Wednesday 25 February 2015

Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges

Eine bekannte Regel für Auslandskorrespondenten lautet sinngemäss so: einen Tag vor Ort ergibt einen Artikel, eine Woche einen vertieften Hintergrundbericht, ein Monat ein Buch und was darüber hinaus geht, ergibt rein gar nichts mehr, denn dann weiss man bereits zuviel, um die Kriterien von journalistischen Meldungen (klare Zuordnungen und dergleichen) erfüllen zu können. Bei Joris Luyendijks heisst die einem alten Hasen zugeschriebene Variante so: "Ein Buch über den Nahen Osten musst du in der ersten Woche schreiben. Je länger du dich hier rumtreibst, desto weniger kapierst du."

Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges ist allerdings kein Buch über den Nahen Osten, sondern etwas ganz anderes, nämlich "ein Buch, das sagt, warum es so schwer ist, über die grossen Fragen in Nahost etwas Sinnvolles zu sagen."

Unter dem Titel "Journalismus für Anfänger" räumt Joris Luyendijk mit den Vorstellungen auf, die er selber vom Journalismus gehabt hat. "Ich hatte mir einen Korrespondenten immer als eine Art Echtzeit-Historiker vorgestellt. Wenn irgendwo etwas Wichtiges geschah, zog er los, ging der Sache auf den Grund und berichtete darüber. Aber ich zog nicht los, um irgendeiner Sache auf den Grund zu gehen. Das hatten andere längst erledigt. Ich zog nur los, um mich als Moderator an einen Originalschauplatz hinzustellen und die Informationen aufzusagen. Vorher hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, aber es war eigentlich klar: Täglich gibt es Tausende von Pressekonferenzen, Gipfeltreffen, Beerdigungen, Demonstrationen, Anschlägen und Krawallen. Wie sollte eine einzige Redaktion das überblicken? Zugleich gibt es mindestens zehntausend Redaktionen auf der Welt. Was, wenn alle gleichzeitig auf einer Pressekonferenz oder einem Begräbnis auftauchen würden."

Als Joris Luyendijk in Kairo zur Uni ging wohnte er in einem Arbeiterviertel und blickte voller Verachtung auf die westlichen Ausländer auf der Nilinsel Zamalek, die den Eliten vorbehalten ist. Jetzt als Korrespondent lebt er selber dort. Und tut, was andere Korrespondenten auch tun. Er berichtet von Gipfeltreffen, Anschlägen, Bombardierungen oder diplomatischen Schachzügen.

Natürlich weiss er, dass das mit dem ägyptischen Alltag nicht viel zu tun hat. "Fotos und Fernsehen zeigten das Bild einer aufgewühlten Menschenmenge, an Ort und Stelle sah ich jedoch, dass es sich eigentlich nur um wenige aufgebrachte Männer handelte. Als die Kameras liefen, zückten sie wie auf Kommando ihr Feuerzeug, danach gingen sie zum Essen nach Hause. Überall sonst in der Stadt liefen in der Zwischenzeit die Kinder zur Schule, fuhren die Strassenbahnen ihre Runden und wurden auf dem Markt Tomaten feilgeboten."

Verlässliche Angaben darüber zu machen, wie die Dinge in einem Land so sind, ist ja bereits in sogenannten Demokratien (wo das Geld und nicht das Volk das Sagen hat, jedoch die Menschen sich frei äussern können) nicht ganz einfach, in einer Diktatur ist dies hingegen schlicht unmöglich. Und weil das unmöglich ist, beschreibt Luyendijk stattdessen, wie er die Diktatur unter Saddam Hussein erlebt. Das ist eindrücklich und wesentlich aussagekräftiger als die gängige Berichterstattung.

Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges sollte für alle Pflichtlektüre sein, die ihr Weltbild aus den Medien beziehen. Weil sie überzeugend vorgeführt kriegen, dass die Medienwelt mehr über die Medienmacher als über die reale Welt aussagt.

Joris Luyendijk
Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges
Aus dem Leben eines Kriegsberichterstatters
Tropen Verlag, Stuttgart 2014

Wednesday 18 February 2015

What photography has taught me

1975, New Canaan, Conn. @ Copyright by Nicholas Nixon

It was in 1999, while studying at the School of Media, Journalism and Cultural Studies at Cardiff University, that I developed a serious interest in photography. This was due to my photography tutor, Daniel Meadows, who after almost thirty years of teaching hadn't lost his enthusiasm. 

My Master thesis was on documentary photography and that is still the photo field I warm to most. Dorothea Lange's quote: "The camera is an instrument that teaches people how to see without a camera" defines my interest well.

Documentary photography means to go out into the world, to confront yourself with what is out there  and then tell us about it, with pictures, and with words. It can also mean  and that is one of the most intriguing aspects of photography – to document time.

One of the most impressive, and touching, documentary projects I've ever come across is Forty Portraits in Forty Years by Nicholas Nixon who makes me see, and feel, a reality I'm rarely aware of. The passing of time, that is. Understanding is a feeling, Robert Adams once noted, and never has this been more obvious than when spending time with Nixon's portraits of the Brown Sisters.

For more, see here

Wednesday 11 February 2015

Vom Wunder des Sehens

John Berger gehört zu den Denkern, von denen ich am meisten über das Sehen mit und ohne Kamera gelernt habe. Sein Ways of Seeing war und ist für mich in jeder Hinsicht wegweisend. Und so gehe ich sein Vom Wunder des Sehens positivst gestimmt an. Und werde nicht enttäuscht. 

John Berger hatte sich an beiden Augen den grauen Star operieren lassen und berichtet nun in diesem dünnen Bändchen mit Zeichnungen von Selçuk Demirel von seinen Beobachtungen vor, während und nach dem Eingriff. Dabei entdeckt er nicht nur das Glück des Sehens aufs Neue, sondern ebenso die Welt.

"Die vertraute Vielfalt der Welt ist wiedergefunden. Es ist wie ein Wunder. Und beide Augen, vor denen der Schleier gefallen ist, registrieren Staunen, wieder und wieder."

John Berger
Vom Wunder des Sehens
Unionsverlag, Zürich 2014

Wednesday 4 February 2015

Trekking across the Australian Outback

I felt impressed, enchanted, moved, encouraged, and uplifted by this truly wonderful work.

It is one of these rare books that not only inspire but empower you. That's on the one hand to do with the stunning images (and the large book format clearly contributes to make them feel so powerful) and on the other hand with Robyn Davidson's personality. „I'd like to think an ordinary person is capable of anything“, she says. And, she not only says it, she lives up to it.

Robyn Davidson, born 1950, is an Australian writer, who, in 1977, trekked across the Australian outback with four camels and a dog. Her journey was made into a film. The book „Inside Tracks“ is divided into „The Original Trek“ and „The Movie“.

I vividly remember reading her account of this trip many years ago. And while I do not recall any particular details, I since then carry images of the Australian outback in my head that instill in me a longing for vast deserts and orange skies.

Well, from Rick Smolan's photographs I learn that the skies over the Australian outback are by no means orange (soil and rock formations often are).

For more, see www://www.fstopmagazine.com