Wednesday 16 October 2024

Born To Sing

Das erste Gespräch in diesem Band stammt aus dem Jahr 1975, das letzte aus dem Jahr 2016.
"Ich bin, glaube ich, ein Typ, der alles, was er hört, irgendwie in sich aufnimmt. Ich suche nicht gross rum, ich suche nicht nach bestimmten Sachen", so Springsteen 1975. Und: er sei ein Songwriter, kein Dichter, er schreibe Song-Texte. Das Komponieren habe er nicht gelernt. "So was lernt man nicht. Ich weiss nicht – lernen ... Ich glaube nicht ans Lernen. (Lacht.)." Unprätentiös, direkt, klar. Keine Bedeutungshuberei mittels Worten.

Ein unglaublicher Drive, eine intensive Präsenz, ein elektrisierender Beat – so habe ich seine Musik immer erfahren. Von Rosalita und Born to Run konnte ich einst nicht genug kriegen. Das war das Leben, das vibrierte und mich packte, ganz im Gegensatz zu meinem damaligen Jurastudium. Dieser Sound stand für eine andere, aufregende Realität; er repräsentierte ein einzigartiges Aufbruchsgefühl, das dann leider vom Kapitalismus aufgesaugt und vermarktet wurde.

Insgesamt sieben Gespräche umfasst dieser Band. Das für mich eindrücklichste fand 1975 statt, "mit einem schwedischen Interviewer", wie es heisst. Springsteen ist zu der Zeit gerade mal 26 Jahre alt, weiss genau, wer er ist, was ihn ausmacht und was er will. Das ist selten in diesem Alter (jedenfalls meiner Erfahrung nach). Ob er Pessimist sei? "Finde ich eigentlich nicht, ich halte mich für ziemlich optimistisch. Es gibt nur einfach keine richtigen Lösungen. Es gibt jede Menge falscher Antworten und falscher Lösungen, aber richtige gibt es nicht. Deshalb sind die Songs auch so lang. Sie haben keinen Anfang und kein Ende, denn so ist das Leben. Es gibt nur den Alltag, Momente. Ereignisse. Eben nicht: Und dann ist er gestorben. So was gibt es bei mir nicht. Es geht immer weiter. Es geht weiter und weiter und weiter. Die Songs sollen alle einfach ausklingen – im Grunde sollten sie gar nicht aufhören."

Besonders spannend an diesem Gespräch ist, dass es wirklich ein Gespräch ist und nicht die zumeist uninspirierte Abfragerei, die Interviews häufig kennzeichnet (Wie haben sie sich damals gefühlt?). So schildert der Fragesteller ausführlich, was ein Konzert in einem Club, bei ihm auslöste und was er im Publikum beobachtete. "Im Troubadour wirkte es, als kämpfte der Künstler mit seiner Kunst; bei anderen Konzerten scheint der Künstler seine Kunst zu performen." Worauf Springsteen erwidert: "Ja, das trifft es. Das ist der Unterschied. Im Troubadour war es wirklich ein Kampf, durch den Set zu kommen."

Dieses erste Gespräch ist für mich das ergiebigste dieser aufschlussreichen Gespräche, da es von der Art von Intensität geprägt ist, die Springsteen als Person ausmacht. Von seinem katholischen Aufwachsen ist da die Rede, von dem sich beweisen müssen. Bei dieser Auseinandersetzung mit existenziellen Lebensfragen findet ein wirklicher Austausch statt. Beeindruckend und hilfreich.

Springsteen verfügt über Überzeugungen, die man heutzutage selten antrifft. Doch auch damals, als es mit seiner Band anfing, war das selten, dass jemand nicht tat, was von ihm erwartet wurde, sondern ganz einfach sein Ding machen wollte, gut machen wollte. So eigensinnig er auch war, nur bei dem, was ihm wichtig war, ging er keine Kompromisse ein. "Als ich noch jobbte, habe ich das Haus grün gestrichen, wenn jemand es grün haben wollte. Aber wenn ich Musik mache, will ich es auf meine Art machen, und zwar voll und ganz. Oder ich lasse es bleiben."

In einem Gespräch aus dem Jahre 1992, gesteht er, dass wenn er auf der Bühne stand, es ihm schwer fiel aufzuhören, weshalb auch die Konzerte so lange dauerten. "Ich konnte schlicht nicht aufhören, bis ich erschöpft war, und zwar völlig." So geht Sucht. Er macht eine Therapie und erkennt: "Man muss sich dem öffnen, wer man eigentlich ist, und ich war ganz sicher nicht der Mensch, für den ich mich gehalten hatte."

Springsteen, so lerne ich unter anderem, erkennt sich auch in Ralph Ellisons Roman Der unsichtbare Mann, das bei mir schon lange ungelesen im Regal steht und ich unverzüglich zur Hand nehme, denn "Ellisons Held greift nicht aktiv in die Welt ein. Er möchte, dass sich die Dinge ändern, aber er ist in erster Linie Zeuge, Zeuge von sehr viel Blindheit." Diese Gespräche geben Gegensteuer und werfen Licht auf unsere Art und Weise zu leben.

Bruce Springsteen
Born to Sing
Ein Leben in Gesprächen
Kampa, Zürich 2024

 

Sunday 13 October 2024

Wie ich die Fotografie entdeckte - und was sie mich gelehrt hat

Als Hans Durrer sich mit der Fotografie zu beschäftigen begann, galt seine Neugier zunächst der Presse- und Dokumentarfotografie, der Kombination von Text und Bild. Es war das Storytelling, die Geschichten hinter dem Bild, das ihn faszinierte. Und dass Worte imstande waren, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Mit der Zeit fing er an zu verstehen, dass das, was man über ein Bild sagte, vor allem eine Aussage über sich selber, und nicht über das Bild war – und sein Fokus änderte sich: allein die Oberfläche, die Ästhetik, die Komposition eines Bildes zählten fortan für ihn.

Wie alle, so glaubte auch Hans Durrer, dass alles seinen Grund haben müsse. Seine eigene Suche nach Gründen hat ihn allerdings seltsam unbefriedigt gelassen, da sich hinter jedem Grund mit Sicherheit bereits ein weiterer versteckte. Auch dass jede Ursache Anlass für ganz Gegensätzliches sein konnte – was für den einen der Auslöser war, mit dem Bergsteigen aufzuhören, mochte für eine andere geradezu ideal sein, damit anzufangen – , liess ihn zunehmend ratlos zurück.

Der Sinn von Allem lag nicht in der Tiefe, er lag auf der Hand. Er musste nicht gefunden, er musste erkannt werden, dachte es in ihm. Dabei half das Fotografieren, das den Fluss der Zeit zum Stillstand brachte sowie das Aufzeichnen von dem, was ihm auffiel, was er antraf, ihm begegnete und durch den Kopf ging – die Wirklichkeit schien dadurch wirklicher zu werden.

Hans Durrer

Wie ich die Fotografie entdeckte - und was sie mich gelehrt hat
Essays
neobooks. Berlin 2024

Wednesday 9 October 2024

Die Geschichte der Erde. Ein Atlas

Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist eine wahre Freude, dieser höchst beeindruckend gestaltete Band. Unvermittelt geht einem der Begriff Buchkunst durch den Kopf – und das ist selten genug. Natürlich fragt man sich auch, woher der Mensch das eigentlich wissen kann, was er in diesem Werk so alles antrifft. Etwa, dass seit dem Urknall (vorausgesetzt, den hat es auch wirklich gegeben!) 13.8 Milliarden Jahre vergangen sein sollen. Zur Zeit geht man davon aus, dass das Universum vermutlich aus 2000 Milliarden Galaxien besteht, darunter die Milchstrasse, die 100 bis 400 Milliarden Sterne enthalten soll. Zugegeben, meinen Horizont übersteigt dies bei weitem, und ob es etwas anderes ist, als ein Ausdruck unserer Art zu denken, weiss ich auch nicht, doch faszinierend und anregend ist es ohne Frage. 

Mich begeistert dieses Werk geradezu. Das hat viel mit der Bandbreite der Themen zu tun, die auf diesen Seiten beleuchtet werden. Das geht von der Solarenergie zum inneren Aufbau der Erde, von historischen Vulkanausbrüchen zur Erdatmosphäre, vom Kreationismus und Evolutionismus zur Geschichte der Urgeschichte. Ich habe diese Themen ganz willkürlich ausgewählt; überhaupt gehe ich  dieses Werk ganz unsystematisch an: Man kann es irgendwo aufschlagen und wird garantiert gepackt.

Hängengeblieben bin ich zum Beispiel bei den tropischen Wirbelstürmen, die je nach Weltlage als Hurrikane, Taifune oder Zyklone bezeichnet werden und meist in der Nähe des Äquators ihren Anfang nehmen. "Damit ein tropischer Wirbelsturm entstehen kann, muss die Wassertemperatur bis in eine Tiefe von mindestens 50 Metern über 26° betragen. Die warme, feuchte Luft steigt in die Höhe und kondensiert zu Wolken. Während sich die Luft abkühlt, setzt sie Wärme frei, was zu starken Winden führt, die wiederum über die warme Meeresoberfläche wehen, wodurch sich das Phänomen weiter verstärkt." In jüngerer Zeit forderten einige Taifune mehr als 100 000 Tote: 1995 Mina in China, 1991 Gorky in Bangladesch, 2008 Nargis in Myanmar.

Eine weitere Doppelseite ist mit "Die Vielfalt der Sprachen im 15. Jahrhundert" überschrieben und zeigt wie die Herrschaftsgebiete die Sprachräume prägen. In der Folge führte die geopolitische Zersplitterung zu einer Ausdifferenzierung der Sprachen. "Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen dort, wo die Populationen stark abgeschottet leben, wie etwa auf Inseln. Auf den Philippinen gibt es siebzig verschiedene Sprachen, auf dem indonesischen Archipel über zweihundert und auf Neuguinea, Melanesien und Polynesien sogar mehrere tausend." Nicht zum ersten Mal frage ich mich, woher man das eigentlich wissen kann.

Die Fülle der Informationen, die hier ausgebreitet wird, lässt mich ständig staunen, nicht zuletzt darüber, was ich alles nicht weiss bzw. mir neu ist. Schon erstaunlich, worüber man alles noch gar nie nachgedacht hat. Klar doch, ich spreche von mir, doch ich gehe nicht davon aus, dass ich eine Ausnahme bin, auch wenn bekanntlich jeder Mensch ein Universum für sich darstellt. So habe ich etwa noch nie über die strategische Bedeutung der Meere nachgedacht. Auch habe ich Epidemien bislang nie als hygienische Herausforderungen wahrgenommen. Die Tatsache, dass mittlerweile weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land leben, hat mich hingegen immer mal wieder beschäftigt, allerdings unter ganz anderen als den hier aufgeführten Gründen.

Die Geschichte der Welt. Ein Atlas ist vor allem ein Dokument der Vielfalt, für die auch kennzeichnend ist, dass der Mensch nicht wenig Mühe hat, damit klarzukommen. "Die Rassentheorien wurzeln in alten Vorurteilen und in dem Versuch, die menschliche Vielfalt zu erklären." Unter dem Titel "Grosse Wanderer" erfahre ich etwa, dass Schmetterlinge zum Überwintern von Kanada nach Mexiko fliegen. Von den Säugetieren (darunter die Menschen und die domestizierten Tiere) wird mir gesagt, dass sie nur eine Minderheit unter den Lebewesen ausmachen. Und und und ...

Dieser Atlas steckt nicht zuletzt voller Überraschungen. "Die Menschen konsumieren schon Alkohol, als sie vom Vorgang der Gärung noch kaum etwas verstehen." Archäologisch nachgewiesen wurde die Herstellung von Alkohol um 11 000 vor unserer Zeit. Oft gibt es eine Verbindung zum sakralen, auch dient er zur Behandlung von Schmerzen und Infektionen, doch natürlich macht er, im Übermass konsumiert, auch krank.

Die Geschichte der Welt. Ein Atlas ist chronologisch aufgebaut, startet mit "Vom Urknall zum Planeten Erde" und endet mit "Der überlastete Planet". Die ganz unterschiedlichen Themenbereiche werden jeweils auf Doppelseiten erläutert. Die meisten Doppelseiten haben einen weissen Hintergrund, doch gibt es auch solche mit einem schwarzen Hintergrund, auf denen historische Augenblicke der Wissenschaften wie etwa die Sintflut oder das Anthropozän vorgestellt werden.

Fazit: Eine bereichernde, hilfreiche und nötige Horizonterweiterung vom Feinsten

Christian Grataloup
Die Geschichte der Erde
Ein Atlas
C.H. Beck, München 2024

Wednesday 2 October 2024

On truth and lies

 “Former White House press secretary Scott McClellan blames President Bush and Vice President Dick Cheney for efforts to mislead the public about the role of White House aides in leaking the identity of a CIA operative”, reported the Associated Press on November 21, 2007.

Referring to the 2003 news conference in which he told reporters that Karl Rove and I. Lewis "Scooter" Libby were "not involved" in the leak involving CIA-operative Valerie Plame, McClellan writes in his forthcoming book: "There was one problem. It was not true. I had unknowingly passed along false information. And five of the highest-ranking officials in the administration were involved in my doing so: Rove, Libby, the vice president, the president's chief of staff and the president himself."

Not exactly a surprise, one would think. I mean, who expects press secretaries to tell the truth anyway? To put it mildly: they are paid to make their government look good, they are not paid to tell the truth. As Jerzy Urban, the Polish government spokesperson in the early-1990s, when asked at a briefing by a journalist if he was telling the truth, replied: “Is this the first time you’ve ever been to a press conference?”

Official reactions to McClellan’s coming out were predictable. White House press secretary Dana Perino said it wasn't clear what McClellan meant. "The president has not and would not ask his spokespeople to pass on false information," she said. Democratic Sen. Charles Schumer of New York said: "Just when you think the credibility of this White House can't get any lower, another shoe drops. If the Bush administration won't even tell the truth to its official spokesman, how can the American people expect to be told the truth either?"

How can anyone even listen to these pretensions? I wonder. And above all: Since when do telling the truth and politics have anything in common? As Konrad Adenauer, the first German Chancellor after WWII, commented on his possible successor Ludwig Erhard: “He’s totally unfit to be chancellor, he believes what the says.”

However, truth is clearly an issue in politics. And an important one at that. For the politicians (who must at least appear truthful) and for the interested electorate (for those of the electorate, for example, who make the effort to comment on articles like the one about McClellan on the internet).

The ones who shared their thoughts on the Scott McClellan book that blames Bush’s and Cheney’s “misstatements” about the Valerie Plame leak on the Los Angeles Times website took not only issue with the lies but also with the fact that this story did not make headlines, that it did not get published on the front page but that it was buried inside the paper.

How come this story was not displayed more prominently? Well, that the Bush government is not exactly the most honest in the world is hardly news – for nobody (and that includes journalists). Yet the public, should the comments on the Los Angeles Times website be an indicator, seems to have other priorities than news – truth and lies, for instance. Angry writers “demand accountability from Bush”, speak of “treason” and of “impeachment”. This is nothing new? No, it isn’t. It is however what is on people’s minds. For the longing for truth is part of the human condition. We do not want to be lied to.

I’ve always wondered why journalists would attend press briefings. I mean, are there really men and woman who are interested in official versions of whatever? Obviously some are, but do not confuse this with journalism. Press briefings, as we all know, are about making people nominally in charge look good. In other words, press secretaries routinely lie, that is their job. But don’t get me wrong: most of the time they do of course tell the truth. For only that allows that the lies will go undetected.

A press secretary who claims to have been misled is a bit of a joke, isn’t it? Hurt pride, maybe? For isn’t to mislead part of his job? Moreover, if always telling the truth were so important in his press briefings, shouldn’t McClellan be rather thankful for not having had to consciously lie on this occasion?

Dan Ariely, a behavioral economist at the Massachusetts Institute of Technology and the author of “Predictably Irrational: The Hidden Forces that Shape Our Decisions,” opines (according to The New York Times) “… that good people can be dishonest up to the level where conscience kicks in. That essentially you can fool the conscience a little bit and make small transgressions without waking it up. It all goes under the radar because you are not paying that much attention.”

Is this what happened to Scott McClellan? Did he all of a sudden pay attention to things he never before paid attention to? Possible but improbable, I’d say. And I do not even feel like speculating for people who go for a career as press secretaries for a government, and especially as press secretary for the present US-government, do clearly have other priorities than honesty.

Hans Durrer, 2007

Wednesday 25 September 2024

Posieren für die Kamera



Bad Ragaz, 19 September 2024

Diese Fotos hat Blazenka Kostolna aufgenommen. Nicht nur diese, sondern ganz viele mehr, doch diese haben mich am meisten angesprochen. Mit anderen Worten: Diese Aufnahmen zeigen nicht, wie ich mich an diesem Donnerstag, dem 19. September 2024, 11 Tage vor meinem 71igsten Geburtstag der Kamera präsentiert habe, denn es gab noch viele andere, auf denen ich ganz anders aussehe; diese Aufnahmen sind die, für die ich mich entschieden habe, sie online zu stellen.

Wednesday 18 September 2024

The Meaning of Being Silent

A monk inquired, “What is the meaning of Daruma going out to
preach Buddhism to the Chinese?” The abbot was silent. Another
monk asked another teacher, “What was the meaning of the abbot
being silent?” “Maybe he didn’t know,” the other teacher said.

Wednesday 11 September 2024

American Dirt

Als American Dirt im Jahre 2020 auf den Markt kam, wurde es zuerst vielerorts gelobt, dann jedoch auch kritisiert. Ich erinnere mich noch vage, dass der Autorin vorgeworfen wurde, sie könne nicht authentisch über Mexiko schreiben, da sie keine Mexikanerin sei. Und über Migranten könne sie auch nicht schreiben, da sie selber keine Migrantin sei. Diese Kritik schien mir nicht unplausibel, wirklich darüber nachgedacht habe ich jedoch nicht.

Seither hat der politisch korrekte Fundamentalismus zugenommen. Mittlerweile äussern ein paar wenige ungute Gefühle wegen vermeintlich kultureller Aneignung. Ich selber kriege ungute Gefühle, wenn ich von solchen Schwachköpfen höre, schliesslich habe ich mir mein ganzes Leben lang Hilfreiches aus anderen Kulturen angeeignet. Und überhaupt: Keine Idee, keine Melodie, die irgendjemandem "gehört."

Da schreibt eine Frau einen Roman, erfindet sich also die Welt und bringt ihre Gedanken dann zu Papier. Wir alle erfinden uns die Welt. Nicht alle machen daraus einen Roman. Und noch weniger machen daraus einen guten Roman. American Dirt ist ein guter Roman. Stephen King findet das übrigens auch. Und Don Winslow ebenso. Und auch The Observer war voll des Lobes.

Wenn ein Roman ein Klischee-Bild von Mexiko liefert, ist das kein Problem. Auch Klischee-Bilder von Migranten sind kein Problem. Auch Klischee-Bilder über Schweizerinnen sind kein Problem. Nur ernst nehmen sollte man sie nicht über Gebühr. Diejenigen, die sich über Klischee-Bilder aufregen, haben ihre eigenen, nur wissen sie es nicht.

Gäbe es die politisch korrekten Fundis nicht, hätte ich vermutlich American Dirt nicht erstanden. Danke also fürs Aufmerksam-Machen auf diese spannende Lektüre, die in Acapulco ihren Ausgang nimmt, und mich an meine Zeit dort erinnert. Und mir in Erinnerung ruft, was ein gutes Buch bewirken kann. "Hin und wieder, wenn ein Buch sie besonders berührte, wenn es ein bisher unentdecktes Fenster in ihrem Geist öffnete und für immer ihre Wahrnehmung der Welt veränderte ...".