Wednesday, 25 June 2014

Impressions from Ecuador

Some time ago, John Daniel returned from three weeks in Ecuador to his home in Bakersfield, California. We know each other from Schütz & Kanomata, a language school in Santa Cruz do Sul, where I taught English and John was an eager student of Portuguese. The photos below were taken in mid-May 2014, in Cuenca. The texts that accompany the shots were written by John.

Copyright @ John Daniel

Ecuadorians apparently have a sense of humor. A crab was served to me this way. Why did the crab offer the diner a salad? So he could get his body smashed with a wooden mallet.

Copyright @ John Daniel

Why did the goose go in the store? Because his mistress, an elderly indigenous woman, brought him in there in a blue bag along with other shopping bags. She apparently did not want him to bite anyone.

Copyright @ John Daniel

Overhead shot of the 9 de octubre mercado.

Wednesday, 18 June 2014

Magnum Revolution

Magnum Photos wurde 1947 in Paris als weltweit erste kooperativ geleitete Agentur freischaffender Fotografen ins Leben gerufen; die vier Gründungsmitglieder waren Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und David "Chim" Seymour.

Magnum Revolution dokumentiert rund 30 Revolutionen mit Hunderten von Schwarz-Weiss und Farbaufnahmen von 40 Fotografen, vom Ungarischen Aufstand  im Jahre 1956 bis zum Arabischen Frühling von 2011-2012. Einige der Bilder in diesem eindrücklichen Band sind Teil des kollektiven visuellen Gedächtnisses geworden, andere wiederum liessen mich einigermassen verblüfft zurück. So war ich beim Fall der Berliner Mauer vor Ort und musste/durfte beim Betrachten dieser Fotos verwundert zur Kenntnis nehmen, dass die Bilder in meinem Kopf mit den Bildern in diesem Band (bis auf eins) absolut gar nicht zu vereinbaren waren.

Der Untertitel Fünfundsechzig Jahre Freiheitskampf macht klar, dass es sich um ein historisches Dokument handelt. Und möglicherweise wird es auch eines der letzten dieser Art sein. Denn, wie Jon Lee Anderson in seinem einleitenden Essay ausführt: "Kein Magnum-Fotograf hielt die letzten Momente im Leben Gaddafis nahe der Stadt Sirte fest, doch konnten wir alle sehen, was geschah. Mehr und mehr werden die Realitäten heutiger Konflikte auf diese Weise aus nächster Nähe in die Welt getragen, entweder durch unbeteiligte Bürger oder durch die Kämpfenden selbst. Sie filmen und fotografieren, was sie sehen und tun, und stellen es dann über das Internet Millionen Nutzern zur Verfügung."

Gut möglich also, dass Fotojournalisten, die uns Kriege visuell nahe bringen, bald überflüssig werden. Doch vielleicht eben auch nicht, denn Aussagen über die Zukunft ist bekanntlich eigen, dass sich die Zukunft nicht voraussagen lässt. Als das Fernsehen aufkam, glaubten viele, dass die sich bewegenden Bilder die unbewegten bald ablösen würden, stattdessen erlebte der Fotoapparat einen unglaublichen Aufschwung. Noch nie wurden mehr Fotos gemacht als heute.

Es gibt Fotos in diesem Band, die, was Bildkomposition und  Qualität angeht, von irgendjemandem, der eine Kamera zu bedienen weiss, hätten gemacht werden können. Es gibt aber auch solche, die so umwerfend sind, dass man instinktiv zu spüren glaubt, dass da ein Meister am Werk war. In meinen Augen gilt das speziell für Steve McCurrys Afghanistan-Bilder aus den Jahren 1979-2002.

Es ist gut, dass es Magnum Revolution. Fünfundsechzig Jahre Freiheitskampf gibt. Auch, weil ich an Konflikte erinnert werde, die mir schon lange nicht mehr gegenwärtig sind. Zum Beispiel durch  Abbas' Aufnahmen aus dem Iran von 1979 oder Susan Meiselas' (die einzige Frau in diesem Band) Fotos aus Nicaragua von 1978-1979. Oder weil ich von Ereignissen erfahre, von denen ich gar keine Kenntnis hatte (wie etwa San Marino 1957). Dann aber auch, weil es eine Wiederbegegnung mit Bildern ist, die mich, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe, jedes Mal von Neuem packen. Ganz besonders trifft das auf Josef Koudelkas 1968er-Aufnahmen aus Prag zu.

Magnum Revolution
Fünfundsechzig Jahre Freiheitskampf
Mit einem Essay von Jon Lee Anderson
Texte und Interviews von Paul Watson
Prestel Verlag
München-London-New York 2012

Wednesday, 11 June 2014

Guido Baselgia: Light Fall

Magical, this probably describes best the sensations I felt when spending time with Guido Baselgia's photographs. And, clearly, time is needed when going through this book for just glancing through the pages will definitely not result in a rewarding experience. While contemplating these images I sometimes wondered whether I needed to know what I was looking at. Needless to say, knowing what I'm looking at influences my perception and the texts by Nadine Olonetzky, and by Andrea Gnam, provided some useful information although I must admit that I approached Gnam's essay "The Occurrence of Light: A Geology of Photography" with quite some resistence for the title suggests the typical pretentiousness of many soft science academics.
A morning long, 2 March 2013, S53°, Argentina
Copyright © Guido Baselgia

From Gnam I learned that Baselgia "captured the course of the sun in bulb exposure" and so produced images that "the eye cannot see as a total process." And: "What we see returns with slight deviations a year later, and can be recorded once again if we are there and the weather permits." 

Photographer Guido Baselgia travels the world, decides to put his large-format camera in a place of his choosing, a place that is often not easy to access, and then lets the camera do the work it is supposed to do: to capture how the light falls on landscapes. What Baselgia's camera recorded is fascinating, stunning, awe-inspiring, the quality of the photographs superb, the well-produced tome an invitation to contemplate things as they are but that the naked eye is not able to see.
A morning long, 2 March 2013, S53°, Argentina
Copyright © Guido Baselgia

As intrigued as I am by what Baselgia shows us, it gets increasingly on my nerves that photographers seem to think it sufficient to present what their cameras recorded without any supporting information. In my view, photographers should inform their public why they decided to take or make that and that photograph, and how the photos came about. In other words, I think the photographers themselves should provide information about their creation process and not leave it to professional interpreters, except of course when the photographers haven't got a clue what they are actually doing and the professional interpreters have to explain it to them (and, needless to say, might get it all wrong).
Finis Terrae, 12 June 2005, 17:30 hrs, N70°, Norway 
Copyright © Guido Baselgia

Guido Baselgia
Light Fall
Photographs / Fotografien 2006-2014
Scheidegger & Spiess, Zurich 2014

Wednesday, 4 June 2014

Lee Miller: Krieg

Lee Miller war die einzige Frau, die im Zweiten Weltkrieg das Vorrücken der alliierten Streitkräfte in Westeuropa als Kriegsfotografin begleitete. Sie "führte ein erstaunliches Leben. Besser gesagt, sie führte ein halbes Dutzend unstete, für sich stehende, erstaunliche Leben nacheinander", schreibt David E. Scherman, der selber von 1941 bis 1945 als Kriegsfotograf im Einsatz gewesen und für kurze Zeit ihr Lebensgefährte war, im Vorwort. Als von ewig nagender Neugier, sympathischem Enthusiasmus und Erfindungsreichtum hat er sie erlebt, aber auch als nervig, zänkisch und egozentrisch. Wie konnte man diese Kombination bloss aushalten? "Das ist nicht schwierig zu beantworten. Sie war auf eine bissige Art brillant und dennoch vollkommen loyal, unprätentiös und unerbittlich gegenüber jeder Art von Augenwischerei. Sie war eine vollendete Künstlerin und ein vollendeter Clown, gleichzeitig eine Hinterwäldnerin aus Upstate New York und eine kosmopolitische Grande Dame, kaltes, soigniertes fashion model und Wildfang. Sie war eine durchgedrehte Diätspinnerin und im nächsten Moment eine ausgebildete Cordon-Bleu-Köchin ...".

Und die Frau kann schreiben. Besonders eindrücklich nachzulesen ist das in ihrer Reportage "Unbewaffnete Krieger", die diesen verdienstvollen Band einleitet: "Auf der Intensivstation liegen sie, geschwächt, flach unter braunen Decken, zu jenem Zeitpunkt waren es 32, einige mit Blutplasmaflaschen, aus denen Tropfen des Lebens in einen ausgestreckten zerfetzten Arm sickern ... Ein Mann mit schlimmen Verbrennungen bat mich darum, ein Foto von ihm zu machen, weil er sehen wollte, wie komisch er aussah. Es war eine ziemlich makabre Sache, und ich stellte die Brennschärfe nicht allzu gut ein."

Man stösst in diesem Buch immer wieder auf ganz Erstaunliches, dass man so gar nicht mit seiner Vorstellung von Krieg zusammen bringt. Etwa, dass es niemand ungewöhnlich zu finden schien, dass da eine Frau von Zelt zu Zelt schlenderte, fotografierte und Fragen stellte. Oder dass zwei deutsche Chirurgen in einem Lazarett, wo beide als Kriegsgefangene einsitzen, Seite an Seite mit ihren amerikanischen Kollegen operieren.

Lee Miller schreibt von der Belagerung von Saint-Malo, von Treffen mit Picasso, Cocteau und Maurice Chevalier in Paris, berichtet davon, wie der surrealistische Dichter Paul Éluard und seine Frau Nusch mit Hilfe eines Arztes Zuflucht als unheilbar Geisteskranke in einer psychiatrischen Klinik fanden, beschreibt Deutschland als schönes Land, das von Schizophrenen bewohnt wird und beginnt ihren Artikel "Hitleriana" mit diesem Hammer-Satz: "Ich wohnte in Hitlers Privatwohnung, als sein Tod bekanntgegeben wurde."

Ein irrationaler Hass auf Deutsche begleitete sie bis an ihr Lebensende, schreibt Antony Penrose, der Sohn von Lee Miller und Roland Penrose, im Nachwort. Und: "Es war kaum überraschend, dass sie viele Nachkriegsjahre mit Depressionen und Alkoholmissbrauch verbrachte, bevor ihr eiserner Wille wiederkehrte und sie sich aus dem Abgrund herauskämpfte."

Was Lee Millers Kriegsberichte auszeichnen, meint Herausgeber Klaus Bittermann in seinem treffend betitelten Beitrag "Berichte aus einer fremden Welt", sei, dass sie "die Realität, die Widersprüche und irritierende Beobachtungen" nicht einer Ideologie unterordnete, sondern für sich sprechen liess. "Vielleicht vermitteln ihre für den Tag geschriebenen Artikel aus diesem Grund eine ziemlich genaue und lebendige Vorstellung vom Krieg und seinem Elend."

Lee Miller
Krieg
Reportagen und Fotos
Mit den Alliierten in Europa 1944-1945
Edition Tiamat, Berlin 2013
www.edition-tiamat.de