Wednesday, 25 July 2018

California Crazy

Dieser Band, dessen erste Ausgabe vor fast vierzig Jahren erschien, "wurde im Lauf der Zeit zu einem Katalysator für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der roadside architecture, zu einem Lehrbuch in Architekturseminaren und zu einer Kultschrift für die Subkultur derer, die verschrobene Bauten mögen", schreibt Herausgeber Jim Heimann, Kulturanthropologe, Historiker und passionierter Sammler. Doch woran liegt es, dass diese baulichen Verrücktheiten vor allem in Kalifornien anzutreffen sind? "Im Zusammenspiel mit einer aufgeschlossenen Bevölkerung mit einem gesunden Mass an Vetrauen in den wirtschaftlichen Aufschwung und dem Wunsch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich neu zu erfinden, entstand ein Klima, das ideal war für Ausgefallenes und Erstaunliches", so Heimann.
Big Red Piano, 2251 Venice Boulevard, Los Angeles, ca. 1930, Architect: Frank Gaw.
Copyright: Jim Heimann Collection/Courtesy TASCHEN

Schlussendlich ist alles eine Frage des Marketings, meinte mein Sitznachbar aus New Jersey auf dem Flug von New York nach Zürich. Vermutlich war das immer schon so, dass also die obenaus schwingen, die sich am besten verkaufen können. Diese Verkaufsideologie steckt auch hinter der roadside architecture sowie der auf Fussgänger ausgerichteten Architektur der Vergnügungsbereiche von Messen und Ausstellungen. Anzutreffen sind diese ausgefallenen Gebäude hauptsächlich in Südkalifornien, "aber es gab auch im übrigen Staat ein gesundes Mass an architektonischen Anomalien."
Toed Inn, 140 West Channel Road, Santa Monica, ca. 1931
Copyright: Jim Heimann Collection/Courtesy TASCHEN

California Crazy bietet nicht nur eine höchst vielfältige Bildersammlung über die kalifornische Architektur, sondern kontextualisiert diese auch – mit längeren Texten von Jim Heimann und David Gebhard. Da bekanntlich alles ständig im Fluss ist, gibt es viele der gezeigten Bauten nur noch als Fotografien in diesem Buch. "Hoffentlich inspiriert diese Ausgabe von California Crazy diejenigen, die bestehende Gebäude erhalten wollen, und ermutigt andere, ihre Traumbauten zu verwirklichen – ganz gleich, wie sie aussehen mögen!" 
Big Donut Drive-In, 805 West Manchester Boulevard, 
Inglewood, ca. 1955
Copyright: Jim Heimann Collection/Courtesy TASCHEN

California Crazy ist eine Einladung zum Staunen über die Fantasie und die Verrücktheiten, die Sehnsüchte und Absurditäten, von denen wir Menschen erfüllt sind. Immer mal wieder musste ich laut herauslachen beim Betrachten dieser Bilder, etwa über das Mayan Theatre in Los Angeles, dessen Façade offenbar von Maya Bauten angeregt wurde oder die ägyptische Sphinx Skulptur, ebenfalls in Los Angelese. In Anlehnung an Obelix' "'Die spinnen, die Römer", war ich immer mal wieder versucht, in ein "Die spinnen, die Kalifornier" auszubrechen. Gut, dass es so ist!

Jim Heimann
California Crazy
American Pop Architecture
Taschen, Köln 2018

Wednesday, 18 July 2018

Wohin weht der Wind?


 "Die einen sterben ein wenig, wenn sie eine Reise antreten, die anderen leben auf. Nur wenige stehen dem Reisen gleichgültig gegenüber. Eine Reise weckt vielfältige Gefühle, und das noch bevor es losgeht. Manch einer träumt schon Wochen, wenn nicht Monate vor der Abreise davon, wie es sein wird. Andere ...". Mit diesen Sätzen beginnt dieses Buch und macht damit vor allem eines klar – es soll ein Buch für alle sein, will keinesfalls jemanden unberücksichtigt lassen oder, Gott behüte!, vor den Kopf stossen. Politisch korrekter geht kaum und ist überdies ein fast todsicheres Rezept für Langeweile! 

Aber eben nur fast, denn die Informationen, die der Autor und Fotograf Jacopo Pasotti, der mit seiner Familie in Basel und Mailand lebt, zusammengetragen hat, sind interessant und lesenswert. Und häufig zum Staunen. Ich jedenfalls habe mich oft gewundert. Etwa darüber, dass unter den bevölkerungsreichsten Städten der Welt Dhaka, Kinshasa und Lahore figurieren. Auch Moskau hätte ich nicht darunter vermutet. Andrerseits, was weiss ich schon von Moskau? Die weltweit bevölkerungsreichste Stadt ist übrigens das Tokio-Yokohama-Agglomerat mit 37 Millionen Einwohnern.

Wohin weht der Wind? ist ein sehr vielseitiges Buch. So zeigt es mir wie gefiederte und gefächerte Palmblätter aussehen, weist mich darauf hin, dass das Amazonasbecken, das grösste Regenwaldgebiet der Welt, 20 Prozent aller bekannten Vogelarten, zweieinhalb Millionen Insektenarten (hat die wirklich jemand gezählt?) und 40'000 verschiedene Pflanzenarten beheimatet. und klärt mich über die Physik des Fliegens auf.

Was ist das gefährlichste Land inbezug auf giftige Tiere? Mexiko (80 giftige Arten), gefolgt von Brasilien (79) und Australien (66). In Europa gibt es hingegen weniger als 10 giftige Arten pro Land. Schon mal von Tristan da Cunha gehört? Dabei handelt es sich um eine Insel in der Mitte des Atlantischen Ozeans. Sie liegt südlich des Äquators, 2800 Kilometer von Südafrika und über 3000 Kilometer von Südamerika entfernt. Die nächste bewohnte Insel, St. Helena, befindet sich gut 2400 Kilometer nordöstlich.

Die Bandbreite, der in diesem Buch behandelten Fragen reicht von 'Was tun bei Jetlag?' über 'Kann man das Polarlicht hören?' bis zu 'Achtung, Malaria!' Zudem findet man darin auch viele, ausgesprochen schön gestaltete und hilfreiche Abbildungen.

Allerdings behandelt Wohin weht der Wind? auch Fragen, die sich schlicht nicht beantworten lassen wie etwa: 'Gibt es auf der Erde Kulturen, zu denen noch niemand Kontakt hatte?' Die Frage sei natürlich schwer zu beantworten, schreibt Jacopo Pasotti, "denn wenn sie noch keinen Kontakt mit anderen Kulturen hatten, kann wahrscheinlich auch unsere Wissenschaft nicht von ihnen wissen. Laut dem 'New Scientist' könnte es weltweit etwa hundert solcher einheimischer Kulturen geben." Da der Untertitel Wissenschaft für unterwegs heisst, hätte man solche Spekulationen besser weggelassen, denn viel unwissenschaftlicher geht es kaum.

Jacopo Pasotti
Wohin weht der Wind?
Wissenschaft für unterwegs
Atlantik Verlag, Hamburg 2018

Wednesday, 11 July 2018

Framing Albanian Scenes







The first two pics were taken in Durres, the others in Tirana, end of June, beginning of July 2018.

Wednesday, 4 July 2018

Hanoi Streets 1985 - 2015

Vietnam has always had a somewhat special place in my heart, even before I set foot in that country for the first time in the early 1990s. It had to do with images from the Vietnam War which, I learned only many years later, is in Vietnam called the American War – a term also used in this book. I was fascinated by how exotic (to my Swiss eyes) the Vietnamese looked, how cultured they seemed to be. To me, the Far East always stood for a romantic longing (the impenetrable mysteries of the Orient) that over the years that I spent in Southeast Asia became replaced by a more realistic take on things Asian and the pragmatic, highly materialistic Asians.

Hanoi Streets 1985-2015: In The Years of Forgetting allows me to travel back in time, in my imagination, that is. Many scenes depicted in this very well done tome I have seen too. Not the same of course but similar ones. And they do fill me once again with this strange romantic longing from many years ago. Yet there are many other shots that showed me what I had never seen. One that particularly stands out shows a woman preparing to be photographed (p. 145).

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