Sunday 13 October 2024

Wie ich die Fotografie entdeckte - und was sie mich gelehrt hat

Als Hans Durrer sich mit der Fotografie zu beschäftigen begann, galt seine Neugier zunächst der Presse- und Dokumentarfotografie, der Kombination von Text und Bild. Es war das Storytelling, die Geschichten hinter dem Bild, das ihn faszinierte. Und dass Worte imstande waren, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Mit der Zeit fing er an zu verstehen, dass das, was man über ein Bild sagte, vor allem eine Aussage über sich selber, und nicht über das Bild war – und sein Fokus änderte sich: allein die Oberfläche, die Ästhetik, die Komposition eines Bildes zählten fortan für ihn.

Wie alle, so glaubte auch Hans Durrer, dass alles seinen Grund haben müsse. Seine eigene Suche nach Gründen hat ihn allerdings seltsam unbefriedigt gelassen, da sich hinter jedem Grund mit Sicherheit bereits ein weiterer versteckte. Auch dass jede Ursache Anlass für ganz Gegensätzliches sein konnte – was für den einen der Auslöser war, mit dem Bergsteigen aufzuhören, mochte für eine andere geradezu ideal sein, damit anzufangen – , liess ihn zunehmend ratlos zurück.

Der Sinn von Allem lag nicht in der Tiefe, er lag auf der Hand. Er musste nicht gefunden, er musste erkannt werden, dachte es in ihm. Dabei half das Fotografieren, das den Fluss der Zeit zum Stillstand brachte sowie das Aufzeichnen von dem, was ihm auffiel, was er antraf, ihm begegnete und durch den Kopf ging – die Wirklichkeit schien dadurch wirklicher zu werden.

Hans Durrer

Wie ich die Fotografie entdeckte - und was sie mich gelehrt hat
Essays
neobooks. Berlin 2024

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