Wednesday 21 June 2017

Mat Hennek: Woodlands

D_Kanzern_01_20-09 @ Mat Hennek, Steidl 2017

Bilder brauchen nicht immer Worte. Jedenfalls dann nicht, wenn jeder und jede weiss, was er und sie vor Augen hat. Und für diejenigen, die sich im vorliegenden (für mich offensichtlichen) Fall nicht wirklich sicher sind, gibt es ja auch noch den Buchtitel: Woodlands, also Waldgebiete.

Ausser den für den Betrachter wenig informativen Bildlegenden, die wohl eher den Fotografen erinnern sollen, wann und wo er seine Aufnahmen gemacht hat, liefert dieser Band keine Begleitinformationen. Verlag und Fotograf überlassen es also dem Betrachter, was er damit machen will. Und so lasse ich meine Augen über diese mich sehr ansprechenden Fotografien wandern: sie gefallen mir nicht nur, sie ziehen mich geradezu magisch an. Der Satz eines amerikanischen Pastors aus einem vor Jahren sehr bekannten Selbsthilfebuch (der Titel wie auch der Name des Pastors sind mir entfallen) geht mir durch den Kopf. Sinngemäss lautet er so: 'Von Menschen Gemachtes beginnt uns sehr schnell zu langweilen, die Natur hingegen langweilt uns nie.' Der Gedanke hat viel für sich, obwohl: ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass diese Naturaufnahmen mich einmal langweilen werden.
D_Silberberg_07_2015 @ Mat Hennek, Steidl 2017

Für mich sind diese Aufnahmen höchst inspirierende Einladungen zur Kontemplation. Mat Hennek hat ganz unterschiedliche Ausschnitte des Waldes eingerahmt, zu verschiedenen Jahreszeiten. Ich fühle mich eigenartig hineingezogen in diese Bilder, sie lassen mich ruhig werden. Auch wähne ich mich vor Ort, obwohl ich gleichzeitig weiss, dass das, was ich sehe, kein realer Wald ist, denn ein solcher ist voller Geräusche und Gerüche. Anders gesagt: ich weiss, dass ich Bilder von einem Wald betrachte und trotz meines besseren Wissens vermeine ich einen richtigen, echten  Wald vor Augen zu haben.
D_Kliffkueste_01_2015 @ Mat Hennek, Steidl 2017

Ich staune über das Licht und die umwerfende Formenvielfalt. Und denke so bei mir: der wahre Künstler hier ist die Natur. Das soll die Leistung des Fotografen nicht etwa schmälern, denn ohne diese einfühlsam komponierten Bilder hätte ich den Wald so wohl nie gesehen. Auch wäre ich nicht so überzeugend angeregt worden, mich selber wieder öfter in Wälder aufzumachen. Um dort das zu tun, was Mat Hennek getan hat: sehen, was es zu sehen gibt; staunen darüber, was es alles gibt.

Mat Hennek
Woodlands
Steidl, Göttingen 2017

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