Interkulturelle Kompetenz kann ganz Unterschiedliches bedeuten. Nicht den Kopf verlieren, wenn es in einem fremden Land plötzlich unverhofft schwierig wird, zum Beispiel. Oder: Nicht an einem einmal gefassten Plan unbedingt fest halten, denn die Dinge haben es ja so an sich, dass sie sich ändern. Oder: Auf seinen Instinkt vertrauen. Nein, nicht so wie George W. Bush, aber so wie Helge Timmerberg in Timmerbergs Reise-ABC:
"Neulich in Bombay: Ich war auf dem Weg zum Flughafen. Frühmaschine, Morgendämmerung, der Tag brach gerade erst an. Als das Taxi an einer Ampel hielt, klopfte eine kleine Hand ans Fenster. Ein Mädchen, ich schätze so zwölf, sah mich mit grossen Augen an. Mir schien, dass es noch nicht gefrühstückt hatte. O.k.. ich verliess das Land. Und hatte noch jede Menge der Landeswährung bei mir. Aber leider nur in grossen Scheinen. Die Ampel sprang um, Angst flackerte in den Augen der Kleinen. Soll ich sie fragen, ob sie wechseln kann? Scheiss drauf, ich gab ihr einen der Scheine, und ich werde nie vergessen, was mit ihrem Gesicht geschah. Ich duschte praktisch in ihrem Lachen. Sie hüpfte über die Strasse zu ihrer Mutter zurück, drehte sich wieder um, hüpfte und lachte und winkte, und ich winkte zurück, bis ich sie nicht mehr sah. Ein selten schöner Moment der Widersprüchlichkeit. Es war viel zu viel, und es war ein Kind. Ich hatte alles falsch gemacht, und doch hat es gestimmt. Regeln sind nur wichtig, wenn sich das Herz nicht sicher ist."
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