Sunday 31 May 2009

A mother's view

I don't care what you've discovered. You still could have written.
Christopher Columbus' mother

Friday 29 May 2009

Westerners in Asia

Some years ago, when spending a lot of time in Asia, and mostly in Bangkok, I regularly read the Bangkok Post's Trink Page that sort of was a guide to the city's entertainment venues. Recently, while making another attempt to put my things in order (quite a task for a collector), I also came across some old copies of the Trink Page. I occasionally wondered why on earth I had put aside this or that copy but there were also pieces that I thought really funny (and refreshingly politically incorrect). This one for instance (quite some of the behaviour described here I have witnessed myself):

You know you've been in Asia too long if
- The footprints on the toilet seat are your own
- You no longer wait in line, but immediately go to the head of the queue
- You habitually punch all the buttons as you leave the lift
- It has become exciting to see if you can get on the lift before anybody can get off
- It is no longer surprising that the only decision made at a meeting is the time and venue for the next meeting
- You no longer wonder how someone making US$ 200 per month can drive a Mercedes
- You accept without question the mechanic's analysis that the car is "broken" and that it will cost you a lot of money to get it fixed.
- You find it saves time to stand and retrieve your cabin luggage while the plane is still on final approach
- You are quite content to repeat your order six times in a restaurant that has only four items on the menu
- You regard it as part of an adventure when the waiter exactly repeats your order and the cook makes something completely different
- You don't notice when music is played at full volume
- You see snow in a Western movie but can't quite place it

Wednesday 27 May 2009

Flugbilder

Es ist selten, dass man auf Bücher stösst, die nahezu perfekt sind. Georg Gersters „Weltbilder“ gehört dazu. Und warum nicht ganz perfekt? Weil es vollkommen unnötig ist, dieses Buch mit einer Rechtfertigung einzuleiten. Der Autor und Fotograf fühlt sich nämlich bemüssigt, sich gegen Kritiker („in die Jahre gekommene Achtundsechziger“, wie er schreibt), die meinen, seine Luftbilder seien ohne gesellschaftliche Relevanz, zu wehren. Nicht, dass er sich nicht wehren sollte, doch dieser tolle Band hat solche Rechtfertigungen nicht nötig, und zum Geleit schon gar nicht, denn jedem, der sich auf dieses Buch einlässt (es also nicht nur überfliegt, sondern Zeit damit verbringt), wird seine gesellschaftliche Relevanz (doch eben nicht nur diese) automatisch aufgehen. Doch so recht eigentlich ist das ein zu vernachlässigendes Detail, es wird vor allem erwähnt, um zu zeigen, dass der Rezensent sich beim Schauen und Lesen etwas gedacht hat.

70 Flugbilder aus den sechs Erdteilen sind in diesem schön gemachten Band versammelt. Beim ersten Durchsehen erinnerte ich mich an ein Gespräch mit einem Professor der Geologie im thailändischen Prachuap Khiri Khan. Er erzählte davon, dass Luftaufnahmen bewirkt hätten, dass die Geschichte Thailands teilweise neu hatte geschrieben werden müssen. Und wie das? Aus der Distanz hätte man erkennen können, dass, was man bisher für Strassen gehalten habe, in Wirklichkeit Wasserwege gewesen seien. Man könne eben aus der Distanz Muster erkennen, die einem aus der Nähe verborgen blieben.

Ganz wunderbare Muster hat Georg Gerster aus Mietflugzeugen und Ballons fotografiert (und damit geschaffen, denn Muster hängen ja vom Auge des Betrachters ab). Doch dieser Band zeigt nicht nur Muster, sondern ganz unterschiedliche Abbildungen, die von der inspirierenden Einrahmungskunst des Georg Gerster zeugen. Nehmen wir, zum Beispiel, die Aufnahme Nummer 32, die einen Hochspannungsmast und einen Ipé-Baum auf einem Acker bei Piracicaba im brasilianischen Staat São Paulo zeigt. Eindrückliche Farben, eine eigenwillige und ansprechende Komposition, denkt man, ist aber gleichzeitig froh, dass dem Bild ein erläuternder Text beigegeben ist, worin man erfährt, dass der gelbe Ipé viele Namen habe, doch dass keiner angemessener sei als Goldener Trompetenbaum (automatisch gehen die Augen zu dem leuchtend hellgelben, und in der Tat goldenen, Baum auf dem Bild), denn, „er schmettert die Lebenslust der brasileiros heraus.“ Das ist nicht nur trefflich gesagt, es ist wahr. Der Autor fährt fort: „Er ist der eigentliche Nationalbaum Brasiliens und wegen der Heilkraft seiner Rinde neuerdings auch im Blickfeld der industriellen Pharmazeutik. Er soll Krebspatienten das Überleben sichern. Umso pragmatischer mutet daher … das unschuldige Nebeneinander von Natur und Technik, von elektrischer Energie und Baum an. Unser aller Überleben mag ja sehr wohl davon abhängen, dass aus dem Nebeneinander nicht, wie bisher allzu häufig, ein verkrampftes und schuldhaftes Gegeneinander wird.“

Es sind nicht nur die zum Staunen einladenden Bilder, die diesen Band auszeichnen, es sind genauso die wohl formulierten, informativen, von vielerlei Einsichten zeugenden Texte, die viele der Bilder erst verständlich machen. Nehmen wir die Aufnahme Nummer 10, die, wie die Legende sagt, ein Industriedach im japanischen Yokohama zeigt. Ein Industriedach? Man stutzt, hat man doch eher den Eindruck, es handle sich um die Fassade eines Hochhauses, doch der Text lässt uns wissen, dass wir uns täuschen. Oder nehmen wir die Aufnahme Nummer 4, welche das Dorf Labbezanga, „das schönste Dorf Afrikas“, zeigt. Des Fotografen Interesse für sie und ihr Dorf war den Bewohnern zunächst nicht geheuer: „Sie verdächtigten mich, ein Agent der Regierung zu sein, die das Dorf von der Insel im Niger auf das Festlandufer umsiedeln wollte, aus keinem stichhaltigeren Grund als dem administrativer Bequemlichkeit. Sogar mit militärischer Intervention hatte sie gedroht. Nur zögernd schlossen sich die Ältesten des Dorfs meinem Argument an, dass meine Bilder ihre Interessen, nicht die der Regierung fördern würden. Wie es sich in den Folgejahren zeigte, hatte ich recht: mein Flugbild garantierte den Einwohnern Labbezangas die Bleibe. Es wurde in Zeitschriften und auf Plakaten zigmillionenmal vervielfältigt. Und die malische Regierung sah schliesslich ein, was sie an dem Juwel auf der Insel im Niger hatte. Heute lockt sie mit dem ‚schönsten Dorf Afrikas’ Touristen an, von Umsiedlung ist keine Rede mehr.“

Georg Gerster erwähnt in seiner Einführung auch, dass einige seiner Aufnahmen als Wandschmuck in Spitälern hängen („schön“ sowie „heilsam für Körper, Seele und Geist“ waren die Auswahl-Kriterien). Dass diese Luftbilder in der Tat heilsam sein können, zeigt die Erfahrung eines Patienten, der nach einer Amputation in eine Daseinskrise stürzte, eindrücklich: „Ich wollte nicht mehr leben“, sagte er später. „Aber dann bewegte ich während des monatelangen Klinikaufenthalts meinen Rollstuhl immer wieder vor die Bilder und meditierte. Die Bilder gaben mir den Mut zum Leben zurück.“

Georg Gerster
Weltbilder
70 Flugbilder aus den sechs Erdteilen
Schirmer/Mosel, München

Monday 25 May 2009

On Biography

Biography is the medium through which the remaining secrets of the famous dead are taken from them and dumped out in full view of the world. The biographer at work, indeed, is like the professional burglar, breaking into a house, rifling through certain drawers that he has good reason to think contain the jewelry and money, and triumphantly bearing his loot away. The voyeurism and busybodyism that impel writers and readers of biography alike are obscured by an apparatus of scholarship designed to give the enterprise an appearance of banklike blandness and solidity. The biographer is portrayed almost as a kind of benefactor. He is seen as sacrificing years of his life to his task, tirelessly sitting in archives and libraries and patiently conducting interviews with witnesses. There is no length he will not go to, and the more his book reflects his industry the more the reader believes that he is having an elevating literary experience, rather than simply listening to backstairs gossip and reading other people's mails. The transgressive nature of biography is rarely acknowledged, but it is the only explanation for biography's status as a popular genre. The reader's amazing tolerance (which he would extend to no novel written half as badly as most biographies) makes sense only when seen as a kind of collusion between him and the biographer in an excitingly forbidden undertaking: tiptoeing down the corridor together, to stand in front of the bedroom door and try to peep through the keyhole.

Every now and then, a biography comes along that strangely displeases the public. Something causes the reader to back away from the writer and refuse to accompany him down the corridor. What the reader has usually heard in the text - what has alerted him to danger - is the sound of doubt, the sound of a crack opening in the wall of the biographer's self-assurance. As a burglar should not pause to discuss with his accomplice the rights and wrongs of burglary while he is jimmying a lock, so a biographer ought not to introduce doubts about the legitimacy of the biographical enterprise. The biography-loving public does not want to hear that biography is a flawed genre. It prefers to believe that certain biographers are bad guys.

Janet Malcolm: The Silent Woman

Saturday 23 May 2009

For the information of God

The physicist Leo Szilard once announced to his friend Hans Bethe that he was thinking of keeping a diary: ‚I don't intend to publish, I am merely going to record the facts for the information of God.' 'Don't you think God knows the facts?' Bethe asked. 'Yes' said Szilard. ‚He knows the facts, but He doesn't know this version of the facts.'
Hans Christian von Baeyer: Taming the Atom

Thursday 21 May 2009

Armando

Es liegt gut zehn Jahre zurück, dass ich meinen ersten längeren journalistischen Text geschrieben habe, der jedoch nie veröffentlicht worden ist. Zu persönlich, zu privat, zu sehr eins zu eins (was auch immer das heissen mag) sei mein Porträt über Armando ausgefallen, wurde mir beschieden.

Als ich diesen Text vor kurzem noch einmal in meinen Laptop getippt habe (ich verfügte nur noch über einer Papierkopie), habe ich, mit Ausnahme geringfügiger Änderungen, alles so stehen gelassen wie ich es damals geschrieben habe. Ich schreibe heute anders und, wie ich mir einbilde, besser, doch ist hier all das bereits angelegt (inklusive der typischen Armando-Ausdrücke wie "sich's Füdli voll lache"), was ich von Journalismus erwarte, nämlich: sich bemühen um Aufrichtigkeit, die gar nicht anders als subjektiv sein kann, was auch erkennbar aus dem Text hervorgehen soll. Und so beginnt mein Porträt Armandos:

Im Januar 1997 rief mich Armando aus der Rehaklinik in Rheinfelden an, seine Bewegungsabläufe seien gestört, er müsse täglich Übungen machen, es sei mühsam, doch er sei zuversichtlich, nicht immer, doch meistens.
Er klang gefasst und darum bemüht, die Dinge positiv zu sehen. Er konzentriere sich jetzt darauf, seine Übungen zu machen, er wolle jetzt, verdammt-noch-mal, gesund werden. Ich glaubte auch Wut und Verzweiflung und Auflehnung heraus zu hören.

Ob der Armando das vor einem Jahr genau so gesagt hat und ob meine Interpretation seiner Gefühlslage richtig war, weiss ich natürlich nicht mehr. Ich habe ihn gefragt, er hält es für möglich. Ich habe es, wenn auch nicht Wort für Wort, doch sinngemäss, so in Erinnerung. Doch mit der Erinnerung ist das so eine Sache. Wie sagt doch das russische Sprichwort so treffend: Er lügt wie ein Augenzeuge.Wir sind eben alle auf eine bestimmte Art konditioniert, sehen, was wir sehen wollen, blenden aus, wo's uns nicht passt. Armando erinnert sich zum Beispiel ganz genau, dass ich mich während der Vorstellungsrunde in Genf mit „Je m'appelle Hans, je suis Suisse-Allemand“ vorgestellt habe. Selbstverständlich halte ich das für gänzlich unwahrscheinlich, da mein federales Französisch einen derartigen Hinweis auf meine Herkunft eigentlich erübrigt hätte. Andrerseits kann ich auch nicht mit Sicherheit behaupten, ich hätte diesen überaus doofen Satz nicht gesagt, denn dass ich mich nicht daran erinnere, besagt ja nur, dass ich mich eben nicht daran erinnere. Gesagt haben kann ich ihn gleichwohl. Sollte dies der Fall gewesen sein, ist nicht weiter verwunderlich, dass ich mich nicht mehr daran erinnern mag. Ich ziehe es nämlich vor, mich doch in einem etwas günstigeren Licht zu sehen.

Dass wir alle dazu neigen, unsere Lebensläufe unserem gegenwärtigen Erkenntnisstand unterzuordnen, geschönt selbstverständlich, versteht sich von selbst. Dies gesagt, werden wir, die an diesem Bericht Beteiligten, im Folgenden um die uns zur Zeit mögliche Aufrichtigkeit bemühen.

Kennen gelernt hatten wir uns im Januar 93 anlässlich des Einführungskurses für angehende Delegierte vom internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf. Wir gehörten beide zu den Älteren in der Truppe, was denn auch dazu beitrug, dass wir uns reichlich unwohl und angespannt fühlten, einerseits, weil man rund um die Uhr dabei zu sein hatte und sich nie zurückziehen konnte, was ich das letzte Mal vor 25 Jahren im Internat erlebt hatte, und andrerseits, weil man mit den 'humanitären Spielregeln', wie Armando den Umgang professioneller Helfer miteinander nennt, noch gänzlich unvertraut war. Dass sich zudem alles auf Französisch abspielte, bewirkte bei den Deutschschweizern – zugegeben, ich spreche hier fast nur von mir – auch nicht gerade eine Steigerung des Selbstwertgefühls. Ich habe selten so wenig geredet und soviel 'Hä' gesagt.

Der ganze Text findet sich in:
Hans Durrer
Rüegger Verlag, Zürich/Chur 2013

Tuesday 19 May 2009

Mind your language

Enric Gonzalez, author of a perceptive and hilarious book on London, Historias de Londres, and former correspondent of El País, says the English are the most articulate people he has ever met, but that we use language as a shield. As a result a certain type of English person, who he defines as cultivated middle class, is uncomfortable conversing with foreigners who command only basic English and cannot aspire to irony. They are invariably too blunt, like children, some Americans and most Australians.
The opposite is the case in Spain, Spaniards thrive on bluntness, on simple concepts that have to be communicated, and they warm to foreigners struggling to express their most basic thoughts or feelings. This is because it is not so much the idea that interests them as the person behind it, and they know speaking a language badly can be especially revealing.
Justin Webster: Mind your language
The Independent Magazine, 4 March 2000

Sunday 17 May 2009

Doing business

In my business, says the businessman, feelings do not count.
I know exactly what you mean, says the prostitute, it is the same in my business.

Friday 15 May 2009

Oedipus

I never liked Oedipus. I didn't like the play, I didn't like the man, and I didn't like Freud's eponymous theory. It was the one piece of psychoanalysis I never embraced. That we have an unconscious mental life, that we are constantly suppressing forbidden sexual desires and the aggressions that rise in their wake, that these suppressed wishes manifest themselves in our dreams, our slips of the tongue, our neuroses - all this I believed. But that men want sex with their mothers, and girls with their fathers - this I did not accept. Freud would say, of course, that my skepticism was "resistance". He would say I did not want the Oedipus theory to be true. No doubt that was so. But resistance, whatever else it is, surely does not prove the truth of the idea resisted.
Jed Rubinfeld: The Interpretation of Murder

Wednesday 13 May 2009

Mongolians

The other day, while on Facebook, an invitation to chat popped up. It was Akhtar, the president of the student union from AIT (the Asian Institute of Technology) in Bangkok where, last March, I had given a talk on reading photographs and acted as a judge of a photo competition. Akhtar joked that he was occasionally checking my blog in order to see whether I had written something about AIT. While we were chatting pictures of my few days at AIT were flowing through my mind, especially one picture of Akhtar, two of his fellow students (one male from Pakistan, and one female from Mongolia) and me enjoying a superb dinner on the terrace of a very nice restaurant on the campus. While I had met Pakistanis before, I had, until then, never met anybody from Mongolia so this student was my first Mongolian ever. I was a bit astonished because I had always thought that Mongolians stayed all their life in Mongolia (except of course the ones who run Mongolian restaurants all over the world). Well, quite obviously not. A few days later, at the swimming pool of my Bangkok hotel, I met my second Mongolian, a deeply tanned tourist, who smoked lots of cigarettes and said that he loved the Thai sun. The world is really changing, I thought to myself, Mongolians seem now to be everywhere which, by the way, is no small feat given that there are only 2.5 million of them (this I learned from my third Mongolian, an interpreter, whom I met a few weeks later in Switzerland).

Monday 11 May 2009

uferlos

uferlos, mit dem orion von timbuktu nach marrakesch, ist der Titel eines mit Fotos bebilderten Expeditionstagebuchs von Andrea Vogel, gemäss Angaben des Verlages ein "Visionär, Grenzgänger und Fotograf", und seiner Frau Beatrice Keck, einer Rechtsanwältin, Betriebswirtin und Mediatorin, die "alle Projekte beratend, koordinierend, recherchierend und schreibend" begleitet.

Das Buch handelt von der 3000 Kilometer langen Durchquerung (zu Fuss!) der grössten Wüste der Welt, von Timbuktu in Mali nach Marrakesch in Marokko, und zwar mit dem Orion, doch was ist eigentlich dieser Orion genau? Ein Sternbild, liest man da, doch was ist ein Sternbild? Wikipedia gibt Auskunft: "Als Sternbild wird seit der Antike jeweils eine Gruppe von etwa 10-30 Sternen bezeichnet, denen am Himmel eine mythologische Figur zugeordnet wurde. Sternbilder waren in fast allen Kulturen ein Mittel zur Orientierung am Himmel und daher auch für die Seefahrt von Bedeutung." 88 solcher Sternbilder seien heutzutage in Gebrauch, schreibt Vogel, und Orion werde in der Tuareg-Sprache auch 'Amanar', der Karawanenführer, genannt. "Die Karawanen pflegen sich auf ihrem Weg unter anderem auch an diesem wunderschönen Sternbild zu orientieren."

Den ersten Teil der Wüsten-Durchquerung bewältigt Andrea Vogel mit einem Karawanenführer namens Moussa, der jedoch, nach zwanzig Tagen und 850 Kilometern, nicht mehr weiter will. Vogel entscheidet sich, alleine weiter zu gehen. "Ich will kein Fähnchen im Wind sein und umdrehen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Zu dieser Sorte möchte ich nicht zählen. Leichtsinnig möchte ich aber auch nicht sein. Aber ich glaube, die Möglichkeiten sind geschaffen, um durchzukommen. Zwei Nahrungsmittel-Depots sind organisiert und eine algerische Karawane, die mir 200 Kilometer südwärts entgegenkommt, ebenfalls."

"Gehen - und wieder gehen und immer gehen. Mein Puls schlägt sich durch die Zeit" notiert Andrea Vogel. Doch da ist nicht nur das Gehen, da ist mehr, denn auch in der Wüste kommt es zu Begegnungen, mit Kobras, zum Beispiel (Vogel ist erstaunt, wie wenig erfahrene Wüstenmänner über das richtige Verhalten bei Schlangenbissen wissen. "Sie betrachten einen Schlangenbiss sowie die eintretenden Folgen als gottgegeben") oder mit Patienten (man lese die Schilderungen auf den Seiten 115/116, schliesslich soll hier nicht alles verraten werden).

Eine Bemerkung zu den Fotos: Diese werden ohne Bildlegenden präsentiert. Das ist weitgehend unproblematisch, denn eine Karawane oder eine Wüstenlandschaft ist auch ohne Begleittext als solche zu erkennen, doch weshalb einem gewisse Aufnahmen (Porträtansichten von Menschen, die nichts mit dem daneben stehenden Text zu tun haben) gezeigt werden, ist ziemlich unerfindlich - hier wäre ein erklärender Text hilfreich gewesen.

uferlos erzählt von körperlichen Strapazen ("zu müde zum sterben" heisst ein Kapitel), von Sternenmeeren und von Sandstürmen ("Aus dem Nichts kommend ist er hier, ohne anzuklopfen, ohne Pardon. Für Angst fehlt die Zeit."), letztere begleitet von, auf den Seiten 136/137, einer auch farblich sehr schönen fotografischen Komposition, die einen vom Wind gebeutelten Andrea Vogel zeigt.

uferlos ist aber auch ein Buch voller Einsichten, ja ein philosophisches Buch, in dem man Beobachtungen findet wie "Ich denke nicht, es denkt mit mir" und "Die Sahara ist eine andere Welt, von einer Farbgebung wie ich sie liebe. Monochrom, keine Farbe zuviel, jede auf die andere abgestimmt" und Bedenkenswertes wie "Wer den Pfad des Habenwollens begeht, befindet sich auf dem Pfad der geistigen Leere", "Die Erde braucht Führer, die nicht mit Macht und Gier glücklich sind" oder "Was gibt es Wichtigeres, als alles zu unternehmen, um das Leben zu erleben."

Ich habe gerne Zeit mit diesem Buch verbracht, aus verschiedenen Gründen. Einmal fand ich es sehr instruktiv, zu erfahren, wie jemand so eine Reise plant und konkret auf die Beine stellt und schliesslich durchzieht - dass der Autor dabei auch seinen Enttäuschungen ("Jetzt wird mir endgültig klar: es wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält") Ausdruck gibt, spricht für ihn; sodann gefielen mir die lehreichen (und sprachlich wohl formulierten - im Gegensatz zum zwar farbigen, doch eher holprigen Schweizerhochdeutschen des Haupttextes, das jedoch durchaus seinen Charme hat) Einschübe zu Themen wie "Angst, Mut und Vertrauen", "Kämpfen", "Muscheln in der Sahara" oder "Gold in allen Farben", von denen allerdings nirgendwo gesagt wird, von wem sie stammen (wo blieb da das Lektorat?); doch vor allem: das Aussergewöhnliche und Faszinierende, auf das Andrea Vogel sich eingelassen hat, ist sehr anschaulich geschildert und lädt zum geistigen Mitreisen ein.

Andrea Vogel
Beatrice Keck
uferlos
mit dem orion von timbuktu nach marrakesch
Südostschweiz Buchverlag, Zürich 2008
ISBN 978-3-905688-36-8

Saturday 9 May 2009

On Writing & Photographing

In his Talking Photography, Frank Van Riper also refers to Stephen King's On Writing, a book that he calls "an insightful, plainspoken, and thoroughly enjoyable book on photography". By this he means that what King says about writing could just as well be said about photographing. For instance: King advises fledgling writers to read voraciously for reading "is the creative center of a writer's life." Van Riper comments: "I would say here that looking at, studying, and absorbing good photography serves the same purpose for a beginning photographer. That is because learning the components of a good image - composition, lighting, gesture - and seeing those elements used differently over and over by different masters, makes it easier for a person to achieve the same end on his or her own over time. And there is simply not alternative to this, no shortcut."

Van Riper also points out that "nowhere in his book does King have anything to say about 'equipment'. From my own conversations with him I know that he writes on everything from a computer to the back of napkins. Keep this in mind the next time you are tempted to think that your creative output would be doubled if you just spent the rent money on a better camera. Better you should spend a fraction of that total on a few more photography books so you can study the images therein to better use the camera you already have." Good advice, I'd say.

Frank Van Riper
Talking Photography
Viewpoints on the Art, Craft and Business
Allworth Press, New York

Thursday 7 May 2009

On Writing

My writing always came out of a very personal place, out of an attempt to stay sane. I might not have understood that, or admitted that once, but actually now I think, well why not? Yes, it is self-therapy. And if other people find value in it, it's precisely on that basis. So I'm the opposite of an academic who comes at knowledge from a desire to find out exactly what Plato thought. My view is: OK, let's find out what Plato thought because he might make a difference to me, to you, he might tell us something that is of use.
Alain de Botton

Tuesday 5 May 2009

Visual Memory

When recently reading Dylan Schaffer's Misdemeanor Man, "a gripping, irreverent legal thriller", as the jacket cover rightfully states, I came across these helpful observations:

Most people believe that memory is like a video camera - you see something; it is stored, intact; and then at some time later you access the memory of the event, whole, like regurgitating a grape right after you eat it ... (however) memory is more like information stored in a computer, in small pieces that require internal organization and recombination when accessed.
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Perception is by far the most important aspect of memory, because the quantity of information input has the greatest impact on a person's ability later to retrieve information. The most important factor is time - how much time the witness spends actually looking at the person's face. If you look at me for an extended period, and there are no distractions, and you are close enough to see me, you can take in a fair amount of information about my face and what it looks like: cheek structure, nose, size and position of eyes, hairstyle, jawline and so forth.
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When a witness sees someone's face for three to five seconds, that permits perception of general features, race, gender, and perhaps a distinguishing feature or two. There is not enough time to see the specific features of a person's face. Also, stress plays a critical role. When a witness perceives someone during a period of great stress, the reliability of their memory goes down sharply. And there is another factor, which we sometimes call weapon focus, which usually means that when there is a gun involved in a crime, witnesses tend to be focused on the gun. Their perception of the face of the person holding the gun is less clear.
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Events become part of a person's memory because they were suggested. People are not able to distinguish between what they actually remember, because they observed it, and what is in their brains because it was suggested. Suggested information is just as real in memory as information that was actually perceived.

Sunday 3 May 2009

The Grief Industry

"Within weeks (after the collapse of the World Trade Center in New York on 11 September 2001), several thousands grief and crisis counsellors arrived in the city. Some were dispatched by charitable and religious organizations, many others worked for private companies that provide services to businesses following catastrophes" wrote Jerome Groopman in The New Yorker of 26 January 2004 - yes, I'm a bit behind with my reading, I know.

I've always wondered what these care-teams that are routinely dispatched when a tragedy occurs actually do. The most important, I remember a grief professional once saying, is to be able to listen. I must admit that such an answer (what a job qualification!) leaves me at a loss for words. And, needless to say, that is rare.

Groopman elaborates: A travel agent who was relatively numb during the debriefing his company (for fear of being sued if it didn't - lawyers are surely creative when it comes to making money) required him to participate in, said: "But the people who were really crying hadn't even been downtown."

"How much does crisis counselling help - or hurt" asks the above mentioned piece on "The Grief Industry". One of Groopmans sources opines that the idea of 'counselling' should be better dropped: "He told me that the way we respond to individual or mass trauma should be guided by how we behave after the loss of a loved one. 'What happens when someone in your family dies?' he said. 'People make sure you take care of yourself, get enough sleep, don't drink too much, have food.' ... 'No one should have to tell anyone anything.'"

That sounds pretty reasonable to me. For the full text go here

Friday 1 May 2009

Wachsame Schweizer

Alles irgendwie Ungewöhnliche, und sei es noch so trivial, wird der Polizei gemeldet. Tatsächlich sind die Schweizer Bürger so wachsam, dass im Land operierende ausländische Geheimdienste sie als zusätzlichen Schweizer Sicherheitsdienst betrachten.
Daniel Silva: Der Engländer