Sunday, 20 April 2025

Schattenseiten der Migration

Keinesfalls sollte man das Vorwort zu diesem Werk überblättern, denn darin kommt auch des Autors frustrierende Suche nach einem Verlag zur Sprache. Dabei wird auch eine Zensur deutlich (Angst vor shitstorms), die die üblichen Proklamationen zur Meinungsäusserungsfreiheit als das zeigen, was sie sind: Lippenbekenntnisse. Doch dahinter steckt mehr: Feigheit (die meist unter Sachzwang firmiert), die wohl verbreitetste Eigenschaft in der heutigen Zeit.

Von den gängigen politischen Schablonen ("links/rechts/grün/rot/gelb/schwarz/lila/lala/etc.") hält der forensische Psychiater mit dem Arbeitsschwerpunkt Gewalt- und Sexualstraften, Frank Urbaniok, so ziemlich gar nichts. Ihm geht es um "Intelligente Migration", und für diese sind "Ehrlichkeit" und "Differenzierung" fundamental. Und diese prägen auch dieses Buch. Übrigens: Ehrlichkeit bedeutet nicht, einfach zu sagen, was einem so durch den Kopf geht, sondern meint einen Vorgang, bei dem man aufrichtig prüft, ob etwas den Tatsachen entspricht, wahr oder falsch ist.

Viele Zahlen und Fakten findet man in diesem Buch. Es ist nicht einfach, aussagekräftige Zahlen zu erhalten. "Es wird einem nicht leicht gemacht und das ist kein Zufall." Der Grund ist meines Erachtens simpel: Transparenz ist generell unerwünscht; jedes politische System gründet wesentlich auf Intransparenz, denn damit sichert man nicht nur die Deutungshoheit und mithin die Macht, sondern ermöglicht auch die Schaffung von Arbeitsplätzen. In einem transparenten System wäre unter anderem offensichtlich, dass viele Bürokraten überflüssig sind. 

Dass die Ausländerkriminalität in Deutschland, Österreich und der Schweiz überrepräsentiert ist, ist Fakt. Zudem: "Es gibt klare Hinweise dafür, dass auch bei den Eingebürgerten mit einem inländischen Pass die ursprüngliche Herkunft aus bestimmten Ländern mit überproportionaler Kriminalität einhergeht. Das ist im deutschsprachigen Raum ein stark tabuisiertes Thema. In den offiziellen Statistiken gibt es dazu bislang keine Zahlen." Mit anderen Worten: Kriminalität hat auch mit der Kultur zu tun. Für mich, der ich einen Grossteil meines Lebens ausserhalb der Schweiz (ich bin Bürger von Zürich und Kerns/OW) verbracht habe und interessiert an fremden Kulturen bin (nachzulesen in Warum rennen hier alle so?), ist das überhaupt keine Frage, sondern selbstverständlich. Genauso, dass wir lebenslang von der Kultur, in der wir aufgewachsen sind, geprägt bleiben. So habe ich in fremden Kulturen vor allem herausgefunden, wie schweizerisch ich bin.

Übrigens: Nicht alle Kulturen werden polizeilich auffällig. Die Kleinkriminellen, für die ich während Jahren bei der Polizei gedolmetscht habe (Französisch, Spanisch, Englisch), kamen nie aus Westeuropa, Skandinavien, Asien, Nordamerika oder Australien.

Obwohl ich Frank Urbanioks Fakten- und Zahlen-Optimismus ("Zahlen, Fakten, Lösungen") nicht teile (wären Fakten wirklich so wesentlich, wäre der derzeitige amerikanische Präsident nie gewählt worden), finde ich es richtig und wichtig, sich an Fakten zu orientieren, denn sie sind mit das Beste, was wir haben. Dazu kommt: Ich traue seinen Zahlen, da ich ihn als der Sache verpflichtet wahrnehme. Andere hingegen sehen ihn als Rassisten. In Abwandlung des weisen Satzes aus dem Talmud (We do not see things as they are, we see things as we are.), lässt sich dazu nur sagen: Diese Leute beschreiben sich selber. 

Es zeichnet dieses Buch wesentlich aus, dass es Grundsätzliches adressiert. "Gründe für ideologische Filter" ist ein Kapitel überschrieben, worin dargelegt wird, dass unser stärkster Antrieb unser Überleben ist. Diesem Trieb ist alles untergeordnet. Auch unser Verstand, unser Denken. Wir wollen uns gut und sicher fühlen, sind stets auf der Suche nach Stabilität. Dabei unterstützt uns unser Verstand, der die Lebenskomplexität auf Ursache und Wirkung reduziert, so dass wir glauben, es müsse für alles einen Grund geben. Nur eben: Wir sind von der Evolution bestimmt, und diese, so Urbaniok, ist "ein enorm leistungsfähiges Prinzip", das keine Individualität vorsieht.

Die Buddhisten sind der Auffassung, wir würden in einer Illusion leben. Wenn man sich vor Augen hält, was uns das Hirn alles vormacht (Farben gibt es in Wirklichkeit nicht; mein Gedächtnis erinnert Ereignisse, die nie stattgefunden haben etc. etc.), so kann man sich dieser Sichtweise schwer verschliessen. Gehen wir nun mit Frank Urbaniok davon aus, dass es uns im Leben vorrangig darum geht, uns gut und sicher zu fühlen, so liegt es nahe, dass wir unbequeme Fakten am liebsten nicht zur Kenntnis nehmen. So weit, so nachvollziehbar, doch die Heftigkeit, mit der Fakten, die einem nicht genehm sind, bekämpft werden, ist definitiv kein Zeichen geistiger Gesundheit.

Schattenseiten der Migration setzt sich auch eingehend mit den Strategien der Desinformation auseinander, die zum Ziel hat, unbequeme Realitäten auszublenden. Die Wahrheit sei dem Menschen zumutbar, hat Ingeborg Bachmann einst behauptet. Daran sollten wir uns orientieren, auch wenn der  Mensch in erster Linie bestätigt werden will, und da stört die Wahrheit zumeist. Wie sagte doch Richard Feinstein, Nobelpreisträger für Physik, so treffend: The first principle is not to fool yourself. And, you are the easiest person to fool.

Ausführlich geht Frank Urbaniok auf das Thema Abschiebungen und Asylrecht ein. Die einschlägigen Verlautbarungen der Politiker sind bekannt ("Diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, haben in unserem Land nichts verloren."), die Praxis sieht anders aus. was wesentlich am Rechtssystem liegt, an dem, wie es scheint, niemand zu rütteln traut (wobei: ergänzt wird es laufend und problemlos). Nur eben: Ein Rechtssystem, das Abschiebungen  verunmöglicht, muss geändert werden. Das jedoch wollen die Rechtsvertreter nicht, denn schliesslich profitieren sie von diesem System, das im Laufe der Jahre immer mehr Rechte geschaffen hat, wobei die Pflichten in etwa gleich geblieben sind. Das Recht ist meines Erachtens hauptsächlich ein Geschäftsmodell.

Frank Urbaniok sieht die Funktion des Rechts weit positiver und geht so ziemlich auf alle Aspekte ein, die beim Thema Migration eine Rolle spielen. Sein Ausgangspunkt ist die Fürsorgepflicht des Staates für seine Bürger und Bürgerinnen. Diese haben ein Recht darauf, vor Kriminalität geschützt zu werden. Das sollte sich so recht eigentlich von selbst verstehen; die gegenwärtige Praxis (die Rechte der Migranten und Migrantinnen haben Priorität) ist jedoch eine ganz andere. Wer sich den Fakten und dem gesunden Menschenverstand nicht verschliesst, weiss, dass es höchste Zeit ist, Gegensteuer zu geben.

Schattenseiten der Migration ist ein sehr engagiertes, überzeugend argumentierendes Plädoyer für die Vernunft, voller vielfältiger Anregungen, Vorschläge und Forderungen, deren Umsetzung eine Gegenbewegung erfordern. "Es muss die Gegenbewegung der Vernünftigen sein. Hierfür sind Politiker, Fachleute und vor allem aber die Bürgerinnen und Bürger erforderlich." The readiness is all, sagt Horatio in Hamlet.

Frank Urbaniok
Schattenseiten der Migration
Zahlen, Fakten, Lösungen
VOIMA Verlag, Horgen 2025

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