Oscar Niemeyer begeistert mich, auch wenn ich so recht eigentlich kaum etwas von ihm weiss. Es sind die Fotos von Bauten und Formen, die dieser Mann geschaffen hat, die mich gefangen nehmen, staunen und mein Herz jubeln lassen. Sie lösen etwas in mir auf, bewirken, dass ich mich frei fühle, zeigen mir Neues, Ungewohntes, meine Wahrnehmung Befreiendes. Siehe auch hier.
Diesem schön gemachten, von Alberto Riva herausgegebenen Büchlein ist ein Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet (1902-1963) vorangestellt, das mich sehr anspricht und ich hier wiedergeben will:
Das Leben ist kein Scherz,
so nimm es ernst
(...)
ernst in dem Masse,
dass du als Siebzigjähriger zum Beispiel
Olivenbäume pflanzt, nicht etwa, um
den Kindern sie zu hinterlassen, sondern
weil niemals an den Tod du glaubst, dabei
ihn fürchtend und nicht wenig, aber
das Leben auf der Waage überwiegt.
Niemeyer fand den Kapitalismus abstossend ("denn er bedeutet, dass einige alles haben und andere nichts und dass oft nur um des Besitzens willen anderen etwas weggenommen wird. All dies ist zutiefst ungerecht"), war sein Leben lang Kommunist und hat ein Menschenbild, das mein Herz erwärmt: "Wenn der Architekt am Zeichentisch sitzt, darf er nie vergessen, dass der Mensch nicht nur eine Maschine ist, die aufgeräumt und geschützt werden muss in einer stabileren Maschine namens Haus: Der Mensch ist vielmehr ein seltsames Lebewesen, das eine Seele und Gefühle besitzt, sich nach Gerechtigkeit und Schönheit sehnt und Trost und Anregung braucht."
Glück heisst für ihn, "mein Leben gemäss den eigenen Idealen und umgeben von Freunden zu verbringen." Dass das nicht nur einfach so dahin gesagt ist, unterstreicht Alberto Riva in seinem Nachwort: "... um einem Freund zuzuhören und mit ihm zu plaudern, hat er stets sogar seine Arbeit unterbrochen, selbst wenn die Termine drängten. Das ist für mich Grosszügigkeit: den anderen zur Verfügung zu stehen, nicht bloss als Geste sondern als Ansporn und konkrete Hilfe, wenn jemand etwas braucht, und immer Zeit für ein Gespräch zu haben."
"Wir müssen die Welt verändern" ist ein ganz wunderbares, mit ansprechenden Bildern ausgestattetes Büchlein, das mich sowohl für den Menschen Niemeyer als auch für seine Arbeit, die – und das ist bei grossen Künstlern nicht die Regel – eine Einheit bilden, eingenommen hat. Ganz besonders ist mir dabei geblieben, was der Architekt Jair Valera, der mehr als dreissig Jahre mit Niemeyer zusammengearbeitet hat, vor einigen Jahren gesagt hat: "Oscar Niemeyer gefällt auch einem Kind. Als ich meinen vierjährigen Sohn ins Museum von Niterói mitnahm, war er ganz begeistert davon. Das heisst: Mit seinen hundert Jahren ist Niemeyer noch in der Lage, ein vierjähriges Kind zu bezaubern."
Oscar Niemeyer
Wir müssen die Welt verändern
Verlag Antje Kunstmann, München 2013
Diesem schön gemachten, von Alberto Riva herausgegebenen Büchlein ist ein Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet (1902-1963) vorangestellt, das mich sehr anspricht und ich hier wiedergeben will:
Das Leben ist kein Scherz,
so nimm es ernst
(...)
ernst in dem Masse,
dass du als Siebzigjähriger zum Beispiel
Olivenbäume pflanzt, nicht etwa, um
den Kindern sie zu hinterlassen, sondern
weil niemals an den Tod du glaubst, dabei
ihn fürchtend und nicht wenig, aber
das Leben auf der Waage überwiegt.
Niemeyer fand den Kapitalismus abstossend ("denn er bedeutet, dass einige alles haben und andere nichts und dass oft nur um des Besitzens willen anderen etwas weggenommen wird. All dies ist zutiefst ungerecht"), war sein Leben lang Kommunist und hat ein Menschenbild, das mein Herz erwärmt: "Wenn der Architekt am Zeichentisch sitzt, darf er nie vergessen, dass der Mensch nicht nur eine Maschine ist, die aufgeräumt und geschützt werden muss in einer stabileren Maschine namens Haus: Der Mensch ist vielmehr ein seltsames Lebewesen, das eine Seele und Gefühle besitzt, sich nach Gerechtigkeit und Schönheit sehnt und Trost und Anregung braucht."
Glück heisst für ihn, "mein Leben gemäss den eigenen Idealen und umgeben von Freunden zu verbringen." Dass das nicht nur einfach so dahin gesagt ist, unterstreicht Alberto Riva in seinem Nachwort: "... um einem Freund zuzuhören und mit ihm zu plaudern, hat er stets sogar seine Arbeit unterbrochen, selbst wenn die Termine drängten. Das ist für mich Grosszügigkeit: den anderen zur Verfügung zu stehen, nicht bloss als Geste sondern als Ansporn und konkrete Hilfe, wenn jemand etwas braucht, und immer Zeit für ein Gespräch zu haben."
"Wir müssen die Welt verändern" ist ein ganz wunderbares, mit ansprechenden Bildern ausgestattetes Büchlein, das mich sowohl für den Menschen Niemeyer als auch für seine Arbeit, die – und das ist bei grossen Künstlern nicht die Regel – eine Einheit bilden, eingenommen hat. Ganz besonders ist mir dabei geblieben, was der Architekt Jair Valera, der mehr als dreissig Jahre mit Niemeyer zusammengearbeitet hat, vor einigen Jahren gesagt hat: "Oscar Niemeyer gefällt auch einem Kind. Als ich meinen vierjährigen Sohn ins Museum von Niterói mitnahm, war er ganz begeistert davon. Das heisst: Mit seinen hundert Jahren ist Niemeyer noch in der Lage, ein vierjähriges Kind zu bezaubern."
Oscar Niemeyer
Wir müssen die Welt verändern
Verlag Antje Kunstmann, München 2013