Zuerst waren es die Farben, von denen sich meine Augen kaum lösen konnten. Unmöglich, dass die in der Natur so vorkommen, dachte es in mir. Oder vielleicht doch? Ich erinnerte mich an einen Bildband über Bangkok. über den ich unter anderem geschrieben hatte, der Fotograf habe etwas übertrieben mit Photoshop, denn solche Farben gebe es in der Natur nicht, nur um mich dann belehren zu lassen, Photoshop sei überhaupt nicht zur Anwendung gekommen, diese Farben seien das Resultat langer Belichtungszeiten gewesen. Doch ob künstlich oder nicht, diese Farben haben es in sich, jedenfalls für mich, und es dauert recht viel Zeit, bis ich mich (vor allem von den satten Gelb und Grün) lösen und meine Aufmerksamkeit den Weiten der Wüste in (hauptsächlich) Blau und Grau zuwenden kann.
@ Ulrike Crespo
"Alle Fotografien sind im Januar 2017 anlässlich einer Reise durch Äthiopien entstanden. Die Danakil Senke oder Danakil Wüste – eine Wüste aus Sand, Salz und Lavagestein – liegt auf einer Kreuzung tektonischer Platten der Erdkruste über dem grossen afrikanischen Grabenbruch im Nordosten Äthiopiens. Das bereiste Gebiet, der Dallol, der heisseste Ort der Welt, ist ein Geothermalgebiet in einer Tiefebene, etwa 100 Meter unter dem Meeresspiegel, und befindet sich im Afar-Dreieck im Grenzbereich von Äthiopien und Eritrea", lese ich. Wer – wie ich – nicht weiss, was ein Geothermalgebiet ist, wird bei Wikipedia fündig.
Das Buch liefert ansonsten keine Informationen zu den Bildern. Wer gerne weiss, was ihm seine Augen zeigen, muss zur nicht gerade umfangreichen Pressemitteilung greifen. Die karge Region des Afar-Dreiecks werde seit Jahrhunderten "vom muslimischen Nomadenvolk der Afar dominiert, das vom Salzabbau und der Aufzucht von Kamelen, Eseln und Ziegen lebt." Mehr erfährt man da nicht, mich stört das, mir ist das zu wenig.
@ Ulrike Crespo
Dem Band ist ein Text ("Mimikry der Wüste") von Alissa Walser beigegeben, sie setzt sich darin mit der Fotografie auseinander. Sie stellt Fragen, denn Bilder laden so recht eigentlich dazu sein. Und sie beschreibt, was in ihr vorgeht, was sie empfindet beim Betrachten dieser Aufnahmen. Auch ihre Beziehung zur Wüste offenbart sie. Ein einladender Text.
Gestaltet wurde der Band von Harald Pridgar. Ich habe mich etwas gewundert, ich bin bislang immer davon ausgegangen, ein Fotobuch sei das Resultat der Zusammenarbeit von Verlag und Fotografin.
@ Ulrike Crespo
So sehr mich diese Bilder ansprechen – das hat einerseits mit meiner Faszination für die Wüste zu tun und andererseits mit diesen "Mondlandschaften", die mit meiner Vorstellung von Wüste wenig kompatibel sind – , mir fehlen Informationen darüber, wie die Fotos entstanden sind, denn mein Interesse gilt wesentlich dem Prozess des Fotografierens: Wie kam es, dass die Fotografin diese Wüste ausgesucht hat? Was hatte sie für Erwartungen? Wurden diese eingelöst? Wie fühlte sie sich während der Zeit vor Ort? Wie empfindet sie diese Aufnahmen im Nachhinein? Etc. etc.
Ulrike Crespo
Danakil
Kehrer Verlag, Heidelberg 2018
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