Wednesday 24 April 2019

Polish Encounters

The group of youngsters on the flight from Amsterdam to Gdansk were so loud that it was impossible to read and so I tried to meditate which, needless to say, was even less possible and so I decided to be angry at these Polish youth who I later discovered were Dutch.

Two Ukrainian women in their forties who spoke little English (my knowledge of Ukrainian is zero) were waiting at Gdansk airport for the bus to town. They had cleaning jobs in a nearby hotel; their Polish salaries were double of what they would have been paid in the Ukraine. On the ride to town one of the two rediscovered her English. Back home she had been a bank clerk, in Moscow a health administrator. It was a war-like situation in the Ukraine, she said, with lots of financial difficulties. There is no difference between politicians and crooks, as far as I'm concerned, I replied ... and she agreed.
"My" hotel is situated in a big yellow brick building that houses the music academy and happens to be just a short walk from the picturesque old town. Despite the rainy and very windy weather, the streets were full of tourists, mostly from Scandinavia and Germany, I was told.

What brought you here? a local woman in her sixties whom I had asked for directions wanted to know. I have no idea, I said. I only knew that it was by the sea and that the highly unreadable (at least for me) German writer Günther Grass hailed from Gdansk. Also, the flight/hotel-package was a bargain – well, in the end it wasn't for I had mistakenly booked April 1 (!) as my return flight instead of March 18 and so I had to buy yet another (regular) plane ticket.
Gdynia is a good half hour by train from Gdansk. When I asked a young woman for the way to the port she said that she wasn't too sure for she was from Gdansk and only knew where to find her doctor. She then continued to tell me about her life and I learned that she was pregnant, had already had two miscarriages, that her husband number two was Brazilian and that she soon would visit São Paulo for the first time. 

In a cafe, I ended up chatting with a Polish-English couple in their thirties (she was Polish, he was English and they had moved from London to a small town nearby) for about two hours ... it was an intensive and most fascinating tour d'horizon ranging from life in Poland to questions about values, philosophy and and and ... there was hardly anything we left out ...
Another pretty intense conversation I had with a female medical doctor on my flight back. The range of topics that we covered during the ninety-minute flight to Munich was amazing – from whether there is destiny (of course there is) to the size of planes (I've never been on such a small plane, she said, upon which I told her of a very small one {the toilet was used to store luggage} I once traveled on in Laos).

To me, going places essentially means to expose myself to a different environment. I know that what I expose myself to will somehow influence me. How exactly I do not know but when now looking back to my few days in Gdansk it is like watching a movie.

Wednesday 17 April 2019

Houseraising

Seaside Park

In 2012, the Jersey Shore was devastated by Hurricane Sandy. In the summer of 2013, Ira Wagner, an adjunct professor of photography at Monmouth University, who is based in New Jersey and owns a home on the Jersey Shore, “noticed some of the houses along the NJ shoreline were being lifted through a rudimentary elevation system referencing the age-old communal activity of barn raising. Ranging from modest bungalows to mansions, they appeared to Wagner to be sitting up in the air on wooden supports that looked so wobbly you could push them over,” I read in the press release. And, that describes precisely my own impressions when looking at the photographs in “Houseraising”.

Why would someone decide to stay on a shore that was not only devastated by a hurricane but remains under threat from storms, erosion, and rising sea levels? I wondered. Needless to say, I can only guess. To me, this once again shows the stubborness of human beings, our inability to adapt, our refusal to change. As always, one can also see things differently and argue that the people who are determined to stay on such a shore are extremely capable to adapt – they decided to elevate their houses!

For the full review, see here

Wednesday 10 April 2019

Eine etwas andere Biografie

Diese Biografie ist zuerst und vor allem ein grosses Lesevergnügen, denn die 1924 in Zürich geborene Charlotte Peter schreibt farbig, flüssig, differenziert und nie langweilig. Irritiert hat mich jedoch der Titel,  Die Geschichte eines hässlichen Mädchens, der allerdings insofern treffend ist, als die Autorin ganz offensichtlich stark unter dem Schönheitsideal, dem sie offenbar nicht entsprach, gelitten hat. Natürlich weiss sie, dass Schönheit "sowohl Glück als auch Ungemach bringen" kann, doch Wissen hilft selten und besonders selten gegen seelische Traumata. Andererseits: Originell ist es ja schon, eine Biografie unter dem Aspekt (und als Auseinandersetzung mit) der Schönheit zu schreiben.

Auch die Kapitel-Überschriften machen klar, dass dies, wie der Untertitel sagt, Eine etwas andere Biografie ist: Die schöne Grossmutter – eine Heidi der anderen Art; Meine schönen Freundinnen; Schönheit im Büro, auf der Bühne und im Bundeshaus; Schönheit, Liebe, Lust und Frust; Philosophische Betrachtungen zur Schönheit im Alter.

Mir hat es vor allem der Sprachrhythmus Charlotte Peters angetan. So hält sie etwa über ihre Grossmutter Paula, "ein armes, aber sehr hübsches Bauernmädchen" fest: "Sie besuchte jeden Sonntag die Kirche, las keine Bücher, interessierte sich weder für Mode noch für Blumen, noch für Sport, noch für Musik, Strickte pro Jahr zwei Pullover, einen für mich und einen für meine Schwester Ruth, sie tat vierzig Jahre fast nichts als aus dem Fenster schauen, war freundlich und still, sie atmete, doch sie lebte nicht. Die Schönheit hatte einst ihr Schicksal bestimmt, nun welkte sie dahin wie eine müde Rose."

Sie berichtet von ihrer ewig frustrierten Mutter, die sich offenbar ständig über Nichtigkeiten aufregte. "Bald darauf ein Zwischenfall mit einer Büchse Spargel, auf der es hiess "se obra de otro lado (spanisch für 'auf der anderen Seite öffnen') ...", nur dass das auf Spanisch richtig heisst "se abra" (überhaupt hätte das Buch ein sorgfältiges Korrektorat gebraucht, ein "Collage in Oxford" gibt es nämlich auch nicht), erzählt von Eifersüchteleien unter Schweizer Journalisten, deren Namen allerdings den Wenigsten noch geläufig sein dürften und weiss sich nüchtern einzuordnen. "Eine Starreporterin bin ich nie geworden, doch ich konnte öfters mit ehrlichem Interesse, ordentlichem Wissen und vielen Erfahrungen punkten, kurz, ich habe mich auch ohne Dior und Chanel im Pressedschungel recht gut durchgemausert."

Die Geschichte eines hässlichen Mädchens ist natürlich auch (das ist bei Biographien so recht eigentlich nicht zu vermeiden) ein Stück Zeitgeschichte wie sie sich unter anderem im Journalismus (the first draft of history) zeigt. So verfasste Charlotte Peter für die "Annabelle" Reportagen unter dem Motto "So lebt die Schweiz", die allerdings eher einer Wunschvorstellung als der Realität entsprachen. Ohne gepolstertes Bankkonto ging gar nichts und die Kosmetikindustrie gehörte zu den wichtigsten Inserenten, weshalb denn auch die Kosmetik zu den zentralen Themen der Zeitschrift gehörte. "Ich nannte die Rubrik im Stillen 'So lebt die Schweiz nicht'."

Charlotte Peter ist weit herum gekommen, erzählt von chinesischen Sitten und afrikanischer Kunst, berichtet von ganz unterschiedlichen Frauenschicksalen und notiert über Jacky Kennedy: "Die Frau muss kühl gewesen sein wie Zitroneneis, doch sie galt als eine Art höheres Wesen und wurde dafür vom Fussvolk geliebt."

Die Geschichte eines hässlichen Mädchens ist eine witzig-pragmatische ("Oder bin ich schlicht und einfach unterkühlt geboren worden? Ich habe es nie herausbekommen.") vom gesunden Menschenverstand geprägte Lebensgeschichte einer Frau, die die eigene Meinung nicht zum Massstab aller Dinge macht (so zitiert sie immer mal wieder die gelegentlich divergierenden Einschätzungen ihrer Schwester). Kurz und gut: unterhaltsam, anregend und aufklärend.

Charlotte Peter
Die Geschichte eines hässlichen Mädchens
Eine etwas andere  Biographie
Münster Verlag, Basel 2018

Wednesday 3 April 2019

Fotografinnen an der Front

Dass Frauen den Zugang zu Domänen suchen, die bislang von Männern in Beschlag genommen wurden, gilt als selbstverständlich. Ebenso, dass er ihnen gewährt werden soll. Ich wüsste auch gar nicht, was dagegen sprechen sollte, nur entzieht sich mir, weshalb jemand, ob Frau oder Mann, den Krieg fotografieren will. Siehe auch https://www.eurozine.com/shooting-pictures/.

Auskunft darüber gibt unter anderem der vorliegende Band, in dem Frauen, die an die Front gegangen sind, von ihren Motiven berichten. "Mit Fotos kannst du sie wachrütteln", behauptete Françoise Demulder (1947-2008); "Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt", argumentierte Anja Niedringhaus (1965-2014). Für mein Dafürhalten realistischer äusserten sich Susan Meiselas (geb. 1948): "Die Kamera ist ein Vorwand, irgendwo zu sein, wo man sonst nicht hingehört." Und Lee Miller (1901-1977): "Mit dem Ende des Krieges scheine ich meinen Halt oder meinen Enthusiasmus oder irgendwas verloren zu haben. Es scheint, als ob es keine Dringlichkeit mehr gäbe."

Spezifisch fraulich scheinen mir diese Antworten nicht, ich habe von Männern Ähnliches gelesen. Und auch beim Betrachten der Bilder kann ich nichts erkennen, was ich auch bei von Männern aufgenommenen Fotografien sehen kann beziehungsweise gesehen habe. Unter den Aufnahmen in diesem Band gibt es einige, die sich mir sofort eingraben. Etwa der kanadische Soldat, der im September 2010 auf Patrouille in Salavat, Afghanistan ein Huhn verjagt (Anja Niedringhaus) oder das im Sand sitzende Kind, das Christine Spengler 1976 in einem Flüchtlingslager in der Westsahara fotografiert hat.

Die Texte zu den einzelnen Fotografinnen sind ganz unterschiedlich; mich haben vor allem die zu Christine Spengler, die mir nicht bekannt war (Ingo Borges) und Anja Niedringhaus, von der ich nur wusste, dass sie in Afghanistan ums Leben kam (Anne-Marie Beckmann), angesprochen.

Aufschlussreich ist insbesondere das Vorwort von Anne-Marie Beckmann und Felicity Korn. Treffend halten sie fest: "In ihrer nunmehr 170-jährigen Geschichte hat sich die Darstellung militärischer Kampfhandlungen und ihrer Folgen stark gewandelt. Ihre Hauptfunktion ist dennoch über viele Jahrzehnte die gleiche geblieben. Die Fotografien von den Fronten sollen in erster Linie die Mächtigen und die Militärs über den Verlauf des Kriegsgeschehens informieren, die Legitimität der Einsätze gegenüber der Bevölkerung untermauern, die Moral der eigenen Soldaten stärken und die des Feindes schwächen."

Fotografinnen an der Front
Von Lee Miller bis Anja Nierdringhaus
Prestel, München-London-New York 2019