiebig) und sein Thema möglichst von vielen Seiten beleuchtet. Und so erfahren wir in diesem Buch nicht nur von den Anfängen des Fernsehens, sondern auch von den Vorlieben von Mutter und Vater Trump, wobei sich der Autor in seiner Charakterisierung von D.T. auffallend zurückhält und sich vorsichtig ausdrückt (Von "Ich behaupte nicht zu wissen" über "könnte" bis zu "vielleicht sogar"), vermutlich auch als Absicherung vor potentiellen Klagen, für die die USA und besonders D.T. berüchtigt sind.

Detailliert zeichnet James Poniewozik die symbiotische Beziehung zwischen D.T. und den Medien nach. "Die Impulse des einen waren die Impulse des anderen. Die Begierden des einen waren die Begierden des anderen. Die Mentalität des einen war die Mentalität des anderen." Entscheidend dabei ist, nicht aus den Augen zu verlieren, dass sowohl die Medienwelt als auch D.T. Fiktionen sind. Dass wir diese der Realität vorziehen, werden wir wohl einst teuer zu bezahlen haben, denn Fiktionen haben es so an sich, sich aufzulösen, die Realität jedoch nicht. Wie sagte doch Philip K. Dick: "Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away." Wäre der Mensch fähig, sich der Realität zu stellen, gäbe es diesen Kaiser ohne Kleider nicht. Und es gäbe wohl die meisten Medien nicht.

Alle Scheinwerfer auf mich! ist grösstenteils eine differenzierte und gescheite Auseinandersetzung mit dem mediatisierten D.T., auch wenn sie gelegentlich in ihrer eigenen Informationsflut fast ersäuft, doch gegen Schluss hellsichtig erkennt, dass D.T.s gefährlichste Gegner "nicht seine klugen Kritiker, wie der stocksteife FBI-Direktor James Comey" sind, sondern die, "die sich mit dem TV und den sozialen Medien auskannten und durch kein Schamgefühl gehemmt waren", wie Stormy Daniels oder Omarosa Manigault Newman, die vom stellvertretenden Pressesprecher des Weissen Hauses, vom Podium aus angegriffen wurde. "Omarosa wurde dreimal bei The Apprentice gefeuert", sagte er, "und das war das vierte Mal, dass wir sie gehen liessen," Sehr schön kommentiert der Autor: "Wir. Die Trump-Administration, so Shah, war also die Fortsetzung von Apprentice im globalen Massstab."

Der Narzisst D.T. war offenbar schon von früh auf abhängig davon, im Mittelpunkt zu stehen. Süchtig nach Aufmerksamkeit zu sein, ohne sie nicht leben zu können, ist ein Charakterdefekt, der nicht nur D.T., sondern auch vielen Medienschaffenden eigen ist. Das kritische Hinterfragen, das einige Medienleute nicht nur für sich in Anspruch nehmen, sondern eindrucksvoll praktiziert haben und praktizieren (über kaum jemanden ist so viel bekannt wie über D.T.), hat sich als wirkungslos erwiesen

Eindrücklich hat James Poniewozik herausgearbeitet, wie D.T., seine Administration und die Medien, sich der Realität verweigern. Zu kurz gekommen ist mir allerdings, dass solche Leute nur deswegen Macht ausüben können, weil wir uns alle der Realität verweigern. Wären wir so nüchtern und realistisch, wie wir uns selber gerne sehen, würden wir uns eine solche Welt nicht gefallen lassen.

Alle Scheinwerfer auf mich! bietet nicht nur vielfältige Aufklärung über die geradezu kongeniale Partnerschaft von D.T. und den Medien (nein, nicht allen), es illustriert auch auf erschreckende Weise, dass und wie wir die Fiktion der Realität vorziehen.

James Poniewozik
Alle Scheinwerfer auf mich!
Die Geburt Donald Trumps aus dem Fernsehen
und der Zerfall Amerikas
Edition Tiamat, Berlin 2025

Wednesday, 12 November 2025

John Steinbeck: The Pearl

 A town is a thing like a colonial animal. A town has a nervous system and a head and shoulders and feet. A town is a thing separate from all other towns, so that there are no two towns alike. And a town has a whole emotion. How news travels through a town is a mystery not easily to be solved. News seems to move faster than small boys can scramble and dart to tell it, faster than women can call it over the fences.

Thus it might be that the people of the Gulf trust things of the spirit and things of the imagination, but they do not trust their eyes to show them distance or clear outline or any optical exactness.

John Steinbeck: The Pearl

Sunday, 9 November 2025

Annie Ernaux: Die Jahre

Annie Ernaux, geboren 1940, die sich als „Ethnologin ihrer selbst“ bezeichnet, erhielt 2022 den Nobelpreis für Literatur. Mein Verhältnis zu Trägern und Trägerinnen des Literaturnobelpreises ist gespalten. Ich glaube, sie schätzen zu müssen, doch es ist selten, dass ich es auch tue. Zu vielen habe ich schlicht keinen Zugang (jedenfalls nicht zu den Büchern, die mir in die Hände gefallen sind), die meisten kenne ich nicht, und dann gibt es die, die mich unmittelbar ansprechen. Die Jahre von Annie Ernaux gehört ganz unbedingt dazu, das weiss ich bereits nach den ersten paar Seiten. Es liegt an Aussagen wie „Der Welt fehlt es am Glauben an eine transzendentale Wahrheit“, gefolgt von „Alles wird innerhalb einer Sekunde vergehen, Getilgt das von der Geburt bis zum Tod angesammelte Wörterbuch. Stille wird eintreten, und man wird keine Wörter mehr haben, um sie zu sagen. Aus dem offenen Mund wird nichts mehr kommen. Kein Ich, kein Mir, kein Mich. Die Sprache wird die Welt weiter in Worte fassen. Bei Familienfeiern wird man nur noch ein Vorname sein, von Jahr zu Jahr gesichtsloser, bis man in der anonymen Masse einer fernen Generation verschwindet."

Damit doch etwas überdauert und Bestand hat, schreibt Annie Ernaux auf – anhand von Fotos, Schlagern und Erinnerungen – , was sie erinnert. Indem sie nicht nur ihr eigenes persönliches Erinnern, sondern auch die damalige Zeit (die 1940er Jahre) beschreibt (was es damals nicht gegeben hat: Rindfleisch und Orangen, Krankenversicherung, Kindergeld, die Rente mit 65, Urlaubsreisen), lässt sie auch den später geborenen Leser (jedenfalls ging es mir so) seine eigene Zeit erfahren – schliesslich ändert sich, abgesehen vom technischen Fortschritt, nur wenig. Die 1948 geborene Christine Westermann trifft es gut: „Ein sehr persönliches Buch, eine Zeitreise in meine Kindheit, meine Jugend ...“.

Die Zeit, die Annie Ernaux schildert, ist erfüllt mit Vorstellungen und Gewissheiten, die einen heutzutage fremd und exotisch anmuten. Da gab es „Sünden, die so schwer wogen, dass man sie auf keinen Fall beichten konnte“, da war der Stolz auf seine Schuluniform, und der Militärdienst machte einen zum Mann, da war es selbstverständlich, „dass Algerien mit seinen drei Departements zu Frankreich gehörte“.

Annie Ernaux versteht sich aufs Foto-Lesen, weiss, dass das, was Fotos zeigen, alles andere unsichtbar macht – und so bringt sie es uns zu Bewusstsein. „Ein Repertoire aus Gewohnheiten, eine Summe von Handgriffen“ genauso wie die zahlreichen Anweisungen: Aufessen, nicht schmatzen, nicht mit den Türen knallen ...

Die offizielle Geschichtsschreibung, die sich mit Politik abgibt, weiss von diesen Dingen nichts. Zudem: Ein Satz wie dieser vermittelt mir mehr über Frankreich als sämtliche politischen Leitartikel. „Frankreich war gross und setzte sich aus verschiedenen Bevölkerungen zusammen, die sich durch das, was sie assen und durch ihre Art zu sprechen voneinander unterschieden.“

In den sechziger Jahren waren die Menschen voller Zuversicht, „sie glaubten, die Dinger würden ihr Leben verbessern." Und dann war da die Musik der Jazz, der Gospel, der Rock 'n' Roll. „Dream, love, heart waren reine Wörter ohne praktischen Nutzen, die uns das Gefühl gaben, es existiere noch etwas jenseits unserer Welt.“

Auf sein eigenes Leben zurückzublicken – und dies ist es, was diese „Ethnologin ihrer selbst“ einem möglich macht – , habe ich selten so vergnüglich erlebt, auch wenn ich Jahre später und im Nachbarland aufgewachsen bin. Beispiele: „... man ass lieber Konserven als frisches Obst ...“; „Die Männer stellten sich am helllichten Tag zum Pinkeln an irgendeine Mauer, und höhere Bildung stimmte misstrauisch ...“; „Charles Piaget, der Arbeiter aus der Lip-Uhrenfabrik war bekannter als der Psychologe mit demselben Nachnamen, mit dem man uns im Philosophieunterrichts getriezt hatte (niemand ahnte, dass man bei dem Namen eines Tages nur noch an den Schweizer Luxusjuwelier denken würde, der Anzeigen in den Zeitschriften schaltete, die beim Friseur auslagen).“

Die Jahre machte mich sehr, sehr oft schmunzeln. „Wer einen Fernseher angeschafft hatte, kommentierte das Aussehen von Ministern und Ansagerinnen und redete von Prominenten, als wären es Nachbarn.“ Automatisch stellen sich in meinem Kopf Bilder von Menschen ein, die nach dem Tod von Tina Turner vor dem Tor ihres Anwesens Blumen niederlegten. Die Aufgabe der Medien, man kann nicht oft genug daran erinnern, besteht darin, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu garantieren.

Obwohl chronologisch strukturiert, erzählt dieses Buch keine lineare Geschichte, sondern ganz Vieles und ganz Unterschiedliches nebeneinander, immer wieder unterbrochen von Erinnerungsfetzen – näher als bei dem, was wir wirklich erleben, kann man kaum sein.

Annie Ernaux formuliert universelle Wahrheiten, direkt, pragmatisch und gänzlich unprätentiös. „Für unser persönliches Leben hatte die grosse Geschichte keine Bedeutung. An einem Tag war man glücklich, an anderen nicht. Je mehr man eintauchte in das, was sich die Wirklichkeit nannte, die Arbeit, die Familie, desto stärker wurde das Gefühl der Unwirklichkeit.“

Je subjektiver jemand sich auszudrücken traut, desto grösser die Möglichkeit zur Identifikation, denn wir sind weit weniger speziell als wir gemeinhin annehmen. Und wenn dann dieser jemand (wie Annie Ernaux) über die Fähigkeit verfügt, sich differenziert und einfach auszudrücken (eine Kunst, die wenige beherrschen), fühlt man sich als Leser berührt und bereichert. Ich für meinen Teil habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich fast jeden Satz unterstreichen wollte.

Fazit: Ein Buch, für das ich dankbar bin. Gescheit, amüsant und wunderbar instruktiv; der Beweis, dass das Leben in Worte gefasst werden kann.

Annie Ernaux
Die Jahre
Suhrkamp, Berlin 2023

Wednesday, 5 November 2025

Unterwegs in Rio Grande do Sul

Mein Hotel in Santa Maria ist in der Nähe der Rodoviaria, das Zimmer geräumig, beim Frühstück wundere ich mich wie immer über den Humor unseres Schöpfers, dessen Lust an Formen und Gestalten ständig einen einzigartigen Reichtum an Zweibeinern herzaubert.

Die sechseinhalbstündige Busfahrt nach Uruguaiana lässt mein Herz jubeln, jedenfalls während der ersten fünf Stunden, als ich in Ruhe die unendliche Weite geniessen konnte, doch dann tauchte eine Familie mit jungen Kindern auf – und mit meiner Landschaftsmeditation war es vorbei.

Der Taxifahrer in Uruguaiana war um die 90, ledergegerbte Haut, zahnlos, und sprach nicht nur einen mir gänzlich unbekannten Dialekt, er verstand auch nicht, wo ich hinwollte. Ein Kollege erläuterte ihm dann, wo mein Hotel lag. Auf dem Weg dorthin wies er auf zwei Lokale hin, wo abends die Mädels willig seien, was ihn eindeutig mehr begeisterte als mich.

Das Hotel sah von aussen hübsch aus, in meinem Zimmer hatte es dann allerdings knapp Platz für ein Bett, und das Bad war derart eng, dass ich froh war, die letzten Wochen ein paar Kilo abgenommen zu haben. Beleibten Herrschaften würde ich von einem Klobesuch in diesem Etablissement definitiv abraten – hinein schaffen sie es womöglich, hinaus hingegen ... Na gut, ich kann mich täuschen.

Jedenfalls, das Hotel figurierte für mich in der Kategorie "Vielleicht mit zwanzig, wenn man nur was zum schlafen braucht", doch es zeigte sich dann, dass die Gäste so in meinem Alter waren, Argentinier, einer in einem Velvet Underground T-Shirt.

Wo ich her sei, fragt die Frau, die ich nach der argentinischen Grenze frage. Wir plaudern ein wenig, das üblich Belanglose, dann weist sie mich auf ein Café hin, das gut sei, auch das im Park, bei der Praça, könne sie empfehlen. Beide suche ich in der Folge auf, mit Gewinn.


Ich schaue in den Geschäften an der Grenze nach einer Brieftasche, und werde fündig. Kurz darauf frägt mich eine Ladeninhaberin, die gerade Kleider aufhängt, ob ich was suche, ob sie mir behilflich sein könne. Danke, ich bin auf der Suche nach Fotomotiven, erwidere ich. In der nächsten Strasse gibt es einiges zu sehen, sagt sie. Sie hatte recht.

Man solle das Licht und die Aircon ausmachen, wenn man das Zimmer verlasse, was ich dann auch pflichtgetreu tue, nur um die Aircon voll aufgedreht zu finden, als ich zurückkehre. Die Reinigungskraft hat eben ihre eigenen Ideen ...

Dass Uruguaiana eine Grenzstadt ist, merke ich im Hotel, wo mehrheitlich Spanisch gesprochen wird, und in den Läden nahe der Grenze, wo ich gefragt werde, ob ich in Reais bezahlen wolle.

Da der Lärm auf dem Flur am zweiten Abend sich in Grenzen hielt, schloss ich messerscharf, das Hotel sei in dieser Nacht kaum belegt, so dass ich beim Frühstück, sofern ich zu den ersten gehörte, vermutlich alleine war. Ich war jedoch nicht der einzige Frühaufsteher, das ganze Hotel war bereits auf den Beinen, inklusive zweier Militärpolizisten, von denen die Frau ausgiebig tätowiert war, was vermutlich nur mir auffiel, da man sich in Brasilien gelegentlich fragen kann, wer eigentlich (noch) nicht tätowiert ist. Das Funkgerät der Polizistin übertönte jedes Gespräch, so dass man sich des Eindrucks nur schwer erwehren konnte, man befände sich in der örtlichen Einsatzzentrale.

Zu den Sätzen, die mich nun schon ein Leben lang begleiten, gehört Adolf Muschgs 'Trotz vieler Versuche, ein schlechter Reisender geblieben' (ich zitiere aus dem Gedächtnis). In meinem Falle: immer zu früh, stets etwas angespannt, wie jetzt an der Rodoviaria in Uruguaiana.

Die langen geraden Strecken gemahnen mich oft an Amerika, wo allerdings das Wiedersehen dominiert, da man das alles bereits in Filmen gesehen hat. In Brasilien sehe ich die Landschaft zum ersten Mal, ist sie neu, entdecke ich sie. 

Der Zustand der Strassen ist zum Teil fürchterlich und erinnert mich an den Nordosten des Landes, wo er noch fürchterlicher gewesen ist.

In São Borja springt nach der Mittagspause der Bus nicht mehr an, die Batterie hat den Geist aufgegeben. Die 40 Minuten Wartezeit fällt den Brasilianern eindeutig leichter als mir.

Von São Borja bis Santo Angelo sitzt ein junger Mann neben mir, der eindeutig angesprochen werden will, damit er erzählen kann. Ich tue ihm den Gefallen und bin nicht im Geringsten erstaunt (die meisten Brasilianer sind so), dass er mir keine einzige Frage stellt.

Hinter einem Laster herzukriechen und dabei durchgerüttelt zu werden, lässt mich mehr als einmal schwören, dass ich mir solche Rumpelfahrten nicht mehr antun werde.

Für die wichtigen Dinge, sei er zuständig, sagte einst mein Vater. Also wer Chef oder Bundesrat oder amerikanischer Präsident werde. Für die unwichtigen hingegen seine Frau. Also ob wir ein Haus kaufen sollen oder ein neues Auto. Ich bin genauso. Philosophische Gespräche auf Portugiesisch, das geht, doch was Messer, Gabel, Löffel heisst, muss ich (nicht zum ersten Mal) nachschlagen.

Der junge Rezeptionist erstarrt, als ich mich nach dem Verbleib meines Hemdes erkundige, das eine Näherin, die nahe beim Hotel wohnt, flicken wollte. Ich wiederhole meine Frage. Jetzt blüht er auf. Sie sprechen ja Portugiesisch und ich befürchtete schon, es handle sich um Spanisch. Das erinnerte mich an einen meiner Schüler, der meinte, ich spreche ganz gut Portugiesisch, so wie die Leute "no interior".

Auf der Strasse spricht mich ein älterer Mann an. Zweimal war er bereits in Pfäffikon SZ. Was ihm in der Schweiz aufgefallen sei? Keine Abfälle auf den Strassen, er zeigt auf den Boden um uns herum, und die Leute bleiben vor dem Zebrastreifen stehen. Und vor allem: Kein Vogelgezwitscher. Manaus müsse ich besuchen, ein Naturparadies. Er stellt mir ein oder zwei Fragen, doch meine Antworten interessieren ihn nicht; ich werde wie meist in Brasilien zum Stichwortgeber reduziert.

Beim Eingang des Supermarktes gibt es eine Theke und gratis stark gesüssten Kaffee. Da gerade ein Gewitter niedergeht, verkürze ich mir damir die Zeit, bis es nachlässt.

Die neueste Mode in Santo Angelo sind Eisdielen, die eine Riesenauswahl zur Selbstbedienung anbieten. Und da der Mensch ein Herdentier ist, finden sich um Umkreis von wenigen Metern gleich drei.

Das Frühstück in meinem Hotel ist legendär. Melone, Mango, Pizza, verschiedene Kuchen, Brote, Fleisch, Käse, Säfte, Kaffee, Tee. Ich entdecke Quindim, eine Süssspeise aus Kokos, Eigelb und Zucker. Drei Angestellte überwachen das Buffet und sichern den Nachschub. Ein Brasilianer würde bei einem schweizerischen Café complet wohl kollabieren.

Nachdem ich mir am Morgen buddhistische Gedanken zum Alter angehört habe, die darin gipfelten, man solle das Jetzt umarmen und zuversichtlich dem Kommenden entgegensehen, ergiesst sich am Mittag eine Busladung aus dem Altersheim in die Eingangshalle des Hotels, die mich der Zukunft eher mit gemischten Gefühlen entgegensehen lässt, denn diese Leute, die ich für älter halte als mich selber (vielleicht täusche ich mich aber auch), hatten allesamt Mühe mit dem Sich-Hinsetzen, vom anschliessenden Wieder-Aufstehen gar nicht zu reden. Mit Ausnahme von zwei, drei wirkten alle nicht einmal ansatzweise halbwegs fit. Es handle sich beileibe nicht um ein Altersheim, so der Rezeptionist, sondern um eine Reisegruppe aus Rio de Janeiro (das sind mehr als 1600 Kilometer bzw. dreissig Stunden Busfahrt), welche die Missionsstationen der Gegend besuchen wolle.

Der Taxifahrer, der mich zur Rodoviaria bringt, hatte bereits letzte Woche Schweizer als Fahrgäste. Ob das wohl etwas bedeute? Vermutlich Pech, grinse ich. Er ebenso.

An den Rodoviarias finden sich auch immer Leute auf Drogen oder sonstwie schief drauf. Você é de onde? Da Suica. É perto de Jerusalém? Nein, nicht nahe, eher weit ...

Sunday, 2 November 2025

Die Quantentheorie verstehen

Physik, Mathematik, Chemie sind Gebiete, die ich gerne verstehen möchte, doch nie wirklich verstanden habe. Versuche gab es einige, dieser hier ist mein neuester. Ich bin ausgesprochen guter Dinge als ich lese: "Die Leser sollten sich auf die Ideen konzentrieren können, denn diese sind intuitiv viel verständlicher als die präzisen logischen Deduktionen."

Verfasst wurde dieses Buch von Frank Verstraete, Professor für Quantenphysik in Cambridge, und seiner Frau Céline Broeckaert, Schauspielerin, Autorin und Künstlerin, die von sich schreibt: "Ich arbeite, lebe und denke vor allem intuitiv. Für mich besteht das Leben aus einer einzigen Abfolge von Überraschungen und Begegnungen, mit viel Raum für Zufall. Während ich dem Professor zuhörte, stellte ich fest, dass wir uns gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Eigentlich sind wir in unserem Denken ähnlich und beide von der gleichen Sehnsucht nach Schönheit beseelt." Da ich diese Sehnsucht teile, gehe ich dieses Werk höchst positiv gestimmt an.

Zugegeben, auch dieses Mal habe ich vieles nicht verstanden, einiges aber eben doch. So etwa das kontraintuitive Gesetz, dass schwerere Objekte genauso schnell herabfallen wie leichtere. Oder: "Wie gross der Ausschlag eines Pendels auch immer sein mag, die Zeit, die für eine Schwingung benötigt wird, bleibt immer gleich." Galileo Galilei hat das herausgefunden.

Zu wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangt man durch Experimente. Wissenschaftlich zu arbeiten bedeutet also, Experimente zu finden, die eine Idee verifizieren bzw. falsifizieren können.

Für einen Physiker, so stelle ich mir vor, wird wohl vieles in diesem gut geschriebenen Werk nichts Neues sein. Für mich jedoch, für den die Mathematik, von der ich zwar weiss, dass sie eine universelle Sprache ist (und Sprachen fallen mir nicht schwer), weitestgehend unverständlich geblieben ist, ist ganz vieles nicht wirklich verständlich, doch gelegentlich scheine ich zum ersten Mal zu verstehen, was mein Hirn bislang einfach nur registriert hat. Etwa, dass "Energie weder erzeugt noch vernichtet werden kann; Energie kann nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden."

Warum niemand die Quantentheorie versteht. Aber jeder etwas darüber wissen sollte ist clever aufgebaut und mit einer Anleitung versehen, wie es gelesen werden sollte. Unter anderem halten Autor und Autorin fest: "Das Wesen der Quantenphysik liegt nicht in der Mathematik. Viel wichtiger sind die Ideen, die ihr zugrunde liegen (...) Die Quantenlogik ist sehr kontraintuitiv, und manchmal ist es unmöglich, sie zu erfassen." Auch gibt es vor jedem Kapitel eine Kurzzusammenfassung sowie zum Schluss ein Glossar.

Mich fasziniert dieses Werk wesentlich deswegen, weil die Quantenphysik an unserem Weltbild rüttelt, das meines Erachtens allein von unserem Lebenswillen und nicht von der Realität bestimmt ist. "Gott würfelt nicht", meinte bekanntlich Einstein. Und das meint: Es gibt keinen Zufall. "In der Quantenphysik stellt sich die Situation völlig anders dar. Zufall und Wahrscheinlichkeiten spielen hier eine zentrale Rolle. (...) Die Wellenfunktion bestimmt die Wahrscheinlichkeit, mit der man dieses oder jenes Ergebnis erhalten wird."

 Wir wollen, dass die Welt stabil ist. Das ist sie einerseits auch, andererseits aber eben nicht. Klassische Physik und Quantenphysik existieren nebeneinander. "Die klassische Physik bleibt nach wie vor gültig, vorausgesetzt, wir haben es mit grossen Objekten zu tun." Die Quantenphysik hat hingegen mit der mikroskopischen Welt zu tun, die kein Spiegelbild der makroskopischen Welt darstellt, sondern nach ganz eigenen Gesetzen funktioniert."

"Die Welt ist wirklich nicht so, wie man sie sieht. Die Realität ist viel beeindruckender." Das ist keine Behauptung, sondern durch Experimente nachgewiesen. "Quantenphysik kann uns die Augen öffnen, aber sie ist kein Weg zur Erleuchtung; sie lässt sich nicht auf unsere Alltagserfahrungen anwenden." Man kann das nicht genug betonen. Wissenschaft bedeutet, etwas zu messen; das Unbewusste lässt sich (bis jetzt jedenfalls) nicht messen.

Neben für mich ganz vielen neuen Erkenntnissen, ist dieses Werk auch vielfältig unterhaltsam und informiert etwa über den klügsten Mensch der Welt (John von Neumann, 1903-1957) sowie über Klatschgeschichten, und es berichtet von Menschen, die besessen waren (Paul Diriac, Albert Einstein, John Keats), "von der Schönheit der Formeln der Physik: 'Beauty is truth, truth is beauty – that is all ye know on earth, and all ye need to know'"

Fazit: Ich verstehe die Quantentheorie nach wie vor nicht, doch ich weiss jetzt etwas darüber. Ein höchst empfehlenswertes, vielfältig anregendes Buch

Frank Verstraete / Céline Broeckaert
Warum niemand die Quantentheorie versteht
Aber jeder etwas darüber wissen sollte
C.H. Beck, München 2025