Wednesday, 25 December 2019

Die unbewohnbare Erde

"Es ist schlimmer, viel schlimmer, als Sie denken. Das langsame Voranschreiten des Klimawandels ist ein Märchen, das vielleicht ebenso viel Schaden anrichtet wie die Behauptung, es gäbe ihn gar nicht," So beginnt der beim New York Magazine tätige Journalist David Wallace-Wells seinen Report über den gegenwärtigen und zukünftigen Stand des weltweiten Klimas.

Auch heute noch wird darüber gestritten, ob es den Klimawandel überhaupt gibt. Dass dabei eine Minderheit der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler, die ganz klar einen Klimawandel feststellen, kein Vertrauen entgegenbringt, ist nicht nur erstaunlich, sondern schlicht nicht zu fassen. Jedenfalls für mich. Andererseits gibt es einiges in der heutigen Welt, das mich ähnlich fassungslos macht – etwa die nordamerikanischen und britischen Wähler oder das Schweizer Parlament.

Es gehört wesensmässig zum Menschen, dass er das Offensichtliche nicht wahrhaben will, also verdrängt er es. Vom eigenen Tod bis zu der Tatsache, dass jedes Verhalten (oder Nicht-Verhalten) Folgen hat – dass dem unkontrollierten Abholzen der Amazonas Wälder kein Einhalt geboten wird und dazu beiträgt, dem Planeten die Lebensgrundlage zu entziehen möge als Beispiel dienen.

Das Grundübel ist die Ignoranz. Lässt sich dagegen mit Information angehen? Ich bin zwar skeptisch, doch versuchen sollte man es trotzdem. Weil einem gar nichts anderes übrig bleibt. Denn Wissen ist das einzige Heilmittel gegen Unwissenheit.

Dass wir unter extremen Wetterverhältnissen leben, ist uns bewusst. Und so sehr wir heisse Sommer schätzen mögen, dass in der Schweiz, also vor meiner Nase, Gletscher schmelzen, mutet mehr als eigenartig an. "... extreme Wetterereignisse sind nicht 'normal' – sie sind nur die Randerscheinungen des immer schlimmer werdenden Klimageschehens, die uns nun heimsuchen."

So haben sich etwa in den USA die Schäden durch normale Gewitter seit den 1980er Jahren mehr als versiebenfacht und die Stromausfälle durch Stürme haben sich seit 2003 verdoppelt. Es sind unter anderem solche konkreten Informationen, die mir dieses Buch wertvoll machen.

Angenommen, die Erde würde sich um drei Grad erwärmen, dann würde der Meeresspiegel um 50 Meter ansteigen und unter anderem zur Folge haben, dass nicht nur 97 Prozent von Florida und Delaware, 80 Prozent von Louisiana und und und .... versunken wären, sondern auch Städte wie New York, San Francisco, Houston, Manaus, Buenos Aires sowie die grösste Stadt im gänzlich von Land umschlossenen Paraguay, Asunción. Wie auch London, Dublin, Doha, Dubai, Bagdad, Peking ... um nur einige zu nennen. "Die Welt wäre durch diese Überschwemmung zwar nicht buchstäblich bis zur Unkenntlichkeit entstellt, aber doch nicht weit davon entfernt."

Übrigens: Wer Zweifel am Klimawandel hat, sollte sich  die Tatsache vor Augen führen, dass das US-Militär vom Klimawandel geradezu besessen ist. Einmal aus strategischen Gründen (vom Militär genutzte Inseln werden schlicht untergehen), dann aber auch aus Gründen der Stabilität. Sinkende Erträge und Produktivität haben Zwangsmigration zur Folge, nicht-staatliche Akteure wie der IS könnten sich der lokalen Ressourcen wie Trinkwasser bemächtigen. Konzerne sind ja bereits dabei ...

Die unbewohnbare Erde. Leben nach der Erderwärmung ist der anschauliche und überzeugende Versuch, die wíssenschaftlichen Fakten des Kilmawandels verständlich darzustellen.

David Wallace-Wells
Die Unbewohnbare Erde
Leben nach der Erderwärmung
Ludwig, München 2019

Wednesday, 18 December 2019

I’ve Always Been a Cowboy in My Heart

Photo books that make me smile are rare. Sandy Carson’s “I’ve Always Been a Cowboy in My Heart” is one of them for this Scotsman has an eye for the absurdities of daily American life. He sees what most Americans probably do not really see – that the things they surround themselves with have often a distinct (and very American) weirdness to them. A Texas-shaped waffle on a plate, for instance, or a stranded thrift store named Possibilities.
Sandy Carson came to the United States in the 1990s and has since spent his life in Texas. And, quite obviously, he is still baffled by what he is observing. “I’ve Always Been a Cowboy in My Heart,” this 12-year project, is testimony to this.
His outsider’s view is a sympathetic wondering about this strange, fascinating and also somewhat childlike place for it seems to represent the (often crashed) hopes and dreams of children. Needless to say, Americans most probably won’t see themselves that way yet I do – and I find this view also represented in these pictures.
Take for instance ,,, for more, go here

Wednesday, 11 December 2019

Im heutigen Indien

Die erste Geschichte dieses Romans handelt von einem Inder, den die zwanzig Jahre im "plüschgepolsterten Westen" haben "so dünnhäutig wie einen braven, behüteten Erste-Welt-Liberalen werden lassen" und der nun zusammen mit seinem sechsjährigen Sohn den Taj Mahal besucht, wobei er höchst Verwirrendes erlebt. Unverzüglich fühle ich mich vor Ort und mit dabei, denn was die beiden da machen, habe ich selber einmal gemacht und so konnte ich mich dem hier geschilderten touristischen Leistungsdruck auch nur schwer entziehen.

Auch die zweite Geschichte handelt wesentlich von der Aussensicht eines Inders auf Indien. In diesem Falle besucht ein in London ansässiger junger Mann seine in Bombay wohnhafte Familie und weiss nicht (mehr) so recht, wie er sich den Bediensteten gegenüber verhalten soll. Als die Köchin ihn auffordert, ihre Familie auf dem Land zu besuchen, tut er das und erfährt dabei einiges über sie (und auch über sich). Die Einblicke, die man in die indische Klassengesellschaft (wer es sich finanziell erlauben kann, hält sich Kindersklaven) gewinnt, sind eindrücklich und machen überdeutlich, dass die Inder in einer Komplexität gefangen sind, aus der ein Entkommen nicht so einfach möglich ist.

In Geschichte Nummer drei finden Slumkinder ein Wesen, das sich als Bärenjunge entpuppt. Ob sich dieser wohl zum Tanzbär eignen könnte? Man erfährt viel über das Leben in den Slums (etwa dass die Toilette in der Schule eine Neuigkeit für die Kinder war, denn bei ihnen zu Hause gab es keine, sie erledigten ihr Geschäft im Freien) und immer mal wieder ging mir die Beobachtung von U.R. Ananthamuthy durch den  Kopf, der einmal geschrieben hat, indische Schriftsteller hätten gegenüber den westlichen Kollegen den Vorteil, gleichzeitig im 12ten und 21ten Jahrhundert zu leben und in all den Jahrhunderten dazwischen.

"Das erste Bild, das ihr in den Sinn kam, wenn sie an jenen Tag dachte, war der sprühende Bogen, den das Blut beschrieben hatte, als sie die rechte Hand ihres Bruders ins Gebüsch warfen. Ihre Augen waren der fliegenden Kurve der Tropfen gefolgt, als die abgetrennte Hand in die Büsche flog und verschwand." So beginnt Geschichte Nummer vier (von insgesamt fünf) und spätestens jetzt merkt man, dass man es mit einem ausserordentlich begabten Autor zu tun hat.

Neel Mukherjee schreibt derart fesselnd, dass man glaubt zu verstehen, dass in solchen Verhältnissen zu überleben, eine Kraft braucht, über die in behüteten Verhältnissen Aufwachsende wohl kaum verfügen. Was sich bei der Lektüre dieser grossartigen Literatur jedoch vor allem einstellt, ist (zugegeben, ich spreche von mir) eine unbändige Wut auf ein Gesellschaftssystem, dass solche Zustände produziert. Denn – keine Frage – was dieser Roman schildert, ist realistisch.

Das Leben in einem Atemzug macht auch auf Verblüffendes aufmerksam, nämlich den "Hass des Erfolgreichen auf die weniger Glücklichen der eigenen Gruppe." Und er lässt einen mit dem Gefühl zurück, dass die soziale Lage in dem Land hochexplosiv ist. Ein Schauspieler in einem im Slum aufgeführten Theaterstück formuliert es so: "Wenn ihr tötet, töten wir auch. Wenn ihr Gewehre habt, haben wir auch Gewehre."

Neel Mukherjee wurde 1970 in Kalkutta geboren, studierte Englische Literatur in Oxford und Cambridge und lebt in London. Hanya Yanagihara, die Autorin des in jeder Hinsicht aussergewöhnlichen "Ein wenig Leben", hat von diesem Roman in den höchsten Tönen geschwärmt und auf den Punkt gebracht, was wesentlich sein Thema ist – die "schonungslose Erkundung, wie die enorme gesellschaftliche Ungerechtigkeit menschliches Verhalten deformiert." Was sich übrigens auch darin zeigt, dass Menschen selbst äusserlich sich den Tieren angleichen.

Fazit: Eindrücklich und Horizont erweiternd.

Neel Mukherjee
Das Leben in einem Atemzug
Verlag Antje Kunstmann, München 2018

Wednesday, 4 December 2019

Unter der Haut

Die Bücher, die mich bereits auf den ersten Seiten lachen und zustimmend nicken lassen, sind selten, sehr selten. Es liegt an Sätzen wie etwa diesem: "Was an den Eingeweiden oder der Hirnschale macht uns zu dem, was wir sind?" Er stammt aus der Einleitung von Thomas Lynch; ich selber wäre wohl gar nie auf so eine Frage gekommen und frage mich jetzt: Warum eigentlich nicht? Stelle ich mir die falschen Fragen? Setze ich mich etwa mit Unwesentlichem auseinander?

Auch im ersten dieser insgesamt fünfzehn Beiträge stosse ich auf Sätze, die mich verblüffen."Wir mögen nicht wissen, wie wir unseren Kot produzieren, aber unser Bauch weiss es. Wir mögen nicht viel vom Sterben verstehen, aber unser Körper wird das für uns übernehmen. Wir wissen mehr, als wir glauben. Und 'wir' müssen es gar nicht wissen, um es wissen." Derart hilfreich beschliesst Naomi Alderman ihren Text über den Verdauungstrakt, der übrigens hinreissend beginnt, nämlich so: "In der räumlichen Nähe von Anus und Genitalien liegt Freud zufolge der Ursprung vieler, wenn nicht gar aller menschlichen Neurosen. Heutzutage ist es modern, sich von Freud zu distanzieren. 'So weit würde ich nicht gehen', heisst es dann und 'Natürlich war Freud von Sex besessen'. Aber ich würde soweit gehen, und die meisten Menschen sind von Sex besessen."

Unter der Haut heisst im Untertitel Eine literarische Reise durch unseren Körper, was ziemlich irreführend ist, denn literarisch ist an diesen Texten so ziemlich gar nichts, vielmehr handelt es sich um originelle, informative und spannende Essays zu Niere, Gehirn, Ohr, Schilddrüse etc. So widmet sich Christina Patterson der Haut, die dazu bestimmt ist, uns vor der Welt zu schützen. "Sie hält alles zusammen. Sie  wahrt die Temperatur, die der Körper zum Überleben braucht. Sie dehnt sich und zieht sich zusammen, wie es gerade erforderlich ist, sie beschützt Sie vor Gefahren und warnt Sie vor Schmerz. Und sie ermöglicht es Ihnen, die wärmenden Sonnenstrahlen oder das erregende Knistern der Berührung eines Geliebten zu spüren."

A.L. Kennedy schreibt über die Nase ("Geruch kann Gedanken verändern."), Ned Beauman über seine Blinddarm-Obsession, Abi Curtis über das Auge (das Augeninnere: "ein betörender roter Globus, in dem ein Netz von Äderchen pulsierte."), Kayo Chingonyi über das Blut und und und ... Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel Wissenswertes, Spannendes und Überraschendes über den Körper gelesen zu haben.

Als Max Ravenhill eine leichte Gelbfärbung seines Körpers feststellt und überdies sein Urin fast braun und sein Stuhl kalkig-weiss ist, tippt er auf Gelbfieber. "Eine kurze Google-Recherche überzeugte mich davon, dass ich meine Selbstdiagnose von Verstopfung zu Krebs im fortgeschrittenen Stadium hochschrauben musste." Der Arzt eröffnete ihm dann, es handle sich um einen Gallenstein.

"Es gibt Dinge, über die man nur nachdenkt, wenn sie nicht mehr funktionieren: der Keilriemen, die Gastherme, der Darm", hält William Fiennes in seinem Beitrag über den Darm fest. Damit dies nicht so bleibt, sollte man sich diesen höchst gelungenen Band vornehmen und dabei, neben dem bisher Gesagten, vielfältig über die Niere (Annie Freud), das Gehirn (Philipp Kerr), die Lunge (Daljit Nagra), das Ohr (Patrick McGuinness), die Schilddrüse (Chibundu Onuzo), die Leber (Imtiaz Dharker) sowie die Gebärmutter (Thomas Lynch) informiert werden.

Die Essays in diesem Buch wurden ursprünglich von BBC Radio 3 in Auftrag gegeben und gesendet. Sie sind von unterschiedlicher Qualität, doch informativ sind sie alle. Meine Lieblingsstücke stammen von Naomi Alderman, Ned Beauman, Mark Ravenhill, Philipp Kerr und Annie Freud, die unter anderem feststellt: "Dass die Nieren im Alten Testament mehr als dreissigmal erwähnt werden, erscheint vielleicht wenig bemerkenswert, bis man es der Tatsache gegenüberstellt, dass das Gehirn kein einziges Mal genannt wird."

Fazit: Sehr unterhaltsam, höchst lehrreich und ausgesprochen nützlich.

Unter der Haut
Eine literarische Reise durch unseren Körper
Goldmann, München 2019

Wednesday, 27 November 2019

Die Neuerfindung der Diktatur


Im Jahre 2002 habe ich während eines Semesters in der chinesischen Provinz Fukkien Englisch unterrichtet. Als ich in die Schweiz zurückkehrte, meinte mein langjähriger Coiffeur, mir fielen die Haare aus. Vor Ort in China war mir das nicht aufgefallen, dort hatte ich nur bemerkt, dass ich manchmal unter Schwindel litt, mich allgemein angeschlagen fühlte und häufig Angst empfand. Erst im Nachhinein begriff ich das alles als Ausprägungen eines beklemmenden, tief liegenden Unwohlseins, das auch dadurch befördert wurde, dass man in China ständig überwacht wird. Auf dem Campus, im Klassenzimmer, aber auch bei Ausflügen in die benachbarte Stadt.

Daran erinnerte ich mich unter anderem, als ich Kai Strittmatters Die Neuerfindung der Diktatur. Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert las. Wie soll die westliche Welt den zunehmend autoritären Tendenzen der KP Chinas begegnen? „Man sollte die Menschen hinauswerfen in die grosse, ungemütliche Welt, man müsste die Weltenschau zur Pflicht machen für all die arglosen Europäer, alle sollten sie einmal ein Jahr ausserhalb ihrer Gemütlichkeitszone leben. Man könnte sie in die Türkei schicken, wo sich die Demokratie in rasender Geschwindigkeit zerlegt. Oder nach Russland, auch dort sind Zynismus und Lüge längst zur Staats- und Lebensräson geworden (...) Am besten aber schickte man sie nach China. In China nämlich stünde den Menschen dann auch noch der Mund offen angesichts des Ehrgeizes, des Tempos und des Zukunftsglaubens, angesichts des gnadenlosen Wettstreits aller mit allen und der durch nichts gezügelten Lust auf Reichtum und Macht. Ein Treiben ist das, das den Leuten den Atem nähme, das sie aber hoffentlich auch aufschreckte aus Trägheit und Ignoranz.“

Mir gefallen diese Gedanken auch deshalb so gut, weil ich generell der Auffassung bin, dass eine Konfrontation mit der Realität das Ernüchterndste, Heilsamste und Sinnvollste ist, das der Mensch in seinem Erdendasein tun kann – auch wenn es das so ziemlich Letzte ist, worauf er Lust hat.

Kai Strittmatters Die Neuerfindung der Diktatur ist weit mehr als der Untertitel Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert besagt – es ist ein erfreulich nüchterner Blick auf die (hauptsächlich politische) Welt, der den westlichen Gesellschaften zu Recht vorwirft, naiv zu sein. Nicht nur der Westen behauptet frei, demokratisch und rechtsstaatlich zu sein, China tut das auch. Und natürlich lügen beide, denn die westliche Demokratie des Geldes und die diktatorische Version Chinas haben beide mit echter Volksherrschaft recht wenig zu tun. Klar, es gibt Unterschiede, wesentliche, doch dass der Westen die eigenen Demokratien nicht realistisch sieht, ist keine gute Voraussetzung, China realistisch zu sehen.

Realistisch ist Strittmatters Sicht auf die Macht. „Es liegt im Wesen der Macht, dass sie, egal wie stark, ihrer selbst nie vollkommen sicher ist. Die Paranoia, die Angst vor der Schwächung und dem Verlust seiner Macht liegt in der Natur des Mächtigen. Deshalb sein Drang, die Masse immer wieder aufs Neue zu überwältigen. Dazu dient ihm die Lüge.“

Herrschaftsausübung läuft auch über die Sprache, George Orwell lässt grüssen. So wird etwa „harmonisch“ besonders oft gebraucht in China. Die Harmonie, die die Partei im Sinn hat, „ist die Harmonie zwischen Partei und Gehorsam. Harmonie ist, wenn das Volk Ruhe gibt.“

Internet-Zensur funktioniert nicht, glauben viele, vor allem im Westen, denn jede Mauer lässt sich durchbrechen. Nur eben: China zeigt gerade, dass sie funktioniert und demonstriert, wie die Lüge über die Wahrheit triumphiert.

Die kommunistische Partei verfügt über das Gewaltmonopol (und nicht etwa der Staat), obwohl im kapitalistischen China so ziemlich gar nichts kommunistisch ist. „Viele der Probleme Chinas kommen daher, dass der gelebte Kapitalismus als Sozialismus gepredigt wird“, schrieb 2013 der Intellektuelle Rong Jian, „den das Massaker von 1989 vom Marxismusforscher zum Kunstgaleristen hat werden lassen.“

Lügen, Einschüchterung, Verwirrung – die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge soll abgeschafft werden. Strittmatter zitiert Hannah Arendt: „Wenn jeder dich immerzu anlügt, dann ist die Folge nicht, dass du die Lügen glaubst, sondern vielmehr, dass keiner mehr irgendetwas glaubt.“

In China herrscht ein totalitäres Regime, dass die Digitalisierung nutzt – je mehr die Menschen digital unterwegs sind, je mehr weiss das System über sie – , um noch totalitärer zu herrschen. Die chinesischen Kommunisten sind Meister darin, Angst zu verbreiten. Wer nicht spurt, wird abserviert und an  den Pranger gestellt. Der bestens informierte Kai Strittmatter zeigt das in diesem Buch an zahlreichen Beispielen. Er macht zudem deutlich, dass die westliche Sicht auf China weitestgehend naiv ist.

Es geht auf der Welt nicht nur um Einfluss und Vorherrschaft, es geht den politisch Mächtigen um Unterwerfung. Und China hat nicht die geringsten Hemmungen (wie übrigens auch Amerika nicht, was bei der gegenwärtigen US-Regierung besonders offensichtlich ist), die eigenen Interessen durchzusetzen. Daimler zitiert in seiner Werbung den Dalai Lama, China heult auf; Lady Gaga unterhält sich mit dem Dalai Lama über Yoga, China ist beleidigt – Daimler wirft sich in den Staub und entschuldigt sich händeringend, Lady Gaga kann man seither in China nicht mehr hören.

Fazit: Mehr als notwendige Aufklärung – Pflichtlektüre!

  Kai Strittmatter
Die Neuerfindung der Diktatur
Wie China den digitalen Überwachungsstaat 
aufbaut und uns damit herausfordert
Piper, München 2019

Wednesday, 20 November 2019

The Sartorialist: India

I'm most sceptical when it comes to blurbs, generally speaking, that is, for they are often simply promotional texts with not much relevance in regards to the books they aim to sell. To state however that Scott Schuman's The Sartorialist: India represents an "intoxicating mix of color, pattern, and texture " and "a photographic tribute to the country's diversity and splendor", captures the essence of this formidable tome nicely.

Beautiful, amazing, superb, was my first reaction when having a first glance at the photographs. And, needless to say, almost immediately the three weeks that I once spent in Delhi, Gurgaon, Jaipur, Agra and places in between came to mind. Most prominently I recall the many elegantly and colourfully dressed women. Yet, aside from women, men and youngsters, The Sartorialist: India also shows beach scenes, a temple door, a lamppost and other sights (for their design or coulours or both) that Scott Schuman deemed worth framing.
Mumbai, Maharashtra

Bandana Tewari, a former fashion features editor and now editor-at-large at Vogue India, contributed an excellently written piece full of insights. "He knows India is what it is, whether he photographs it or not. He doesn't moralize the fierce contradictions that are India: he doesn't pretend to understand them, either. What he does, authentically, is focus on the uplifting and the banal, the cinematic and the realistic, in equal measure.. He captures what India truly is – a storm in our senses." 

Schuman does what photographers (and, by the way, everybody else) should do. Observe. Give testimony. "On my first trip to India in 2008 to cover fashion week in Delhi, it was immediately apparent that while the looks on the runway were good, the style of the editors and people attending the shows was even better, and better yet was the chaotic complex street life I saw out of my car window on my way to the fashion shows. The mash-up of new and old, rich and poor, transient and immobile is stronger in India than almost anywhere else in the world. It was love at first sight!"
Jadhpur, Rajasthan /  Balatra, Rajasthan

There is of course no better way of photographing than photographing what you love. For a loving eye looks differently. I feel intrigued by the variety of people, dresses, postures, scenes and colours, colours, colours (there are also remarkable shots in black and white 'though) displayed in this tome.

We are not told who these people are, what they do for a living, how they spend their lives. This is not a book of reportage or about the stories behind the pictures. These photographs give testimony of how a man with a camera decided to frame what his eyes were showing him. Pictures do not tell stories, pictures trigger our imagination. The pictures in this beautifully done book make me want to go to India again.
Pushkar, Rajasthan / New Delhi, Delhi

Scott Schuman
The Sartorialist: India
English, Deutsch, Français
Taschen, Cologne 2019

Wednesday, 13 November 2019

The Cloud of Unknowing

First things first: I feel irresistibly drawn to the cover of this tome without being really aware what I’m looking at for I’m not thinking, or so it seems, I simply surrender to the simplicity of colour and form of this photograph. I only later learn what it shows: a shrine in David. T. Hanson’s residence in Fairfield, Iowa.
“The Cloud of Unknowing,” the press release informs, “showcases 133 photographs made between 1998 and 2011 at Hindu, Buddhist, Muslim, Jain, Sikh, Parsi, Jewish, Christian, Native American, shamanistic, and New Age sites. This volume features famous temples, cathedrals, and synagogues as well as anonymous temporary shrines and ancient sites still in use that are monuments to the human spirit and all that it holds most sacred.”
After twenty years of investigating and documenting the contemporary North-American wasteland, “the hazardous remains of our industry and technology,” David T. Hanson felt “that I needed to try to find what Wallace Stegner called ‘a geography of hope.'”
Although spiritually inclined (by this I mean to believe – and sometimes experience – that everything is connected) but not into organised religion, shrines and other sites of worship, I mainly saw photographs of rather strange objects when glancing through the pages of this formidable work. Don’t get me wrong: I’m not anti-religion and do recall my time in a Catholic boarding school (also but not only) with, in hindsight, mostly positive feelings. Yet the older I get the stranger I find the variety of human beliefs – strange in the sense of incomprehensible (to me, that is).
For the full review, go to here

Wednesday, 6 November 2019

Sebastião Salgados Autobiografie

"Wer keine Geduld besitzt, kann kein Fotograf sein", lautet der erste Satz in Sebastião Salgados Autobiografie, Mein Land, unsere Erde, die er zusammen mit der französischen Journalistin Isabelle Francq verfasst hat, die in ihrem Vorwort behauptet: "Eine Fotografie von Sebastião Salgado zu betrachten heisst, die Würde eines Menschen zu spüren." Ich stimme zu, denn ich habe diese Erfahrung auch gemacht. Doch nicht alle sehen das so. Susan Sontag zum Beispiel ist ganz anderer Auffassung, wie man hier nachlesen kann.

Doch zurück zu Salgados Eingangssatz, den er nicht einfach so in die Welt setzt, sondern konkretisiert, am Beispiel einer Riesenschildkröte auf den Galápagos-Inseln, die er zu fotografieren versuchte, die sich jedoch dauernd davonmachte, wenn er sich ihr näherte. "Also wurde ich selber zur Schildkröte: Ich ging auf alle viere und begann, Handflächen und Knie am Boden, auf gleicher Höhe mit ihr zu krabbeln. Da floh die Schildkröte nicht mehr."

Als er mit dem Fotografieren begann, probierte er alles aus: Akt, Sport, Porträt. Dass er dann bei der Sozialdokumentation landete, begriff er als folgerichtig, da er zur Zeit der grossen Industrialisierung Brasiliens aufwuchs, die einen Teil der Jugend damals sehr beschäftigte.

Salgado versteht sich weder als Fotojournalist noch als Aktivist. Leiten lässt er sich von einem inneren Drang. "Wie bei allen Fotografen, hängen meine Fotos mit mir zusammen. damit, was mir durch den Kopf geht, was ich gerade erlebe oder denke."

Er erzählt von seinen Reisen, von seiner Frau und wichtigsten Mitarbeiterin (und verschweigt auch nicht, dass ihre lange Ehe nicht immer problemlos gewesen ist), ihren beiden Söhnen (einer von ihnen ist behindert), vom Instituto Terra ... 

Salgados wichtigstes (jedenfalls für mich) Werk ist Genesis, für das er sich auf die Spuren von Charles Darwin gemacht hat. Er las "Die Fahrt der Beagle" und verbrachte drei Monate auf den Galapagos-Inseln, die für ihn eine Art Synthese der Welt darstellen. Was er damit meint, führt er ausführlich aus und macht dabei eindrücklich klar, wie die Umgebung alle Lebewesen prägt. Gelernt hat er auch, dass jede Spezies (und nicht etwa nur der Mensch) über ihre ganz eigene Vernunft verfügt.

"Durch 'Genesis' wurde mir bewusst, dass wir durch das Leben in den Städten, das uns von der Natur immer stärker abschneidet, zu komplizierten Tieren geworden sind. Indem wir uns der Erde entfremdeten, wurden wie selbst zu fremdartigen Wesen. Aber dieses Problem ist kein unlösbares: Sein Heilmittel lautet Information, und ich freue mich, wenn ich etwas dazu beitragen konnte. Die Antwort auf die Gefahr. die der Mensch auf sich und alle Arten des Planeten geladen hat, ist nicht, die Zeit zurückzudrehen, sondern sich wieder der Natur zuzuwenden."

Mein Land, unsere Erde enthält auch Fotos, die (gut ausgewählt) eindrücklich demonstrieren, dass Salgado einen anderen, weiteren, umfassenderen Blick auf die Dinge hat als viele  Fotografen. Ich jedenfalls verspüre beim Betrachten seiner Bilder ein grosses Staunen über beziehungsweise Ehrfurcht (die Grundvoraussetzung für eine gesunde Lebensperspektive) für diese fantastische Erde, die, wie wir wissen, nur ein relativ kleiner Planet in einer Galaxie inmitten von Millionen von Galaxien ist. 
Anavilhanas Archipel, bestehend aus über 
350 dicht bewaldeten Inseln im Rio Negro
Staat Amazonas, Brasilien, 2009
@Sebastião Salgado

Sebastião Salgado
Mein Land, unsere Erde
Autobiografie
Nagel & Kimche, Zürich 2019

Wednesday, 30 October 2019

Sebastião Salgado: Gold

"When I first reached Serra Pelada, I was left speechless. Before me, I saw a vast hole, perhaps 200 meters in diameter and almost as deep, teeming with tens of thousands of barely clothed men, roughly half of them carrying heavy sacks up broad wooden ladders, the others leaping down muddy slopes back into the cavernous maw." This is how Sebastião Salgado introduces his by now legendary tome GOLD. This is the apocalypse, was my first reaction to this in every sense of the word stunning pictures. I look at them and think: This is not real. But it is. All of it. And, as always when confronted with the truth, we (I do assume I am not the only one) can  hardly believe what our eyes are showing us. Or, differently put, what Sebastião Salgado has photographed.
Copyright@Sebastião Salgado / Taschen

In order to take these photographs, Salgado had to earn the trust of the people portrayed. "When I climbed down into the hole, no one spoke to me; some even purposely soiled my khaki outfit with mud. It quickly became clear to me that I was the target of a spontaneous protest against the powerful mining company." When subsequently he was led away by a policeman and later released, he was safe. "This run-in with the hated police would help me enormously in the weeks ahead."

The workers he met were very varied – some couldn't neither read nor write, others had been to university. They all lived in barracks, there were no women. Like everywhere, there were also homosexuals. And, needless to say, there were tensions but Salgado also observed tenderness. They were all slaves of their dreams. In his autobiography, he recounts a story that made him smile."You're lucky to live in Paris, Sebastião", said a though looking guy. "Should I find gold, it is my dream to go there and have silicon tits made, they're the best there."
Copyright@Sebastião Salgado / Taschen

It is necessary to take one's time in order to somewhat understand what we are looking at. "I soon learned that what at first glance looked like a disorderly movement of men was in fact a highly sophisticated system, in which every one of the more than 50,000 men working there knew the role he had chosen to play."

 But why would anybody do that? What drove men to abandon their families, leave their homes and take such risks? Needless to say, one can only guess. Mine is that they are primarily driven by hope (the greatest motivator of all) of a better life.

Discounting talent, patience, and courage, Alan Riding opines, what most distinguishes these photographs from earlier coverage of this mine was that they were in black and white. "Salgado's black-and.white photographs project an immediacy that makes them vividly contemporary. We know that the mine at Serra Pelada is now closed, yet the intense drama of the gold rush leaps out of these images. Somehow, in black and white, time has a way of standing still."
Copyright@Sebastião Salgado / Taschen

The Brazilian gold rush started in 1979 when gold was discovered in a stream, it was however hardly the first such fever to strike the Americas. "Landing on the Mexican coast in 1519, Hernán Cortés informed the Aztec emperor that his men suffered from an illness that only gold could cure. And the get-rich-quick stampede continued, reaching heights of madness in the California Gold Rush of the 1840s and Canada's Klondike scramble 50 years later."

What these photos (in fact, most of Salgados photos) show is the inexplicable. What I'm presented with makes me wonder and leaves me stunned. A beehive comes to mind. Rarely has it been more apparent to me that we are very strange creatures.

Sebastião Salgado
GOLD
English, Deutsch, Français
Taschen, Cologne 2019

Wednesday, 23 October 2019

Durch die Nacht

Stig Sæterbakken (1966-2012) gehöre zu den wichtigsten norwegischen Autoren der letzten Jahrzehnte, entnehme ich der Verlagsinformation und rege mich bereits auf, weil das eine dieser absolut idiotischen Aussagen ist (dass sie von Karl Ove Knausgård ist, macht sie nicht besser), die allerdings wunderbar in unsere Zeit der Superlative passt. Wichtig für wen? Nach welchen Kriterien? etc. etc. Sicher, mir wäre auch lieber, ich könnte das entspannter sehen, einfach als Ausdruck der gängigen Marketing-Mentalität, nur eben: ich empfinde Marketing an sich schon eine Zumutung.

Doch ich will zum Text kommen. Und der  hat es in sich. Der achtzehnjährige Sohn des Zahnarztes Karl Meyer hat  Suizid begangen. Karls Frau Eva steht unter Schock, die Tochter Stine verstummt, der Zahnarzt hört von einem Haus in der Slowakei, wo "man mit den schlimmsten Ängsten seines Lebens konfrontiert werde" und das man entweder gebrochen oder geheilt verlässt.

Stig Sæterbakken erzählt vom Beginn seiner (des Zahnarzts) Liebe zu Eva (ich lese diesen wie auch jeden anderen Text als weitestgehend autobiografisches Dokument. Andererseits: "Ich wunderte mich, wie sie, unverheiratet und gänzlich unerfahren, was langjährige Beziehungen anging, so eingehend und durchaus überzeugend und wahrheitsgemäss, wie ich oft festgestellt hatte, von etwas schreiben konnte, nie selbst erlebt hatte. Einmal versuchte sie mir, ohne dass ich es wirklich nachvollziehen konnte, zu erklären, dass man oft am besten über das schreibt, wovon man am wenigsten versteht.") und stosse dabei auch auf diesen wunderbar wachen, mich begeisternden Satz: "... und ich war in Gedanken ganz bei ihr, dadurch, dass ich nicht ein Mal an mich dachte, war ich voll und ganz ich selber." Als Eva ihn fragt: "Was glaubst du, wir beide für immer?" schreckt er zusammen und fragt sich, "wie oft die Fragen, die wir dem anderen stellten, in Wirklichkeit Fragen waren, die wir selbst gestellt haben wollten." Es dauert dann eine Weile, bis er sich findet. "Eva? "Ja?" "Ich liebe dich."

Dem Suizid des Sohnes ist eine Liebesverhältnis von Karl mit der wesentlich jüngeren Mona vorangegangen. Der Sohn ist wütend darüber, die Tochter nimmt es einigermassen gelassen und Eva verhält sich derart beherrscht, dass Karl es fast nicht aushält. Das ist derart eindringlich geschildert, dass einem gelegentlich fast der Atem stillsteht.

Die Beziehung mit Mona hält nicht. "Als ob ihre Vorstellung von Liebe darin bestand, geliebt zu werden, aber nicht zu lieben ... Ein egozentrisches Kind." Karl kehrt zu seiner Familie zurück, doch nichts ist mehr wie es einmal war und so verlässt er sie wieder, reist nach Deutschland und dann zu diesem Haus in der Slowakei, begleitet von Erinnerungen, wo man nicht das bekommt, was man haben möchte. "sondern das, was man nicht haben will."

In einem Lokal kommt er mit einem alten Mann ins Gespräch, der ihm erklärt, das Haus wirke wie eine Art Depressivum und dass alle, die hineingingen, verzweifelt wieder heraus kämen. "Mir wurde klar, dass ich mich so gern mit ihm unterhalten hatte, weil er über das gebotene Mass hinaus mitteilsam war und auch mir Fragen gestellt, nicht bloss auf die meinen geantwortet hatte, sodass ich bis ganz zum Schluss darauf hoffen konnte, er würde mich fragen, wozu ich gekommen sei, warum um alles in der Welt ich in dieses schreckliche Haus wollte."

Und dann tritt er ein ...

Stig Sæterbakken
Durch die Nacht
Dumont, Köln 2019

Wednesday, 16 October 2019

Tagebuch eines Buchhändlers

Sie sind rar, die Bücher, bei denen ich schon nach ein paar Zeilen weiss, dass ich sie mögen werde. Sehr rar. Dass Shaun Bythells Tagebuch eines Buchhändlers dazugehören wird, ist mir klar, als ich lese, dass Dylan Moran "das Klischee des ungeduldigen, intoleranten, ungeselligen Buchhändlers" in Black Books perfekt dargestellt habe. Nein, ich kenne den Film Black Books nicht, aber ich habe den Comedian Dylan Moran einmal auf youtube erlebt, wo er erklärte, Donald Trump (D.T.) sei die Art nerviger Dummschwätzer, bei dem man, falls dieser im Bus hinter einem sässe, sich sofort die Ohrenstöpsel reinmache – und mehr gibt es zu D.T. nun wirklich nicht zu sagen.

Shaun Bythell führt seit 2001 im schottischen Wigtown die grösste Secondhand-Buchhandlung des Landes und beschreibt in seinem Tagebuch die Freuden und Leiden eines leidenschaftlichen Büchermenschen, der sich mit seiner Teilzeit-Mitarbeiterin Norrie, zu deren Lieblingsthemen die Evolution gehört, immer mal wieder Bücher-Gefechte liefert. "Nicht selten entdecke ich, dass sie Ausgaben von Darwins Entstehung der Arten ins Belletristik-Regal einsortiert hat. Ich revanchiere mich mit der Bibel (ihrer Ansicht nach ein Geschichtsbuch) zwischen den Romanen."

Shaun Bythell ist ein eigensinniger Mensch, Bücher mag er sich nicht empfehlen lassen, "weil ich lieber den Naiven spiele und mir vormache, meine eigene literarische Goldgrube zu sein." Das kenne ich auch von mir. Und ebenso, dass ich mich dann doch gelegentlich von der Begeisterung anderer anstecken lasse. Ihm ist es mit William Boyds Eines Menschen Herz so ergangen. Mir selber mit Klaus Cäsar Zehrers Das Genie und Hanya Yanagiharas Ein wenig Leben.

Bythells Antiquariat ist nicht spezialisiert, doch Bücher zum Thema Eisenbahn verkaufen sich am besten, "eine Tatsache, die ich mir vor fünfzehn Jahren, als ich das Geschäft übernahm, niemals hätte träumen lassen." 

Zu den Vorzügen dieses Buches gehört es auch, zahlreiche Absurditäten des Alltags zu dokumentieren. "Um elf Uhr hat eine extrem füllige Frau sechs Kisten mit Kochbüchern hereingebracht, die vor allem das Thema Diät behandelten."

Ausgesprochen skurrile Typen, darunter häufig Exzentriker, tauchen regelmässig im Laden auf. Nicht wenige feilschen um den Preis, andere sind notorische Besserwisser, Normalos scheinen eher selten den Weg ins Antiquariat zu finden. Und auch die Mitarbeiterin Nicky ist ein sehr spezieller Charakter. "Nicky kam heute wie gewöhnlich um diese Jahreszeit in ihrem schwarzen Skianzug ins Geschäft. Sie sah aus, als würde sie zur Tiefkühlabteilung einer Grossmetzgerei gehören und nicht in einem Antiquariat arbeiten."

Tagebuch eines Buchhändlers klärt auch auf, etwa über das Phänomen der Bestseller. "Was auf dem Buchmarkt der Neuerscheinungen als Bestseller gilt, ist genau jene Art Buch, die in der Antiquitätsbranche wenig Erfolg hat."

Dann gibt es aber auch Stellen in diesem Buch, die nur am Rande mit Büchern und dem Buchgeschäft zu tun haben, doch mich in der Gewissheit bestärken, dass Buchliebhaber eindeutig mehr drauf haben und oft spannendere Menschen sind als Nicht-Büchermenschen. Nehmen wir den Bücher-Freak Callum aus Nordirland. "Sein ausgesprochen abwechslungsreiches Arbeitsleben hat ihm eine Reihe höchst interessanter Jobs beschert – von einer geologischen Expedition in Venezuela über das Sammeln der Zapfen von Waldkiefern im schottischen Hochland bis hin zu einer Stelle als Finanzberater. Momentan hackt und verkauft er unter anderem Brennholz. Ich vermute, wir verstehen uns deshalb so gut, weil keiner je von sich gedacht hat, für irgendeinen Beruf karrieretauglich zu sein ...".

Karrieretauglich ist übrigens auch Bythells frühere Angestelltere Sara nicht, die von ihm mit der Aufforderung "Streng dich besser an, du Arsch, sonst komm ich persönlich vorbei"  eine Referenz forderte. Und so beschrieb er wie er sie erlebt hatte: "In der Regel war sie extrem unhöflich und aggressiv. Sie tat fast nie, worum man sie bat ..." (er wurde dann noch deutlicher).

Fazit: Unterhaltsam, witzig und aufklärend.

Shaun Bythell
Tagebuch eines Buchhändlers
btb, München 2019

Wednesday, 9 October 2019

Schluss mit dem täglichen Weltuntergang

Die wertvollste Ressource im 21. Jahrhundert sei unsere Aufmerksamkeit, meint Maren Urner in Schluss mit dem täglichen Weltuntergang. Wie wir uns gegen die digitale Vermüllung unserer Gehirne wehren. Das zu verstehen, ist notwendiger denn je – vorausgesetzt natürlich, man will über sein Leben mitbestimmen. Nur eben, die meisten wollen das gar nicht, denn für die überwiegende Mehrheit gilt, was die alten Römer bereits wussten: mundus vult decipi, die Welt will betrogen werden. Mit anderen Worten: Dieses Buch richtet sich an die, welche mitentscheiden wollen, wie sie ihr Leben verbringen.

William James drückt es pointiert aus: "Unser Leben ist nichts anderes als das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten." Zwei Jahre später notierte er: "Unser ganzes Leben, solange wie es eine bestimmte Form hat, ist nichts als eine Anhäufung von Gewohnheiten." Angesichts von Studien, die herausgefunden haben, dass zwischen 50 und 95 Prozent unserer Handlungen nichts anderes als Gewohnheiten sind, ist das einleuchtend.

Dass wir die meiste Zeit unseres Lebens auf Autopilot unterwegs sind, hat natürlich sein Gutes. Ich bin wohl nicht der Einzige, der, wäre er denn für seinen Atem oder seinen Herzschlag zuständig, gänzlich überfordert wäre. Maren Urner formuliert die Vorteile von Gewohnheiten (schmunzelnd, stelle ich mir vor) so: "Nicht nur verhältnismässig einfache Dinge, wie das Tippen auf einer Tastatur, Kochen und Radfahren, können zur Gewohnheit werden, sondern auch komplexe Zusammenhänge, wie das Frühstücksgespräch zwischen dem lang verheirateten Ehepaar, das trotz laufenden Radios und Zeitungslektüre mühelos gelingt."

Doch natürlich gibt es auch Gewohnheiten, die eher Fluch denn Segen sind. Man denke an Süchte oder den Medienkonsum. "Nachrichten sind stressiger als die Realität" lautet ein treffender Zwischentitel, denn nicht nur zeichnen die Medien ein übertrieben negatives Bild der Welt, sie bringen uns auch dazu, uns hilfloser zu fühlen als wir wirklich sind. Nur eben: Wir können uns wehren, etwa indem wir entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.

Maren Urner argumentiert einleuchtend und untermauert alles mit Studien, wie das Akademiker eben so tun, auch wenn für das meiste, das sie behauptet, der gesunde Menschenverstand durchaus genügen würde. "Bekommen wir immer wieder nur das vorgesetzt, was falsch läuft in der Welt, sorgt das bei uns nicht nur für ein negatives Weltbild und möglicherweise chronischen Stress, der uns krank machen kann. Er lässt uns auch hilflos zurück."

Klar, das ist no good, was also schlägt sie vor? Das Konzept des von ihr mitbegründeten Perspective Daily, das einen neuen Blick auf die Welt propagiert. Dieser orientiert sich an einem Merksatz, der banal klingen mag, aber eben nur dann, wenn man nicht darüber nachdenkt: "Das Reden über Probleme schafft Probleme, das Reden über Lösungen schafft Lösungen." Nein, so einfach ist es nicht, und ja, Journalisten haben selten Lösungen parat, doch wer Lösungsansätze diskutiert, geht konstruktiv mit dem Leben um – und genau darum geht es. 

Auf der Strecke geblieben ist mir bei diesem Ansatz voller bester Absichten und reich an nützlichen Vorschlägen, dass da ein paar wesentliche Funktionen der traditionellen Medien ausgeblendet werden. Etwa die Ablenkung oder die Unterhaltung, denn nichts ist für eine Gesellschaft wichtiger als Stabilität, die man dadurch erreicht, dass man den Leuten "Brot und Spiele" vorsetzt.

Fazit: Schluss mit dem täglichen Weltuntergang ist ein empfehlenswertes Plädoyer gegen die Ignoranz und fürs Aufstehen gegen Bullshit.

Maren Urner
Schluss mit dem täglichen Weltuntergang
Wie wir uns gegen die digitale Vermüllung unserer Gehirne wehren
Droemer Verlag, München 2019

Wednesday, 2 October 2019

My French Zen Pics

Sévrier, Lac d'Annecy

Sévrier, Lac d'Annecy

Annecy

Annecy

Annecy

Wednesday, 25 September 2019

Von Peking nach Kaschmir

Im  Januar 1935 trifft die Genfer Autorin Ella Maillart im chinesischen Geologischen Institut in Peking auf Pater Teilhard de Chardin, der mit der sogenannten Citroën-Expedition im Jahre 1931 Asien durchquert hat und ihr nun bestätigt, dass die Chancen, die für Ausländer streng abgeriegelte Provinz Sinkiang zu durchqueren, um ins indische Kaschmir zu reisen, gering seien.

"Niemand weiss, was seit vier Jahren in Sinkiang vorgeht, dieser riesigen Provinz, die an Tibet, an Indien, an Afghanistan, an die UdSSR grenzt  und wo die Interessen dieser Länder in geheimem und ständigem Kampf miteinander liegen", notiert Maillart. Sie macht sich kundig, bemüht sich, einen Weg zu finden und teilt, was sie erfahren hat mit Peter Fleming, "einem jungen Schriftsteller, den die Times sich für ein Bombenhonorar gesichert hatte, um die Zustände in Mandschukuo zu erkunden. Fleming war ein grosser Reisender; er hatte schon Brasilien unter den ungewöhnlichsten Umständen durchquert und vor zwei Jahren Südchina auf den Spuren der Kommunisten durchpirscht."

Die zwei tun sich zusammen, obwohl sie verschiedener kaum hätten sein können. Der unterschiedliche Charakter war das Eine, die bevorzugte Reiseform das Andere – er wollte möglichst schnell reisen, da ihn in England Verpflichtungen erwarteten, ihr entsprach das Trödeln, sie hatte alle Zeit der Welt.

Er erzählt unter anderem von Eton, wo er einst Zögling war und seiner Familie, sie blieb ihm nichts schuldig und liess ihn wissen, was sie von der Geschichte Genfs wusste. "Peter erfährt an diesem Tage auch zum erstenmal, dass Bern die Hauptstadt meines Landes ist, aber die Reihe, sich lustig zu machen, ist an ihm, als sich dann herausstellt, dass ich selber nicht einmal weiss, wer der Präsident der Schweiz ist."

In China zu reisen hat seine Tücken. "Unsere Pannen waren ebenso zahlreich wie ärgerlich. Wir blieben im Dreck stecken, wir versanken in einem Fluss, dessen Eisdecke unter unserem Gewicht geborsten war, und ganz gewöhnliche Reifenpannen hielten einen stundenlang auf." Oft schwankten die beiden zwischen Mutlosigkeit und Hoffnung, denn Einfluss auf die chinesischen Gegebenheiten und Ereignisse  auszuüben vermochten sie nicht.

Dazu kam, dass die chinesische und die europäische Mentalität oft weit auseinander lagen. "Bei den Ausländern, die in Sian  leben, Schweden, Deutschen und Engländern, höre ich oft das Wort Ungewissheit. In dieser chinesischen Welt, die der europäischen Pünktlichkeit und Logik so konträr ist, weiss man nie etwas ganz gewiss." Das hat mich unter anderem daran erinnert, wie sich in meiner China-Zeit (fünf Monate im Jahre 2002) ein Australier darüber aufregte, dass immer alles in letzter Minute und ohne jegliche Vorwarnung entschieden wurde ...

Auch die chinesische Überheblichkeit, die sich hinter vermeintlich kulturellen Unterschieden wie "das Gesicht verlieren" (in keiner Kultur steht jemand gerne als Dummkopf da) versteckt, hat sich bis heute gehalten. "In China haben die Weissen seit dem Chaos, seitdem der Krieg die Europäische Solidarität zerstört hat, 'das Gesicht verloren' – und verlieren es von Tag zu Tag mehr. Man fürchtet uns nicht, man macht sich über uns lustig. Was also tun in einem Land, wo die Leute lieber sterben, als 'das Gesicht verlieren'!"

Es durchqueren, würde ich sagen. Was Maillart und Fleming denn auch tun. Unter der Kapitelüberschrift "Karawanenleben" notiert sie: "Tag für Tag verläuft unser Dasein genau nach der unwandelbaren Regel der Jahrhunderte. Vor Tagesanbruch nehmen 250 Kamele, ungefähr 30 Pferde und etwa 45 menschliche Wesen   ohne jegliches Gedränge und unnötigen Lärm   Aufstellung zum Abmarsch."

Ella Maillart
Verbotene Reise
Von Peking nach Kaschmir
Lenos, Basel 2019

Wednesday, 18 September 2019

The Fire Next Time

There's a (North)American obsession with race that I've always thought baffling. Also, I do sense a fanatical streak to it that is beyond my comprehension. It's probably to do with the fact that the vast North-American territory was conquered by puritans who were so morally strict that their fellow Brits could not stand them any longer and kicked them out, as Robertson Davies once remarked.

Many white North-Americans seem not to have understood what their founding fathers stated in the Declaration of Independence: "We hold these Truths to be self-evident, that all Men are created equal ...". And, the Christians among them seem not to have grasped that, according to the Bible, all human beings are made in the image of the divine. 
Copyright@2019 by Steve Shapiro
Trainees sing "We Shall Overcome" in Oxford, Ohio, before boarding a bus in June 1964. Organizers warned trainees about the dangers in Mississippi. People would be beaten, arrested, and sometimes killed, they told the hundreds of Northern students..

James Baldwin's The Fire Next Time was first published in 1963; it is now reprinted with more than 100 photographs from Steve Shapiro who travelled the (North)American South with Baldwin for Life magazine. 

"I'm not better because I'm black, but if you say God is white why shouldn't I say he's black? The question isn't whether you're as good as white people but whether you're a man", Baldwins writes and thus makes clear that America's so-called "Negro problem" goes way beyond skin colour and segregation. 

"Behind what we think of as the Russian menace lies what we do not wish to face, and what white Americans do not face when they regard a Negro: reality – the fact that life is tragic. Life is tragic simply because the earth turns and the sun inexorably rises and sets, and one day, for each of us, the sun will go down for the last, last time. Perhaps the whole root of our trouble, the human trouble, is that we will sacrifice all the beauty of our lives, will imprison ourselves in totems, taboos, crosses, blood sacrifices, steeples, mosques, races, armies, flags nations, in order to deny the fact of death, which is the only fact we have."
Copyright@2019 by Steve Shapiro
A protester laughs before a phalanx of state troopers in Selma. "To me, this is a very symbolic picture," says Shapiro, "it expresses two sides of the coin, two different attitudes."

When debating race one often hears the argument that Blacks or Asians or Latinos should have the same rights and opportunities as white people. To argue like this however presupposes automatically that white people believe, in the words of James Baldwin, that "they are in possession of some intrinsic value that black people need, or want. And this assumption – which, for example, makes the solution of the Negro problem depend on the speed with which Negroes accept and adopt white standards – is revealed in all kinds of striking ways, from Bobby Kennedy's assurance that a Negro can become President in forty years to the unfortunate tone of warm congratulation with which so many liberals address their Negro equals."
Copyright@2019 by Steve Shapiro
Thousands crossed the bridge with King, but not all walked the fifty-four eventful miles to Montgomery.

The Fire Next Time is much less a historic document than an important book for Baldwin's approach to "the race problem" forcefully points out that what we have come to grips with is not the topics we mostly discuss, from skin colour and integration to religion and culture, but our fears and longings.

"Love takes off the masks that we fear we cannot live without and know we cannot live within. I use the word 'love' here not merely in the personal sense but as a state of being, or a state of grace – not in the infantile American sense of being made happy but in the tough and universal sense of quest and daring and growth."

James Baldwin
Steve Shapiro
The Fire Next Time
Taschen, Cologne 2019

Wednesday, 11 September 2019

Desperation Road

Es gibt Bücher, die ich gar nicht besprechen mag – weil sie so gut sind. Genauer: nicht auf eine konventionelle Art besprechen mag, also schildern, worum es geht, wer darin und wie vorkommt etc. etc. Desperation Road von Michael Farris Smith ist so ein Buch, das mich nicht wegen der Geschichte, die da erzählt wird, in seinen Bann schlägt, trotz der cleveren Rahmenhandlung: Zwei ganz unterschiedliche Leben treffen aufeinander; das von Russell Gaines, der elf Jahre im Gefängnis sass, doch nun feststellen muss, dass ihn die Vergangenheit nicht ruhen lassen wird, und das von Mabel, einer jungen Mutter, die gerade einen Deputy erschossen hat. Doch auch wenn ich nicht die Geschichte nacherzählen will, soviel sei verraten: vor allem in der zweiten Hälfte wird es spannend.

Es ist das Atmosphärische, das mich für diesen Roman einnimmt, der mich auf eine Kopfreise in den gewalttätigen Süden der Vereinigten Staaten mitnimmt, einem Amerika, das man nicht findet in den politischen Sendungen einschlägiger Fernsehstationen, einem realistischen Amerika. Schon nach den ersten paar Seiten fühle ich mich vor Ort, tauchen diese ungeheure Weite, die Diners, die Parkplätze vor den Supermärkten, die billigen Motel-Ketten in meinem Kopf auf. Und ein paar Seiten später  bricht sich dann bereits wieder die allüberall in diesem Amerika lauernde Gewalt Bahn. Was für ein brutales Tier ist doch der Mensch!

Desperation Road lese ich langsam. "Aus dem Truck steigen, das .22er Gewehr aus der Halterung hinter dem Sitz nehmen und einen knappen Kilometer weit gehen, bis der Boden weich und sumpfig wird, und dann mit hohen Schritten weiter, um nicht einzusinken, bis zu einem Ein-Mann-Boot, das an einer Weide vertäut ist. Schmutzig bis zu den Knien hineinsteigen und hinauspaddeln in den Sumpf und lauschen und beobachten und spüren, wie man ein Teil des Ganzen wird."

Michael Farris Smith ist ein talentierter Beobachter. "Zwischen ihnen Stille. Aber eine andere Art von Stille. Eine geteilte Stille." Und ein Meister der No-Nonsense Dialoge 
"Ich hab etwas getan, was jeder andere auch getan hätte, 
und es ist vorbei, und das war's auch schon."
"Würdest du es wieder tun?"
"Ich wüsste nicht, warum nicht."
"Dann hör auf, dir einen Kopf zu machen."
"Wir wissen beide, dass es so nicht läuft."

Desperation Road ist  auch ein Roman über Moral. Die christliche Idee der Vergebung stösst Russell auf. "Es war immer wieder die gleiche Geschichte. Ja, ich habe vergewaltigt. Ja, ich habe ein Leben genommen. Ja, ich habe gestohlen. Ja, ich habe eine Faust gegen meinen Mitmenschen erhoben. Aber jetzt habe ich die Liebe Gottes gefunden. Jetzt kann ich das Licht sehen. Ich habe den rechten Weg gefunden und so weiter und so weiter, das Ganze zu zig Amens und Hallelujas und Lobet den Herrn. Er glaubte nicht, dass es so funktionierte, und wenn doch, dann schien irgendwas nicht richtig zu sein."

Nicht zuletzt handelt Desperation Road von der Vergangenheit, die nie wirklich vergangen ist und auch nicht vergeht, sondern immer präsent ist. Seien es die Wut und die Ressentiments, die man nicht verlieren will, sei es die Liebe, der man an- und nachhängt, auch wenn die Beziehungen schon längst in die Brüche gegangen und durch neue ersetzt worden sind.

Die Vorstellung, dass letztlich die Wahrheit obsiegt, ist falsch, denn bestimmend ist, was die Menschen glauben und nicht das, was wirklich geschehen ist. Doch manchmal deckt sich das ja auch.

Michael Farris Smith
Desperation Road,
ars vivendi, Cadolzburg 2018