Ferit Kuyas, 1955 in Istanbul geboren, schloss sein Rechtsstudium in Zürich 1982 ab, 1986 begann er sich beruflich mit Fotografie zu beschäftigen.
Chongqin, City of Ambition, ist sein jüngstes Werk. Im Vorwort von Diana Edkins erfährt man, dass es sich bei Chongqin um eine der grössten Städte der Welt handelt - sie liegt in Chinas Südwesten, in Sichuan, und ist bekannt als Stadt des Nebels. Dieser Tatsache tragen auch Kuyas' Aufnahmen Rechnung - die meisten zeigen in Nebel gehüllte Ansichten.
Die Mehrzahl der Fotobildbände erklären einem nicht, was man vor Augen hat und auch dieser Band macht keine Ausnahme. Und so blättere ich also, bleibe mal hier, mal dort hängen. Meine Augen registrieren Stadtautobahnen, Baustellen, Flusslandschaften, Grünzonen - kurz: eine im ständigen Aufbau begriffene Stadt. Abgesehen von einem prominent platzierten uniformierten Wachmann in einer Betonlandschaft sind kaum Menschen zu sehen.
Mich lassen die Aufnahmen einigermassen ratlos, berühren mich auch nicht wirklich, weder ästhetisch noch inhaltlich, mit Ausnahme des gerade erwähnten uniformierten Wachmannes in seiner Betonlandschaft, der sich in mein Gehirn eingegraben hat. Nun gut, denke ich mir, vielleicht helfen ja das Vorwort von Diana Edkins und/oder der Text von Bill Kouwenhoven weiter.
Von Kouwenhoven erfahre ich unter anderem, dass die Familie der Frau von Ferit Kuyas aus Chongqin stammt und diese Arbeit gleichzeitig autobiografisch und dokumentarisch sei: "Seine Fotografien vom China der Megastädte, vor allem von Chongqin, sind Meisterwerke in dem Sinn, dass sie kulturelle Unterschiede poetisch wie auch fotografisch überbrücken." Aha, doch welche kulturellen Unterschiede sind denn da eigentlich gemeint?
Bei Diana Edkins las ich dann: "Die Farbfotografien, die aus Licht gewoben sind, verführen den Betrachter mit der Unschuld üppiger Leuchtkraft, während sie gleichzeitig seine Vision konvulsivischer Schönheit präsentieren." Und: "In Kuyas' Fotografien spiegelt sich Umberto Ecos Vorstellung, was das Fotografieren ausmacht - nämlich eine heterogene Sprache mit vielen visuellen Dialekten, die gleichermassen unglaublich erscheinen." Da sich mir der Sinn solcher Sätze nicht einmal ansatzmässig erschliesst, wandte ich mich wieder den Fotografien zu. Und je länger ich sie mir anschaute, desto mehr sah ich, was ich zuerst nur beiläufig wahrgenommen hatte: dass da sehr überlegt (eine Baustelle im Vordergrund, fertige Häuser im Hintergrund; ein- und zweistöckige alte Häuser eingerahmt von mehrstöckigen Gebäuden neueren Datums; Autobahnbrücken ins Nichts) und überzeugend Veränderung dokumentiert wurde. Dass dabei vieles im Nebel liegt, drängt sich zwar bei der Nebel-Stadt Chongqin auf, obwohl, etwas weniger Nebel hätte diesem gelungenen Unterfangen gut getan.
Ferit Kuyas
Chongqin - City of Ambition
Benteli Verlag, 2009
Chongqin, City of Ambition, ist sein jüngstes Werk. Im Vorwort von Diana Edkins erfährt man, dass es sich bei Chongqin um eine der grössten Städte der Welt handelt - sie liegt in Chinas Südwesten, in Sichuan, und ist bekannt als Stadt des Nebels. Dieser Tatsache tragen auch Kuyas' Aufnahmen Rechnung - die meisten zeigen in Nebel gehüllte Ansichten.
Die Mehrzahl der Fotobildbände erklären einem nicht, was man vor Augen hat und auch dieser Band macht keine Ausnahme. Und so blättere ich also, bleibe mal hier, mal dort hängen. Meine Augen registrieren Stadtautobahnen, Baustellen, Flusslandschaften, Grünzonen - kurz: eine im ständigen Aufbau begriffene Stadt. Abgesehen von einem prominent platzierten uniformierten Wachmann in einer Betonlandschaft sind kaum Menschen zu sehen.
Mich lassen die Aufnahmen einigermassen ratlos, berühren mich auch nicht wirklich, weder ästhetisch noch inhaltlich, mit Ausnahme des gerade erwähnten uniformierten Wachmannes in seiner Betonlandschaft, der sich in mein Gehirn eingegraben hat. Nun gut, denke ich mir, vielleicht helfen ja das Vorwort von Diana Edkins und/oder der Text von Bill Kouwenhoven weiter.
Von Kouwenhoven erfahre ich unter anderem, dass die Familie der Frau von Ferit Kuyas aus Chongqin stammt und diese Arbeit gleichzeitig autobiografisch und dokumentarisch sei: "Seine Fotografien vom China der Megastädte, vor allem von Chongqin, sind Meisterwerke in dem Sinn, dass sie kulturelle Unterschiede poetisch wie auch fotografisch überbrücken." Aha, doch welche kulturellen Unterschiede sind denn da eigentlich gemeint?
Bei Diana Edkins las ich dann: "Die Farbfotografien, die aus Licht gewoben sind, verführen den Betrachter mit der Unschuld üppiger Leuchtkraft, während sie gleichzeitig seine Vision konvulsivischer Schönheit präsentieren." Und: "In Kuyas' Fotografien spiegelt sich Umberto Ecos Vorstellung, was das Fotografieren ausmacht - nämlich eine heterogene Sprache mit vielen visuellen Dialekten, die gleichermassen unglaublich erscheinen." Da sich mir der Sinn solcher Sätze nicht einmal ansatzmässig erschliesst, wandte ich mich wieder den Fotografien zu. Und je länger ich sie mir anschaute, desto mehr sah ich, was ich zuerst nur beiläufig wahrgenommen hatte: dass da sehr überlegt (eine Baustelle im Vordergrund, fertige Häuser im Hintergrund; ein- und zweistöckige alte Häuser eingerahmt von mehrstöckigen Gebäuden neueren Datums; Autobahnbrücken ins Nichts) und überzeugend Veränderung dokumentiert wurde. Dass dabei vieles im Nebel liegt, drängt sich zwar bei der Nebel-Stadt Chongqin auf, obwohl, etwas weniger Nebel hätte diesem gelungenen Unterfangen gut getan.
Ferit Kuyas
Chongqin - City of Ambition
Benteli Verlag, 2009
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