Wednesday, 26 February 2025

Medien & Propaganda

 An den geisteswissenschaftlichen Fakultäten schlägt man sich zumeist mit Begriffen und Definitionen herum. Das war auch der Fall, als ich einst an der School of Media, Journalism and Cultural Studies der Universität Cardiff studierte und mich unter anderem mit Fragen auseinandersetzte, die man als akademische kennt: Was genau ist Journalismus? Worin unterscheiden sich Propaganda, PR und Werbung? Etc. etc.

Damals fand ich diese Abgrenzungen nicht uninteressant; heutzutage, wo alles dem Diktat der Verkaufens unterliegt (das war vermutlich auch damals so, für mich jedoch weniger offensichtlich als heute), erachte ich sie als akademisch d.h. nicht von praktischer Relevanz. Kurz und gut: Medien und Propaganda betreiben dasselbe Geschäft, die Aufmerksamkeitssteuerung. Die Medien machen Propaganda für sich selber.

In den letzten Wochen und Monaten dominierte ein Thema mehr als alle anderen – die amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Täglich und mittlerweile stündlich werden wir zugemüllt mit den letzten Aktionen des einen oder der anderen. Der eine, mit dem Wortschatz eines Kleinkindes, greift seine Konkurrentin mit den Ausdrücken an, die ihn selber charakterisieren (dumm, verrückt, niedriger IQ), die andere, intelligent und humorvoll, repräsentiert die politische Klasse, die wir gewohnt sind.

Die Medien tun so, als ob sie der Aufklärung verpflichtet seien. Sie tun als ob dieser Wettkampf ein Ringen um Inhalte sei, sie stellen Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen, sie sagen, was der eine und die andere besser machen müsste. Dabei tun sie letztlich fast nichts anderes, als Leuten (sogenannten Experten) eine Plattform für ihre Ignoranz zu geben.

Nach wie vor gebe es zahlreiche Unentschlossene, kann man seit Wochen hören. Wer das glaubt, hat nicht alle Tassen im Schrank. Oder er/sie lügt, denn entschieden ist schon längst. Wahlen sind selten etwas anderes als Bauchentscheide, wäre das sachliche Abwägen Realität oder ginge es um das Gemeinwohl, hätte der Egomane ohne jeden Anstand nicht die geringste Chance.

Uns wird erzählt, das Rennen stünde auf Messers Schneide. Ob das stimmt, weiss niemand, denn Meinungsumfragen liegen bekanntlich oft falsch. Zudem beeinflussen sie das Rennen, weshalb wir uns so recht eigentlich von ihnen fern halten sollten. Die Medien tun das nicht, sie bemühen sich, das Ganze spannend zu gestalten, denn sie wollen, dass wir dabei bleiben, schliesslich leben sie von den Einschaltquoten. Und weil ich das Ganze so offensichtlich finde, habe ich mich ausgeklinkt.

Übrigens: Ein Leben lang hab ich geglaubt, es sei wichtig, politisch und gesellschaftlich auf dem Laufenden zu sein. Warum ich das geglaubt habe, ist mir heute schleierhaft. Ich vermöchte nicht einmal zu sagen, inwiefern diese vielen interessanten, jedoch wenig hilfreichen Informationen, die ich mir sehr lange täglich verabreicht habe, sich auf mein Leben ausgewirkt haben, ausser, dass sie mich abgelenkt haben. Wovon? Das weiss ich nicht mehr, das will ich jetzt rausfinden ...

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