Artikel 19 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 sagt: "Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäusserung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten sowie Informationen und Ideen mit allen Kommunikationsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten."
Ausdruck dieser Meinungsäusserungsfreiheit ist auch die Pressefreiheit, die im vorliegenden Band, der aus Anlass des 20jährigen Bestehens von "Reporter ohne Grenzen" erscheint, ihren visuellen Ausdruck findet.
Das Titelbild zeigt Edward Snowden, der mit seinen Enthüllungen über die weltweiten Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA klar gemacht hat, dass das Freiheitsgeschwafel von Politikern nichts als Propaganda ist und wir schon längst in einem Überwachungsstaat leben.
Ich bin diesen Band mit einiger Skepsis angegangen, da ich wie der deutsche Journalist Paul Sethe (1901-1967) der Meinung bin, bei der Pressefreiheit handle es sich um "die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten." Umso überraschter war ich dann, dass mich die Beschäftigung mit den Fotos für die Pressefreiheit 2014 nachhaltig beeindruckte.
Erwartet hatte ich die üblichen Pressebilder aus den mittlerweile vertrauten Kriegsgebieten und natürlich finden sich solche Aufnahmen auch in Fotos für die Pressefreiheit 2014, doch eben nicht diese sattsam bekannten, in denen man zielende Scharfschützen zu sehen kriegt, sondern einen schweren Wintersturm in Damaskus oder eine Schulklasse afghanischer Flüchtlingskinder ausserhalb von Jalalabad im Sand auf einem Teppich sitzend ihrem Lehrer lauschend.
Glänzend gelungen ist Misha Friedman die visuelle Darstellung der Korruption in Russland. So zeigt ein Bild eine von Autoscheinwerfern beleuchtete Strasse, deren Asphalt reparaturbedürftig ist. Der Text dazu sagt, dass trotz Investitionen in Milliardenhöhe zur Sanierung des russischen Strassennetzes zentrale Landstrassen schwer befahrbar geblieben sind. Auf einem anderen Foto sieht man einen Mann in einem Saal an einem Fenster stehen. "Ein Mann blickt im Konstantin-Palast in St. Petersburg gelangweilt aus dem Fenster", liest man in der Bildlegende. Mir gefällt das Bild, mir kommt der abgebildete Mann einsam vor, doch woher will der Fotograf wissen, ob er "gelangweilt" war?
Überzeugend auch die Porträtierung des Teams der Tageszeitung Folha de S. Paulo durch den Brasilianer André Vieira, dessen Reportage sich nicht zuletzt dadurch auszeichnet, dass es neben den Bildlegenden auch einen höchst informativen Begleittext zu lesen gibt, der Auskunft über den Fotografen, sein Herkommen, seine Interessen sowie das Entstehen des Folha de S. Paulo-Porträts gibt. Dasselbe lässt sich auch sagen über Zhang Keghuns Bericht über die Verschmutzung des Gelben Flusses und Poulomi Basus Reportage über die Arbeit der Soldatinnen beim indischen Grenzschutz. Und über so recht eigentlich alle Beiträge in diesem anregenden, informativen und sehr empfehlenswerten Band.
im Herlager Khatka, Punjab, auf den Beginn ihres Trainings.
Fotos für die Pressefreiheit 2014
20 Jahre Reporter ohne Grenzen
taz Verlags- und Vertriebs-GmbH, Berlin
Vertrieb Schweiz: Benteli Verlag, Sulgen
Erwartet hatte ich die üblichen Pressebilder aus den mittlerweile vertrauten Kriegsgebieten und natürlich finden sich solche Aufnahmen auch in Fotos für die Pressefreiheit 2014, doch eben nicht diese sattsam bekannten, in denen man zielende Scharfschützen zu sehen kriegt, sondern einen schweren Wintersturm in Damaskus oder eine Schulklasse afghanischer Flüchtlingskinder ausserhalb von Jalalabad im Sand auf einem Teppich sitzend ihrem Lehrer lauschend.
Glänzend gelungen ist Misha Friedman die visuelle Darstellung der Korruption in Russland. So zeigt ein Bild eine von Autoscheinwerfern beleuchtete Strasse, deren Asphalt reparaturbedürftig ist. Der Text dazu sagt, dass trotz Investitionen in Milliardenhöhe zur Sanierung des russischen Strassennetzes zentrale Landstrassen schwer befahrbar geblieben sind. Auf einem anderen Foto sieht man einen Mann in einem Saal an einem Fenster stehen. "Ein Mann blickt im Konstantin-Palast in St. Petersburg gelangweilt aus dem Fenster", liest man in der Bildlegende. Mir gefällt das Bild, mir kommt der abgebildete Mann einsam vor, doch woher will der Fotograf wissen, ob er "gelangweilt" war?
Überzeugend auch die Porträtierung des Teams der Tageszeitung Folha de S. Paulo durch den Brasilianer André Vieira, dessen Reportage sich nicht zuletzt dadurch auszeichnet, dass es neben den Bildlegenden auch einen höchst informativen Begleittext zu lesen gibt, der Auskunft über den Fotografen, sein Herkommen, seine Interessen sowie das Entstehen des Folha de S. Paulo-Porträts gibt. Dasselbe lässt sich auch sagen über Zhang Keghuns Bericht über die Verschmutzung des Gelben Flusses und Poulomi Basus Reportage über die Arbeit der Soldatinnen beim indischen Grenzschutz. Und über so recht eigentlich alle Beiträge in diesem anregenden, informativen und sehr empfehlenswerten Band.
Copyright @ Poulomi Basu
Eine Einheit von 118 Frauen wartet im Morgengrauenim Herlager Khatka, Punjab, auf den Beginn ihres Trainings.
Fotos für die Pressefreiheit 2014
20 Jahre Reporter ohne Grenzen
taz Verlags- und Vertriebs-GmbH, Berlin
Vertrieb Schweiz: Benteli Verlag, Sulgen
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