Wednesday, 9 April 2025

Great Story

In einer Lehrveranstaltung über internationalen Journalismus wurden die Studenten gefragt, ob sie sich tags zuvor die Nachrichten im Fernsehen angeschaut, im Radio angehört oder in der Zeitung gelesen hätten? Ja, hatten sie, alle. Was ihnen geblieben sei? Sie dachten heftig nach. Und waren nicht schlecht erstaunt, dass sie sich kaum an etwas erinnern konnten. Doch verzichten wollten sie auf die tägliche Nachrichtendosis deswegen keineswegs, schliesslich gehört (für viele) der Nachrichtenkonsum zum Tag wie das Frühstück.

Guckt man einmal eine Zeitlang bewusster hin, was uns denn da tagtäglich unter dem Stichwort Nachrichten vorgesetzt wird, ist man wenig erstaunt, dass einem kaum etwas davon im Gedächtnis haften bleibt. Alles sogenannt Wichtige findet hinter verschlossenen Türen statt, vorgesetzt werden einem Häppchen von einer Banalität, die schwer zu übertreffen ist („Was sind ihre Pläne für die Zukunft, Herr Präsident?"). John Dunning meint in seinem Krimi Deadline wirklich Brisantes (wer hat seinen Reichtum wie erworben, wer seine Nebenbuhler wie aus dem Weg geräumt? etc. etc.) komme nur ausnahmsweise in den Massenmedien vor. Zweifellos hat er Recht damit.

Auf den Punkt gebracht hat es letzthin Donald Trump, als er, am Beispiel der amerikanischen Aussenministerin (es hätte auch irgendeine andere Politikerin oder irgendein anderer Politiker sein können), die gängige Aussenpolitik kommentierte: "She goes o­n a plane, she gets off a plane, she waves, she goes there to meet some dictator . . . They talk, she leaves, she waves, the plane takes off. Nothing happens. It's a joke . . . Nothing ever happens."

Was einem (zugegeben, ich spreche von mir) eigenartigerweise im Gedächtnis bleibt, sind die Sachen, von denen man weiss, dass man nicht will, dass sie das tun: der kahlgeschorene Kopf von Britney Spears, die Streitigkeiten darüber, wo Anna Nicole Smith begraben werden soll, das neueste Werk (nein, ich habe nicht vor, es zu lesen) von Eva Hermann.

Und sonst? Mir fallen nur die allgegenwärtigen Stichworte ein. Irak, Mittlerer Osten, Iran, Afghanistan. Immer dieselben fürchterlichen Bilder und Berichte. Man hat sich daran gewöhnt. Und fühlt sich, wenn man darüber nachdenkt und Gefühle zulässt, schuldig. Das Medienbombardement, sagt einer der Teilnehmer im Kurs über internationalen Journalismus, habe dazu geführt, dass er heute solche Fernsehbilder an sich vorbeiziehen lassen könne, während er zu Abend esse. Und fügt hinzu: Eine solche Abstumpfung wäre ihm vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen. Damals habe sich etwas in ihm gewehrt, zu solchen Meldungen und Bildern zu essen.

Aber da war doch noch was, ich weiss es ganz genau. Aufgeschrieben hab ich es, weil ich es partout nicht vergessen wollte. Hier ist es:

Auf CNN ein Bericht darüber, dass die USA kaum irakische Flüchtlinge aufnehmen. Eine junge Irakerin, deren Familie aus dem Land geflüchtet und, bürokratischer Hürden wegen, auf dem halben Erdball verteilt lebt, wird dazu befragt: Ja, sie habe sich damals die Befreiung von diesem schrecklichen Diktator gewünscht, doch jetzt, wo sie alles verloren, wünschte sie, die US-Invasion hätte nicht stattgefunden.

Great Story" gratuliert der CNN-Moderator seiner für diese Reportage verantwortlichen und vor Genugtuung strahlenden – nicht übertrieben, nein, das nicht, aber eben doch unübersehbar – Kollegin.

Hans Durrer, Titel-Magazin, 2007

Sunday, 6 April 2025

Geld. 100 Seiten

Wie kommt es eigentlich, dass Geld eine solche Macht über uns hat? Uwe Springfeld ist der Frage nachgegangen und auf ganz unterschiedliche Erklärungen gestossen. Und wie das bei Erklärungen eben so ist, man wird sich für die entscheiden, die einem am ehesten zusagt. Warum einem diese und nicht eine andere zusagt, ist dann auch wiederum eine Sache des Rätselns, das allerdings mehr über den Rätselnden aussagt, als über den Gegenstand des Rätselns.

Auf einen Satz wie "Geld ist ein universeller Wertmassstab." können sich vermutlich so ziemlich alle einigen. Was als Geld verwendet wird, ist übrigens egal; entscheidend ist nur die Autorität hinter dem Geld. Diese muss eindeutig sein, heutzutage ist es der Staat.

Uwe Springfeld, geboren 1956, berichtet seit über 30 Jahren aus der Wirtschaft und den Naturwissenschaften, und besitzt die Gabe, farbig und nachvollziehbar zu schreiben, wobei er gelegentlich auch übers Ziel hinaus schiesst, etwa wenn er bon mot-artig vereinfacht. "Bei einer Verabredung gilt das Faustrecht, das Recht des Stärkeren. Bei einem Vertrag greift das Zivilrecht." Nun ja, auch im Zivilrecht gilt das Recht des Stärkeren, nämlich das des stärkeren Arguments.

Nichtsdestotrotz: Was dieses Werk auszeichnet, ist (neben der Aufklärung) sein überaus sympathischer Ton: "Meine Finanzmaklerin (einen Kopf kleiner als ich, dieselbe Gewichtsklasse, aber intelligenter) wusste eine Antwort ...".

Uwe Springfeld erklärt nicht nur das Geld, sondern auch alles Wissenswerte drumherum, zum Beispiel, was Zentralbanken sind, oder weshalb eigentlich der Dollar zur Referenzwährung der Welt wurde, oder wie es kommt, dass die Weltbank Entwicklungshilfe betreibt.

Wie bei Sachbüchern üblich, gibt es auch bei Geld. 100 Seiten den Blick zurück in die Geschichte und damit auf die grossen Finanzkrisen, auch die der neueren Zeit (Lehmann-Pleite, isländische Finanzkrise). Dazu kommen die verschiedenen Geldtheorien und was dahinter steckt.

 Sehr illustrativ ist, wie er den Kauf einer Wohnung in Marseille schildert. Immer mal wieder gehen seine Assoziationen mit ihm gedanklich spazieren, wie er notiert (eine wunderbare Formulierung!), was beim Thema Wirtschaftskreislauf auch dazu führt, dass er einen klugen Kopf mit den Worten zitiert: "Vergleiche sind wie Stanzen. Sie schlagen aus einer komplexen Wirklichkeit einfache Formen heraus. Dabei wird alles abgeschnitten und vergessen, was nicht in die Form hineinpasst."

Auch über Kryptogeld lässt der Autor sich kurz aus und so lerne ich zu meinem nicht geringen Erstaunen, dass der Bitcoin in Brasilien als offizielles Zahlungsmittel anerkannt sei. Und auch über den Geldwert des menschlichen Lebens erfahre ich einiges.

Man kenne ja die Namen der reichsten Menschen der Welt, schreibt er einmal, und spekuliert dann darüber, was Elon Musk mit seinem Vermögen alles anstellen könnte. Die Wirklichkeit, wie wir alle gerade erfahren, übersteigt unsere Fantasie bei weitem.

Uwe Springfeld
Geld. 100 Seiten
Reclam, Ditzingen 2025

Wednesday, 2 April 2025

Sunday, 30 March 2025

Bern schläft

Ich hätte letzthin ein Buch über einen übergelaufenen sowjetischen Spion gelesen und sei seither der Meinung, es wimmle vermutlich von Schläfern in der Schweiz. Ja, Bern schläft, sagt daraufhin die pensionierte Schweizerin am Bahnhof von Genua, die mit mir auf den verspäteten Zug nach Alássio wartet und stolz auf ihr Italienisch ist. Bern schläft, sagt sie noch einmal.

Mein Hotel liegt direkt am Meer. Als ich eintreffe erläutert die Rezeptionistin am Telefon einem offenbar begriffsstutzigen Motorradfahrer, wie er die Parkgarage finden könne. Als ich sie später frage, ob der Mann eingetroffen sei, sagte sie, er schon, das Motorrad nicht.

Beim Frühstück wähne ich mich in einem Fellini-Film. Einige haben Tische reserviert, nicht nur am Fenster, auch vor einer Säule. Als mir eine ältere Frau zulächelt, geht mir mein brasilianischer Freund Ricardo durch den Kopf, der vor Jahren meinen geplanten Besuch in Torres, einer Stadt am Strand in Rio Grande do Sul, so kommentierte: Da wirst du viele schöne junge Frauen im Bikini zu sehen kriegen, die dich jedoch keines Blickes würdigen. Die einzigen, die dich anschauen, sehen so aus wie deine Grossmutter, sind aber wahrscheinlich jünger als du.

Alássio, Einwohnerzahl um die 10’000, ist eine Touristenhochburg. Anfang September vor allem für ältere Semester. Ich staune über die günstigen Cappuccino-Preise: 1 Euro 70 oder 1 Euro 80.

Eine Buchanzeige per Email. Ob mich eine Analyse darüber, wie wir über die Covid-Impfung getäuscht wurden, geschrieben von einer Rechtsanwältin, zu besprechen interessiere? Definitiv nicht. Ich finde sogenannte Aufarbeitungen wohlfeil. Was sie bewirken sollen, ist mir schleierhaft, denn dass der Mensch aus der Geschichte nichts lernt, ist nun wirklich nichts Neues.

Meine derzeitige Lektüre: Robertson Davies‚ The Lyre of Orpheusreich an so wunderbaren Sätzen wie: „Maria thought of herself as a determined scholar, not as a rich man’s wife, or a woman of remarkable beauty which drew all sorts of unscholarly things into her path.“ Sowie eine Geschichte der Hitze, die mich zum ersten Mal den zweiten Satz der Thermodynamik begreifen lässt: Hitze fliesst immer von heiss zu kalt. Nie umgekehrt.

Ortsansässige empfehlen regelmässig den Besuch von Touristenattraktionen. Mich interessieren weder Museen noch historische Stätten und ich wundere mich, dass man sich dafür interessieren kann. Ich muss nicht wissen, was meine Vorfahren angeblich gedacht und gefühlt haben. Als ob das jemand wüsste! Ich weiss nicht einmal, was ich selber denke, habe eher den Eindruck, dass in mir etwas denkt, wovon ich nur zu einem ganz geringen Teil etwas mitkriege.

Es sei klar besser, sagt mir die Rezeptionistin, direkt beim Hotel und nicht via Booking zu buchen. Und wieso das? Weil man dann immer über den Preis verhandeln könne. Ich habe alles bezahlt, ausser der Kurtaxe, sage ich zwei Tage später beim Check-out. Due Euro, winkt sie ab.

35 Minuten Verspätung habe mein Zug nach Ventimiglia, informiert mich Trenitalia per Email. Am Bahnhof sagt die Anzeigetafel dann die Verspätung betrage 60 Minuten. Als ich zwanzig Minuten später noch einmal hinschaue, ist keine Verspätung mehr aufgeführt. Ich gehe zum Gleis, wo gerade ein anderer, ebenfalls verspäteter Zug nach Ventimiglia einfährt, allerdings kein Intercity, für den meine Fahrkarte gültig ist. Ob ich auch diesen Zug nehmen könne, frage ich einen Bahnangestellten, der meint, vermutlich schon, er würde es jedenfalls empfehlen, denn der Intercity habe eine Stunde Verspätung. Ich beschliesse, es zu riskieren, werde dann gar nicht kontrolliert, doch leider setzt sich eine Frau mit zwei Kindern neben mich, die einen derartigen Lärm machen, dass ich meine Stimme erhebe und ohne nachzudenken diesen ziemlich bescheuerten Satz von mir gebe. „Nella prima classe il silenzio é obligatorioI“ Dann ist Ruhe. Als der Lärmhaufen in Sanremo aussteigt, verabschiedet sich das Mädchen mit einem lachenden Ciao.

Als ich in Cannes meine Email konsultiere, erfahre ich von Trenitalia, dass mein verspäteter Intercity in Arquata Scrivia zu einem definitiven Stillstand gekommen und ich autorisiert sei, den Regionalzug zu nehmen.

Die Unterschiedlichkeit der Leute macht mich immer mal wieder staunen. Im Zug: Die zwei Araberinnen, die sich offenbar nur sehr, sehr laut unterhalten können. Die Afrikanerin in buntes Tuch gehüllt, die mich über den Gang hinweg bittet (und nicht etwa die, welche neben ihr sitzen) kurz auf ihr Gepäck aufzupassen. Die junge Frau, die mir zu Hilfe eilt, als mein Koffer umfällt. Ob ich wohl so alt aussehe, dass ich Hilfe brauche?

Eigenartig, in einem Hotel zu sein, wo ich ausschliesslich die Landessprache höre. Jetzt in Toulon ist es so, doch auch in Alássio ist mir das aufgefallen.

Am Hafen von Toulon, einer Stadt mit 160’000 Einwohnern, geht mir Schopenhauer durch den Kopf, der beim Anblick der Galeerensklaven zutiefst erschüttert war und den Glauben an die Menschheit verlor. In der Innenstadt dann Erinnerungen an Dijon.

Nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück habe ich zwar keinen Hunger, doch dem Thai-Restaurant beim Bahnhof kann ich dann doch nicht widerstehen. Ein Fehler, die Hühnersuppe schmeckte, als ob man anstatt eines Kaffeelöffels Bouillon (oder was auch immer es gewesen ist) zwei Kochlöffel davon reingeschmissen hätte. Ich brachte es nicht über mich, aufzuessen.

Cappuccino in Frankreich ist meist eine Enttäuschung, Café au lait oft die bessere Option. Mit einer Ausnahme: In einer Bar Tabac war er exzellent, für zwei Euro!

Heftiger Wind, der mich zeitweilig an Rio Grande gemahnt, wo ich mich wunderte, dass jemand damit leben kann. Gewohnheit, wie immer.

Nach gut fünf Stunden der Stadterkundung, glaube ich es gesehen zu haben und ziehe mich ins Hotel zurück, wo ich mir Jerzy Kosinkis L’oiseau barriolé vornehme und unter anderem lerne, dass ein Drittel der im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden weniger als 16 Jahre alt war. Kosinski, von dem meine verstorbene Freundin Irène schwärmte, habe ich einst verschlungen … und auch jetzt packt er mich.

Eine Literatursendung im Fernsehen. Sehr französisch, intelligentes Palaver von Leuten, die alles für bedeutsam halten, vor allem sich selber. Früher mochte ich das nicht nur, ich war beeindruckt, und nahm es ernst, im Gegensatz zur Politik, die ich immer schon hohl gefunden habe. Heute sehe ich nur noch Eitelkeit und Selbstüberschätzung.

Schon komisch, was ich in̈ Hotelzimmern so alles google, von Heather Mills bis zu Olivia Newton-John, die in Australien offenbar ein Staatsbegräbnis gekriegt hat. Was wir Menschen alles für normal halten – Staatsbegräbnisse! –zeigt wie durchgeknallt wir sind.

Im Internet lese ich, eine Schweizer Politikern habe auf Instagram ein Bild von sich gepostet, das zeigt wie sie auf ein Bild von Maria mit Jesuskind schiesst, worauf sie ihren Job als Kommunikationsberaterin (!?) sowie politische Ämter verliert. Wie konnte sie nur, was hat sie sich bloss gedacht? wird nun gefragt. Diesen Fragen liegt die Annahme zugrunde, wir wüssten, was wir tun. Das ist Humbug. Wir haben keinen Schimmer, warum wir tun, was wir tun. Was wir bewusst äussern ist Theater bzw. klassische Dissonanz-Reduktion. Wir sind viel zu komplex, um uns selber zu verstehen. Das Unbewusste regiert uns. Was uns wirklich antreibt, wie wir wirklich denken, zeigt sich allein in unserem Tun.

Wednesday, 26 March 2025

Auf Reisen

Es sei gleich vorweg genommen: Dies ist ein ganz wunderbares Buch: differenziert, elegant, witzig, eine Anleitung für intelligentes Reisen, besser als jeder Reiseführer.

Seinen Ausgang nimmt der Text in Berlin, der Stadt, in welcher der Autor laut Klappentext seit 25 Jahren als Schriftsteller und Filmemacher lebt. „Nach Jahren erst lernte ich zu akzeptieren, dass es in Berlin nirgends besser ist als da, wo ich mich gerade aufhalte. Seither übe ich mich täglich darin, die ewige Angst zu verdrängen, das Glück sei dort, wo ich nicht bin, und versuche, das Schöne im Grauen zu entdecken. Dann fängt die Stadt an, sich zu entfalten. Halten Sie also das Hotel, in das es Sie verschlagen hat, für das bestmögliche, die gottverlassene Ausfallstrasse, über die Sie sich gerade schleppen, für sehenswert, das Café, in dem Sie aufgegeben haben, nach einem besseren zu suchen, für ein apartes, und Berlin wird zu einer Oase der Erholung.“ Das ist nicht einfach nur clever (das ist es auch), das ist weise. „Was man gesehen haben muss? Nichts. Berlin ist keine Attraktion.“ Treffender kann man es kaum sagen.

Von Berlin geht es nach Guggisberg. „Um halb neun geht man in sein Zimmer. Da es nichts zu versäumen gibt, legt man sich ins Bett und schläft ein. Am nächsten Morgen erwacht man, der Brunnen plätschert, man kann weiterhin nichts versäumen, schläft also noch einmal ein.“ Nein, das ist nicht alles, was der Autor zu Guggisberg zu sagen hat. Zum Essen im Wirtshaus merkt er zum Beispiel an: „Das Essen wird aufgetragen, grosse Portionen, frisch und ehrlich gekocht, souverän geradeaus: Gemüse schmeckt nach Gemüse, Fleisch nach Fleisch, Kartoffelstock nach Kartoffelstock. Die Bedienung freut sich, dass sie etwas zu tun hat. Wenn man fertig gegessen hat, freut sie sich, dass sie nichts mehr zu tun hat. Nicht dass ich sie zu einem Vreneli verklären möchte, aber mindestens benahm sie sich wie eine, die nicht einsieht, warum sie sich im einundzwanzigsten Jahrhundert anders benehmen soll als im siebzehnten – so eine Haltung schätze ich.“ Toll, nicht?

Die nächste Station ist Porto. Wer liest, wie Zschokke die dortige Kultur des Kaffeetrinkens beschreibt und nicht sofort selber dorthin will, dem (es kann auch eine Frau sein) kann nicht geholfen werden. Weiter geht’s ins Maderanertal, nach Weimar, Grenchen, Baden-Baden, Amman, Budapest, wieder Amman und und und, in dieser Reihenfolge – das illustriert unter anderem gut, dass Reisen keine lineare Angelegenheit ist.

À propos Amman: Wer noch nie vor Ort war, den Mittleren Osten nur aus Zeitungsberichten kennt, dem seien Zschokkes erhellende, von Zuneigung geprägte Schilderungen (eine der wesentlichsten Voraussetzungen, wenn man über einem fremde Ort schreibt) heftig empfohlen: „Jeder Europäer sollte dringend dann und wann nach Arabien, um sich daran zu erinnern, wie Menschen miteinander umgehen könnten, wenn sie nur wollten. Hier begegnet man den Figuren aus seinen Kindheitsräumen, aus den Märchen, aus der illustrierten Sonntagsschulbibel des Julius Schnorr von Carolsfeld, aus der Welt von Karl May und Lawrence of Arabia: höflich. Edel, und schön anzuschauen in ihren langen Gewändern und den dramatischen Falten. Jeder Tag unter ihnen ist eine Erholung fürs Gemüt und für die Seele.“

Eine der schönsten Stellen ist diese hier:

„Ich setzte mich unter das Schattendach einer Hähnchenbraterei und schaue in die flimmernde Helligkeit, eine Stunde, zwei Stunden, Autos fuhren vorüber, Busse auch, aber die hielten nicht an, weil sie voll waren, Fliegen setzten sich auf mich, ein silbergrauer Esel trottete vorbei, eine Ziegenherde, ein Knabe, wieder ein Lastwagen, eine alte Frau, die Fliegen liefen übers Gesicht, über die Hände – und ich hatte das Empfinden: Endlich angekommen! Das ist es: Hier sitzen, warten, mit den Fliegen, dem samtenen Wind, dem Staub, ohne Uhr – ich hatte sie im Hotel vergessen – , und nicht eine Sekunde Ungeduld oder gar Missmut. Einfach die Zeit verstreichen lassen. Alttestamentarisch. Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.“ Das ist genau, schnörkellos und instruktiv; näher beim Leben kann das Beschreiben des Lebens eigentlich nicht sein. Grossartig!

Und dann der Humor, nicht zuviel, nicht zuwenig, gerade richtig. Es ist auch ein Buch zum Schmunzeln. „Im Strassenverkehr sind Tugenden wie Mut, Kühnheit und Behendigkeit gefragt. Vor einer roten Ampel zu bremsen oder beim Einbiegen in einen sechsspurigen Kreisel zu schauen, ob von links einer kommt, überhaupt nur den Blick in den Rückspiegel, der besitz eines Rückspiegels an sich – all das sind Zeichen von Feigheit.“

Nein, hier soll nicht das ganze Buch nach erzählt werden. Entdecken Sie es selber, es lohnt sich. Und Kritisches, gibt es da nichts anzumerken? Doch, die vierte Umschlagseite, auf der ein schönes Zitat aus dem Buch zu finden ist („Suchen Sie nicht herauszufinden, warum dieser Bahnhof berühmt ist. Gehen Sie ein wenig auf und ab, als sei das etwas.“), doch leider eben auch ein Zitat (eigentlich nur eine beliebige Aneinanderreihung von Wörtern) von Pia Reinacher aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Matthias Zschokke gelingt es, die Welt aus den Angeln zu heben und die freie Sicht auf das Poetische zu öffnen.“ Wer das versteht, für den ist dieses Buch ungeeignet. Wer hingegen mit diesem blumig nichts sagenden FAZ-Schöngeistigen nichts am Hut hat, sollte schleunigst in die nächste Buchhandlung rennen und sich Matthias Zschokkes „Auf Reisen“ besorgen.

Matthias Zschokke
Auf Reisen
Ammann, Zürich 2008

Sunday, 23 March 2025

Der ultimative Guide zu absolut allem*

Wenige Bücher machen mich bereits mit der Einführung jubeln, doch Der ultimative Guide zu absolut Allem* gehört eindeutig dazu. Das liegt an den Beispielen, anhand derer aufgezeigt wird, „wie schlecht der Mensch dafür ausgerüstet ist, das Universum zu begreifen“, und es liegt an Sätzen wie etwa diesem: „Wie man es auch dreht und wendet: Die Intuition ist ein miserabler Ratgeber."

Wir wissen zwar, dass vieles nicht so ist, wie es uns erscheint, doch erstaunlicherweise hilft dieses Wissen nicht, unsere Wahrnehmung anzupassen. Unsere Gewohnheiten sind stärker als unsere Erkenntnisse – so reden wir, wider besseres Wissen, nach wie vor davon, dass die Sonne auf- und untergeht.

Dieses Buch plädiert dafür, unser Primatenhirn auszuschalten und uns der Hilfsmittel zu bedienen, „die wir erfunden haben, um unsere evolutionär bedingten Blockaden zu überwinden.“ Darüber hinaus zeigt es, wie wenig wir unseren Instinkten vertrauen können, und ermuntert uns, „einen Weg zu finden, wie man herausfindet, was man nicht weiss.“ Zudem lehrt es, dass „die Bereitschaft, seine Meinung zu ändern, eine grosse Tugend darstellt (ganz generell, aber insbesondere in der Wissenschaft).“

Wissenschaft zu betreiben, bedeutet, genau hinzuschauen, Fragen zu stellen und auch sich selber in Frage zu stellen – was vielen Verschwörungstheoretikern unvorstellbarer nicht sein könnte. Wissenschaft zu betreiben, bedeutet auch, sich von seinen Vorstellungen leiten zu lassen und gleichzeitig bereit zu sein, sich von ihnen zu befreien.

Um zu verstehen, wer oder was wir sind, ist auch ein Blick auf unsere Vorfahren vonnöten. Wie alle Primaten sind wir hauptsächlich mit unserem Überleben und der Fortpflanzung befasst. „Der Grossteil unserer biologischen Hardware hat sich seit den Zeiten, in denen keine der hochfliegenden Ideen, wie unser Universum wohl gestrickt sein mag, irgend jemanden interessierte, so gut wie überhaupt nicht verändert.“

„Steinalt (noch älter als die Stones)“ lautet der Titel eines der Kapitel, das sich unter anderem mit der Frage auseinandersetzt, vor wie langer Zeit die Erde entstanden ist. Es kommt darauf an, wen man fragt? Nein, Meinungen sind hier nicht gefragt. Das Zusammenspiel von Geologie, Chemie und Atomphysik liefert Daten, die Gesteinsbildungen von vor ca. 4,5 Milliarden Jahren annehmen lassen. Vorstellen kann ich mir das zwar nicht, doch was kann ich mir schon vorstellen?

Der ultimative Guide zu absolut Allem* ist reich an faszinierenden Geschichten über Ursprünge, Anfänge, die Zeit, das Leben, ja so recht eigentlich über so ziemlich alles, was neugierige Menschen eben so beschäftigt. Vor allem aber handelt es davon, dass „es ein sehr reales Universum gibt, das aus physischer Materie besteht und Regeln gehorcht, die jedenfalls auf dem grundlegendsten Niveau nicht verhandelbar sind.“ Gleichzeitig sind wir Menschen „wundersame Wesen, die mit ihren Erfindungen und Kenntnissen Zeit und Raum zu transzendieren vermögen. Und zugleich sind wir zutiefst fehlerhaft und absolut miserabel darin, dieses fantastische Universum so zu sehen, wie es wirklich ist. Der erste Schritt zur wahren Aufklärung und Erleuchtung besteht darin, sich genau dieser Tatsache bewusst zu sein.“

Dazu liefert dieses hervorragend geschriebene Buch mehr als nur einen überaus lehrreichen und vergnüglich zu lesenden Beitrag, es präsentiert ein Sammelsurium erhellender Geschichten, die sich auch dadurch auszeichnen, dass sie vermeintlich Widersprüchliches nebeneinander stehen lassen. So wissen wir in der Rückschau, dass jede Wirkung eine Ursache hat, haben jedoch nicht das Gefühl, dass unser künftiges Handeln von Vergangenem abhängt.

Eine der zentralen Fragen, um die es in diesem Buch geht, betrifft den Determinismus: Ist alles vorherbestimmt oder verfügen wir über einen freien Willen? Das Problem dabei ist, „dass wir ganz und gar schlecht gerüstet sind, um die Frage zu beantworten.“ Richard Feinman, Nobelpreisträger für Physik, hat es einmal so formuliert: „The first principle is not to fool yourself. And you are the easiest person to fool.“

So recht eigentlich weiss ich nie so recht, weshalb mir gewisse Sätze hängenbleiben und andere, von denen ich gerne hätte, dass sie mir hängenbleiben würden, nicht. So erinnere ich mich in einem Philosophie-Buch gelesen zu haben, dass Platon nie gelacht haben soll – eine bleibende Erinnerung. Ich vermute, dass mich auch die Ausführungen von Hannah Fry und Adam Rutherford über Kolumbus fortan begleiten werden. Sie beginnen so: „Dass Christoph Kolumbus von Selbstzweifeln geplagt gewesen wäre, kann man nun wirklich nicht behaupten.“

Sicher, auch ein Griesgram wie Platon kann mit vielem Recht haben, ich selber ziehe es jedoch vor, auf Humor-begabte Menschen zu hören. Mir dies wieder einmal bewusst gemacht zu haben, gehört zu den Vorzügen dieses ausgezeichneten Buches.

"Man is made by his belief, as he believes so he is“ heisst es in der Bhagavad Gita. Leider, will ich da nur hinzufügen, denn der Unsinn, den der Mensch zu glauben imstande ist, ist so recht eigentlich uferlos. Man ist deshalb froh, dass sich zum Ausgleich und als Orientierungshilfe Der ultimative Guide zu absolut Allem* anbietet. “Wir wissen, dass sie glauben, einen freien Willen zu haben. Wir glauben das ja auch. Aber was wir glauben und was wirklich zutrifft, das sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe.“ Am Rande: Wer an den bevorstehenden Weltuntergang glaubt, ist gut beraten, das Datum so festzulegen, dass er oder sie davon ausgehen kann, das mögliche Ausbleiben der Apokalypse nicht mehr mitbekommen zu müssen.

Der ultimative Guide zu absolut Allem* liefert wunderbar nützliche, höchst unterhaltsame und sehr englische, mit viel Witz gespickte Aufklärung, die es uns ermöglicht, die Dinge zu sehen wie sie sind, so wir denn die Bereitschaft mitbringen, dies überhaupt in Betracht ziehen zu wollen. Und wozu soll das gut sein? Es macht das Leben leichter ...

Hannah Fry & Adam Rutherford
Der ultimative Guide zu absolut Allem*
(*gekürzt)
C.H. Beck, München 2023

Wednesday, 19 March 2025

Im Westen Finnlands

Ende Januar, Anfang Februar 2009 verbrachte ich zwei Wochen im Westen Finnlands. Ich führte an der Fachhochschule in Nykarleby, das liegt eine Autostunde nördlich von Vaasa, einen Kurs zum Thema „Thinking Photography“ durch. Ich war noch nie in dieser Weltgegend, hatte mich auch vorgängig nicht wirklich darüber informiert, wo ich da hinkommen würde, nur über das Wetter hatte ich mich kundig gemacht, wusste also, dass es da kalt sein würde und so traf ich, mit einigen Pullovern im Gepäck, vor Ort ein, merkte dann aber sehr schnell, dass Pullover, Handschuhe und Mütze nicht wirklich nötig gewesen wären, denn ich verbrachte den grössten Teil meiner Zeit ohnehin drinnen und dort war es nicht nur warm, sondern heiss. Jedenfalls in meinem Zimmer, wo es eindeutig wärmer war als im südbrasilianischen Winter. In Brasilien sind nämlich Zentralheizungen unbekannt, in Finnland hingegen findet man sie meist voll aufgedreht. Im Kühlschrank fand ich dann einen Orangensaft gegen meinen Durst, er hiess „Brasil“.

In diesem Teil Finnlands spricht man hauptsächlich Schwedisch (93%, wurde mir gesagt), fühlt sich aber deswegen nicht weniger Finnisch; die Strassen sind in beiden Sprachen angeschrieben. Ob es da keine kulturellen Reibereien gebe? fragte ich die Schulsekretärin. Nicht bei denen, die beide Sprachen sprechen, antwortete sie.

Viel Tageslicht hat es nicht gerade; die Sonne geht so gegen neun Uhr auf und um vier Uhr wieder unter. Da habe man mehr Zeit, sich die Sterne anzugucken, emailte mir Elsa aus dem südlichen Brasilien. Der Gedanke gefiel mir und so ging ich raus und starrte zum Himmel hoch, doch Sterne waren da keine zu sehen, der Himmel war die ganze Zeit über bedeckt.

Was das Besondere hier in Westfinnland sei, fragte ich die Studentinnen (es gab auch Studenten, doch die Mehrzahl war weiblichen Geschlechts und stammte aus Finnland, Schweden und Norwegen). Die Stille, sagte einer. Von da ab achtete ich auf die Stille und fand sie magisch. Viele halten sie nicht aus, hörte ich später jemanden sagen.

Ich unterrichte, weil ich etwas lernen will. Und ich lernte viel in diesen zwei Wochen in Nykarleby. Ein Beispiel: Fotos scheinen ein Eigenleben zu haben, ja gleichsam über magische Kräfte zu verfügen, sagte ich, wer das nicht glaube, solle doch mal versuchen, ein Foto der eigenen Mutter zu nehmen und ihr die Augen rauszuschneiden. Ich fand dies ein Hammer-Beispiel (ich verdanke es W. J. Mitchell) und konnte mir nicht vorstellen, dass da jemand dagegen reden würde, doch ich hatte mich getäuscht. Eine der Studentinnen meinte, das sei überhaupt kein Problem, sie habe das gerade gemacht. Es sei ja mittlerweile bekannt, dass sie zurzeit nicht gerade ein glückliches Verhältnis zu ihren Eltern habe. Dem gebe sie dadurch Ausdruck, dass sie Fotos von ihnen zerschneide und Collagen draus mache.

Das Meer zwischen Finnland und Schweden sei auf dieser Höhe etwa 100 Kilometer breit, erfuhr ich. Und es ist zurzeit vereist. Lisen, eine Studentin, zeigte mir den Hafen. Als wir ankommen, geht gerade die Sonne unter – ein feuerroter Ball verschwindet im Schnee. Dass Lisen noch mehr beeindruckt ist als ich, macht mir klar, dass ich es mit einem nicht alltäglichen Ereignis zu tun habe. Wenig alltäglich – für mich jedenfalls – ist auch die Tatsache, dass da plötzlich ein Auto auftaucht und übers Eis in Richtung der nahe liegenden Inseln fährt. Die Winter seien ja auch nicht mehr, was sie einmal waren, sagt Lisen, doch früher seien einige mit dem Auto übers Eis nach Schweden hinüber gefahren.

Mein stärkstes Finnland-Bild ist jedoch ein gänzlich unspektakuläres: da mein Flug von Vaasa nach Helsinki frühmorgens geht, bringt mich Emma, die Dozentin, die meinen Aufenthalt organisiert hat, bereits am Vorabend nach Vaasa, wo ich in einem sehr schönen Hotel untergebracht werde. Der Blick aus dem Fenster morgens um fünf zeigt eine tief verschneite, von Strassenlampen erleuchtete, fast lautlose Stadt – es ist wie im Märchen, und es ist magisch. Und es ist dieses Bild, das ich heute hauptsächlich mit Finnland verbinde.

Sunday, 16 March 2025

On asking questions

Kane knew what he liked
(knowing what you liked was,
he felt, one of the most important
characteristics of a modern life well lived)
Nicola Barker: Darkmans (2007) 

"Is Google making us stupid," asked Nicholas Carr in the July/August 2008 edition of The Atlantic.com. Carr writes:

"Over the past few years I've had an uncomfortable sense that someone, or something, has been tinkering with my brain, remapping the neural circuitry, reprogramming the memory. My mind isn't going — as far as I can tell — but it's changing. I'm not thinking the way I used to think. I can feel it most strongly when I'm reading. Immersing myself in a book or a lengthy article used to be easy. My mind would get caught up in the narrative or the turns of the argument, and I'd spend hours strolling through long stretches of prose. That's rarely the case anymore. Now my concentration often starts to drift after two or three pages. I get fidgety, lose the thread, begin looking for something else to do. I feel as if I'm always dragging my wayward brain back to the text. The deep reading that used to come naturally has become a struggle."

Sounds familiar? In my case, yes, though, as usual it depends — what would we do without this fabulous expression "it depends," I wonder? — for there are still lengthy texts that I can quite easily concentrate on, provided they really interest me, are well written, in print — and that I'm far away from a computer.

Referring to the 1960s thesis of Marshall McLuhan, Carr points at the effects of the internet: "... media are not just passive channels of information. They supply the stuff of thought, but they also shape the process of thought. And what the Net seems to be doing is chipping away my capacity for concentration and contemplation."

Mine too. I mostly skim articles nowadays, and that includes this piece on skimming by Carr. However, when one of his sources complains that he cannot read War and Peace anymore, I wonder whether this really has to do with the internet — "not anymore"? How often did this guy read War and Peace already? Nevertheless, while the internet seems indeed to contribute to the general restlessness of our time, it at the same time appears to be just another expression of it. The slogan "We Want the World and We Want It Now" nowadays no longer seems to give voice just to adolescent longings but to be the accepted norm.

In order to get what we want, we do of course need to know what it is that we want. To muddle through does not seem to be an option — as a concept, that is. Nowadays, we need business plans, exposés, and dispositions. And, we need to be able to ask the right questions — otherwise Google can't really be of help. A bit of a vicious circle, isn't it? To be able to ask the right questions I need to know what I want yet if I don't know what I want I won't know what and how to ask.

Needless to say, to know what one wants is often helpful. As long as one is looking for the familiar, that is. And, there is of course no doubt that Google is a great research tool. One however shouldn't forget that it is based on data that are toneless, bloodless, and do not smell.

In real life — the one that can't be as planned, managed and controlled as quite some would wish — to know what one wants not only often overlooks what one needs, it also guarantees that one will most certainly miss all the things by the side of the road. Moreover, in real life we often simply do not know what we want — and that is of course a blessing: just think of all the things you wanted, and got, and that were not good for you.

One of the modern manifestations of our wants is the business plan — or, for the more literally minded, the exposé. Such a plan often represents nothing but what we nowadays call a vision — not so long ago, people who suffered from visions were put into psychiatric care — based on which banks grant loans and editors commission articles. I find this baffling. I mean a plan is nothing but a plan — even if you call it "realistic" — and more often than not just plain wishful thinking.

And, then there's the thing with "the right" and "the wrong" questions — "the right questions" are the ones we have answers for. It is worth noting however that when we say "this is a good question" we usually mean that we have no answer (or too many) for it. Yet in our efficiency-minded times, where the validity of a project depends on whether it is doable, questions such as "Where do we come from? What do we do here? Where do we go from here?" are considered interesting but — for the majority of us — impractical for we can't really answer them. Since this is difficult to accept, we make up reference points and thus create a world in which we are a bit less lost. As Sharon Cameron writes in Beautiful Work: A Meditation on Pain: "It is possible to think this: without a reference point there is meaninglessness. But I wish you'd understand that without a reference point you are in the real."

Our modern obsessions demand that we should know what we want and then stay focussed on our goals. Probably not as much as George Bush, Jr though — a man famous for knowing without asking questions — whom Stephen Colbert at the 2006 White House Correspondents' Association Dinner complimented for being "steady"? "Events can change," Colbert said, but "this man's beliefs never will. He believes the same thing Wednesday as he did Monday. No matter what happened Tuesday." In other words, to know what one wants and to pursue — or, in the case of Mister Bush, have others pursue — that goal vigorously often leads to disasters. As the wise joke goes: Do you know how to give God a good laugh? Just tell Him what your plans are.

2008 © Hans Durrer / Soundscapes

Wednesday, 12 March 2025

Das Erwachen der Erde

Nicht nur bestimmt die Umwelt unser Leben, unser Leben beeinflusst auch die Umwelt. "Wir und andere Lebewesen sind mehr als nur Bewohner der Erde; wir sind die Erde – das Ergebnis ihrer physikalischen Struktur und ein Motor ihrer globalen Kreisläufe. Die Erde und ihre Geschöpfe sind so eng miteinander verwoben, dass wir sie uns als ein Ganzes vorstellen können."

Die Vorstellung, die Erde sei belebt, entstammt dem Animismus; in neuerer Zeit trat James Lovelock mit seiner Gaia-Hypothese hervor, welche die Erde als lebendes Gebilde versteht, und anfangs dafür entweder Beifall oder Spott erntete. Allmählich jedoch schwand der wissenschaftliche Widerstand gegen Gaia.

"Wie das Leben unseren Planeten formt", so der Untertitel, lässt sich unter anderem an den Städten zeigen, deren Entstehen, worauf James Lovelock hingewiesen hat, "der Entwicklung von Insektenkolonien zu folgen scheint." Termiten in einem Termitenbau verhalten sich genau so wie ihr integriertes Programm es ihnen vorgibt. Und die Menschen in ihren Bürotürmen unterscheiden sich nicht – auch sie tun, was ihnen vorgegeben ist: sie starren alle auf ihre Computerbildschirme."

Unterteilt ist das Buch in drei Abschnitte: Gestein, Wasser, Luft. Dabei macht der Autor immer wieder auf Aspekte aufmerksam, auf die ich gar nicht gekommen wäre. "Was die Masse angeht, enthält die
Erde wesentlich mehr Gestein als Wasser und bedeutend mehr Wasser als Luft." Und er weist darauf hin, dass eine andere als die gewohnte Betrachtungsweise uns auch die Welt neu zu sehen erlaubt. Leben sei mehr ein Spektrum als eine Kategorie, mehr Verb als Substantiv. "Es ist weder eine bestimmte Art von Materie noch eine Eigenschaft der Materie, sondern vielmehr ein Prozess – eine Leistung. Leben ist etwas, was die Materie tut."

Das Erwachen der Erde ist ein überaus vielfältiges Werk, das anhand neuerer Forschungen zeigt, dass das althergebrachte Weltbild nicht nur ergänzt, sondern grösstenteils einer anderen Sicht der Dinge weichen muss. So weiss man heute, dass das Erdinnere, entgegen früheren Annahmen, keineswegs leblos, sondern voller Mikroorganismen ist, die im Gegensatz zu ihren Vettern an der Oberfläche, uralt und langsam sind und sich nur selten fortpflanzen.

 Es ist erstaunlich, was Forscher (Männer wie Frauen) über diese unterirdische Biosphäre herausgefunden haben. "Mehr als 300 Meter unter der Erde verwandelten Mikroorganismen das Gestein in Boden." Doch ich staune nicht nur, ich wundere mich auch, wenn mit einer beiläufigen Sicherheit behauptet wird: "Vor mehr als vier Milliarden Jahren, als die erste ozeanische Kruste auf der Erde alterte und abkühlte, war sie irgendwann schwerer als der Mantel, auf dem sie schwamm, und sank in die Tiefe, ein Prozess, den man Subduktion nennt. Während sie in den Mantel hinabstieg, gaben die ozeanische Kruste und die darüberliegende Sedimentschicht das in ihnen eingeschlossene Wasser frei, sodass der Schmelzpunkt des umgebenden Erdmantels sank. Bestimmte Bestandteile des Mantels schmolzen und bildeten schwimmendes Magma, das schließlich aus Vulkanen ausbrach, abkühlte und zu neuem Gestein wurde." 

Solche Aussagen bzw. Arten des Denkens erschliessen sich mir nicht, da ich da nur die Worte verstehe, sie jedoch nicht emotional verbinde, also keine Bilder im Kopf entstehen. Dazu kommt, dass ich Leute, die mir erzählen, was vor vier Milliarden Jahren geschehen ist, nicht wirklich ernst nehmen kann. Zugegeben, das ist vor allem eine Aussage über mich, doch bin ich nicht der einzige, der die Zeit und noch vieles andere (mit eingeschlossen das Ich) für eine Illusion hält. Auch die von Ferris Jabr erwähnten Lakota, die traditionell eine enge Beziehung zu Mutter Erde wie auch zu Geistern pflegen, halten die Zeit für eine Illusion. Nachzulesen bei Kathleen Norris: Dakota: A Spiritual Geography.

Andererseits: So schnell gebe ich nicht auf. Böden, lernt Ferris Jabr bei seinen Recherchen, sind "'lebende Systeme', deren vielfältige Teile 'zusammenwirken und auf sich selbst regulierende, sich selbst erhaltende Weise funktionieren'". In der Folge erfährt auch des Autors Garten eine Veränderung. Gesunde Pflanzen lockerten den Boden auf und wurden "zu Zufluchtsorten für Mikroorganismen und Pilze, und chemische Umwandlungsprozesse wie auch die Nährstoffkreisläufe kamen wieder in Gang." Nach und nach wurde der Boden weicher, dunkler und fruchtbarer. 

 Obwohl wir über die verwickelten, wechselseitigen ökologischen Abhängigkeiten, die unseren Planeten am Leben erhalten, mehr wissen als je zuvor, hapert es noch allzu oft an der Anwendung dieses Wissens. Es ist dies ein Rätsel allgemeiner Art: Wir wissen, was zu tun ist, tun es aber nicht. Statt Gründe für unser Nichtstun zu finden, sollten wir uns an Ferris Jabs Gartenpflege ein Beispiel nehmen. Nicht jeder hat einen Garten? Es ist ein Beispiel! Ums Selber-Denken wird man nicht herumkommen.

Das Erwachen der Erde ist eine imponierende Fleissarbeit, detailreich und gut geschrieben. Ich staune nicht wenig, worüber heutzutage alles geforscht wird und was für Instrumente den Forschenden zur Verfügung stehen. Schon mal vom Amazon Tall Tower Observatory (»Amazonas-Hochturm-Observatorium«) gehört?

Die Erde ist deswegen so schwierig zu verstehen, weil sie sich ständig wandelt. Ferris Jabr vergleicht den Planeten Erde mit der Musik. "Wenn die richtige Abfolge von Tönen gespielt und auf die genau richtige Weise mit anderen Tonfolgen kombiniert wird, hören wir nicht nur Geräusche, sondern wir erleben die Musik. Ebenso erwächst auch das lebende Gebilde, das wir Erde nennen, aus einer höchst komplizierten Masse von Wechselbeziehungen: aus den wechselseitigen Umwandlungen der Organismen und ihrer Umwelt." Eine ausgesprochen hilfreiche Sichtweise. Wenn wir sie uns zu eigen machen, werden wir auch mit der Erde pfleglich umgehen.

Ferris Jabr hat sich breit informiert, viele Forscher und Forscherinnen aufgesucht, die sich mit Gestein, Wasser und Luft auseinandersetzen. Dabei verliert er nie das journalistische Credo des Storytelling aus den Augen. Das Erwachen der Erde ist erstklassiger nordamerikanischer Qualitätsjournalismus.

Ferris Jabr
Das Erwachen der Erde
Wie das Leben unseren Planeten formt
Kunstmann, München 2025 

Sunday, 9 March 2025

Das tägliche Gegengift

Herbert Riehl-Heyse hat mehr als drei Jahrzehnte für die Süddeutsche Zeitung das politische und gesellschaftliche Leben in Deutschland beschrieben. Der hier vorliegende, schön gestaltete, von Gernot Sittner herausgegebene Band, versammelt Reportagen und Essays, die in Buchform aufzubewahren sich lohnt.

Sicher, Journalisten schreiben für den Tag, doch gelegentlich weist das für die Tageszeitung Verfasste eben auch über diesen Tag hinaus. Wäre ja auch etwas eigenartig, wenn dem nicht so wäre, denn Kriterium für gutes, unterhaltendes und aufklärendes Schreiben (ob mit Blick auf die Ewigkeit oder auf den folgenden Tag verfasst) kann doch eigentlich nur sein, dass eben dieses Schreiben gut, unterhaltend und aufklärend ist. Und Herbert Riehl-Heyses Schreiben ist dies ganz gewiss.

Die Auswahl, die Gernot Sittner für diesen Band getroffen hat, macht unter anderem deutlich, was für ein breit interessierter Mensch der gelernte Jurist Riehl-Heyse gewesen ist. Da geht es nämlich von Willy Brandt („fast zu viele Stationen für ein Leben“) über ein „Puzzle namens Schmidt“ zur Wohlstandskriminalität („Zugreifen als Breitensport“), von Accessoires in der Jugendkultur („Die Rasierklinge als Bekenntnis“) über Erich Honeckers Verteidigungsrede vor seinen Richtern in Moabit („Gegeben wird der heldenhafte Kommunist“) zum Tatort Fernsehen („Morden auf allen Kanälen“).

Was Herbert Riehl-Heyses Schreiben wesentlich auszeichnet, ist sein Stil – und der ist scheinbar umständlich, fragend, gescheit, witzig, und häufig ironisch. Dazu kommt, dass der Autor in seinen Texten auch selber vorkommt und das ist nicht nur gut so, sondern das ist, wenn man es recht bedenkt, eine der überzeugendsten Formen von Journalismus, denn der Autor macht damit unter anderem deutlich, dass die persönliche, subjektive Seite der Berichterstattung offen gelegt werden soll. Doch ist dieses Sich-Selber-Ins-Spiel-Bringen, wie das Riehl-Heyse gelegentlich vorgeworfen wurde, nicht vor allem eitel? Sicher, eitel ist das auch, doch Eitelkeit ist bei Journalisten (und bei vielen anderen) eine Berufsvoraussetzung und kein Argument. Zudem war Herbert Riehl-Heyse, gemessen an vielen seiner Kollegen, ungewöhnlich zweifelnd und selbstkritisch und wusste sich zurück zu nehmen.

Doch nehmen wir ein Beispiel und zwar „Das verlorene Rezept der Sterneköche“, ein Text von Ende Dezember 1995, der von der Spitzengastronomie in der Krise (so der Untertitel) handelt, doch eben, wie wir gleich sehen werden, nicht nur von dieser, sondern von weit mehr, nämlich vom Leben insgesamt und wie darin alles irgendwie miteinander verknüpft ist. Der Text beginnt so:

„Ohnehin ist die Stimmung nicht übertrieben gut an diesem trüben Wintertag – nicht draussen, wo dem Unbehausten der Nebel unter den Burberry kriecht, und auch drinnen nicht, im altehrwürdigen „Schwarzwälder“, wo in düsteren Räumen 21 Gäste bei Hummercremesuppe und Entenfleischpflanzerl ein wenig verloren wirken. Nebenan im Bistro des Restaurants ist es voller, es wäre dort sogar ziemlich gemütlich – wenn nicht plötzlich der Chef am Tisch stünde, fahl im Gesicht: Ob wir es schon gehört hätten? Wir erschrecken beachtlich: Ist ein Flugzeug abgestürzt, gar Moshammer verblichen? Viel schlimmer: „Der Winkler hat seinen dritten Stern verloren.“ Bedrücktes Schweigen, Otto Koch spendiert ein tröstendes Pils.

Man könnte die Anekdote natürlich auch ganz anders erzählen, ohne jede Ironie, ganz nüchtern. Dann bräuchte man nur kurz zu berichten, dass dem Gastronomen und Koch Heinz Winkler und seinem Etablissement „Residenz“ in Aschau am Chiemsee der dritte Stern im Michelin-Führer aberkannt worden ist, jener Stern, mit dessen Hilfe es zu einem der drei Spitzenrestaurants in Deutschland ausgerufen worden war. Damit könnte man es denn bewenden lassen, weil eine solche Nachricht nun wirklich nur eine der allerkleinsten Katastrophen ist in einer manchmal katastrophalen Welt. Einerseits.

Andererseits – was einer als Katastrophe empfindet, ist vor allem seine Sache und eine Sache der Welt, in der er lebt: In der sehr kleinen Welt der Kochkunst gilt es ja schon als Katastrophe, wenn ein Gast zur Seezunge mit Champagnersauce ein Bier bestellt.“

Na, neugierig geworden? Soviel sei zum Fortgang dieser Geschichte verraten: dieser Text handelt nicht nur von Köchen und Küchen, sondern auch davon, wie in der kulinarischen Provinz Deutschland eine neue Zeit anbrach, und davon, dass man gleichwohl mit ökonomischen Problemen zu tun hat, auch wenn man einem Paar für Essen und Trinken 600 Mark berechnet und und und. Doch vor allem handelt dieser Text …, doch wir lassen dies am besten Riehl-Heyse selber sagen: „Wer erzählen will, was da in einer sehr überschaubaren Szene passiert, erzählt gleichzeitig auch ein wenig vom Lauf der Zeit insgesamt: davon, was sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt hat in der Republik und was sich gerade wieder zurückentwickelt und was daran sinnvoll sein könnte, und was nicht.“ Dies gilt nicht nur für diesen Text, es gilt für seine Text generell.

Herbert Riehl-Heyse hat einmal gesagt, es gehe ihm darum, den Leuten (und vermutlich auch sich selber) zu erklären, wie es auf der Welt zugehe. Dass ihm dies ganz hervorragend gelungen ist, zeigt das vorliegende Buch eindrücklich.

Herbert Riehl-Heyse
Das tägliche Gegengift
Reportagen und Essays 1972-2003
Süddeutsche Zeitung Edition, München 2008

Wednesday, 5 March 2025

Typisch China?

 

Damit es gleich gesagt ist: Zwei der in diesem schmalen Band versammelten vier "Essays in global vergleichender Kulturgeschichte" sind bereits in anderen Verlagen erschienen und zwar noch gar nicht so lange zurückliegend: 'Komplexe Kulturen' in 2006 (Bautz), 'China - eine altsäkulare Zivilisation' in 2008 (Romero Haus). Die Texte über 'Chinesisches in europäischen Alphabetschriften' und 'Die Schweiz - ein Studienobjekt interkultureller Politologie' sind in dieser Form noch nicht publiziert worden.

Es sei an der Zeit, über einfache Zweiteilungen wie Osten und Westen, Christentum und Islam, Europa und China hinauszukommen, liest man in der Einleitung. Unterstrichen wird dies mit einem sehr schönen Zitat von Hermann Hesse, der im Dezember 1921 in der NZZ schrieb: "… wir sehen im alten China Hinweisungen auf eine Denkart, welche wir allzusehr vernachlässigt haben; wir sehen dort Kräfte gepflegt und erkannt, um welche wir uns, mit anderem beschäftigt, allzu lange nicht mehr gekümmert haben."

Man müsse sich vor den grossen Vereinfachern hüten, schreibt Holenstein, der selber keiner ist, sondern ein differenziert argumentierender Intellektueller, der sich wohlformuliert und verständlich auszudrücken versteht. Das liest sich dann zum Beispiel so: "Zu keiner Zeit waren die konventionellen Grenzen Europas auf der ganzen Linie zugleich klimatische, ethnische, staatliche, ökonomische, sprachliche, religiöse oder Mentalitätsgrenzen. Selbiges gilt für Südasien (Indien), das von der übrigen asiatischen Landmasse geographisch deutlicher abgegrenzt ist als Europa. Erst recht gilt dies für das "Mittelland" Zhongguo (China) mit seiner unbeständigen Ausdehnung, seinen Aufspaltungen, Sezessionen und Fremdherrschaften, mit seinen freiwilligen und unfreiwilligen Tributstaaten und mehr oder weniger sinisierten, abwechselnd sinophilen und sinophoben Nachbarregionen. Im gleichen Klima gedeihen Raub- und Beutetiere und spalten sich die Menschen in Kriegsbefürworter und Kriegsgegner. Sprecher der gleichen Sprache gehören verschiedenen Religionen an. Anhänger der gleichen Religion pflegen eine unterschiedliche Philosophie, eine rationalistische die einen, eine mystische die anderen. Im gleichen industrialisierten Staat gibt es Kapitalisten und Sozialisten."

Wie kommt das? Warum sind kulturelle Traditionen nicht wirklich homogen? Holenstein lesen, kann man da nur sagen. Gescheite Überlegungen dazu finden sich im Essay 'Komplexe Kulturen'. In 'China - eine altsäkulare Zivilisation' wird dargelegt, dass in China die Trennung von Religion und Moral (die der Autor gewichtiger für eine säkuläre Gesellschaft hält als die formelle Trennung von Kirche und Staat) eine Selbstverständlichkeit ist, und zwar seit bereits zweieinhalbtausend Jahren (am Rande: unter Tausenden von Jahren geht in China gar nichts: jeder Besucher des Landes wird innert kürzester Zeit darauf hingewiesen, dass es sich bei der chinesischen um eine 5'000jährige Kultur handelt). Bemerkenswert ist übrigens, dass diese Trennung kulturkampflos erworben wurde.

Im Essay "Chinesisches in europäischen Alphabetschriften: Ein Versuch in vergleichender Schriftgeschichte" wird im Teil über 'Terminologische Vorabklärungen' darauf hingewiesen, dass wer "über elementare sprachwissenschaftliche und/oder schriftgeschichtliche Kenntnisse" verfüge, diesen Abschnitt "selbstverständlich überspringen" könne. Anders gesagt: der Text setzt ein ziemlich ausgeprägtes einschlägiges Interesse voraus.

Das gilt auch für den vierten und letzten Essay, der sich jedoch nicht mit sprachwissenschaftlichen und schriftgeschichtlichen sondern mit juristischen Fragen auseinandersetzt. Auch hier findet man wieder den Hinweis, dass sich die Kulturen gar nicht so unterscheiden, sondern dass man in der Regel in der einen Kultur etwas in den Vordergrund rückt, was in der anderen im Hintergrund bleibt. So sind zum Beispiel informelle Konfliktlösungen, die in Japan und China prominent vertreten sind, auch der Schweiz nicht fremd (Deutschland hingegen schon, möchte man da sofort beifügen). Worum es dem Autor ganz zentral geht, drückt er im letzten Absatz dieses Essays so aus: "Ein Netzt von typologischen Gemeinsamkeiten kreuz und quer über politische Grenzen, geschichtliche Entwicklungsläufe und geographische Entfernungen hinweg bietet Leitfäden an, denen folgend die politologische Verständigung und die politische Zusammenarbeit eine vielförmige Gestalt gewinnen können."

Noch dies: die offensichtlichen Sympathien, die Holenstein China entgegen bringt, treiben manchmal auch etwas eigenartige Blüten. Als der Dalai Lama im Jahre 2005, anlässlich der Jahrestagung der Society of Neuroscience in Washington D.C., zu einem Vortrag eingeladen wurde, protestierten 500 Neurowissenschaftler, die vorwiegend chinesischer Abstammung und in den USA tätig waren. In Erwägung ziehen könnte man, meint Holenstein, dass der Protest nicht nur, wie die Presse unterstellte, aus Willfährigkeit gegenüber der chinesischen Regierung erfolgte, sondern "auch damit zu tun haben könnte, dass in China in der Vergangenheit die Kritik an der buddhaitischen Religion immer wieder mit dem Obskurantismus und Zelotentum begründet wurde, denen gegenüber buddhaitische Mönche wie Anhänger auch aller anderen grossen Religionen nicht immer immun waren. Religiöses Schwärmertum und von charismatischen Religionslehrern genährte Unruhen sind im allgemeinen Geschichtsbewusstsein in China präsent geblieben und werden von einem Teil der Regierenden gezielt präsent gehalten. Entsprechend ist keineswegs bloss die Regierung möglichen Anfängen in die Richtung überempfindlich auf der Hut." Dass kann schon sein, doch ohne dass dem Leser der Wortlaut dieses Protestes mitgeteilt wird, bleibt dies eine ziemlich obskure Behauptung.

Elmar Holenstein
China ist nicht ganz anders
Essays
Ammann Verlag, Zürich 2009

Sunday, 2 March 2025

Globalisierung

Ich definiere Globalisierung als die Freiheit meines Konzerns, zu investieren, wo er will und wie lange er will, um zu produzieren, was er will, einzukaufen und zu verkaufen, wo er will, wobei er sich so wenig wie möglich durch arbeitsrechtliche Vorschriften und soziale Konventionen in seiner Geschäftstätigkeit einschränken lässt.

Percy Barnevik, ehemaliger Vorstandschef von ABB
zitiert in: Bernard Minier: Schwarzer Schmetterling

Wednesday, 26 February 2025

Medien & Propaganda

 An den geisteswissenschaftlichen Fakultäten schlägt man sich zumeist mit Begriffen und Definitionen herum. Das war auch der Fall, als ich einst an der School of Media, Journalism and Cultural Studies der Universität Cardiff studierte und mich unter anderem mit Fragen auseinandersetzte, die man als akademische kennt: Was genau ist Journalismus? Worin unterscheiden sich Propaganda, PR und Werbung? Etc. etc.

Damals fand ich diese Abgrenzungen nicht uninteressant; heutzutage, wo alles dem Diktat der Verkaufens unterliegt (das war vermutlich auch damals so, für mich jedoch weniger offensichtlich als heute), erachte ich sie als akademisch d.h. nicht von praktischer Relevanz. Kurz und gut: Medien und Propaganda betreiben dasselbe Geschäft, die Aufmerksamkeitssteuerung. Die Medien machen Propaganda für sich selber.

In den letzten Wochen und Monaten dominierte ein Thema mehr als alle anderen – die amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Täglich und mittlerweile stündlich werden wir zugemüllt mit den letzten Aktionen des einen oder der anderen. Der eine, mit dem Wortschatz eines Kleinkindes, greift seine Konkurrentin mit den Ausdrücken an, die ihn selber charakterisieren (dumm, verrückt, niedriger IQ), die andere, intelligent und humorvoll, repräsentiert die politische Klasse, die wir gewohnt sind.

Die Medien tun so, als ob sie der Aufklärung verpflichtet seien. Sie tun als ob dieser Wettkampf ein Ringen um Inhalte sei, sie stellen Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen, sie sagen, was der eine und die andere besser machen müsste. Dabei tun sie letztlich fast nichts anderes, als Leuten (sogenannten Experten) eine Plattform für ihre Ignoranz zu geben.

Nach wie vor gebe es zahlreiche Unentschlossene, kann man seit Wochen hören. Wer das glaubt, hat nicht alle Tassen im Schrank. Oder er/sie lügt, denn entschieden ist schon längst. Wahlen sind selten etwas anderes als Bauchentscheide, wäre das sachliche Abwägen Realität oder ginge es um das Gemeinwohl, hätte der Egomane ohne jeden Anstand nicht die geringste Chance.

Uns wird erzählt, das Rennen stünde auf Messers Schneide. Ob das stimmt, weiss niemand, denn Meinungsumfragen liegen bekanntlich oft falsch. Zudem beeinflussen sie das Rennen, weshalb wir uns so recht eigentlich von ihnen fern halten sollten. Die Medien tun das nicht, sie bemühen sich, das Ganze spannend zu gestalten, denn sie wollen, dass wir dabei bleiben, schliesslich leben sie von den Einschaltquoten. Und weil ich das Ganze so offensichtlich finde, habe ich mich ausgeklinkt.

Übrigens: Ein Leben lang hab ich geglaubt, es sei wichtig, politisch und gesellschaftlich auf dem Laufenden zu sein. Warum ich das geglaubt habe, ist mir heute schleierhaft. Ich vermöchte nicht einmal zu sagen, inwiefern diese vielen interessanten, jedoch wenig hilfreichen Informationen, die ich mir sehr lange täglich verabreicht habe, sich auf mein Leben ausgewirkt haben, ausser, dass sie mich abgelenkt haben. Wovon? Das weiss ich nicht mehr, das will ich jetzt rausfinden ...

Sunday, 23 February 2025

Die Historie von der Besatzung Palästinas

"Am 15. Mai 1948 war der jüdische Staat ausgerufen worden, ohne dass seine Grenzen festgelegt worden waren. Mein optimistischer Vater wertete dies als vielversprechendes Zeichen, das die Möglichkeit offenhielt, neben Israel einen arabischen Staat zu gründen, wie es im Teilungsplan ja auch vorgesehen war." Dass es nicht dazu gekommen ist, wissen wir; dass die Zwei-Staaten-Lösung in immer weitere Ferne gerückt ist, wissen wir auch. Wie es dazu gekommen ist, schildert Raja Shehadeh in diesem Memoir.

"Vor 1967 war das Westjordanland ein verarmtes unterentwickeltes Gebiet. So war schon der Bau eines einzigen Hauses ein Großprojekt, das über ein Jahr in Anspruch nehmen konnte. Die Idee, einen ganzen Hügel zu übernehmen, Häuser für eine Siedlung zu errichten und sie mit Wasser und Strom zu versorgen, erschien uns unvorstellbar." Eine Siedlung meint übrigens "eine Betonlandschaft, Reihen einheitlicher Häuser und geradlinige, vielspurige Autobahnen."

So sehr dies auch ein überaus aufschlussreiches Buch über die rücksichtslose israelische Siedlungspolitik ist (dass die israelischen Rechten gerade Trump zujubeln, der eine ethnische Säuberung des Gaza-Streifens plant, zeigt eine Geisteshaltung, die keines Kommentars bedarf), es macht auch mehr als nur deutlich, dass das Politische und das Private nicht wirklich auseinandergehalten werden können. "Lange Zeit dachte ich, es sei die Politik meines Vaters, die mich von ihm distanzierte. Jetzt weiß ich, dass ein wichtigerer Grund die Politik innerhalb der Familie war; der Kampf zwischen meinen Eltern um mich war für den Riss verantwortlich, der durch unser Haus ging, und nicht die politischen Turbulenzen außerhalb."

Der Autor von Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und Ich, Raja Shehadeh, ist wie sein Vater, der 1985 von einem verurteilten Hausbesetzer ermordet wurde, Rechtsanwalt. "Siebenunddreißig lange Jahre nach dem Mord warte ich immer noch auf eine Klärung dessen, wer meinen Vater ermordet und warum die israelische Polizei die Akte geschlossen hat, bevor die Ermittlungen abgeschlossen waren.

Sein Vater hatte ihm Schränke voller Akten hinterlassen. Wollte er ihn etwa dazu bringen, über ihn zu schreiben. Der Sohn weigert sich, er hat sein eigenes Leben zu leben. Viele Jahre später lässt er sich dann doch darauf ein. Und entdeckt vielfältige Übereinstimmungen. "Ich hatte das Gefühl, mit meinem juristischen Widerstand gegen die israelischen Maßnahmen voranzuschreiten und Neuland zu betreten – noch ahnte ich nicht, dass mein Vater Jahre zuvor dasselbe getan hatte. Ich wusste auch nicht, dass ich von ihm den Gemeinsinn und das Verantwortungsgefühl geerbt ...". 

Der Umgangston ist indirekt bzw. respektvoll. "Oft begleitete mich die Frage, was mein Vater wohl dachte, wenn er das Bild seiner Mutter ansah – obwohl ich ihn nie dabei ertappt habe." Doch wie der Autor die Ehe seiner Eltern schildert, ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten. So sehr sich der Vater auch bemühte, seiner stolzen Frau, die ihre Privilegien als selbstverständlich wahrnahm, konnte er nichts recht machen. Die pseudopsychologischen Erklärungen sind allerdings wenig überzeugend." Sie machte ihn ständig nieder. Da er keine Mutterliebe erfahren hatte, fehlte ihm der feste Glaube daran, dass er selbst ein guter Mensch war. Er musste sich vielmehr immer wieder aufs Neue beweisen und seine Existenz rechtfertigen."

Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und Ich erzählt neben der Familiengeschichte auch die Historie der systematischen Enteignung der Palästinenser, detailliert, sachlich, ohne Polemik. Die Geschichte dieser Aneignung erfolgte teils juristisch, teils durch die Schaffung von Tatsachen mittels Gewalt. Auch macht de Autor durch seine unaufgeregte Darstellung deutlich, dass vieles im Geheimen ablief, getrickst wurde, und gewalttätige radikale Kräfte einen weit grösseren Einfluss auf das politische Geschehen haben als man gemeinhin annimmt.

Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und Ich ist in einem sachlich nüchternen Ton verfasst. Dass die Palästinenser seit dem UN-Teilungsbeschluss von 1947 beständig getäuscht, belogen und hintergangen wurden, ist nicht von der Hand zu weisen. Nicht nur wurden die Palästinenser systematisch von ihrem Land vertrieben, sie wurden auch daran gehindert, wieder zurückzukommen. Die schreiende Ungerechtigkeit, die hier dokumentiert wird, ist schwer zu ertragen und bestätigt C. G. Jungs Einschätzung, dass der Mensch die grösste Gefahr für den Menschen ist.

Über seine Gefühle, darüber, was ihn beschäftigte, redete sein Vater offenbar nicht. Und so muss der Sohn raten. "War es Wut oder Scham, die er empfand? Ich vermute, dass es eher Scham darüber war, wie sehr seine Generation dabei versagt hatte, ihre Heimat zu verteidigen, und dass es nie zur der Rückkehr kam, für die er so hart gearbeitet hatte. Offen Wut oder Bedauern auszudrücken, hätte ihn gedemütigt. Also behielt er seine Gedanken für sich und fuhr uns schweigend zurück nach Ramallah." Für die einen ist so ein Stolz würdevoll, für andere ist es die Unfähigkeit, die Realität anzunehmen, wie sie ist.

Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und Ich ist ein vielfältig erhellendes Werk. Die Juristerei entbehrt ja nicht der Absurdität, geht sie doch davon aus, dass derjenige, der besser zu argumentieren weiss, im Recht sein soll! So beschreibt der Autor das Vorgehen: "Er begann, das Gesetz genau zu studieren und Schlupflöcher zu finden. Dann studierte er die Argumente und Präzedenzfälle, die zur Unterstützung der Verteidigung herangezogen wurden."

Aziz Shehadeh war ein idealistisch gesinnter Mann,  ein vehementer Verfechter der Zwei-Staaten-Lösung und politischer Gefangener. Im Wüstengefängnis sinniert er. "Es war ein Verrat an den Palästinensern, eine feige Verleugnung dessen, was Jordanien und die übrige arabische Welt nominell versprochen hatten: die Befreiung Palästinas. Deshalb hatte er alles daran- gesetzt, diese Politik in Frage zu stellen und herauszufordern, doch nur allzu oft fand er sich ohne Unterstützung wieder. Viele seiner Freunde hatten sich dafür entschieden, ihr Leben weiter- zuführen und sich auf ihr eigenes Wohlergehen und das ihrer
Familien zu konzentrieren."

Geschichtsschreibung ist notwendigerweise auch immer Projektion. Wenn sich also der Sohn in die Gedankenwelt des Vaters versetzt, teilt er mehr über seine eigene Art des Denkens mit als über die seines Vaters. Obwohl: So verschieden voneinander sind die beiden nicht. "Welch eine Ironie, dachte er, von der harten Herrschaft der Briten befreit zu sein, nur um unter die nicht weniger harsche Herrschaft der von den Briten ausgebildeten jordanischen Armee zu geraten, deren loyaler und von Beduinen dominierten Kern gleichermaßen unnachgiebig war."

Raja Shehadeh hat mit Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und Ich nicht nur seinem Vater ein Denkmal gesetzt, sondern auch aufgezeigt, wie ähnlich Vater und Sohn ticken, ganz so, also ob unser Weg vorgezeichnet sei.

Raja Shehadeh
Wir hätten Freunde sein können, mein Vater und ich
Ein Memoir
Edition W, Neu-Isenburg 2025

Wednesday, 19 February 2025

Media Realities

,One rarely happens to be where world news, and sometimes history, is made. Yet, in such a situation I found myself in November 1989, when the Berlin Wall came down. I was sitting with a friend in a pizzeria when our waiter, an Italian, all of a sudden and totally excited, shouted: "Mauer auf, Mauer auf" — "Wall open, wall open." Being Swiss, and therefore not given to a spontaneous overflow of feelings, I calmly explained to my German friend that such a thing was not possible and that we should better stay and finish our meal. Only later, when the place was deserted and we were the only ones left, did my friend and I decide that maybe the waiter, despite being Italian and thus, most likely, given to wild exaggerations, might have been right and the wall had indeed been opened.

When we eventually arrived at one of the border crossings, it was four o'clock in the morning and, except for an occasional Easterner heading across, not much was going on anymore. In the nearby bars, however, emotions were running high — I remember men trembling and shaking, and with tears in their eyes. Impossible, not to be moved. The next day, the Easterners queued to get their 100 German mark "welcome money," they queued for bananas — quite obviously a rarity in the East — and the queued to get into the sex shops.

Such was, roughly, my experience of the wall coming down. I did, however, see one more wall coming down: this time on television. It was recorded live and, therefore, difficult to control — a young man from East-Berlin, strolling down the Kurfürstendamm in the Western part of town, was asked how he liked being in the free world? "It's the same as in the East," he replied, "West-German marks will buy you everything." Watching it happen on television, I had a feeling of excitement and fun, like being at a really good party. It certainly was very different from what I had felt the night before — then it had seemed somewhat incomprehensibly unreal whereas now, on television, I had the strange sensation that this was more real than what I myself had experienced.

What do we actually know about what is presently going on in, say, Afghanistan, or in Iraq? I've asked myself that question the other day while comparing the news of three different TV-channels that all reported the same occurrence differently — I hadn't the least clue which version, if any, was right. Worse, I did not even know which one I should trust. I still don't. During the war in Bosnia, Susan Sontag went to Sarajevo to experience for herself what war is like. "We can't imagine how dreadful, how terrifying war is — and how normal it becomes. Can't understand, can't imagine. That's what every soldier, and every journalist and aid worker and independent observer who has put in time under fire and had the luck to elude the death that struck others nearby, stubbornly feels. And they are right."

Of course, she's right. And it is hard to imagine somebody disagreeing with her, except for some — French, according to Sontag — intellectuals who — like Jean Baudrillard — claim "that images, simulated realities, are all that exists now," as she wrote in her essay "Looking at war." One surely wishes Monsieur Baudrillard a healthy toothache. Not all of us want to experience for ourselves what war is all about. I, for instance, have no desire at all to go to Baghdad and see for myself what is going on there.

Which leaves me dependent on the media. It is not a feeling that I like. There are, after all, some journalists I know from my school days — hard to think of anyone who would like to depend his views of the world on the judgements of a former classmate. Most of what we know about the world, we know from the media. And despite us not having terrible confidence in these media, we nevertheless build our views of the world on them, the German sociologist Niklas Luhmann wrote.

What I know of Arnold Schwarzenegger, I know from various TV-stations, and from some online-magazines. This is what I remember: he hails from a village near Graz, Austria, where people are proud of him; when he visits Austria, he regularly asks after a former love called Maria; he was Mister Universe; he is a multi-millionaire; he married into the Kennedy-family; he gropes woman; he took a degree in economics; he surrounds himself with knowledgeable professionals; he should not be underestimated.

So I have heard, and do in part believe it. Nevertheless, I'm amazed how largely unaffected by this media bombardment my views on Mister Schwarzenegger have remained — I continue to see in him what I used to see in him all along: an unusually ambitious man who has spent considerable time of his life in front of a mirror admiring his muscles. But, hold on, I almost forgot: Arnold Schwarzenegger is a movie-star, a Hollywood-star, and famous the world over for solving problems in no time at all. And that is, of course, what we all want our politicians to do.

I know, I know, life is not a movie — too bad, isn't it? — and I do know that politics and Hollywood have not much in common either — I'm not so sure about that, though. Yet, given the choice between Hollywood and every day politics, the majority of Californians obviously prefer their movie-version to the real-politik from Sacramento — it is likely that even Governor Schwarzenegger won't change that.

Copyright @ Hans Durrer / Soundscapes 2004