Wednesday 25 August 2021

Magnum 2020

©Alessandra Sanguinetti’s daughter Catalina

„Was it (2020) the end of something? The start of something else? Or merely a blip in an increasingly chaotic and fast-changing world?“ asks Magnum President Olivia Arthur in her foreword. „The jury is still out“, the press release says. „But this book commits the year to paper and offers a means for us to try and make sense of it.“

This book commits the year to paper? Really? I don't think so for that is impossible.. What it does instead is to offer personal views of photographers that belong to the Magnum co-operative that has made itself a name covering many of the world's major events and personalities since the 1930s. In documentary photography, to be a Magnum photographer is considered a badge of honour.

The views presented in this tome are very varied. And, as it is customary in documentary photography, sometimes the words that accompany the pictures are more important than the pictures because without them you would often not know what you are looking at.

However, at times a caption is so utterly confusing that, sadly, it isn't of much help. Take Antoine d'Agata's shot of the silhouette of a mask wearing person (I'm not sure whether it shows a man or a woman) laying on the ground, followed by many very small photos that supposedly show medical personnel treating patients. The series is entitled VIRUS, so I assume that these must be Covid-19 victims I'm looking at; the caption lists numerous places from Maison de Santé Protestante de Bordeaux – Bagatelle to Clinique Mobile, Mission France – Médecins sans Frontières – Paris. I presume these are the locations where these shots were taken. As far as I'm concerned, this isn't exactly a convincing way to illustrate what Covid-19 is doing to us for it leaves too much to our imagination and interpretation respectively. I was much more impressed by Nanna Heitmann's „Hospital 52, Moscow, Russia, 2020“ that compellingly demonstrates our helplessness. 

For the full review, see here

Wednesday 18 August 2021

The stories behind the pictures

10 July 2021

While I was taking this pic (between Wangs and Vilters, in Eastern Switzerland), I all of a sudden heard a voice behind me mumbling something I at first could not understand. When I turned around, I spotted an old man (older than me, that is) on a bike, smiling: "The smell you cannot photograph." Obviously, the cow manure in the air was foremost on his mind. And now, needless to say, on my mind too.
10 July 2021

10 July 2021

When approaching Vilters, a noisy flock of birds in a stunning formation flew above my head. For quite some time I tried to place the perfect shot ... and failed miserably. They were simply too fast for me. And so, finally, I gave up and enjoyed watching them taking off from the roof of a nearby farm and flying some rounds before returning to their roof. A few minutes later, they started off again and did a few rounds more. And then again and again ... They impressed me deeply ... and I am sure they knew it ...

Wednesday 11 August 2021

Gregors Pläne

Machen wir eigentlich jemals etwas anderes als Pläne?, fragt sich der Ich-Erzähler Gregor, ein sensibler Besserwisser, dessen Leben aus nichts anderem zu bestehen scheint. Die vorliegende Collage, in der sich Aufenthalte in fremden Kulturen mit Überlegungen zur Sucht, zur Fotografie und zum Loslassen abwechseln, berichtet vom Festklammern an der Idee, das Leben sollte gefälligst so sein, wie man das gerne hätte.

Pläne Machen, Sucht und Fotografie, wie geht denn das zusammen? Alle drei sind so recht eigentlich nichts anderes als der Versuch, Halt und Orientierung im Leben zu finden. Wir klammern uns an unsere Pläne, die uns die Illusion der Kontrolle verschaffen, an unsere Süchte, die uns vor unseren Gefühlen schützen und an die moments in time, von der uns die Fotografie glauben lässt, dass es sie gibt.

Gregors Pläne ist ein fiktives Werk, das einerseits von der Suche nach der idealen Arbeitsstelle berichtet, und sich andererseits mit der Frage auseinandersetzt, ob wir mit unserem beständigen Streben nach Stabilität und Sicherheit nicht einer grandiosen Illusion aufsitzen, die so recht eigentlich ein veritabler Selbstbetrug ist.

Sich wirklich aufs Leben einzulassen, dies die Folgerung aus Gregors Monolog, bedeutet loszulassen, von allem, inklusive unserer Vorstellungen und Ideale. Doch wollen wir das? Und falls ja, wie geht das? The readiness is all sagt Horatio in Hamlet.

Hier eine Leseprobe

Hans Durrer

Gregors Pläne
Eine Anleitung zum gelingenden Scheitern
neobooks, Berlin 2021

Wednesday 4 August 2021

Fotografie lehren und lernen

Mein eigener Zugang zur Fotografie ist rein intuitiv: Warum mir ein Bild gefällt, interessiert mich wenig; mein Bedürfnis nach Rationalisierung ist beschränkt. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass Goethes Diktum, "Man sieht nur, was man weiss" (In meiner Fassung: Wir können nur er-kennen, was wir kennen) meine Bildwahrnehmung bestimmt, weshalb mir denn die vielfältigen Informationen in diesem Buch sehr willkommen sind.

Erfunden wurde die Fotografie im Jahr 1839; als ihre Erfinder gelten Louis Jacques Mandé Daguerre und Willam Henry Fox Talbot. "Vom Verfahren her sind die ersten fotografischen Systeme sehr unterschiedlich: Daguerreotypen sind nicht veränderbare Unikate auf versilberten Kupferplatten, die eine ausserordentlich feine Wiedergabe der Details zeigen. Talbotypen (auch Kalotypen genannt) sind dagegen weniger detaillierte und recht grobkörnige Papiernegative, die aber reproduziert werden können."

Schon bald kristallisierte sich heraus, worüber auch heute noch gestritten wird: Ist Fotografie eine Kunstform?, wie die Piktorialisten meinten, oder ist es die Wirklichkeitsnähe, welche die Fotografie wesentlich ausmacht?,  so die Auffassung der 'Straight Photography'.

Autor Marin Zurmühle, gelernter Architekt ETH (kein Wunder, arbeitet er auch in seinen Fotolehrgängen mit Modellen), betreibt seit 2002 ein Fotostudio und eine Fotoschule in Ebikon; zudem ist er als Studiengangleiter der Höheren Fachschule für Fotografie in Baden (Schweiz) im Einsatz. Sein Fotografie lehren und lernen ist wesentlich eine Anleitung für Lehrer und Schüler, kurz und gut: Ein Lehrbuch.

Menschen, die pädagogisch unterwegs sind, ist eigen, dass sie recht klare Auffassungen von richtig/falsch bzw. gut/schlecht haben. Das hat Vorteile, ist jedoch nicht unproblematisch, da Auffassungen (wie alles andere auch) naturgemäss dem Wandel unterliegen. Wie will man etwa die Qualität von Fotografien beurteilen? Martin Zurmühle hat dazu das Doppelte Dreieck entwickelt. Das äussere Rahmendreieck besteht aus Motiv, Idee und Zeitgeist (die subjektive Seite); das Kerndreieck aus Technik, Komposition und Wirkung (die objektive Seite).

Ich finde dies ein hilfreiches Modell, auch wenn ich, was die Wirkung, die der Autor zur objektiven Seite zählt (!), angeht, so meine Zweifel habe, wie man denn diese messen will. "Bleibt ein Bild im Gedächtnis haften?", gehört jedenfalls zu den Kriterien, die niemand, der halbwegs bei Verstand ist, beantworten kann, ein grösseres Mysterium als die Erinnerung gibt es kaum.

Jeder kann ein gutes Bild machen, sogar ein Schimpanse. Stimmt, sagte der Fotograf David Bailey einmal, doch ich kann zwei gute Bilder machen. Martin Zurmühles zeigt mit diesem Lehrbuch, dass Fotografieren nicht einfach nur eine Begabung ist (das ist es natürlich auch), sondern sowohl gelehrt als auch gelernt werden kann. Dabei gilt es unter anderem, sich mit Linien, Flächen, Farben und Kontrasten auseinanderzusetzen. Eine überaus gelungene Illustration eines Hell-Dunkel-Kontrasts zeigt des Autors Aktaufnahme aus Lanzarote (auf Seite 15).

Es versteht sich: je intensiver man sich mit einer Sache auseinandersetzt, desto wahrscheinlicher ist, dass man Aspekte wahrnimmt, die einem flüchtigen Betrachten entgehen. So kann etwa gestalterisches Können durch Bildbesprechungen gefördert werden, die nicht nur dem Lehrer erlauben, Feedback zu geben, sondern den Teilnehmern auch Vergleiche mit den Arbeiten anderer ermöglichen.

Ist Fotografie Kunst, der Fotograf ein Künstler? Treffend formuliert Martin Zurmühle: "Wohl nirgends sonst in der Kunstwelt klaffen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie in der Fotografie." Seine Auffassung, dass es nicht der Fotograf ist, "der festlegt, ob ein Bild ein Kunstwerk ist, sondern der Betrachter, Käufer, Galerist, Sammler, Kunstkritiker oder das Museum", teile ich hingegen nicht. Siehe dazu auch hier.

 Fotografie lehren und lernen ist ein Buch, das sich an Praktiker richtet. Dass ein Fotograf sein Handwerk beherrscht, darf erwartet werden, doch genügt das heutzutage, wo vor allem zählt, dass man sich zu verkaufen weiss, nicht mehr.  Da die Bilder des Fotografen häufig im Rahmen des Designs verwendet werden, ist es wichtig, "dass er die Bedürfnisse und Anforderungen des Designs kennt, damit er die richtigen Bilder liefern kann." Auch dem "Fotograf als Unternehmer" ist ein Kapitel gewidmet.

"Mit 52 Übungen für die fotografische Praxis" lautet der Untertitel. Wie bei jedem Lernen, geht es auch bei diesem ums Üben. Und dazu leitet dieses Werk an. Fotografie lehren und lernen ist ein leserfreundlich gestaltetes und überaus instruktives Buch für alle, die das Fotografieren lernen wollen, und eignet sich ganz besonders für die, die es zum Beruf machen wollen.

Martin Zurmühle
Fotografie lehren und lernen
Mit 52 Übungen für die fotografische Praxis
Vier-Augen-Verlag, Luzern 2021