200 Afrikabilder aus den Archiven des legendären National Geographic finden sich in diesem grossformatigen Band, "darunter 40 neue Fotografien, die die Schönheit des Kontinents und seiner Landschaften, Geschichte, Kulturen und Wildtiere widerspiegeln", wie der Klappentext informiert.
Der afrikanische Kontinent ist riesig und äusserst vielfältig, was ihn für mich wesentlich ausmacht, sind Flora und Fauna. Das sehen nicht alle so, denn schliesslich gibt es auch das urbane Afrika, in dem ganz viele Menschen leben und von dem einige Stimmen meinen, es käme in der gängigen Afrikaberichterstattung zu kurz und mit der Akzentuierung von Flora und Fauna würden vorwiegend Klischees bestätigt. Wie auch immer, ich mag Klischees, doch vor allem schätze ich die einmalige und umwerfende afrikanische Flora und Fauna.
Ich habe einmal, mehr als zwanzig Jahre ist es her, in Afrika gearbeitet. Ich war fürs Internationale Komitee vom Roten Kreuz im südlichen Teil des Kontinents stationiert, zuerst in Harare, dann in Blantyre. Nach Aufenthalten in Sambia und in Namibia, landete ich schliesslich im südafrikanischen Durban, von wo ich hauptsächlich für Kwazulu Natal "zuständig" war. Was mir aus dieser Zeit vor allem in Erinnerung geblieben ist, sind stundenlange Autofahrten durch eine atemberaubende Landschaft (die Drakensberge waren ein Traum!) mit der Musik von Mozart, Beethoven und Brahms. Mit anderen Worten: ich erinnere mich vor allem an die Flora. Und an die ganz unterschiedlichen Menschen.
James P. Blair, Mali, 1965.
Sonnenuntergang über Timbuktu – einst Inbegriff einer Stadt am Ende
der Welt. Heute kreuzen sich hier die Karawanenwege der Sahara. Schon
vor Jahrhunderten drängten sich auf den sandigen Strassen Kaufleute
aus allen Ecken Afrikas und brachten durch den Handel mit Elfenbein,
Gold, Salz und Sklaven Wohlstand in die Stadt. Gelehrte machten die
aus Lehm erbaute Siedlung zu einem berühmten Zentrum islamischer
Bildung. Trotz alledem blieb ihre genaue Lage im Abendland lange Zeit
unbekannt, und so wurde Timbuktu erst im 19. Jahrhundert von den
Europäern "entdeckt".
Es ist schon eigenartig: Obwohl ich eineinhalb Jahre lang im südlichen Afrika gelebt und sowohl Kenia als auch Tunesien besucht habe, denke ich bei Afrika unweigerlich an Schwarzafrika. Das vorliegende Buch, gegliedert in Nordafrika, Zentralafrika, Ostafrika, Westafrika und Südafrika, zeigt mir, dass mein mentaler Horizont der Erweiterung bedarf. Und die ausführlichen und informativen Bildlegenden tragen nicht unwesentlich dazu bei, dass mein Afrika-Bild ergänzt wird.
Vor allem beeindrucken mich – neben den eindrücklichen Natur-Aufnahmen sowie den gelungenen Porträts – die eindrücklichen Bauten, denn damit habe ich nicht gerechnet. Etwa die algerische Oasenstadt Timimoun oder die hell getünchten Fassaden von Algier. Und dann sind da noch die Aufnahmen, zu denen mir die Worte fehlen und ich einfach nur noch staunen konnte. Die leuchtenden Spuren der Sterne über der Serengeti (von Konrad Wothe, 2008). Oder die Kameldornakazien im Namib-Naukluft-Nationalpark (Frans Lanting, 2011).
Hugo Van Lawick, Tansania, 1964.
Jane Goodall mit Flint, einem elf Monate alten Schimpansen,
der zu einer Gruppe von Menschenaffen gehörte, die die
Primatologin sechs Jahrzehnte lang im Gombe-Strom-Reservat
in Westtansania studierte. Das erste Mal berichtete National Geographic
von Goodalls bahnbrechenden Forschungen über die engsten Verwandten
des Menschen im August 1963. Es folgten insgesamt 16 weitere
Reportagen. Die Bilder zu vielen der frühen Reportagen schuf der
holländische Tierfotograf Hugo van Lawick, der damals mit Goodall
verheiratet war.
Afrika. In 125 Jahren um die Welt ist Fotojournalismus vom Feinsten und das meint, dass dieser Band, in dem sich Bilder und Bildlegenden kongenial ergänzen, so recht eigentlich besser zu vermitteln vermag, was es mit diesem abwechslungsreichen Kontinent auf sich hat, als dies Bilder für sich alleine oder Texte für sich alleine könnten.
Geschichtsbücher kommen oft ohne Bildmaterial aus und wenn dann gelegentlich doch Bilder gezeigt werden, sind sie selten mehr als Beilage. Fotojournalismus zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass Bild und Text eine Einheit bilden – für mich ist das in dem Sinne "die bessere Geschichtsschreibung", weil ich dazu leichter Zugang finde.
.Gervas Huxley, Kenia, 1940er Jahre
Der Himmel ist voller Heuschrecken. Die insekten schlüpfen in den weitläufigen Wüsten im Norden Kenias und fallen regelmässig zu Millionen über das Land her. Sie verschlingen ganze Ernten, zerstören Weideflächen und Wälder und bedecken sogar Strassen so dicht, dass Autos ins Schleudern geraten. Bei einer Heuschreckenplage im Jahr 1954 verschwinden etwa 200 Quadratkilometer Land unter schätzungsweise 50 Milliarden Insekten.
National Geographic
Afrika
In 125 Jahren um die Welt
Taschen, Köln 2018