Was mich zuallererst für diese Schrift einnimmt, ist die Tatsache, dass sowohl der Autor wie auch der Verfasser des Vorworts, Militärs sind. Smedley D. Butler war General des US-Marine-Corps, Erich Vad war Brigadegeneral der Bundeswehr. Sie kennen also das Kriegsgeschäft aus eigener Erfahrung. Ganz im Gegensatz zu den Kriegsbefürwortern und Kriegsgegnern, die die Talkshows bevölkern, von Medienleuten interviewt werden und auch ungefragt ihre Ansichten in die Gegend posaunen.
Zur Hölle mit dem Krieg! ist Ausdruck eines engagierten Geistes, der weder Zeit noch Energie für den üblichen Unsinn aufwenden mag, mit dem wir politisch und medial zugemüllt werden. Stattdessen nimmt er diejenigen ins Visier, die vom Krieg profitieren. Dass diese Leute sich selber raushalten, überrascht nicht; dass andere für sie zu sterben bereit sind, hingegen schon. Mit "'Durchhalten' sagte der Marschall und froh", betitelte Ernst Müller-Meiningen jr. 1957 einen seiner Artikel in Das Jahr Tausendundeins. Eine deutsche Wende?
Zur Hölle mit dem Krieg! erschien 1935; sein Autor ist kein Gegner des Militärs. Auch ist er nicht so naiv zu glauben, dass der Krieg der Vergangenheit angehören könnte. Ihm geht es darum, den Profit aus dem Krieg herauszunehmen; diejenigen über den Krieg entscheiden zu lassen, die ihn auch führen müssen; sowie den Einsatz der Streitkräfte auf die Landesverteidigung zu beschränken.
Das ist einleuchtend, vernünftig und hat wohl genau deswegen keine grosse Chance, Realität zu werden. Insbesondere seine Idee einer begrenzten Volksabstimmung, "ob der Krieg überhaupt erklärt werden soll. Ein Volksbeschluss nicht aller Wähler, sondern nur derjenigen, die zum Kämpfen und Sterben herangezogen werden, wäre nötig." überzeugt. Und wäre so recht eigentlich auch für andere Abstimmungen in Erwägung zu ziehen. Das wäre dann für einmal eine andere Demokratie als die des Geldes.
"Wer erzielt die Gewinne?" und "Wer bezahlt die Rechnungen?" lauten zwei der Titel in dieser Schrift. Und ich wundere mich wieder einmal, dass dies keine Fragen sind, die in öffentlichen bzw. medial inszenierten Debatten thematisiert werden. Aus gutem Grund, so ist zu vermuten, denn dann würden Parolen wie "Krieg, um Kriege zu beenden" und "Krieg, um die Demokratie sicher zu machen" als das erkannt, was sie sind: Ablenkung, Vernebelung, Propaganda.
Möge Zur Hölle mit dem Krieg! ganz viele Menschen erreichen, damit wir nicht weiter auf die Instrumente der Massenpsychologie, die zum Ziel haben, uns zu willenlosen Befehlsempfängern zu machen, reinfallen. Denn nicht nur der Krieg dient dem Profit, wie Smedley D. Butler betont: "Für einige wenige bringt dieses Geschäft wie auch der Schmuggel und andere Unterweltgeschäfte, schöne Gewinne ein – aber die Kosten werden immer auf das Volk abgewälzt, das nicht davon profitiert."
Zur Hölle mit dem Krieg! ist ein überzeugend argumentiertes, an Fakten orientiertes Plädoyer gegen das Geschäfte-Machen mit dem Krieg.
Smedley D. Butler
Zur Hölle mit dem Krieg!
Herausgegeben von Erich Vad
Fiftyfifty Verlag, Köln 2025
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