Einen ganz tollen, sehr schön gestalteten Band gilt es anzuzeigen: Meisterinnen des Lichts. Grosse Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten. Als Autor zeichnet Boris Friedewald, über den man allerdings im Buch nichts erfährt und so muss man zur Homepage des Verlages gehen, um sich kundig zu machen und liest dort, Herr Friedewald sei 1969 geboren, habe Kunstgeschichte, Pädagogik und Theaterwissenschaften studiert und arbeite als Kunsthistoriker und Autor in Berlin.
Was diesen Band, neben den vielen grandiosen Bildern, auszeichnet, sind die exzellenten, sehr informativen Texte. Über die von mir sehr geschätzte Eve Arnold (deren in diesem Band gezeigte Bilder ich als wunderbar berührend empfinde) erfahre ich, dass sie sich ihr Leben lang als Lernende verstand, die eigene Biografie ihr Impulsgeber war ("Ich war arm und wollte die Armut dokumentieren; ich hatte ein Kind verloren und war besessen von Geburten; ich interessierte mich für Politik und wollte ihren Einfluss auf unser Leben erforschen; ich war eine Frau und wollte alles über Frauen wissen"), sie bei ihrem Tod im Alter von 99 Jahren über 750,000 Aufnahmen hinterliess und über ihre Rolle als weibliche Fotografin meinte: "Ich wollte nicht, dass als Fotografin mein Frausein im Mittelpunkt stand. Das empfand ich als Einschränkung. Ich wollte einfach ein Fotograf sein und, unabhängig vom Geschlecht, mit der Kamera überall hingehen können."
Über die Fotoreporterin Gisèle Freund lese ich, dass es ihr nie darum ging, Kunstwerke zu schaffen, sondern, so sagt sie, "sichtbar zu machen, was mir am Herzen lag: der Mensch, seine Freuden und Leiden, seine Hoffnungen und Ängste." Eindrücklich wird das in diesem Buch mit einer Aufnahme von Virginia Woolf mit ihrem Hund aus dem Jahre 1939 illustriert.
Verblüfft war ich, dass Julia Margaret Cameron, der die Inszenierung von bedeutenden Zeitgenossen so wichtig war, gegen Ende ihres Lebens nur noch Hausangestellte und Plantagenarbeiter, das war auf Ceylon, "ohne jegliche Inszenierung porträtierte."
Ich finde enorm bereichernd, was Boris Friedewald an Informationen zusammengetragen hat. Und bin fasziniert und angetan von seinen ausgesprochen spannenden Schilderungen, auch natürlich, weil ich viel, mir bis anhin Unbekanntes, erfahre. Dass etwa von der Strassenfotografin Vivian Maier zeit ihres Lebens kein einziges Foto veröffentlicht wurde, sie nie Kontakt zu anderen Fotografen gesucht noch ihre Fotos jemandem gezeigt hatte. Und wie kommt es dann, dass wir heute von ihr wissen, uns ihre Aufnahmen ansehen können? Davon und noch von vielem anderen berichtet dieses Buch.
Meisterinnen des Lichts ist ein aussergewöhnliches Werk. Einerseits, weil es mich auf Fotografinnen aufmerksam machte, die mir bislang nicht bekannt waren, wie etwa Dayanita Singh, Viviane Sassen oder Trude Fleischmann. Andererseits, weil es mir so gelungen umgesetzte Ideen zeigt wie den Bischof Gerhard Ludwig Müller aus Herlinde Koelbls Serie 'Kleider machen Leute'. Doch vor allem, weil Boris Friedewalds Texte mich packen, anregen und mich neugierig auf die Fotos machen.
Boris Friedewald
Meisterinnen des Lichts
Grosse Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten
Prestel Verlag, München 2014
www.prestel.de
Was diesen Band, neben den vielen grandiosen Bildern, auszeichnet, sind die exzellenten, sehr informativen Texte. Über die von mir sehr geschätzte Eve Arnold (deren in diesem Band gezeigte Bilder ich als wunderbar berührend empfinde) erfahre ich, dass sie sich ihr Leben lang als Lernende verstand, die eigene Biografie ihr Impulsgeber war ("Ich war arm und wollte die Armut dokumentieren; ich hatte ein Kind verloren und war besessen von Geburten; ich interessierte mich für Politik und wollte ihren Einfluss auf unser Leben erforschen; ich war eine Frau und wollte alles über Frauen wissen"), sie bei ihrem Tod im Alter von 99 Jahren über 750,000 Aufnahmen hinterliess und über ihre Rolle als weibliche Fotografin meinte: "Ich wollte nicht, dass als Fotografin mein Frausein im Mittelpunkt stand. Das empfand ich als Einschränkung. Ich wollte einfach ein Fotograf sein und, unabhängig vom Geschlecht, mit der Kamera überall hingehen können."
Über die Fotoreporterin Gisèle Freund lese ich, dass es ihr nie darum ging, Kunstwerke zu schaffen, sondern, so sagt sie, "sichtbar zu machen, was mir am Herzen lag: der Mensch, seine Freuden und Leiden, seine Hoffnungen und Ängste." Eindrücklich wird das in diesem Buch mit einer Aufnahme von Virginia Woolf mit ihrem Hund aus dem Jahre 1939 illustriert.
Verblüfft war ich, dass Julia Margaret Cameron, der die Inszenierung von bedeutenden Zeitgenossen so wichtig war, gegen Ende ihres Lebens nur noch Hausangestellte und Plantagenarbeiter, das war auf Ceylon, "ohne jegliche Inszenierung porträtierte."
Ich finde enorm bereichernd, was Boris Friedewald an Informationen zusammengetragen hat. Und bin fasziniert und angetan von seinen ausgesprochen spannenden Schilderungen, auch natürlich, weil ich viel, mir bis anhin Unbekanntes, erfahre. Dass etwa von der Strassenfotografin Vivian Maier zeit ihres Lebens kein einziges Foto veröffentlicht wurde, sie nie Kontakt zu anderen Fotografen gesucht noch ihre Fotos jemandem gezeigt hatte. Und wie kommt es dann, dass wir heute von ihr wissen, uns ihre Aufnahmen ansehen können? Davon und noch von vielem anderen berichtet dieses Buch.
Meisterinnen des Lichts ist ein aussergewöhnliches Werk. Einerseits, weil es mich auf Fotografinnen aufmerksam machte, die mir bislang nicht bekannt waren, wie etwa Dayanita Singh, Viviane Sassen oder Trude Fleischmann. Andererseits, weil es mir so gelungen umgesetzte Ideen zeigt wie den Bischof Gerhard Ludwig Müller aus Herlinde Koelbls Serie 'Kleider machen Leute'. Doch vor allem, weil Boris Friedewalds Texte mich packen, anregen und mich neugierig auf die Fotos machen.
Boris Friedewald
Meisterinnen des Lichts
Grosse Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten
Prestel Verlag, München 2014
www.prestel.de
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