Was
mich ganz besonders an „Die stille Gegenwart der Photographie“
anspricht, ist, dass Liesenfeld Fragen aufgreift, die mich selber
immer wieder beschäftigt haben. Zum Beispiel die, ob der Fotograf
ein Künstler sei. „Ein wichtiger Faktor auf dem Kunstmarkt ist
ebenfalls der Nimbus des Künstler als Schöpfer. Auch hier steht das
'Ich der Photographie' der Glorie des Fotografen im Wege, denn es ist
ganz offensichtlich, dass der Fotoapparat die Bilder macht, und dass
der Fotograf eine Fotografie eher 'in Auftrag gibt'.“ Treffender
habe ich das bisher noch nirgendwo formuliert gefunden.
In
der Photographie verberge sich die Wahrheit nicht hinter einer
Fassade, schreibt Liesenfeld. Und: „Ich bemühe mich, die Wahrheit
anhand der Oberfläche zu zeigen. Ich habe gelernt, die Welt durch
das Auge des 'Ich der Photographie' zu betrachten.“
Mich
erinnerten diese Ausführungen an Mont Redmonds von mir sehr
geschätzte Essays in seinem „Wondering
into Thai Culture“, wo er argumentiert, im Buddhismus gehe es nicht
darum, hinter die Dinge zu sehen, sondern den Dingen ihre
vermeintliche Tiefe zu nehmen.
„'No
self, no permanence, no happiness' means: seek no more. What you see
is what you get, and what you’re seen to be is what you’ve got.“
Winogrand
sei es nicht um die fertigen Aufnahmen gegangen, so Liesenfeld,
sondern „lediglich ums Sehen, ums Fotografieren an sich, um diese
einzigartige Verbindung mit dem Leben selbst.“ Ihm selbst geht es
offenbar auch um diese Verbindung, denn er will (wie er seinen Besuch
in Medjugorje am Karfreitag 2007 beschreibt, wo er Marienfiguren
fotografiert), „keine Geschichten erzählen, sondern nur sehen,
entdecken und aufzeichnen.“ So kann das Fotografieren
zur Hingabe
an die Gegenwart werden.
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