Anne Loch, Künstliche Paradise,
Hrsg: Bündner Kunstmuseum, Chur 2017
Anne Loch wurde 1946 in Minden, Nordrhein-Westfalen geboren und starb 2014 im bündnerischen Promontogno. Sie lebte viele Jahre in Thusis und war eine sehr eigene und eigenständige Person.
Es sei gleich gesagt: Meine Absicht ist weder Anne Loch vorzustellen, noch ihr Werk in einen Zusammenhang zu stellen, und schon gar nicht, ihre Arbeit zu würdigen. Das sollen Berufenere tun. Mir geht es hier einzig darum, ein paar (der mir bewussten) Gründe darzulegen, was mich an Anne Loch und an einigen ihrer Bilder anspricht, ja, wie diese auf mich wirken beziehungsweise was sie bei mir auslösen.
Es sind Tagebucheinträge auf Ihrer Homepage http://anne-loch.net/, die mir den Ärmel reingenommen haben. "Oft denke ich, ein Psychiater würde ganz viele Gründe haben, warum ich so lebe. Warum ich mit dieser Liebe lebe, zum Beispiel, ich würde das Leiden lieben oder sonst was. Mir sind schon so viele Erklärungen gesagt worden. Aber ausserhalb der Analyse gibt es noch etwas Anderes: Das sind die Momente der Wahrheit, und die zu fühlen, das kann nur ich. Und die Entscheidung zu treffen, das kann auch nur ich." (Tagebuch, Juni 1990)
Anne Loch 580,1993, Acryl auf Leinwand, 1.80x1.30m ·
© Nachlass Anne Loch, Bern
Einer dieser Tagebucheinträge hat mich dermassen gepackt, dass ich wusste, ich würde mir die Ausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur ansehen gehen und war dann überrascht, dass die Bilder im Buch mich stärker anzogen. Das ist so recht eigentlich noch nie vorgekommen, immer war es bisher umgekehrt gewesen. Vielleicht war es diesmal deswegen anders, weil ich die Farben im Buch, so ganz nah vor Augen und nicht von anderen Besuchern abgelenkt, satter und intensiver erlebte und es sind die Farben, die mich für die Arbeiten von Anne Loch einnehmen.
Doch zum gerade erwähnten Tagebucheintrag, wo sie schreibt, dass sie "nie ein Landschafter war. Ich habe nicht meine Kindheit oder meine Jugend oder später meine Zeit in der Landschaft verbracht und dann sehnsuchtsvoll darauf hin Landschaften gemalt, sondern die Landschaft war so dieser Schmerz, das zu sehen, was dann auslöst zu bemerken, was wir verkehrt machen. Also wenn ich ein Foto von einer Landschaft sehe oder ich sehe eine Landschaft im Fernsehen, dann rührt das diesen Schmerz eher als die Landschaft an sich. Die Landschaft an sich ist ja eher eine tiefe Beruhigung und Befriedigung, und so habe ich meine Landschaften nur aus der Idee heraus gemalt, also nach Fotos ..." (Tagebuch, Mai 1990).
Was der Mensch erschafft, erfüllt ihn mit Schmerz. Eindrücklicher habe ich selten gelesen, was Entfremdung bedeutet und wie wir darunter leiden. Zudem: Mit dieser Einsicht im Kopf wirken diese so ungemein starken Farben noch stärker.
Anne Loch 182,1986, Acryl auf Nessel, 1.55x2.85m
· © Nachlass Anne Loch, Bern
Wie Anne Loch aus kunstgeschichtlicher Warte gesehen werden kann erläutern Texte von Stephan Kunz, Annelie Pohlen, Konrad Tobler und André Born, die durch ein Gespräch von Stephan Kunz und Albrecht Schnider ergänzt werden.
Anne Loch
Künstliche Paradiese
Bündner Kunstmuseum Chut
Scheidegger & Spiess, Zürich 2017
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