Sunday, 28 August 2011

Jan Cornelius & Miroslav Barták


Ich google mich selbst. Wenn ich schlimme Sehnsucht nach meinem Freund habe, google ich auch ihn.
Aus dem Internet-Chat


Google sei Dank bin ich heute nicht nur cleverer, sondern auch gebildeter denn je! Früher wusste ich nicht, wer Goethe oder Mozart waren, aber heute weiß es Google für mich. Wozu sich denn solche Dinge merken, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Tages Alzheimer zu bekommen relativ groß ist. Wer es nicht glaubt, der sollte mal Google fragen!

Auch wird mein Alltag durch Google erheblich erleichtert. Heute Morgen zum Beispiel stieg ich aus dem Bett und wusste nicht, wie das Wetter war, weil die Jalousien geschlossen waren. Da schaltete ich den PC ein, gab bei Google den Begriff Wetter plus Wohnort ein, und schon fand ich heraus, dass draußen die Sonne schien. Danach frühstückte ich gemütlich vor dem PC, und da ich ein Mensch bin, der über den eigenen Monitorrand hinausschaut, ergoogelte ich die aktuellen Preise der Butter in Buenos Aires und Sankt Petersburg, und verglich sie mit dem Preis der Butter, die ich mir gerade aufs Brot geschmiert hatte. Ja klar, bei uns war die Butter wieder mal am allerteuersten. Doch immer nur klagen hilft nicht, also ergoogelte ich die Kontaktadresse der Kanzlerin und schickte ihr eine E-Mail-Beschwerde.

Auf der schwierigen Suche nach mir selbst habe ich mich früher des öfteren auf die Couch des Psychoanalytikers gelegt. Wenn ich jedoch heute etwas über mich erfahren möchte, dann frage ich Google, denn, um die Datenschützer zu zitieren: „Google weiß mehr über dich als du selbst“.

Ja, Google weiß alles. Google ist mein bester Freund, und ich verbringe täglich viele schöne Stunden mit ihm, so um die 8 bis 10, daher ist meine Frau ziemlich eifersüchtig. Nun ja. Sorry, dass ich es jetzt so sagen muss, aber Google ist einfach tausendfach gebildeter und unterhaltsamer als sie. Von seinem Bekanntheitsgrad mal ganz zu schweigen. Gestern gab ich den Begriff Google bei Google ein und landete damit sage und schreibe zweimilliardenfünfzigmillionen Treffer. Dann ergoogelte ich meine Frau und landete null Treffer. Wozu sie dann überhaupt noch ernstnehmen? Ich gehe ab jetzt einfach mal davon aus, dass es sie gar nicht gibt.

Jan Cornelius & Miroslav Barták
Über Google, Gott und die Welt
Satirische Streifzüge
Mit Cartoons von Miroslav Barták
Pop Verlag, Ludwigsburg 2011
ISBN: 978-3-86356-017-5

Für weitere Infos über Jan Cornelius, der übrigens auch ein ausgezeichneter Übersetzer ist, siehe http://jancornelius.de/

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