Wednesday, 15 April 2020

Human Planet

.Viel falsch machen kann man ja so recht eigentlich nicht, wenn man die Erde aus der Luft fotografiert, denn sie ist nun mal faszinierend, ja mehr: Ein veritables Wunder. Andererseits: Was Fotografien letztlich auszeichnet, ist der Blickwinkel des Fotografen im Zeitpunkt der Aufnahme und ein sensibles Gespür bei der anschliessenden Bildauswahl.

Die Luftbilder des im amerikanischen New Jersey ansässigen George Steinmetz wurden aus geringer Höhe aufgenommen. Dabei bediente er sich unter anderem eines Gleitschirms und eines durch einen Gasmotor angetriebenen Propellers auf dem Rücken. Die Bilder zeigen das Wirken der Menschen auf dem Planeten Erde.
. Luoping, Provinz Yunnan, China
Copyright @ geosteinmetz

In Luoping erheben sich Kalksteinkegel inmitten flacher Felder mit blühendem Raps und bilden so eine atemberaubende Landschaft der Formen- und Oberflächenkontraste. Rapssamen liefern in China den grössten Ölsamen-Ertrag. und die Stängel werden beim Hausbau für die Isolierung verwendet. Die Pflanzen erblühen im zeitigen Frühjahr, und ein paar kurze Wochen lang erstrahlen acht zusammenhängende Hektar in dieser Landschaft mit hellgelben Blüten. Neben Touristen werden die Felder von Luoping auch von reisenden Imkern und ihren Bienenstöcken bevölkert. Den Honig, den die Bienen von den Rapsblüten ernten, wird hoch geschätzt.
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Mit Der Beginn des Anthropozäns ist die Einleitung des Biologen Andrew Revkin überschrieben, was meint, so Wikipedia, dass "der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist." In den gegenwärtigen Corona-Zeiten sieht das zwar nicht so aus, denn momentan hat das Virus Covid-19 klar das Sagen. Nichtsdestotrotz, die Tatsache, dass der sich tendenziell selbst überschätzende Mensch eine bestimmende und häufig desaströse Rolle auf dem Planeten Erde eingenommen hat, ist eindeutig nicht zu begrüssen.
San Augustin, Andalusien, Spanien
Copyright @ geosteinmetz

Ein von Furchen durchzogenes Mosaik aus Gewächshäusern mit Plastikdächern breitet sich in der Küstenebene von Südspanien über eine Fläche von dreihundert Quadratkilometern aus. Eine Riesenmenge an Produkten wird hier kostengünstig angebaut und in ganz Europa verkauft. Die wichtigsten Kulturpflanzen sind Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen. Viele der Pflanzen werden hydroponisch mit wieder aufbereitetem Wasser angebaut. Die Intensivlandwirtschaft hat die Wirtschaft der Region Almeria zu neuem Leben erweckt, aber sie hat auch viele Kritiker, die auf die Entleerung wasserführender Schichten und den Beitrag zur Nitratverschmutzung im Boden ebenso hinweisen wie auf die Ausbeutung von Wanderarbeitern.
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Es spricht für diesen eindrücklichen Band, dass die Aufnahmen mit ausführlichen und informativen Legenden daherkommen. Das ist selten und auch deswegen begrüssenswert, weil man die Aufnahmen sonst nur ästhetisch einschätzen könnte. Andererseits, was soll ich mit folgender Information (sie bezieht sich auf das nachfolgende Bild aus Algerien) eigentlich anfangen? "Die Stadt Beni Isguen, eine konservativ-muslimische Ibaditengemeinde von Berbern, in der die Frauen weisse Haiks tragen, die nur ein Auge unbedeckt lassen, ist für Ausländer normalerweise verschlossen." Weder weiss ich, was Ibaditen und Haiks sind, noch ist mir geläufig, was Berber speziell auszeichnet. Mit anderen Worten: Mir sind Informationen wie diese zu spröde, zu trocken; sie kommen mir vor wie Einträge in einschlägigen Nachschlagewerken.
Ghardaia, Algerien
Copyright @ geosteinmetz

Die Stadt Beni Isguen, eine konservativ-muslimische Ibaditengemeinde von Berbern in der die Frauen weisse Haiks tragen, die nur ein Auge unbedeckt lassen, ist für Ausländer normalerweise verschlossen. Sie ist eine von fünf algerischen Hügelstädten, aus denen die Pentapolis im Tal von M'zab besteht. Sie ist so gut wie unberührt von der modernen Welt, und die Lebensweise der Bevölkerung ist seit dem 11. Jahrhundert mehr oder weniger gleich geblieben. Die 6800 Mozabiten, wie die Einwohner genannt werden, halten ihre antiken Häuser sorgfältig instand. Diese haben oft ein ummauertes Dach, das in heissen Sahara-Nächten als Schlafbereich gilt
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Andrerseits gibt es auch Bildlegenden, die ausgesprochen hilfreich sind. Einem im Abendlicht aufgenommenen Bild von Soweto, dem Township vor den Toren Johannesburgs, ist die Information beigegeben, dass der Boden voller giftigem Uran, Blei, Arsen und Schwermetall steckt – das „sieht“ man erst, wenn man es weiss.

Zudem staune ich über Ansichten von Weltgegenden, die mir gänzlich unbekannt sind, von denen ich noch nie gehört habe. Die Ilha de Moçambique, zum Beispiel. Oder die nordalgerische Stadt Timgad, deren Überreste der von den Römern erstellten Strassen und Gebäude von eleganter, mit geometrischer Präzision zeugen.

Fazit: Eindrückliche, lohnende Aufklärung.

Human Planet
Wie der Mensch die Erde formt
George Steinmetz
Texte von Andrew Revkin
Knesebeck, München 2020

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