Das zweite Beispiel stammt von Suzanne Simard, einer kanadischen Forstwissenschaftlerin. "Kohlenstoff, Wasser, Nährstoffe, Alarmsignale und Hormone können durch diese unterirdischen Kreisläufe von Baum zu Baum gelangen. Ressourcen fliessen in der Regel von den ältesten und grössten Bäumen zu den jüngsten und kleinsten. Von einem Baum erzeugte Alarmsignale bereiten Bäume in der Nähe auf Gefahren vor. Sämlinge, die von den unterirdischen Lebensadern des Baumes abgetrennt wurden, sterben viel häufiger als ihre vernetzten Gegenstücke. Und wenn ein Baum am Rande des Todes steht, hinterlässt er seinen Nachbarn manchmal einen erheblichen Teil seines Kohlenstoffs."
Der Planet Erde lässt sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten: von oben, von unten, als Teil des Universums. Überdies stand er nicht für ein und alle Mal fest, sondern veränderte sich im Laufe der Zeit. Insbesondere Abb. 18 zeigt schön, wie die Erde immer mal wieder eine andere geworden ist und auch künftig wieder eine andere werden wird. "Der Planet Erde ist kein solider Block, der sich menschenfreundlich entwickeln lässt, er bleibt Teil einer komplexen, fluiden und riskanten Biosphäre."
Was muss der Mensch auch zum Mond und Mars und sonst wohin fliegen? Gescheiter wäre doch, er würde dieses Geld zur Minderung der Ungerechtigkeiten auf der Erde einsetzen. Wer hat das nicht schon gehört und gedacht? Dabei wird jedoch vergessen, dass wir den 'Pale Blue Dot', der den Raumfahrern ihr Blick auf die Erde beschert hat, nicht nur nicht hätten sehen, sondern auch kein visuelles Bewusstsein von unserem Dasein im Universum hätten haben können. Und dass dieses Not tut, gehört zu den eindrücklichen Lektionen, die Planetar denken bereit hält.
Dass alles mit allem verbunden ist, bedeutet auch vielfältige Wechselwirkungen. So stellen die Autoren unter anderem fest: "Fast zwei Drittel menschlicher Erkrankungen werden durch Tiere übertragen, unter anderem Pest, Tuberkulose, Schweinegrippe, Tollwut, Milzbrand (Anthrax), Borreliose, Aviäre Influenza ('Vogelgrippe'), Taeniose (Bandwurm-Befall) u.v.a., darunter auch Ebola und HIV."
Planetar denken bedeutet, das grosse Ganze zu sehen und entsprechend zu handeln. Was das im Detail heisst, führt dieses Buch an zahlreichen, aus ganz unterschiedlichen Wissensgebieten stammenden Beispielen aus. Das geht von Cornelia Funke (die festgestellt hat, "dass es in indigenen Märchen vor der Christianisierung ein ganz selbstverständliches Verhältnis zu Tieren und Pflanzen gibt, wo man mit ihnen redet und sie göttliche Qualitäten haben. Nach der Christianisierung sind das plötzlich nur noch dumme Geschöpfe, der Mensch ist masslos überlegen.") zu der visuellen Dokumentation von Umweltschäden durch Sebastião Salgado und andere.
Fazit: Vielfältig anregend, grundsätzlich und relevant.
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