Wednesday, 3 July 2013

Swiss Press Photo 13

Es ist erfreulich, dass es dieses Heft gibt, denn so viele prächtige Pressefotos zusammen in einem Band zu finden, kommt so oft eben nicht vor, oder genauer: nur einmal im Jahr. Unbefriedigend ist hingegen, dass einem nicht erläutert wird, weshalb ein Foto oder eine Bildserie einen Preis gewinnt. Der Betrachter (oder die Betrachterin) ist also darauf angewiesen, der Kompetenz der Jury zu trauen. Weshalb man das tun sollte, worin sich die Kompetenz der Jury-Mitglieder zeigt, wird einem nicht gesagt. Man ist deshalb gut beraten, die in diesem Band versammelten Fotos einfach auf sich wirken zu lassen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen.
Copyright @ Valérie Chételat / Der Bund

Der Band ist viersprachig (Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch, wobei mir unerfindlich ist, weshalb ein Schweizer Pressefotograf Englisch/Deutsch "Swiss Press Fotograf" beziehungsweise Französisch/Englisch "Photographe Swiss Press" und Italienisch/Englisch "Fotografo Swiss Press" genannt wird) und zeichnet die Pressefotografen des Jahres 2012 aus, und zwar in den Kategorien Aktualität, Alltag und Umwelt, Porträt, Sport, Kunst und Kultur, Ausland.
Copyright @ Valérie Chételat / Der Bund

Dass ich hier die Fotos von Valérie Chételat, der Gewinnerin in der Kategorie Kunst und Kultur, zeige, liegt daran, dass sie mich sofort angesprochen haben: ein nüchternes und deshalb gelungenes Visualisieren von Verlassenheit, von Leere, von etwas, das einmal gewesen und jetzt nicht mehr ist.

 Hier die Informationen zu diesen drei Aufnahmen:
"Ausgetanzt: Die Zeit ist in diesem Haus an der Viktoriastrasse 63 in Bern stehen geblieben. Ein nostalgischer Rückblick drängt sich auf. Emmy Sauerbeck (1894-1974) hat hier vor 82 Jahren ihre Bewegungsschule gegründet. Die Tanzpädagogin Ursula Blatter-Aeberhard übernahm die Nachfolge. Im Juni 2012 tritt sie in den Ruhestand. Die Tanzräume werden für immer geschlossen."
Copyright @ Valérie Chételat / Der Bund

Gute Pressebilder zeichnen sich nicht zuletzt dadurch aus, dass der Fotograf eine gute Idee hatte. In diese Kategorie gehört für mich etwa Philippe Maeders (24 Heures) Dokumentation des Erdbebens, das am 20. Mai 2012 die Emilia-Romagna erschütterte. Er zeigt ein zusammengestürztes Käselager: Tausende Parmesan-Käseleiber der Familie Caretti in San Giovanni in Persiceto mussten mit Verlust weiterverkauft werden. Oder das Porträt von Donna Leon anlässlich ihres 70sten Geburtstags von Remo Nägeli (Schweizer Illustrierte): Ihr Gesicht gedankenvoll erscheinen und deswegen teilweise im Dunkeln zu lassen, scheint mir einer Krimiautorin wunderbar angemessen.

Swiss Press Photo 2013 ist ein auf vielfältige Art und Weise anregender und deswegen sehr zu empfehlender Band.

Swiss Press Photo 2013
Benteli Verlag, Sulgen 2013

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