Als ich zum ersten Mal, einige Jahre ist es her, von Sebastião Salgados Genesis-Projekt las (das war im Guardian), fühlte ich mich wie elektrisiert: Salgado schwebte vor, die Erde in ihrem unberührten Zustand zu zeigen. Was für ein abenteuerliches, kolossales Unterfangen! Nun liegt das Buch vor (im Taschen Verlag) und es ist so spektakulär, wie man sich das von Salgado erwarten darf.
Sebastião Salgado ist im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais zusammen mit sieben Schwestern aufgewachsen, "inmitten einer tropischen Vegetation voller Vögel und wilder Tiere mit fischreichen Flüssen und umgeben von sanften Hügeln, von denen wir unsere Fantasie hinaus in die Welt schweifen liessen." Mitte der 1990er-Jahre hatten Rodungen und Bodenerosion dieses Land in eine leblose Ödnis verwandelt. Salgado und seine Frau Lélia Deluiz Wanick beschlossen, das Ökosystem von Sebastiãos Kindheit wieder aufleben zu lassen. Sie pflanzten über 300 verschiedene Baumarten und die Vögel, Schmetterlinge, Käfer und Pflanzen kehrten zurück. Gut möglich, ja wahrscheinlich, dass damals der Grundstein gelegt wurde für das Projekt Genesis.
Auf mehr als 32 Reisen – in kleinen
Propellermaschinen, zu Fuss, per Schiff und Kanu oder im
Fesselballon, klimatischen Extremen ausgesetzt und mitunter auf
riskanten Pfaden – hat Salgado Bilder gesammelt, die uns die Natur,
wilde Tiere und indigene Völker zeigen. Es sind gewaltige Bilder,
alle in schwarz/weiss, die eine Welt zeigen, die einen das Staunen
und die Ehrfurcht lehren.
Zu sehen sind unter anderem die Vulkanlandschaft der
Galapagos-Inseln, Pinguine, Seelöwen, Kormorane und Wale in der
Antarktis und im Südatlantik, Alligatoren und Jaguare im
brasilianischen Urwald, das Volk der Zo'é im Dschungel Brasiliens,
die Korowai in West-Papua, das Nomadenvolk der Dinka im Sudan, die
Nenets mit ihren Rentierherden am Polarkreis und die Bewohner der
Mentawai-Inseln westlich von Sumatra. Sowie Eisberge, Schluchten,
Flussläufe, Gletscher ... eine kaum berührte, seit Jahrtausenden
bestehende Welt.
Besucht hat Salgado auch die Halbinsel Kamtschatka am östlichen Rand Russlands, die als Flottenbasis der sowjetischen Atom-U-Boote während des gesamten Kalten Krieges für Ausländer und für die meisten Russen gesperrt war. Besonders vom wilden Inland mit seinen 160 Vulkanen, von denen 29 noch immer aktiv sind, fühlte er sich angezogen. "Vom Boden aus zu fotografieren erwies sich allerdings als schwierig, denn das Gelände ist steil, und die Flüsse sind zu reissend und zu kalt, um sie zu Fuss zu durchqueren." Doch es gibt Menschen, die in der Nordpolarregion leben: die Nenzen, ein Nomadisches Volk im nördlichen Sibirien, zählt etwa 42'000 Angehörige.
Wenn ich diese grossartigen Bilder auf mich wirken lasse, spüre ich, dass sich meine Sicht der Welt und des Lebens verändert. Es wird mir bewusst, wie klein, schwach und unbedeutend der Mensch ist, gleichzeitig empfinde ich jedoch ein eigenartiges Gefühl der Zugehörigkeit, des Aufgehobenseins und auch der Angst. Es ist ein tiefes Beeindruckt-Sein über die Pracht und das Unbegreifliche des Lebens, das mich ergreift. Es sind Fotos, die mich mit dem Leben auf "unserem" Planeten auf eine ganz grundsätzliche Art und Weise konfrontieren; sie können uns helfen, die Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens zurückzugewinnen.
Sebastião Salgado
Lélia Wanick
Salgado
Genesis
Genesis
520 Seiten
€ 49.99
Limited Edition
Hardcover. 2 Bände mit Buchständer
46,8 x 70 cm, 704 Seiten
€ 2500
Art Edition
Hardcover. 2 Bände mit Buchständer und Print
46,8 x 70 cm, 704 Seiten
€ 7500
Taschen Verlag, Köln 2013
Limited Edition
Hardcover. 2 Bände mit Buchständer
46,8 x 70 cm, 704 Seiten
€ 2500
Art Edition
Hardcover. 2 Bände mit Buchständer und Print
46,8 x 70 cm, 704 Seiten
€ 7500
Taschen Verlag, Köln 2013
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