Sunday, 27 May 2012

World Press Photo 2012

Cover Photo by Samuel Aranda

Dieser schön gestaltete Band überzeugt (abgesehen von der Gliederung) in jeder Hinsicht und führt exemplarisch vor, was gute Pressefotografie leisten kann: Aufklärung.

Die erste Rubrik trägt den Titel "Menschen in den Schlagzeilen" und beginnt mit einer Fotoserie über Fukushima. Ein Erdbeben der Stärke 9.0, 70 km vor der Nordostküste Japans, löste am 11. März 2011 einen Tsunami aus, der riesige Überschwemmungen und Zerstörungen zur Folge hatte und über 340'000 Menschen obdachlos machte. Die eindrückliche Serie von Yasuyoshi Chiba beginnt mit der Aufnahme eines zerschellten Zuges, der über einem Friedhof hängt.

Die zweite Rubrik, "Reportagen", beginnt ebenfalls mit einem Bild (des schwedischen Fotografen Lars Lindquist) über den Tsunami im Nordosten Japans und zeigt eine völlig surreale Szene mit gestrandeten Schiffen im Hafen von Ishinomaki.

Copyright @ Adam Pretty, Getty Images

Dann folgt die etwas eigenartige Kategorie "Harte Fakten", die wiederum mit Aufnahmen des japanischen Tsunami eingeleitet wird. Als weitere Kategorien figurieren dann "Aktuelle Themen", "Alltagsleben", "Porträts", Kunst und Kultur", "Natur" und "Sport". Ich fand diese Einteilungen einigermassen willkürlich und gelegentlich schwer nachvollziehbar, doch einfach ist es ja wirklich nicht aus 101'254 Einsendungen diversester Art 161 Bilder für ein Jahrbuch auszuwählen und dafür auch noch geeignete Kategorien zu finden. Trotzdem: Sinnvoller wäre gewesen, die Gliederung den Ereignissen anzupasssen (also ein Kapitel über den Tsunami, ein anderes über den arabischen Frühling), anstatt nach recht bedeutungsleeren Themen ("Aktuelle Themen", Alltagsleben" etc.) zu ordnen, nicht zuletzt, weil man dadurch die sonst unvermeidlichen Wiederholungen (bei jeder Tsunami-Bildserie wird der Tsunami erklärt) hätte vermeiden können.

Copyright @ Vincent Boisot, Riva Press

Im Gegensatz zu einer illustrierten Geschichte des Jahres 2012 (wo die Bilder den Text ergänzen), stehen bei diesem Band die (durch informative Texte ergänzten) Bilder im Vordergrund. Da wir uns, wenn wir uns erinnern, sowieso eher an Bilder als an Worte erinnern, ist dieser kommentierte Bildband so recht eigentlich allerbeste Geschichtsschreibung. Man wünschte sich mehr solch eindrückliche und hilfreiche Werke!

PS: Der Titel der Publikation (World Press Photo 12) ist irreführend, da die hier versammelten Bilder alle aus dem Jahre 2011 stammen.

World Press Photo 12
Benteli Verlag, Sulgen 2012

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