Wednesday, 18 December 2024

In Annemasse und Genf

 Das Einkaufszentrum, wo ich ein Verbindungskabel fürs Handy kriegen könne, sei für einen Spaziergang recht weit, sagt man mir. Ich mache mich trotzdem auf den Weg, doch die Strassen, durch die ich gehe, sind wenig attraktiv und so schwenke ich, wie ich mir vorstelle, wieder Richtung Zentrum und lande in einer modernen Fussgängerzone mit kleinen Geschäften und Cafés. Ein paar Strassen weiter wird die Strasse aufgerissen, in den engen Gassen sehe ich einen Handyladen und kaufe mein Kabel, ein Drittel günstiger als in der Schweiz.

Jetzt, sagte mir letzthin eine Freundin, das Jetzt werde ihr immer wichtiger. Seither geht mir dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Nichts schwieriger als in diesem Jetzt zu sein. Was mich auch seit Tagen begleitet: Das Leben sei vor allem traurig, von einigen wenigen Glücksmomenten durchbrochen. So oder ähnlich habe ich das von Françoise Hardy gehört.

Beim Betrachten meiner Fotos könne man sogar eine Stadt wie Annemasse schön finden, meinte die junge Rezeptionistin "meines" Hotels.

   17. Juni 2024

           Was man auf der Foto nicht sieht: Ich bin in die Hocke gegangen, um die Aufnahme zu machen. Als ich anschliessend aufgestanden bin, ist mir derart schwindelig geworden, dass mir im wörtlichen Sinne hören und sehen verging. Die Mischung aus Unwohlsein und Angst dauerte nicht lange, doch war ich an diesem Abend derart müde, dass ich mich bereits um halb neun ins Bett legte und bis morgens um sieben schlief.

Auf der Rückfahrt nach Sargans bin ich am Genfer Bahnhof ausgestiegen, zum See spaziert, habe den Jet d'Eau und anderes fotografiert. Dann ging ich durchs Paquis Quartier, das mir nicht unvertraut ist, doch kam ich an Orten vorbei, die neu für mich waren, bis ich, mir schien ein Instinkt am Werk, plötzlich die Strasse überquerte und in eine Seitenstrasse einbog. Die kannte ich doch! Hatte da nicht einst Laurence vorübergehend gewohnt? Rue Sismondi, sagt das Strassenschild. Ich hatte mich nicht getäuscht.

Kurze Zeit später: Der Gedanke war mir nicht neu, doch selten erschien er mir so klar wie auf einer Parkbank vor der Kirche beim Bahnhof in diesem Sommer 2024: Wie kann man bloss ein Leben lang dem Geld hinterher rennen, es zum Gott machen? Fantasieloser und hohler geht kaum.

Wie beschränkt muss eigentlich jemand sein, der sein Leben am Haben orientiert? Das er (oder sie) einmal eh nicht mitnehmen kann. Doch tun wir das nicht alle? Und bewundern und beneiden die sogenannten Erfolgreichen? Ja, wir alle sind einer Massenpsychose aufgesessen. Und sehen das natürlich überhaupt nicht so, ganz im Gegenteil, wir halten das für typisch menschlich. Kein Grund also, sich davon zu befreien.

Und so schwafeln wir von Identität, davon, dass es wichtig sei, jemand zu sein. Obwohl: Gelegentlich wissen wir schon, dass wir uns was vormachen. Und dass das Einzige, was uns fehlt, das Gefühl ist, am Leben zu sein.

Sunday, 15 December 2024

Die Nachtmaschine

Mit "Alles ist nur einmal" ist der Einstieg in dieses Buch überschrieben – ich fühle mich sofort gepackt von der einfühlsamen und berührenden Schilderung des Lebensendes von Matthyas Jenny (verfasst von seiner Tochter), den René Schweizer (laut Wikipedia Schriftsteller, Aktionskünstler und Selbstdarsteller) zu den Menschen zählte, die "verzweifeln Tag für Tag aufs Neue, ihr ganzes Leben lang. Sie sind gezeichnet, auserwählt und immer an der Grenze der absoluten Wahrnehmung."
-
Die Nachtmaschine zu lesen, bedeutet, mich auf eine Zeitreise zu begeben. So war mir etwa der Besitz von "Gasolin 23", der von Carl Weissner, Jürgen Ploog und Jörg Fauser gegründeten Alternativzeitschrift, Ausweis von Verbundenheit mit einer Szene, die definitiv anders war. Für Jürgen Ploog war sie "eine vitale Alternative zur ungesunden Sterilität dessen, was hier so an handelsüblicher Literatur produziert und gefördert wurde." Darüber hinaus stosse ich auf das von Matthyas Jenny initiierte Poesietelefon, von dem ich zwar gehört hatte, mit dem ich jedoch nicht vertraut war, und erfahre nun, was es damit auf sich hatte. "Ein Lastwagenfahrer hält an einer Telefonkabine an, steigt aus und wählt die Nummer des Poesietelefons. Mitten im alltäglichen Leben sollte uns das Gedicht einen Moment aus dem Trott herausholen, uns für die Dauer eines Gedichts in die Welt der Assoziationen und der Sprachkunst entführen." Wie schön, wie aufmerksam, wie wunderbar!

"Matthyas Jenny: Ein literarisches Leben" heisst der Untertitel (dass ein Leben literarisch sein kann, übersteigt meine Vorstellungskraft) dieses von Zoë und Caspar Jenny verfassten Werkes, das sich nicht nur gut liest, sondern vieles bestens nachvollziehbar aufschlüsselt, was den Verleger der "Nachtmaschine" ausmachte. Eingespannt in die Lügengeschichten seiner Eltern sagte er sich vom bürgerlichen Leben los. "Er war ein Kind seiner Zeit, das Leben war Abenteuer, Risiko, Wagnis." Dass er in den letzten Jahren vor seinem Tod am 11. Oktober 2021 erklärte, "dass er immer eine 'normale' Familie hätte haben wollen", macht nicht zuletzt deutlich, dass nicht unsere bewussten Vorstellungen lebensleitend sind, sondern das, was in uns angelegt ist und heraus will.

Matthyas Jenny war ein Büchermensch. Verleger, Schriftsteller, Buchhändler; alles, was irgendwie mit Büchern zu tun hatte, war ihm vertraut, von der Auslieferung zur Buchmesseorganisation. Ein neugieriger Mann, mit einer menschenfreundlichen, humanistischen Lebenshaltung. "Karrieristisches Kalkül war ihm fremd, und damit provozierte er jene, die auf Berechnung und Egoismus setzen."

Der Verlag Nachtmaschine war ein Undergroundverlag, Ausdruck der Gegenkultur. Und diese stand für die Unangepassten, das intensive Leben. "Die Welt gehört den Wahnsinnigen", fasste Matthyas Jenny diesen Geist treffend zusammen. Sein Sohn führt aus: "Der Underground schreibt gegen etwas an. Gegen die Monotonie, die Langeweile, die Routine, das Festgefügte, das erstarrte Leben, das sich behäbig und wichtigtuerisch reproduziert. Das Aufbrechen dieser Lebensroutine, das Infragestellen, das ist das Experiment des Beats, das ein Scheitern so selbstverständlich in sich einschliesst wie den Sieg, den Sieg eines gelebten Lebens, ohne Wenn und Aber." Genau so isches!

Eine Biografie ist natürlich immer auch ein Zeitdokument und dieses liest sich besonders spannend, wenn man diese Zeit grössten Teils selber erlebt hat sowie wesentliche Vorlieben des Porträtierten teilt. Ständig auf vertraute Namen zu stossen, die einer längst verschwundenen Welt anzugehören scheinen (auch wenn die Betreffenden noch leben), lässt einen gelegentlich wehmütig werden. Mir geht es so, wenn ich etwa von mir persönlich nicht bekannten und doch irgendwie vertrauten Menschen lese, wie Benno Käsmayr vom Maro Verlag (wegen meiner ersten Bukowski Bücher) oder von Hansjörg Schneider (wegen seines Buches über seine verstorbene Frau).

Zoë beschreibt den Vater aus ihrer Sicht, Caspar aus seiner; beide zitieren viel aus des Vaters veröffentlichten und unveröffentlichten Texten. Matthyas Jenny war nicht nur ein Träumer und Freigeist sowie ein Geschöpf seiner Zeit, in der das Reisen und die Ungebundenheit für viele zentral war (für die meisten allerdings nicht), sondern in jungen Jahren auch alkoholsüchtig, also selbstzerstörerisch. "Er kannte den Rausch, er kannte den Alkohol, er kannte die Drogen. In seinen letzten vierzig Jahren blieb es aber trocken, rührte nicht ein einziges Glas mehr an."

Auch die umfassendste Biografie müsse ein Fragment bleiben, schreibt die Tochter. Zweifellos. Wobei die Biografie, die Kinder über ihren Vater schreiben, eine sehr besondere ist, was wesentlich darin begründet ist, dass die Kinderperspektive einzigartig intensiv ist. So ist etwa Zoës Schilderung der Überquerung des Julierpasses im Winter derart gut gelungen, dass man sich als Leser zusammen mit Vater und Tochter ängstigt.

Für mich das Beeindruckendste (und auch Erstaunlichste) an diesem Buch ist, dass Zoë und Caspar Jenny, geboren 1974 respektive 1971, auch ein überzeugendes Porträt einer Zeit geliefert haben, für die sie grösstenteils zu jung waren, um sie wirklich wahrzunehmen. Casper formuliert es einmal so: "Städte, Landschaften Wohnungen, Strassen repräsentierten die Topografie seiner Literatur. Das Interessante liegt in der Welt, nicht in einem selbst. Das ist das Amerikanische an dieser Prosa, das Setting, die Szenerie, die Stimmung, die ausdrückt, was in den Menschen vor sich geht." Zoë schreibt: "Schreiben war bei ihm immer auch Schreiben gegen den Schmerz, der Versuch mit Worten Ordnung zu schaffen, immer fragend, nie wissend. Er hatte sich bis zum Schluss einen staunenden, unverstellten Blick auf die Welt bewahrt."

Fazit: Berührende Erinnerungen, die eine Lebenshaltung ehren, die selten ist.

Zoë Jenny / Caspar Jenny
Die Nachtmaschine
Matthyas Jenny: Ein literarisches Leben
Zytglogge, Basel 2024

Wednesday, 11 December 2024

Wer stört, muss weg!

Meine erste Reaktion auf diesen Titel war: Das ist doch klar! Schliesslich will jedes System möglichst reibungslos funktionieren. Warum sollten Universitäten da anders sein? Sicher, sie definieren sich anders, behaupten, sie stünden für Meinungsfreiheit. Doch wer mit auch nur ein bisschen Lebenserfahrung glaubt eigentlich den Selbstdeklarationen, den Absichtserklärungen, der Propaganda? Man lese etwa, was Nestlé oder die CIA von sich behaupten.

Andererseits, und davon handelt Wer stört, muss weg! Die Entfernung kritischer Professoren aus der Universität von Heike Egner und Anke Uhlenwinkel, beide Universitätsprofessorinnen, ist eine Universität eben doch etwas anderes als ein Industrieunternehmen oder ein Geheimdienst, denn da wird Wissenschaft betrieben und das meint: Das Hervorbringen unangenehmer Wahrheiten ist ihre Aufgabe, die Werturteilfreiheit Pflicht. Die Realität sieht anders aus? Sowieso. Heute kommt die Meinung zuerst, die Ideologie macht sachliche Kontroversen unmöglich. So habe ich in Esther Bockwyts WOKE gelesen, dass das Bildungsministerium in Oregon, USA, den Lehrern ein Training in "Ethnomathematik" nahelegte. "Lehrer sollten im Unterricht darlegen, dass Mathematik dazu dient, kapitalistische, imperialistische und rassistische Ansichten zu unterstützen."

Als Heike Egner und Anke Uhlenwinkel begannen Daten zu sammeln (sie wollten untersuchen, ob es sich bei den Entlassungen von Hochschuldozenten um Einzelfälle handelte) gingen sie davon aus, "dass eine Entlassung selbstverständlich erst nach Abschluss adäquater Prüfverfahren erfolgt sein wird. Dem ist nicht so." Mich selber erstaunt das wenig, vielmehr fühlte ich mich an die Geschichte des Herausgebers des "Spectator" erinnert, der in Tony Blairs innerem Kreis Mäuschen spielen durfte, als es um die Entscheidung ging, ob Grossbritannien an der Seite der USA in den Irak einmarschieren sollte – weder wurden Expertenmeinungen eingeholt, noch wurde debattiert. Der Entscheid war längst gefallen, es ging nur darum, die Begründung nachzuliefern. 

Die Freiheit der Wissenschaft ist ein Grundrecht, also dauerhaft, beständig und jedem anderen Recht vorgeordnet. Mit anderen Worten: Die Wissenschaftsfreiheit ist verfassungsrechtlich garantiert. "Die Wissenschaft selbst ist keine demokratische Angelegenheit – die Wahrheit lässt sich eben gerade nicht durch Zustimmung einer Mehrheit finden, sondern stellt sich möglicherweise genau als das heraus, was von den Meisten als undenkbar empfunden würde."

Dass ihr Wissenschaftsverständnis "eine Idealisierung darstellt, eine Imagination, die sich auf diese Weise im eigenen Erleben nie hat realisieren können", wissen die beiden Autorinnen. Dass sie trotzdem darauf beharren, ehrt sie nicht nur, sondern gehört unterstützt, auch weil das Ringen um die Wahrheit zu den wesentlichsten Bemühungen der menschlichen Existenz gehören sollte. Zudem: So recht eigentlich verdanken wir der Wissenschaft jeden Fortschritt der Menschheitsgeschichte.

Die Untersuchungen von Heike Egner und Anke Uhlenwinkel ergaben, dass die angegebenen Gründe für die Entfernung in der Person des Professors oder der Professorin liegen. Ein Beispiel: Liefert ein Student eine ungenügende Leistung, kommt es regelmässig zu Konflikten, da der Student den Fehler nicht bei sich sieht, sondern in der Böswilligkeit der Professorin. "Die Psychologie kennt dieses Muster als 'selbstwertdienliche Verzerrung': Erfolge schreibt man sich selbst zu, während Misserfolge an anderen oder an den Umständen liegen." Das weiss man allerdings auch ohne Psychologie.

"Pointiert formuliert, wird hier ein 'Recht auf Zertifikat' eingefordert." Diese Anspruchshaltung ist typisch für unsere Zeit; Rechte zu haben ist uns selbstverständlich, Pflichten eher weniger. Jedenfalls in der westlichen Welt. Meine Erfahrung in China war ganz anders, dort hat man nur Pflichten.

Ist es vielleicht eine Frage der Generationen? Darauf eine klare Antwort zu geben, wäre zwar unwissenschaftlich, doch vermutlich trotzdem wahr. Fest steht, dass die Generation Y (Geburtsjahrgänge ca. 1980 bis 1995) erwartet, bei ihrer Karriereorientierung unterstützt zu werden, "was gleichzeitig auch bedeutet, dass die Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln zurückgewiesen wird." Besser kann man das heutige Selbstverständnis vieler (und nicht nur dieser Generation) kaum charakterisieren.

Heike Egner und Anke Uhlenwinkel gehen noch auf viele andere Aspekte ein, die für mein Dafürhalten letztlich alle Indizien für ein grundsätzliches Phänomen liefern, das über die Wissenschaft hinausgeht und für die ganze Gesellschaft relevant ist. "Es scheint, als müssten wir Gesellschaft neu erfinden. Und dabei auch ganz grundsätzlich die Frage stellen, welche Wissenschaft wir wollen." Eine andere Variante wäre, den Menschen neu erfinden, indem wir uns auf Charakterbildung konzentrieren. Ob man da allerdings einen Konsens findet, ist heutzutage mehr als fraglich,

Heike Egner / Anke Uhlenwinkel
Wer stört, muss weg!
Die Entfernung kritischer Professoren aus Universitäten
Westend, Neu-Isenburg 2024

Sunday, 8 December 2024

Amerika 1930

Dieses Buch handelt von dem fast sechsmonatigen Aufenthalt von Otto Scheid 1930 in den Vereinigten Staaten. Otto Scheid, 1901 in Maria Enzersdorf bei Wien geboren, studierte an der TU Berlin-Charlottenburg Metallurgie und zeigte sich so begabt, dass sein Professor ihn auf seine Amerika-Tournee mitnehmen wollte. Da der Professor zur Abfahrt aus Bremerhaven nicht erschien, trat Otto die Reise alleine an, allerdings ohne ein Wort Englisch zu können.

1930, das war die Zeit der great depression, wie die Weltwirtschaftskrise in Amerika genannt wird, die gekennzeichnet war durch eine gewaltige Arbeitslosigkeit. Otto Scheid schreibt kaum davon, er war selber auf Arbeitssuche und schildert diese sehr amüsant.

"Was die Zeit um 1930 so bedeutungsvoll macht, sowohl in Europa, in Amerika wie auch weltweit, sind die vielen Veränderungen durch den fortschreitenden Erfolg von technischen Erfindungen und die darauf folgenden politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Otto beschreibt in seinen Briefen genau diese dynamischen Spannungen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft.", so Andreas Maleta im Vorwort.

Andreas Maleta war Korrespondent in Ägypten und Indien (für wen erfährt man nicht), lebte später in den USA und erhielt vor einigen Jahren die Briefe von Otto Scheid zur Ansicht. Diese Briefe bilden die Grundlage zu diesem Buch. Amerika 1930 ist jedoch weit mehr als eine Zusammenstellung dieser Briefe, denn Autor Maleta liefert nicht nur Kontext, sondern zeigt auch erhellende Übereinstimmungen von Scheids Eindrücken mit den Reiseberichten von Alexander Roda Roda, Egon Erwin Kisch und Vicki Baum.

Scheids Ankunft gestaltete sich katastrophal; ihm fehlte die nötige Kaution von US$500, von der er gar nicht wusste, dass er sie beizubringen hatte, und so landete er auf Ellis Island, wo die Ankömmlinge als Eindringlinge behandelt und ihnen klar gemacht wurde, dass die Amis die Grössten und Besten sind, und es ein Privileg ist, ins Land gelassen zu werden.

Es versteht sich: Wir alle gehen mit Erwartungen durch die Welt, bewussten und unbewussten. "Entgegen meiner Erwartung sind die Menschen hier recht unfreundlich und stellenweise auch ziemlich ungastlich. Alles geht hier nur um den Dollar, Dollar und wieder Dollar! Es ist ein sehr angestrengtes Leben, das die Leute hier führen." Als er später Kuba besucht, notiert er: "Eine recht kämpferische Bevölkerung, aber im persönlichen Kontakt von einer geradezu lächerlichen Höflichkeit, besonders auffallend, wenn man sich an amerikanische Sitten schon etwas gewöhnt hat."

Was ihm  auch gleich zu Beginn auffällt (es sind zumeist diese ersten Eindrücke, die besonders aufschlussreich sind): Dass niemand zu Fuss geht, dass niedrigste Arbeiten genau so geschätzt werden wie höhere, dass alles immer ganz schnell gehen muss. Doch er bemerkt auch: "Alles geht hier eilig, alles im D-Zug-Tempo und trotzdem haben die Leute hier immer zu allem Zeit. Ich glaube, die Eile ist mehr Mache und zur Gewohnheit geworden als tatsächliche Notwendigkeit."

Die für einen gebildeten Europäer eher ruppigen Umgangsformen der Amerikaner behagen ihm nicht. Am Kaugummikauen stösst er sich besonders. "Die allgemeine Volksnahrung ist der Kaugummi, dieser ist in der Subway besonders beliebt. Mit geschlossenem Mund murmelt jeder irgendwas Unverständliches vor sich hin oder schaut in seine Zeitung – auch die Frauen."

Vieles an Amerika ist Show, der wichtigste Export des Landes Hollywood Und so klaffen Vorstellung und Realität oft auseinander. "Die Freiheitsstatue ist anscheinend auch nur zum Anschauen von Frankreich geschenkt worden, den inneren Sinn haben die Amerikaner nicht kapiert."

Dass es damals schon Fastfood Restaurants gab, von Scheid als Schnellspeisehäuser bezeichnet, erstaunt mich. Ebenso, dass es schon damals amerikanische Sitte war, vermeintliche Belästigungen sofort bei der Polizei zu melden. "Es gibt hier viele Frauen, die von Erpressungen dieser Art leben." Verblüfft hat mich auch, dass die Columbia University in New York von einer Stiftung aus Banken finanziert wurde.

"Nun ja, in Amerika erzählt man bei allem immer, was es gekostet hat." Und so notiert er, was die Dinge kosten (in Klammern wird jeweils angegeben, wieviel das heute wäre), stellt ständig Vergleiche an, wie das natürlich alle tun, jedoch selten jemals so sympathisch und unprätentiös. In Cleveland notiert er: "Mein Häuschen ist umgeben von einem Garten, ich wohne da im 1. Stock, nicht mehr im zehnten, sehe sogar ins Grüne, wo Palmen wachsen und im Schatten schwarze Frauen Wäsche glätten. Das könnte auch in Afrika so sein, war zwar nie dort, jedenfalls ist es hier ebenso heiss."

Dieses reich bebilderte Amerika 1930 beleuchtet ganz viele Aspekte und geht dabei weit über ein historisches Dokument hinaus, denn vieles, was Otto Scheid einst wahrgenommen hat, gilt auch heute noch, wenn auch nicht nur in Amerika. "Das ganze Gesellschaftsleben trägt den Charakter hinterlistiger Verlogenheit: nach aussen hin feudal vornehm." Was im Übrigen ganz besonders für dieses Werk spricht, ist, dass der Autor sich herrlich unverblümt ausdrückt – zum Diplomaten hätte er wenig getaugt, dafür war er viel zu "normal". Man ist froh drum!

Andreas Maleta
Amerika 1930
ZEITENWENDE
Reise zur einer Weltmacht im Entstehen
Die Beobachtungen eines Wieners aus Berlin
in der Weltwirtschaftskrise
Ibera Verlag, Wien 2024

Wednesday, 4 December 2024

"Sagen, was ist"

Wir leben in verwirrenden Zeiten. Das sagt jeder (Frauen, Männer und Non-Binäre). Und jeder meint damit etwas anderes. In meinem Falle heisst das: Die Welt meiner Jugend, in der für mich Begriffe wie Demokratie, Bildung, Rechtsstaat, Journalismus als sogenannt vierte Gewalt, selbstverständlich waren, gibt es für mich nicht mehr. Ich bin mittlerweile alt genug (Jahrgang 1953), um Schopenhauers Einsicht bestens nachvollziehen zu können: "Erst im späten Alter erlangt der Mensch ganz eigentlich das horazische nil admirari, d.h. die unmittelbare, aufrichtige und feste Überzeugung von der Eitelkeit aller Dinge und der Hohlheit aller Herrlichkeiten dieser Welt: die Chimären sind verschwunden."

Die Wahrnehmung der Autorinnen und Autoren dieses Bandes ist eine andere. Sie behaupten – gescheit, nachdenklich, differenziert und eloquent – die Relevanz der Medien als kritische Instanz. "Es geht also um Kritik. Und wo Kritik ist, da ist Aufklärung. Wo Aufklärung ist, ist Einsicht. Wo Einsicht ist, kann an der Beseitigung von Missständen gearbeitet werden. So gesehen, ist 'sagen, was ist', eine nützliche, ja notwendige Voraussetzung für die Verbesserung der herrschenden Zustände. Oder etwa nicht?" Soweit Franziska Augstein. Dieses traditionelle Journalismus-Verständnis, so kommt es mir vor, hat sich überlebt, taugt nicht mehr. Schliesslich haben die Medien in Sachen Trump hervorragende Aufklärung geleistet, der Mehrheit der amerikanischen Wähler (so es denn mit rechten Dingen zugegangen sein sollte) war ihr Wissen über den Mann jedoch egal. Mit anderen Worten: Sachliche Aufklärung macht in der Politik kaum einen Unterschied; die Leute wählen nicht aufgrund von Informationen, sondern von Emotionen – und die haben sich bei den meisten, nicht nur den Amerikanern, seit dem 12ten Altersjahr kaum weiterentwickelt.

Solange wir uns an einem Menschenbild orientieren, das in keinster Weise der Wirklichkeit entspricht (wir sind keine von der Vernunft geleitete Wesen, sind mit den Möglichkeiten der modernen Welt heillos überfordert), wäre das kritische Nachfragen (ein Kernelement des Journalismus) in der Tat eine gute Sache, doch der Mensch ist triebgesteuert und emotional und, falls mit Verstand ausgestattet, benutzt er diesen zur Rechtfertigung seiner impulsiven Entscheide. Und obwohl dieser Band wirklich guten Journalismus liefert, inklusive Quellenangaben, fundamentale Fragen stellt er nicht. Damit meine ich die ständigen Hinweise darauf, dass wir in einer demokratischen Gesellschaft leben, ohne sich auch nur einmal zu fragen, ob das eigentlich stimmt. Im Kapitalismus regiere nicht das Volk, sondern das Geld, meinte einst Horst Herold, ehemals Chef des BKA.

Nichtsdestotrotz: An der kritischen Auseinandersetzung fehlt es nicht. So weist etwa Armin Wolf auf Jay Rosens "Both-Sidesism" (2020) hin, worauf Sanitsuda Ekachai von der "Bangkok Post" allerdings bereits 2008 aufmerksam gemacht hat. Folgenlos, so weit ich weiss. Auch wird man auf Konzepte wie "Constructive Journalism" und "Friedensjournalismus" aufmerksam gemacht. So ziemlich alles, so mein Eindruck, das heutzutage öffentlich diskutiert wird, kommt in diesem Band vor. Zum Schönsten gehört für mich, was Anton Troianovski 2012 im Süden der Vereinigten Staaten erlebt hat ... doch lesen Sie selbst, es ist eine ganz wunderbare Geschichte.

Gelegentlich wähnte ich mich bei der Lektüre in den Schulunterricht zurückversetzt. Etwa, wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich wissen müsse, was in den sozialen Medien so abgeht (Nicole Diekmann), da sonst Recherche nicht möglich sei. Keine Frage, sie hat Recht, sofern man davon ausgeht, es dürfe möglichst nichts ausgelassen werden. Also auch die Frage, was 'in depth' und was 'investigativ' sei (Elisa Simantke). Nun ja, zu unterscheiden, was wesentlich und was unwesentlich ist, war schon immer schwierig, und wird zumeist recht willkürlich beantwortet. Diesbezüglich ist der Mensch verblüffend stabil.

"Sagen, was ist" ist auch ein Buch über das journalistische Selbstverständnis, das sich auf das Grundrecht der Pressefreiheit beruft. Georg Mascolo schreibt dazu: "Denn was im Grundgesetz so grossartig aufgeschrieben und garantiert worden war, das war leider noch lange nicht in den Köpfen so vieler angekommen." Mir scheint allerdings eher, dass es höchstens in den Köpfen, doch leider nicht in den Herzen angekommen ist, also gar nicht.

Bei der Fotografie, mit der ich mich viele Jahre intensiv auseinandergesetzt habe, ist alles – wie im Journalismus – schon da, nur der Rahmen fehlt: Was nehme ich rein, was lasse ich raus? "Augsteins Credo ernst zu nehmen, bedeutet übrigens auch, nicht zu sagen, was nicht der Rede wert ist. Also auf Meldungen zu rein destruktiven, sinnlosen, gedankenlosen Beiträgen zu verzichten." (Melanie Amann).

"Sagen, was ist" wird in diesem Band ganz unterschiedlich interpretiert. Was Augstein wirklich gemeint hat; Der Satz stammt gar nicht von ihm; Was der Satz heute bedeutet. Das Übliche also. Meine eigene Sichtweise geht so: Man muss neugierig sein, hinschauen, wirken und sich setzen lassen, was man registriert hat. Auch seinen Verstand einzusetzen gehört zum Feststellen von dem, was ist. Kontext hingegen nur beschränkt, denn der ist immer konstruiert. Das sehen einige in diesem Band anders, sie finden, das reiche heute nicht mehr. So interessant und anregend sich die Ausführungen von Wolfgang Blau, Christian Stöcker und Christina Elmar auch lesen, nur wer sich aufs nüchterne Hinsehen und Benennen dessen, was sich ihm oder ihr offenbart, zu beschränken weiss, versteht, worum es im Leben geht – um das, was ist.

"Sagen, was ist" ist spannend zu lesen und sehr informativ – eine exzellente Auseinandersetzung darüber, was unter seriösem Journalismus zu verstehen ist. Dazu gehört, dass man eigene Fehler nicht unter dem Tisch kehrt (siehe dazu etwa den Beitrag von Sonia Mikich); dazu gehören würde allerdings auch eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit "Storytelling", ein Format, bei dem die gute Geschichte oft wichtiger ist als die Wahrheit (man denke an Claas Relotius).

Dies einige Aspekte dieses verdienstvollen Sammelbandes (eine Gesamtwürdigung gehört in berufenere Hände), der von sympathischen Reminiszenzen des Herausgebers Volker Lilienthal eingeleitet wird und ziemlich umfassend Auskunft gibt über Medien- und Zeitfragen. Besonders erfreulich ist, dass viele Beiträge sich wiederum auf andere Beiträge beziehen und damit deutlich gemacht wird, dass Journalismus immer auch ein Austausch, ein Dialog ist.

Fazit: Eine sehr gut geschriebene, bestens dokumentierte Bestandesaufnahme des gegenwärtigen Journalismus, die überzeugend illustriert, dass Medienleute zwar nicht unvoreingenommen sind, was sie jedoch nicht daran hindert, sich darum zu bemühen. Kurz und gut: Überaus nützliche Aufklärung.

Volker Lilienthal (Hrsg.)
"Sagen, was ist"
Journalismus für eine offene Gesellschaft – Rudolf Augstein zum 100. Geburtstag
Herbert von Halem Verlag, Köln 2024

Sunday, 1 December 2024

Die Gesellschaft der Opfer

Der Titel der französischen Originalausgabe, Je souffre donc je suis. Portrait de la victime en héros (Ich leide also bin ich. Porträt des Opfers als Held) bringt für mich besser als der deutsche Titel auf den Punkt, wovon dieses Buch wesentlich handelt. Nur eben: "Ich leide, also bin ich" stand nicht zur Verfügung, denn so hiess bereits ein früherer Titel. Doch so recht eigentlich geht dieser ungeheuer dichte Text weit darüber hinaus und befasst sich mit Fragen der Würde, des Anstands, des Mutes, der Eigenverantwortung sowie der Zivilcourage.

Mensch zu sein ist sowohl Schicksal als auch Entscheid, schliesslich bestimmen wir mit, wer wir sein, wie wir leben und uns dem Leben gegenüber verhalten wollen. Dabei spielt auch die Kultur, in die wir hineingeboren werden, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Im Falle von Europäern und Amerikanern ist dies die christliche, welche die Heiden verdrängte, "die entsetzt waren über die Verherrlichung eines Gottes, der sich wie ein Sklave hatte kreuzigen lassen, um die Menschheit zu retten."

Der Philosoph und Romancier Pascal Bruckner, 1948 geboren, betrachtet uns als die Erben dieser Revolution, die sich in den letzten zwei Jahrtausenden für die Entrechteten eingesetzt, dabei jedoch auch die Pose des Opfers hervorgebracht hat. Am ausgeprägtesten wird die Opferrolle in den reichen Ländern gepflegt, wo die Unzufriedenheit besonders gross scheint.

Der Mensch leidet, sucht Erklärungen, zu mehr als Rechtfertigungen reicht es jedoch nicht. "Sämtliche Religionen sind mit Sinn erfüllt, sie sind nur dazu da, Kummer, Trauer und Tod erträglich zu machen, indem sie sie einem höheren Plan zuschreiben." Die Kirchen mögen heute oft leer sein, das Bedürfnis nach Sinn gibt es jedoch nach wie vor. Auch Pascal Bruckner bemüht sich mit seinen Welterklärungen darum, Sinn herzustellen, wobei er ausgesprochen traditionell argumentiert, also davon ausgeht, dass uns die Vergangenheit etwas über die Gegenwart lehren könne.

Selbstverständlich kann der Blick in die Vergangenheit hilfreich sein, auch weil er uns darauf aufmerksam macht, dass etwa die Moral des 17. Jahrhunderts, als es für wünschenswert galt, über seine Leidenschaften zu triumphieren, eine weit gesündere Lebenseinstellung war als der heute grassierende Narzissmus und Infantilismus, der sich auch darin zeigt, dass für jedes Missgeschick Schadenersatz in Millionenhöhe gefordert wird. Dass Anwälte und Gerichte dazu Hand bieten, zeigt einmal mehr, was das Recht vor allem ist: ein Business-Modell.

Es gehört zu den Charakteristika unserer Zeit, dass wir in Informationen ersaufen und grösstenteils verlernt haben, Wesentliches von Unwesentlichem, Richtiges von Falschem zu unterscheiden. Die vielen Beispiele, die Pascal Bruckner anführt, machen darüber hinaus deutlich, dass uns jede Verhältnismässigkeit abhanden gekommen ist. Da wird eine junge Schauspielerin, die im Alter von zwölf Jahren sexuell berührt wurde, mit einem Häftling in Auschwitz verglichen; da wird angesichts der Tatsache, dass die meiste Gewalt von Männern ausgeht, vollkommen ausser Acht gelassen, dass Frauen untereinander ebenso gewalttätig sind wie Männer gegen Frauen; da können die Juden tun, was immer sie wollen, sie werden immer im Unrecht sein.

In einem Klima von 'Fake News', die meist von denen produziert werden, die sich heftig darüber beklagen, wird die Wahrheit systematisch mit Lügen hintertrieben. Auch mit der Behauptung, in seinen Gefühlen verletzt zu sein, wird zunehmend Schindluder getrieben. Der Gipfel der Absurdität wurde mit dem Einmarsch in die Ukraine besiegelt, als Russland behauptete, sich gegen die dortigen Nazis und die Nato wehren zu müssen. "Russland will die Welt retten, während ein grosser Teil der Welt nur daran denkt, sich vor Russland zu retten."

Was auch immer uns zustösst – wir sind nicht nur dem Schicksal ausgelieferte Opfer, sondern auch aufgerufen, uns zu verhalten, zu positionieren, zu entscheiden. Bewusst zu entscheiden. Etwa zum Widerstand, indem wir zum Beispiel Gräueltaten mit der Kamera dokumentieren. "Doch das Bild  hat zwei Seiten: es schockiert und stumpft ab, sobald es durch andere Bilder ersetzt wird", so der Autor. Nur eben: Das stimmt so nicht, denn es gibt auch in der heutigen Bilderflut immer wieder solche, die uns bleiben. Warum das so ist, weiss ich nicht. Es kümmert mich auch nicht, mir genügt, dass ich es feststellen kann.

Die Gesellschaft der Opfer ist erhellend, vielfältig anregend und spannend zu lesen, ein luzides Porträt unserer (westlichen) Zeit, deren Bewohner sich wohl mehrheitlich als sensibel und am Leben leidend einstufen würden, jedoch hauptsächlich egozentrisch und wehleidig unterwegs sind. Darüber hinaus fühlen sich allzu viele ständig zu irgendetwas berechtigt, besonders natürlich die, denen ein Unrecht widerfahren ist und die sich deswegen quasi geadelt fühlen. "Die Märtyrer überbieten sich gegenseitig" lautet eine der Kapitelüberschriften.

Aussergewöhnlich an diesem Buch ist einerseits die beeindruckende Bandbreite des Wissens, die der Autor vorführt, und andererseits das originelle und überzeugende Zusammenführen ganz unterschiedlicher Wissensgebiete, von der sensualistischen Philosophie Condillacs zum deutschen Mystiker Angelus Silesius, für den es kein Warum gegeben hat, vom wütenden kleinen Beamten Putin zur Schriftstellerin Virginie Despentes, "die, als die Redakteure von Charlie Hebdo ermordet wurden, eine Liebeserklärung an die Brüder Kouachi anstimmte."

Die Gesellschaft der Opfer ist ein wesentliches Buch, das an vielen konkreten Beispielen aufzeigt, dass durch die Hölle zu gehen nicht bedeuteten muss, sich anschliessend mit seinem Opferstatus zu brüsten. Man denke etwa an Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker, die statt zu lamentieren und sich selber zu bemitleiden, ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen. "Das Unglück ist eine Tatsache, es hat keinen Sinn, einen Glauben daraus zu machen."

Fazit: Eine wohltuende Stimme der Vernunft in unseren Zeiten des Infantilismus und des egomanischen Irrsinns. Überaus hilfreich!

Pascal Bruckner
Die Gesellschaft der Opfer
Porträt des Erniedrigten als Held
Edition Tiamat, Berlin 2024

Wednesday, 27 November 2024

25 x die Schweiz

Diese Essaysammlung von Bruno Meier und Denise Schmid vom Verlag Hier und Jetzt soll erfreuen und nützen und will mehr sein "als die immer gleichen Mythen und Klischees zur Pflege eidgenössischer Denkschablonen", wie sie im Vorwort schreiben. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis macht nicht nur neugierig, sondern auch klar, dass man beim Lesen keiner Chronologie folgen muss, sondern sich rauspflücken kann, worauf man gerade Lust hat. Ich beginne mit "Biografien – oder weshalb sie sich verkaufen." Der Titel ist irreführend, denn natürlich wissen die beiden nicht, weshalb sich Biographien verkaufen (das kann man schlicht nicht wissen, denn auf Warum-Fragen, die das menschliche Verhalten betreffen, gibt es bestenfalls Mutmassungen, schliesslich ist der Mensch viel zu komplex, um sich selber zu verstehen), stattdessen informieren sie uns, welche Lebensgeschichten sich gut verkaufen, und welche weniger. Noch etwas genauer: Sie lassen uns an ihrer Erfahrung aus 25 Jahren Verlagsarbeit teilhaben. Und das ist interessant und aufschlussreich.

So recht eigentlich ist 25 x die Schweiz eine informative, originelle und überaus anregende Verlagsgeschichte, gut geschrieben und oft zum Schmunzeln einladend. Für jemanden wie mich, für den die Historie im Wesentlichen der zwar verständliche, aber auch irgendwie eigenartige Versuch ist, vollkommen disparate Ereignisse unter einen Hut zu bringen (und dabei ganz, ganz viel aussen vor zu lassen), und der mit den Büchern des Hier und Jetzt Verlages nicht vertraut ist, erweist sich dieses Buch als wahre Fundgrube. Das liegt auch daran, dass ich erst jetzt im Alter auf meine nähere Umgebung und die Schweiz neugierig geworden bin.

25 x die Schweiz ist vielfältig lehrreich, was auch an der Themenbreite liegt, die von der Gründung der Universität Basel vor mehr als 550 Jahren (eine der ersten Universitäten in Europa) über die Hotelpaläste, von denen die meisten zwischen 1870 und 1910 entstanden, bis zu den Sterbehilfeorganisationen reicht. Es liegt aber auch daran, dass Bruno Meier und Denise Schmid zeigen, dass Geschichte sehr unterhaltsam sein kann.

Erstaunlich fand ich (wie gesagt, für mich ist die Schweiz, obwohl ich hier aufgewachsen bin, irgendwie Neuland), dass es nirgends sonst derart viele Museen auf so engem Raum gibt. Wenn man es jedoch recht bedenkt, so ist das so erstaunlich nun auch wieder nicht, denn letztlich ist dies ja auch nichts anderes als eine Variante der Geldanlage, und davon verstehen die Eidgenossen bekanntlich einiges. Vielleicht verfügen sie aber auch über ein ausgeprägtes Sammeltalent. Dass es an der Kunstbegeisterung liegen könnte, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. 

Vielfältig Verblüffendes lernt man in diesem Buch. Für mich gehört dazu, dass die Schweiz viele Nobelpreisträger (die meisten pro Kopf) hervorgebracht hat, doch keine herausragenden klassischen Musiker. "Wer kennt noch den in Lachen und Schwyz aufgewachsenen Joachim Raff (1822-1888), Komponist von fünf Opern, elf Symphonien und unzähligen weiteren Werken?" Ich!, jubelt es stolz in mir. Zugegeben, das ist reiner Zufall, denn weder kenne ich mich mit klassischer Musik aus, noch wusste ich, dass Raff Schweizer war. Unverzüglich greife ich zu seiner Symphonie Nummer 9.

"Die Schweiz ist kurz gesagt ein stockbürgerliches Land", konstatieren die Autoren von "Wer regiert die Schweiz". Doch worin liegt der wirtschaftliche Erfolg dieses kleinen Landes ohne nennenswerte Rohstoffe begründet? "... eine Mischung aus Glück und Verstand, solidem Bildungswesen, Rechtssicherheit, sozialem Frieden, einem offenen politischen System mit wirtschaftsfreundlichen Strukturen und der Lage mitten im brummenden Wirtschaftsraum Europas." Wie ein offenes politisches System (was auch immer das sein mag) und Rechtssicherheit zusammengehen, ist mir allerdings ein Rätsel.

Die Schweiz sei ein fragiles Gebilde, lese ich, umso erstaunlicher also, dass es die zahlreichen Gräben und Spaltungen im Verlaufe seiner Geschichte überstanden habe. In der Tat! Allein die verschiedenen Sprachen, die ja mit einer jeweils eigenen Mentalität einhergehen, machen ein friedliches Zusammengehen nicht ganz einfach. Ob das allerdings als grossartige Integrationsleistung gesehen werden sollte, da bin ich mir nicht so sicher. Ich selber halte das Schweizer Modell eher für eine Form des weitestgehend indifferenten Nebeneinander, hauptsächlich verbunden durch wirtschaftliche Vorteile.

Mein Lieblingsessay in diesem Band ist "Das Birchermüesli: Weltanschauung zum Frühstück." Es handelt von den drei Schweizer Nationalspeisen Käsefondue, Rösti und Birchermüsli, wobei mich die Charakterisierung des Käsefondue – "eine schwer im Magen liegende Käsesuppe, die mit Brot verzehrt wird"; "die eigensinnige Schweizer Kalorienbombe" – Tränen lachen liess.

25 x die Schweiz ist eine sehr ansprechende Verlagsgeschichte, die mir anhand zahlreicher, die Neugier weckender Bücher Aspekte der Schweizergeschichte zeigt, über die ich mir noch gar nie Gedanken gemacht habe. Theoretisch wusste ich zwar immer schon, dass die Schweiz spannender ist, als man gemeinhin so denkt – dieses Buch führt es mir vor.

Bruno Meier, Denise Schmid
25 x die Schweiz
Eine Zeitreise
Hier und Jetzt, Zürich 2024

Sunday, 24 November 2024

Dissonanzen

So ein Schmarren, dachte es so in mir, als ich im Vorwort las: "Ja, ich fühlte die Pflicht, meine Gedanken an die weiterzugeben, die nach mir kommen werden." Bücher schreibt man nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Eitelkeit (Titel wie 'Die Inspektion von Benazir Bhutto' {die gar nicht auftaucht}und 'Neu-Delhi, mein Imbiss mit Kofi Annan' weisen darauf hin), und manchmal aus therapeutischen Gründen. Nichtsdestotrotz ist Dissonanzen ein gut geschriebenes, höchst aufschlussreiches Buch, das einem interessante, unterhaltsame und nützliche Einblicke verschafft. 

Der Chirurg Flavio del Ponte, Jahrgang 1944, stammt aus dem Tessin, wo er am Krankenhaus von Cevio berufliche Erfahrungen sammelte, bevor er seine erste Mission im gabunischen Lambarene antrat, wo er auch Lepra-Patienten zu behandeln hatte. "Ich war mit dem Thema Lepra nicht vertraut und griff zu den Büchern, die ich bei mir hatte, aber ich fand nur spärliche, bruchstückhafte und sogar widersprüchliche Informationen." Auch lernte er die Nächte des Tropenwaldes kennen – "es rumpelt, ruft, heult, schreit, zischt und vibriert bedrohlich."

Dissonanzen ist faszinierend zu lesen, auch weil Flavio del Ponte eindrücklich aufzeigt, wie menschlich es in der Medizin zu und her geht. So gestalten sich etwa die Verhältnisse in einem afrikanischen Krankenhaus, wo die Angehörigen sich mit der gesamten Küchenbatterie neben dem Bett der Kranken installieren, entschieden anders als in Europa; gehört der Umgang mit Emotionen auch für Chirurgen zu den grössten Herausforderungen. "... beobachtete ich die Anästhesistin, die dabei war, den Kleinen zu intubieren, und stellte fest, dass auch ihre Hände zu zittern begannen. Nun, genau in diesen Sekunden hörte mein Zittern ganz plötzlich auf ...".

Von 1983 bis 1986 war der Autor mit dem Schweizerischen Roten Kreuz in Kambodscha, Vietnam und Laos. Da sprechen zwar einige Französisch, doch beileibe nicht alle. Wie kam er da zurecht? "Überall auf der Welt, wo es keine gemeinsame gesprochene Sprache gibt, gibt es immer die des Körpers, die wir Europäer ganz natürlich und unbewusst verwenden, ohne sie zu kennen oder gelernt zu haben. Wir sind uns weder ihrer Ausdruckskraft noch ihrer Fähigkeit bewusst, das auszudrücken, was wir, abgeschirmt durch unser Ego, über uns selbst ignorieren und wohl auch nicht mitteilen möchten." So hellsichtig und wahr das auch ist, es trifft nicht nur auf Europäer zu.

Zu den Herausforderungen in Kambodscha gehörte auch, dass es im Operationssaal keine Klimaanlage und keine Lüftung gab. "Bei Operationen, die länger als eine Stunde dauerten, mussten immer wieder die Kittel auf dem Rücken geöffnet werden, und die Pfleger fächelten uns mit Kartons Luft zu." Dissonanzen zeigt an ganz vielen Beispielen wie unterschiedlich sich das Leben trotz vieler Gemeinsamkeiten immer wieder abspielt.

Flavio del Ponte beschreibt die Ambiance dieser drei Länder sehr anschaulich, so dass ich mich gelegentlich vor Ort und mit dabei fühlte. Ich habe selber einige Jahre in Südostasien verbracht und kenne Kambodscha, Laos und Vietnam aus eigner Anschauung. Auch macht er deutlich, dass obwohl die Menschen äusserlich ähnlich sind, ihre Mentalität oft sehr verschieden ist. Wie bei den Humanitären so üblich, wird er auch zu Botschaftsempfängen eingeladen und avanciert fast zum chef de cuisine an der französischen Botschaft in Vientiane.

In Rumänien kommt er als Projektleiter für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zum Einsatz und berichtet von einem fast gescheiterten Gipfeltreffen der Frankophonie. Mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ist er in Pakistan, Thailand, Somaliland Somalia, Kenia, Südsudan, Saudi-Arabien, Kuwait, Irak und Haiti unterwegs. Also in ganz unterschiedlichen Ländern, mit sehr verschiedenen Herausforderungen. Sehr zu schaffen macht ihm die Diskriminierung der Frauen ausserhalb des Krankenhauses; auch berichtet er erfreulich offen von durchgeführten "Heilversuchen" der Einheimischen mittels Gemüsepulver, Kamelkot, eingeweichten Früchten, zerquetschten Vögeln, Innereien und vielem mehr. "Ich gebe zu, dass es für mich persönlich eine völlig unerträgliche Situation gab und immer geben wird: der Anblick eines Gewirrs von weissen Würmern, Ascariden, die sich wie ein dichtes Gewirr von hungrigen kleinen Schlangen in der Bauchhöhle bewegen, weil der Darm perforiert ist."

Ständig wechselnde Einsatzorte bedeutet auch ständig mit neuen lokalen Eigenheiten konfrontiert zu werden. Das ist nicht nur spannend und anstrengend, sondern eröffnet auch vielfältige Möglichkeiten  in ein Fettnäpfchen zu treten. Etwa in Islamabad. "Ich ging hinein und sprach den Herrn am Staubsauger unverblümt auf Englisch an, dass ich eine Verabredung mit dem Nuntius hätte, und fragte ihn, ob er mir den Weg zeigen könne. Die Antwort kam auf Italienisch: 'Ich bin der Nuntius.'"

Im Alter von 50 Jahren wird del Ponte nicht nur UNHCR-Koordinator in Tansania, sondern auch 'Beobachter' der allgemeinen Wahlen in Südafrika (1994), "der ersten mit allgemeinem Wahlrecht nach Abschaffung der Apartheid." Er war von diesen Wahlen, die sehr diszipliniert und ohne grössere Zwischenfälle abliefen, sehr ergriffen. Es war in der Tat bewegend, doch wer etwas länger im Land war als das Beobachtermissionen üblicherweise sind (ich war als IKRK-Delegierter vor Ort in Kwazulu-Natal), hatte schon damals Zweifel, ob die hoffnungsvollen Anzeichen nicht täuschten. Was daraus geworden ist, ist leider wenig erhebend.

Zu den für mich stärksten Stellen dieses Werkes gehört die Schilderung des Völkermordes in Ruanda. Das Zentrum der humanitären Hilfe war Goma; des Autors Schilderungen der dortigen Verhältnisse riefen mir die Eindrücke von IKRK-Kollegen wieder ins Bewusstsein. Gespenstische Szenen, apokalyptisch, die Hölle auf Erden. Zu den surrealen Szenen dieser Zeit gehört auch del Pontes Besuch in der leeren Schweizer Botschaft in Kigali. "... die Computer waren  angeschlossen, Wasser und Licht in perfektem Zustand. Zudem fiel mir die Sauberkeit in den Räumen auf – unvorstellbar, dass hier seit Monaten kein Mensch mehr gewesen war."

Und nicht zuletzt: Humanitäre Hilfe, auch dies macht dieses Buch deutlich, besteht häufig darin, den Menschen zuzuhören sowie in endlosen Briefings, im Schreiben von Berichten und in der Kontaktpflege. So wie Bürokratien eben funktionieren.

Dissonanzen bietet instruktive und überaus gelungene Aufklärung, die sich durch imponierende Anschaulichkeit auszeichnet sowie durch ein faszinierendes Nebeneinander vom Amüsantem, Bewegendem und Aufwühlendem.

Flavio del Ponte
Dissonanzen
Das abenteuerliche Leben eines Chirurgen aus Leidenschaft
Westend, Neu-Isenburg 2024

Wednesday, 20 November 2024

"My" Japan (4)

Toyohashi

Koga

Koga

Taken with my Samsung Galaxy A6 beginning of May 2019.

Wednesday, 13 November 2024

Opferkunst

Heutzutage, wo fast alle Gewissheiten meiner Jugend (ich wurde 1953 geboren)  Wissenschaft ist bewundernswert (ihre grössten Kritiker sind selbst Wissenschaftler), Bildung ist nicht nur erstrebenswert, sondern zeichnet einen aus, und die Wahrheit, die gibt es. – von unreflektierten Gefühlen, die meist im Bauch verortet und bedauerlicherweise nicht als Magenverstimmung erkannt werden, hinweggefegt wurden, kann so recht eigentlich nur noch die Satire die Welt akkurat beschreiben. Und Jonathan Guggenberger tut das ausgesprochen gekonnt. "Wo (in einer Kolonie Pariser Künstler) Christian Boltanski den Boden seines Gartenateliers mit verblichenen Fotografien jüdischer Schulkinder gepflastert hatte, um sich für immer daran zu erinnern, dass sein Vater ein Überlebender war."

An der Kunstbiennale in Venedig geht der irische Performancekünstler Aaron Geldof an einem Kreuz in Flammen auf. Für die Freiheit Palästinas. Sein engster Vertrauter und Freund, der Kulturjournalist (die Free Palestine-Aktionen scheinen in der Abteilung Kultur mehr Aufmerksamkeit zu kriegen als in der Sparte Politik) Enzo Bamberger, soll den Vorgang erklären, denn es ist das Wesen der modernen Kunst, dass sie erklärt werden muss.

Enzo Bamberger (eigentlich Lorenz Knüppel, ein Name, so sein Vorgesetzter, mit zu wenig jüdischem Flair) war oft in Israel, wo er als Deutscher (als der er sofort erkannt wird) eher gelitten als geschätzt wurde, erinnert sich an seinen Freund Aaron. Bamberger hat wenig Sympathie für das deutsche "Erinnerungstheater", obwohl ihm der Satz der Kulturstaatsministerin "Kultur ist das Denklabor der Demokratie" gefällt.

Enzo (damals noch Lorenz) hatte Aaron kennengelernt, weil er in seine Schwester Kat verliebt war (sie jedoch hielt ihn für schwul), die Berlin provinziell fand. "Nicht nur, weil man immerzu vom 'Kiez' sprach, überall die gleichen Leute traf oder sich alles nur darum drehte, wer in welcher Beziehung zu wem stand. Nein, für Kat war Berlin provinziell, weil es sich weiterhin weigerte, erwachsen zu werden – es war kleingeistig, eingebildet und dabei noch quälend laut. Berlin war wie ein Barockkönig, eine zu gross geratene narzisstische Putte, die wahlweise den eigenen Nabel oder den eigenen Pimmel bestaunte."

Dann tritt Aaron in Enzos Leben und seine Wut weicht seiner Begeisterungsfähigkeit. "Mit Aaron war alles leicht und klar. Die elendigen Hindernisse verschwanden von selbst. Mein Leben schien mir nicht mehr nur Aufschub zu sein." Sehr schön, diese Beschreibung von Glück.

Der einflussreiche Galerist Michael Kelter, der alles verkörperte, was im Kunstbetrieb falsch war ("Seine sexuellen Aufdringlichkeiten, seine Übergriffe und seine widerwärtigen Machtspiele."), soll gestürzt werden. "Schon nach der ersten Begrüssungsrunde, in der ich einer der wenigen war, die sich mit männlichen Pronomen vorstellten ...".

Aaron outet sich als Jewish, Enzo ist erstaunt. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja nicht gewusst, dass Aaron einer von ihnen war – Kat eine von ihnen. Nicht mal nachgedacht hatte ich darüber. Warum auch? Solche Dinge wie Herkunft hatten für mich nie eine Rolle gespielt." Sagt der Deutsche, der sich als Jude ausgibt.

So sehr Opferkunst auch die deutsche Kunstszene persifliert, auch viele gesicherte Tatsachen kommen vor, auch wenn die Namen (womöglich aus juristischen Gründen) geändert wurden: "Die Kunstsammlerin und Mäzenin, die mit Hilfe des Nazi-Erbes ihrer Familie, des Zwangsarbeiterkapitals ihres Urgrossvaters, Willi Scherer, ein international renommiertes Kunstimperium errichtet hatte ...". Und so sehr die Lektüre auch zum Lachen reizt, die Absenz jeglicher Empathie mit den Opfern des 7. Oktober ist verstörend und erschütternd; die zur Schau getragene Unterstützung für die Palästinenser ist billig und soll in erster Linie als Beleg für eine einwandfreie moralische Haltung gelten.

Dass wir in einer Zeit, in der wir mit Informationen zugeschüttet werden, oft nicht mehr so recht wissen, wo wir stehen, was wir denken und glauben sollen, ist verständlich. Dass aber die Kunstenthusiasten nicht begreifen, dass die Terrorangriffe auf die westliche Kultur (in Israel war es ein Musikfestival, in Paris – Bataclan – ein Konzert, in Nizza war es ein Volksfest zum französischen Nationalfeiertag, in Berlin der Weihnachtsmarkt) auch all das zerstören will, was in der westlichen Kunstszene läuft, ist nicht nur peinlich, sondern letztlich auch logisch, denn Narzissten haben selten auch nur einen Schimmer von ihrer eigenen Destruktivität.

Jonathan Guggenberger
Opferkunst
Novelle
Edition Tiamat, Berlin 2024

Sunday, 10 November 2024

Der neue Kulturkampf

Mit Jahrgang 1953 gehöre ich der Nach-68er-Generation an, von der ich vor allem in Sachen Rock und Pop (und dem damit verbundenen Lebensgefühl) stark beeinflusst bin. Zu den positiven Errungenschaften dieser Generation gehört für mich das Zurückdrängen des Einflusses der katholischen Kirche, die unter anderem vorehelichen Sex als Sünde brandmarkte und mit Hölle und Fegefeuer drohte. Was Susanne Schröter in Der neue Kulturkampf über Islamisten berichtet, gemahnt nicht nur an diese lebensfeindliche Haltung, sondern macht mir auch bewusst, dass der Westen sich diesbezüglich positiv entwickelt hat, wenn auch hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen.

In meinen Jugendjahren fand ich die Idee des friedlichen Nebeneinanders der Kulturen faszinierend und attraktiv, heutzutage ziehe ich den nüchternen Blick der romantischen Schwärmerei vor. Der Mensch kann bekanntlich vieles glauben. So halten sich etwa in der Schweiz Leute im einen Dorf für definitiv nicht vergleichbar mit denen, die ein paar Kilometer weiter wohnen. Für mich läuft das unter Folklore, anderen ist bierernst damit. Dass Muslime zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterscheiden, ist für mich genauso jenseits von Gut und Böse; für diejenigen, die das anders sehen, ist meines Erachtens kein Platz in der westlichen Welt.

Was in deutschen Moscheen gepredigt wird, ist neben dem Überlegenheitsgefühl die Separation, so Susanne Schröter. Es gibt sogar Imame, die Mitglieder ihrer Gemeinde davor warnen, mit Nichtmuslimen Freundschaft zu schliessen. Auch ohne einschlägige Untersuchungen weiss man, dass Muslime mit Westlern nichts zu tun  haben wollen bzw. glauben, Nichtmuslime hätten sich gefälligst ihnen anzupassen. Dem Mann, der nicht von einer Ärztin behandelt werden will, sollte, wie ich finde, der Zutritt zum öffentlichen Gesundheitssystem verunmöglicht werden. Das geht juristisch nicht? Nun ja, westliche Gesetze sind nicht von Gott, sondern von Menschen gemacht, und könnten ohne weiteres (Juristen mit Macht auszustatten, ist ein Fehler, wie uns die Nazizeit gelehrt hat) geändert werden.

"Woke Ideologien entstammen den Universitäten", so die Universitätsprofessorin Susanne Schröter. Das erstaunt nicht wirklich, sind Universitäten doch Einrichtungen, in denen vielen der darin Beschäftigten allzu vieles zu Kopf steigt und diesen vernebelt. Man ist gut beraten, solche Leute nicht allzu ernst zu nehmen und seinen eigenen Weg zu gehen. "Ich liess mich auf das Wagnis ein, die akademische Blase sprachlich zu verlassen, und je besser ich verstanden wurde, desto zufriedener wurde ich mit mir."

Susanne Schröter tut das, was Immanuel Kant gefordert hat: Sie bedient sich ihres eigenen Verstandes. Viele sind dazu zu feige oder zu faul. Susanne Schröters Argumente sind Ausdruck des gesunden Menschenverstands, der allerdings immer weniger verbreitet scheint. Sadly, common sense is not very common.

Sie bezieht Position, spricht sich gegen die Verschleierung von Mädchen aus, argumentiert differenziert und nachvollziehbar, lässt sich auf Debatten ein. Sich mit einem Thema auseinanderzusetzen ist eben das, was Akademiker tun. Und das ist ein Problem, denn islamo-linke Aktivisten sind weder an der Auseinandersetzung noch an Debatten interessiert, für sie ist das ein Machtkampf bzw. ein Kulturkampf. Und das ist es in der Tat. Wer das akzeptiert, sucht nicht den Dialog, sondern den Widerstand, der auch, jedenfalls meiner Ansicht nach, darin bestehen sollte, sich den Aktivisten zu verweigern.

"Die überwiegende Mehrheit der Forscher hat sich darauf verständigt, den ungebremsten Zustrom von Zuwanderern nach Deutschland zu verteidigen und Steuerungsmassnahmen als Menschenrechtsverletzungen zu skandalisieren. Integrationsprobleme werden systematisch ausgeblendet oder der deutschen Bevölkerung zur Last gelegt. Meilenweit von den tatsächlichen gesellschaftlichen Problemlagen entfernt ist an den Hochschulen ein Paralleluniversum entstanden, dessen Protagonisten weitgehend um sich selbst kreisen."

Treffender kann man die akademische Welt und das Thema Migration kaum zusammenfassen. Nur eben: Was an den Universitäten, und speziell in den Geisteswissenschaften, so abgeht, hat mit der sogenannt realen Welt noch nie viel zu tun gehabt. Sich die Dissertationsthemen anzuschauen genügt. Mir scheint, die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verwerfungen (von Asylanten, die keine Asylgründe haben, zur Antirassismus-Industrie), zeigen so deutlich wie die Corona-Pandemie, dass der Mensch schlicht kein zivilisiertes Wesen ist, denn ein solches wäre wesentlich von der Vernunft geleitet.

Der neue Kulturkampf ist streckenweise schwere Kost. So ist es nicht gerade einfach, über die Gräueltaten der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober 2023 zu lesen. Es spricht sehr für Susanne Schröter, dass sie uns (und sich selber) damit konfrontiert. Wer in der Folge noch bereit ist, für solche Angreifer Partei zu ergreifen, ist eindeutig nicht richtig im Kopf und kommt (aus Gründen, die mit ihrem sogenannten politischen Engagement überhaupt nichts zu tun haben – Angst, Neid, enttäuschte Liebe etc.) mit dem Leben nicht klar. Wobei: Wer kommt schon mit dem Leben klar? Eben. Doch nicht alle machen dafür Andersdenkende verantwortlich, auch sind nicht alle deswegen aggressiv, bar jeden Anstands und von Hass durchdrungen.

Der neue Kulturkampf ist ein wichtiges Buch, weil es mir, an konkreten Beispielen, ganz vieles in Erinnerung ruft, das mir gar nicht mehr präsent ist, von dem ich aber gerne hätte, dass es mir präsent bleibt, wie etwa der Schwachsinn der postkolonialen Theorie. Oder die vielen selbstherrlichen Studenten (fast ausschliesslich bei den Geisteswissenschaften), die sich schon zu meiner Zeit (um bei den Kommilitoninnen zu landen oder sich von anderen abzugrenzen oder sich wichtig zu machen) jedem Ideologie-Schmarren verschrieben.

"Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit sind die Grundlagen unserer Demokratie." Wir müssen uns dafür wehren, meint Susanne Schröter. Mir selber ist das zu wenig (das beste Argument gegen die Demokratie sei ein zehnminütiges Gespräch mit einem Durchschnittswähler, meinte Churchill), mir scheint, es geht um weit Grundsätzlicheres. Zu fragen wäre etwa, ob Integration wünschenswert, ob eine pluralistische Gesellschaft möglich, ob Menschen mit völlig konträren, oft religiös geprägten Auffassungen nicht besser getrennt bleiben sollten. Doch das wäre ein anderes Buch ...

Fazit: Nötige und nützliche Aufklärung. Ein überaus wesentliches Buch!

Susanne Schröter
Der neue Kulturkampf
Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht
Herder, Freiburg°Wien°Basel 2024

Wednesday, 6 November 2024

Tokio Express

In der Bucht von Hakata werden die Leichen eines jungen Paares aus Tokio gefunden. Alles deutet auf einen Doppelselbstmord hin. Doch dann stösst Kommissar Torigai auf Ungereimtheiten. 

Autor Seichō Matsumoto, laut der Londoner Sunday Times "die japanische Antwort auf Agatha Christi", bedient sich einer einfachen und präzisen Sprache, die eine wunderbar nüchterne Atmosphäre kreiert, der etwas Magisches anhaftet. Kein Schnickschnack, keine Poesie, keine Bedeutungshuberei, sondern Klarheit. Dazu kommt ein erfreulich illusionsloser Blick auf die Welt. "Natürlich ist das absurd (dass ein Beamter wegen Fehlverhaltens befördert wird), aber Behörden sind absurde Orte."

Kommissar Torigai ahnt nicht etwa, dass etwas nicht so richtig stimmt, sondern stellt sich Fragen, die sich auf Lebenserfahrung gründen, die er dann beim Befragen seiner eigenen Tochter überprüft. Der Mann ist von Sachlichkeit geleitet und nicht etwa von einem sechsten Sinn.

Die junge Frau war geschieden und arbeitete als Serviererin, ihr Liebhaber war in einem Ministerium angestellt, das wegen Korruptionsvorwürfen in die Schlagzeilen geraten war. Doch wie kam es, dass die beiden die fünf Tage vor ihrem gemeinsamen Tod nicht gemeinsam verbracht hatten? Waren sie überhaupt ein Liebespaar gewesen?

Kommissar Kiichi Mihara von der Kriminalabteilung 11 der Polizei Tokio, die sich mit Wirtschaftskriminalität befasst, interessiert sich auch für den Doppelselbstmord. Torigai und Mihara tauschen sich über den Fall aus, wobei ihnen, da beide genuin neugierig und der Sache verpflichtet sind, bisher Nicht-Beachtetes auffällt. Die Herausforderung liegt im genauen Hinsehen, die Schlüsse daraus ergeben sich dann fast von selbst.

Genaues Hinsehen, und das macht Tokio Express deutlich, besteht darin, sich seiner eigenen Voreingenommenheit bewusst zu werden und alsdann entsprechend neutral die Dinge anzugehen. Dabei muss das Augenmerk den kleinen Dingen gelten. Wie sagen doch die Zen Buddhisten so treffend: Es gibt nur kleine Dinge.

Es ist diese schlanke Sprache, bar jeder Effekthascherei, die einerseits diesen Kriminalroman auszeichnet, und andererseits darüber hinausgeht, da sie grundsätzliche Stimmungen von universeller Bedeutung zu vermitteln weiss. "Unter den Leuten im Café erkannte er ein paar bekannte Gesichter. Alles war wie sonst, das Leben war weitergegangen wie immer, auch auf der Ginza dort draussen hinter der Scheibe. Nur er, Mihara, fühlte sich, als wäre er fünf oder sechs Tage aus dieser bekannten Welt gestossen worden. Keiner wusste, was ihn in dieser Zeit beschäftigt hatte, und es interessierte auch niemanden. Das war zwar natürlich, aber er kam sich seltsam einsam vor."

Tokio Express, diese gut erzählte Geschichte aus dem Jahre 1958, lehrt uns auf spannende und unterhaltsame Art und Weise uns mit unserer Voreingenommenheit zu konfrontieren – auf dass wir die Dinge so sehen wie sie sind. 

PS: Was übrigens auch für diesen Band spricht, ist das gut in der Hand liegende Format sowie die ansprechende Umschlagsgestaltung, denn schliesslich ist das Lesen auch eine sinnliche Erfahrung.

Seichō Matsumoto
Tokio Express
Kriminalroman
Kampa Verlag, Zürich 2024

Sunday, 3 November 2024

Die Lichtwandler


Eines schönen Tages, erschöpft von der Beschäftigung mit Klimakatastrophen, wendet sich die Journalistin Zoë Schlanger den Pflanzen zu, entdeckt eine ihr bis anhin unbekannte Welt und verliebt sich in sie.

Die Lichtwandler ist die Geschichte einer Faszination. Die Neugier und Begeisterung der Autorin ist ansteckend, denn wer sich intensiv mit der Natur auseinandersetzt bzw. sich auf sie einlässt, kann  Momente erleben, die selten und manchmal lebensverändernd sind. "Ein Aufflackern von Wirklichkeit." Mich erinnert dies auch an eine Beschreibung von Satori, das zur Folge haben kann, dass man zwar immer noch den gleichen Berg anschaut, doch plötzlich mit ganz neuen Augen.

Zoë Schlanger beginnt sich auf das Verhalten von Pflanzen zu fokussieren. Können sich Pflanzen überhaupt verhalten? Einige populärwissenschaftliche Bücher behaupten, sie können auch hören und fühlen. ja, sie seien intelligent. Die Wissenschaften reagierten ablehnend. Doch dann, möglicherweise infolge neuer Technologien, bekam die Vorstellung, Pflanzen seien weit komplexer als wir uns das bislang vorgestellt haben, neuen Auftrieb.

Die Pflanzen für sich zu entdecken, ist das Eine, diesen Pflanzen nachzuforschen das Andere. Das liegt daran, dass sich in jedem Wissens- und Forschungsfeld meist ganz viele Menschen tummeln, mit teils sehr gegensätzlichen Vorstellungen. Mit Begriffen wie "Pflanzenverhalten" und "Pflanzenintelligenz", so lernte Zoë Schlanger schnell, galt es vorsichtig umzugehen.

Mir selber ist dieses Phänomen vertraut. Als ich mich vor Jahren in das Nachdenken über Fotografie vertiefte, voller Neugier und Enthusiasmus, merkte ich bald einmal, dass ich in diesem Feld bei den sogenannt Etablierten nicht willkommen war, allerdings gab es auch einige. eigentlich immer ausserhalb der Institutionen, die von genuinem Interesse geleitet waren und mit denen ich bestens klar kam. Mir war das zu blöd, ich gab auf; Zoë Schlanger arrangiert sich, mit Gewinn.

Wir seien pflanzenblind, so die Autorin, können oft Buchen nicht von Birken, Weizenähren nicht von Roggenähren unterscheiden. Das liegt an der europäischen Art zu denken, das geprägt ist vom Teilen und Unterscheiden. Andere Kulturen denken anders. "Bei den Canela, einer indigenen Gruppe in Brasilien, sind Pflanzen Teil der Familienstrukturen (...) Die Pflanzen seien die 'jüngeren Brüder' der Welt, geschaffen gleich nach den 'älteren Brüdern', den Kräften des Windes, des Gesteins, des Regens, des Schnees und des Donners."

Es sind unsere Prägungen, die unsere Wahrnehmung und somit unser Leben bestimmen. Doch diese Prägungen sind nicht in Stein gemeisselt, sie können sich ändern. So begann man in den 1960ern "'Geist' und 'Verstand' als etwas zu begreifen, dass man wissenschaftlich untersuchen konnte, indem man nicht das Gehirn, sondern das Verhalten des Menschen beobachtete." In gleicher Weise begann man die Pflanzen zu studieren; seither gibt es in der Botanik zwei Lager. Das eine findet, "es sei höchste Zeit, unsere Vorstellung von Bewusstsein und Intelligenz so zu erweitern, dass sie auch die Pflanzen umfasst, während ein anderes Lager diesen Weg für unsinnig hält. Weitaus mehr Botanikerinnen und Botaniker stehen hier in der Mitte, leisten still bemerkenswerte Arbeit und warten ab, was aus dieser Debatte wird. Ich teile ihre Einschätzung."

Zoë Schlanger vertieft sich in die Botanik und lässt uns an ihrer Faszination für das viele Neuentdeckte teilhaben. Ich lasse mich gerne von ihrem Enthusiasmus infizieren. "Die meiste Freude bereiten mir allerdings Bücher, die nicht als Auftragsarbeiten, sondern eindeutig aus einer Leidenschaft entstanden sind." Dabei stösst sie immer wieder auf Staunenswertes, etwa dass eine Wurzelhaube sowohl Feuchtigkeit und Nährstoffe wie auch Hindernisse und Gefahren erkennt. Wird diese Haube abgetrennt, wächst sie nach einiger Zeit nach.

 Die Lichtwandler ist jedoch nicht nur ein Buch davon Wie Pflanzen uns das Leben schenken, es ist so recht eigentlich ein sehr grundsätzliches Werk darüber, wie wir Menschen zu Erkenntnissen gelangen, die unser Dasein auf dem Planeten Erde prägen. "In keiner Weise ist es das Ziel der normalen Wissenschaft, neue Phänomene zu finden; und tatsächlich werden die nicht in die Schublade hineinpassenden oft überhaupt nicht gesehen". zitiert die Autorin Thomas Kuhn.

Diese Haltung des Bewahrens bzw. des Widerstandes gegen Veränderungen gehört zu den herausragendsten Charakteristika des Menschen, der sich nur ändert, wenn er muss. So erfährt etwa die Vorstellung, Pflanzen könnten ein Bewusstsein haben, zum Teil heftige Ablehnung, denn sie rüttelt an unserem Weltbild. "Ob Pflanzen intelligent sind oder nicht, ist letztlich keine wissenschaftliche, sondern eine soziale Frage." Und genau deswegen ist auch der Widerstand gegen intelligente Pflanzen so gross, denn wenn wir die Dinge so sehen würden wie sie sind, könnten wir nicht mehr so leben wie wir es tun.

Der Mensch sucht nach Halt und Orientierung, hat er diese einmal gefunden, so lässt er in der Regel nicht mehr davon. Es gibt Ausnahmen, es sind zumeist diejenigen, die etwas Neues dermassen fasziniert, dass sie vom Alten lassen. Es sind aber auch die, welche auf die eine oder andere Art gezwungen werden, eine destruktive Lebensweise aufzugeben. Nicht nur Menschen, sondern auch Pflanzen, wie der sowjetische Agrarwissenschaftler Nikolai Iwanowitsch Wawilow nachwies. So wehrte sich der durch Ausrottung gefährdete Roggen, indem er die Bauern zu täuschen begann – und so überlebte.

Unser angelerntes Denken führt in die Zerstörung. Diejenigen, die sich zu sehen und zu fühlen erlauben, wissen das. Es gilt, uns von der gängigen Weltsicht, die von Gewinnern und Verlieren schwafelt, zu verabschieden, und zu erkennen, was so recht eigentlich ganz leicht erkannt werden könnte. "Jede einzelne Pflanze ist das Produkt unvorstellbaren Glücks und unglaublichen Einfallsreichtums. Haben Sie das einmal verstanden, können Sie dieses Wissen nicht mehr rückgängig machen. In Ihrem Denken hat sich ein neues moralisches Feld eröffnet."

Fazit: Überaus hilfreiche Aufklärung! Erhellend und vielfältig inspirierend.

Zoë Schlanger
Die Lichtwandler
Wie Pflanzen uns das Leben schenken
S. Fischer, Frankfurt am Main 2024