Thursday, 29 April 2010

Lebenselixier für Bürokratien

Er war überzeugt, dass sich Geschichte wiederholte. Dass sich in den Ruinen aller Reiche die gleichen Leidenschaften, ehrgeizigen Ziele und Torheiten finden liessen. Dass die Philosophie als höchste Form geistiger und spiritueller Übung einigen wenigen Auserwählten vorbehalten blieb. Deshalb blieb die Menschheit in einem Teufelskreis gefangen, den sie selbst geschaffen hatte. Es war keine Frage der Ursünde, sondern der anhaltenden Dummheit.
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Es erstaunte ihn immer wieder aufs Neue, wie das Gehirn Worte, Melodien, Blumendüfte bewahren und dann Jahre nachdem sie die Sinne berührt hatten, wieder freisetzen konnte. Und es war nie vorhersehbar, wann sie wieder auftauchten, es konnte durch einen Klang, einen Anblick oder Geruch ausgelöst werden, der mit dem ursprünglichen Erlebnis gar nichts zu tun hatte.
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Santini hatte viel über 'smart bombs' nachgedacht, jene lasergesteuerten Präzisionsraketen, die den Krieg wie ein Videospiel aussehen liessen. Viele Millionen Dollar teure Waffen, Satelliten, Miniaturkameras. Und was kommt am Ende dabei raus? Jemand baut Mist, vertauscht ein Etikett, machte eine falsche Eingabe in einen Laptop.
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Es erstaunte Paul Teischer immer wieder aufs Neue, im welchem Masse Eifersucht und Kleinkriege geradezu ein Lebenselixier für Bürokratien waren.

William S. Cohen: Die Verschwörer

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