Wednesday, 25 January 2017

Die Erde und Ich

In Zeiten, in denen die Massenmedien uns mit ihren personalisierten Versionen von Geschichte füttern – ganz so als hinge das Schicksal unseres Planeten von einigen wenigen, sogenannt wichtigen Menschen ab – , scheint mir besonders nötig, das grössere Ganze nicht aus den Augen zu verlieren

Die Erde und Ich versammelt zwölf helle, von James Lovelock zusammengebrachte Köpfe, die ein breites, mit Illustrationen versehenes Themenspektrum aus Erd- und Humanwissenschaften abdecken und will Hilfe leisten "auf dem Weg in eine vom Wissen geprägte, aufgeklärte Zukunft."

So führt der Astronom Martin Rees unter anderem aus, dass der Planet Erde 4,5 Milliarden Jahre alt ist und sich während der längsten Zeit seiner Existenz nur ganz allmählich verändert hat. "Kontinente verschoben sich, die Eiskappen wuchsen und schrumpften, immer wieder entstanden biologische Arten, machten ihre Evolution durch und verschwanden wieder." Die Veränderungen der letzten tausend, und speziell der letzten 50 Jahre, waren jedoch dramatisch. Das Schicksal unseres Planeten, so Rees, werde in den nächsten hundert Jahren entschieden.

Schon mal von Fred Hoyle gehört? Rees stellt dessen Erkenntis, dass die Grundbausteine der Planeten und der Lebewesen, die Atome, in den Sternen geschmiedet werden, auf eine Stufe mit Charles Darwins Idee über die Evolution der Lebewesen.

"Um seine bahnbrechende Erkenntnis zu verstehen, muss man zunächst einmal wissen, was die Sonne und die anderen Sterne leuchten lässt. Sie funktionieren mit Kernenergie: Die Atome des Wasserstoffs, des einfachsten Elements, werden durch die Verschmelzung ihrer Kerne zu Helium. Diese Kernfusion läuft im Inneren der Sterne kontrolliert ab und lässt die Sonne schon seit 4,5 Milliarden Jahren leuchten. Aber in weiteren 6 Milliarden Jahren wird der Brennstoff zur Neige gehen. Dann wird die Sonne als Riesenstern aufflammen, ihre äusseren Schichten wegschleudern und als sogenannter weisser Zwerg ihrem stillen Untergang entgegengehen."

Der Autor Fred Pearce fördert Verblüffendes zum Bevölkerungswachstum zutage. So würde man etwa im streng muslimischen Iran, in dem religiöse Führer häufig grosse Familien fordern, ein hohes Bevölkerungswachstum erwarten. Das Gegenteil ist der Fall: "In Teheran haben Frauen heute weniger Kinder als ihre Geschlechtsgenossinnen in New York oder London." Auch die weit verbreitete Auffassung, Frauen würden erst dann weniger Kinder bekommen, wenn sie der Armut entronnen oder besser gebildet seien, entspricht nicht der Realität. Doch nicht überall sinkt die Fertilitätsrate. Ausnahmen bilden etwa der traditionell patriarchalische Nahe Osten sowie das ländliche Afrika, wo Kinder bei der Feldarbeit nützlich sind.

Die Erde und Ich ist ein vielfältig informatives Buch. Auf höchst anschauliche Art und Weise erzählt es von Sonnen und Superstürmen, Ameisen und Elefanten, dem Zusammenspiel der Moleküle und vielem anderem mehr. Vor allem aber – und das ist der Hauptgrund, weshalb ich dieses Buch ungemein schätze – macht es mich auf Dinge aufmerksam, auf die ich von mir aus wohl gar nie gekommen wäre. "Es ist kein Zufall, dass unsere Standardmasseinheit, der Meter, ganz grob der Grösse eines Menschen entspricht. Er ist ungefähr zweimal so lang wie ein Baby und halb so lang wie ein ausgewachsener Mensch. Die Vorstellung, die Grundeinheit für unsere alltäglichen Messungen wäre ein Hundertstel der Milchstrassenausdehnung oder die Länge eines Ameisenbeins, wäre doch seltsam", schreibt die Naturwissenschaftlerin Lisa Randall.

Der Glaube der Aufklärung "an die einzigartige Stellung des Tiers namens Mensch" hält der Philosoph John Gray für wenig begründet. Die Aussichten für unseren Planeten erachtet er als ausgesprochen düster, denn dafür wäre eine kollektive Rationalität von Nöten, die alles bisher Dagewesene übersteigt. "Der Gedanke, dass so etwas möglich ist, hat keine rationale Grundlage." Wohl wahr, doch man sollte die Rationalität auch nicht überschätzen, denn dass es uns und die Planeten überhaupt gibt, hat möglicherweise auch keine rationale Grundlage.

So weist etwa Nobelpreisträger Eric Kandel auf die Bedeutung des Unbewussten hin. "Statt mit Vernunft zu einer bevorzugten Haltung oder einer bestimmten Handlungsweise zu gelangen, sollten wir zulassen, dass die für uns richtige Lösung durch einen weniger bewussten, aber nicht weniger begründeten Prozess an die Oberfläche steigt. Schlaf trägt dazu bei, Gefühle ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn es also um eine wichtige Entscheidung geht, sollten wir sie im wahrsten Sinnes des Wortes überschlafen."

Fazit: Ein wunderbar anregendes Buch, das einen das Staunen lehrt!

James Lovelock et al
Die Erde und Ich
Taschen, Köln 2016  

Wednesday, 18 January 2017

Taking photographs at Marin County Civic Center




These photographs were taken on 27 December 2016 at Marin County Civic Center, designed by Frank Lloyd Wright, in San Rafael, California. 

Wednesday, 11 January 2017

A Crack in the World: Five Acres in Mariposa

Reading the title of this tome, I immediately felt reminded of Leonard Cohen's lines
"There is a crack, a crack in everything
That's how the light gets in."

The focus of the photographs in this book is indeed the light. But isn't this always the case when it comes to photography? For to photograph means, literally, to paint or to draw with light.

I must admit that I've never really understood what that means for I've always thought that one paints with a brush or that one draws with a pencil – but with light?

Needless to say, light is crucially important when one is photographing. So what is the photographer doing with light? Using it, and getting used by it, I'd say. And that, to my mind, is different from painting.

Barbara Kyne's photographs were taken between March 2013 and April 2016 not far from the small town of Mariposa in the foothills of the Sierra Nevada mountain range in California. „This body of work ... imagines what the consciousness of plants might be. What do they know? How do they feel? How do they interact with other species?“ are the questions on Barbara Kyne's mind. And while I find these questions fascinating to explore and also understand that quite some thinking went into this project, I do wonder how a camera could shed light on such riddles.

For the full review, see here

Wednesday, 4 January 2017

America Rewind

Emmanuel Georges had just turned 21 when he for the first time arrived in America. And, needless to say, he came with images in his head, many of them inspired by American mainstream media. He wanted "to witness first hand how true to life the marketing and media-biased concepts that make the so-called American Dream actually were." What he discovered – in regards to pictures, that is – can be found in this tome. To be more precise: What he has chosen to present to the world is a selection of photographs that he took on four different journeys through the USA (in 1986, 2010, 2011 and 2014). 

On the one hand, he found "the self-assuredness of a people who believe they have everything", on the other hand, he encountered run-down communities and neglected villages. "For some, this American Dream had only been temporary", he states. 

When Emmanuel Georges thinks of the USA, "Wim Wenders and Walker Evans come immediately to mind", he writes. And, I feel like adding, this is also what can bee seen when looking at his pictures.
Devon, Montana @ Emmanuel Georges

My own perception of the USA is also heavily influenced by Wim Wenders' and Walker Evans' images. And by Edward Hopper's paintings of which these photographs also remind me despite Emmanuel Georges' statement that for him, "photography as a medium is rooted in realism and, therefore, is the opposite of painting." Good point, I thoroughly agree yet would argue that Edward Hopper's paintings are also rooted in realism.

Of Wenders' Paris-Texas, Georges writes: "It seems to oscillate effortlessly between fascination and scepticism whilst transmitting a sense of humanity". And while that captures essentially my own America-feelings I also think it to be a rather apt characterisation of America Rewind.

What do we get to see? Things man-made, mostly buildings in decay, some well-tended cars. Almost all pictures are devoid of human beings.
Ryan Sheridan, Wyoming @ Emmanuel Georges

America Rewind is one of these rare photo books that inform the reader about how the photos came into being. In other words: We are told of the photographer's travels, his interests, what he considers his motivation and influence, the photographic equipment he used, how he links his personal story to the one of his American cousins.

By the way, I'm just returning from a visit to California and America images figure still prominently in my mind. And, while I'm aware that, say, the Midwest and the West Coast may seem like different planets, there is something so typically american in Georges' photographs (the constant longing for the better that is so often doomed to fail) that it makes my heart ache.

PS: The texts come in French and English; to me, the French version clearly reads better.

Emmanuel Georges
America Rewind
Hatje Cantz, Berlin 2016